Das Bild war ein wahrhaft trauriges: Der große Brunnen am Rheinufer neben dem Mainzer Hilton lag brach und leer, kein Wasser weit und breit. Und das, obwohl andere Brunnen in der Mainzer Innenstadt fröhlich sprudelten. Das Bild vom trockenen Brunnen, gepostet von einem Facebook-User, rief heftige Reaktionen hervor: Für alles sei Geld da, für Baustellen, Mainzelbahn und Neubau des Gutenbergmuseums, nicht aber für die Brunnen der Stadt – das sei „armselig“ und „traurig“. Heute dann die Überraschung: Das Wasser sprudelt, die Fontäne schießt – der Brunnen am Mainzer Hilton ist gerettet!
Des Rätsels Lösung erfuhr Mainz& am Abend: Es war die Stadt selbst, die den Brunnen wieder flüssig machte. „Wir wollen, dass alle Brunnen laufen“, sagte Stadtsprecher Marc André Glöckner gegenüber Mainz&, deswegen habe man sich entschlossen, die fehlenden Geldbeträge für die Brunnen oben drauf zu legen. Die Stadt danke allen Spendern, „das war richtig und sinnvoll“, betonte Glöckner.
Noch vor zwei Tagen war beim Brunnenbarometer im Internet für den Brunnen am Rheinufer kein einziger Euro an Spenden eingegangen. Mainz& hatte ja schon im April (zum wiederholten Male) berichtet, dass die meisten Brunnen in der Stadt auf Spenden angewiesen sind: 2011 musste die hoch verschuldete Stadt aus Kostengründen den Betrieb der meisten Brunnen einstellen.
Rund 230.000 Euro kostet der Betrieb der insgesamt 70 Brunnen im Stadtgebiet pro Jahr. Als Mainz unter den kommunalen Schutzschirm des Landes schlüpfte, fiel diese Summe dem Rotstift zum Opfer. Nur noch rund 30 besonders bedeutende Brunnen in der Innenstadt sowie die Wasserspielplätze in den Parks werden von der Stadt finanziert. Für den Rest rief Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) das Brunnenbarometer ins Leben: Ein Spendentool, mit dessen Hilfe die Mainzer ihre Brunnen ans Laufen bekommen können.
Auf der Seite des Brunnenbarometers der Stadt kann man seither genau nachvollziehen, was es kostet, das Wasser in den Brünnlein wieder fließen zu lassen und für welche Brunnen schon wieviel gespendet wurde. Tatsächlich ist der Hilton-Brunnen am Rhein dabei besonders teuer: Satte 7.800 Euro kostet es, den Brunnen ein Jahr lang laufen zu lassen. Andere Brunnen sind hingegen mit rund 1.400 Euro oder 2.000 Euro deutlich billiger.
Im April hieß es bei der Stadt, es lägen bereits Spenden oder Ankündigungen von Spenden in Höhe von etwa 18.000 Euro vor, das entspreche 80 Prozent des Spendenvolumens von 2016. Man sei deshalb äußerst zuversichtlich, dass es auch in diesem Jahr wieder gelingen werde, alle Brunnen ans Laufen zu bekommen.
Als Startzeitpunkt nannte die Stadt eigentlich den 1. Mai, trotzdem laufen nun, Ende Mai, noch immer nicht alle Brunnen. „Die Brunnen können nicht alle auf Knopfdruck angeschaltet werden“, sagte dazu Stadtsprecher Glöckner auf Mainz&-Anfrage. Die Anlagen würden sukzessive in Betrieb genommen und manchmal müsse ja auch noch etwas repariert werden. „Wir haben bei der Reihenfolge die Priorität auf die Wasserspielplätze und die wichtigsten Brunnen gelegt“, sagte Glöckner. Der Rest werde nach und nach folgen. Im Innenstadtbereich flössen die meisten Brunnen aber schon.
Beim Brunnen am Hilton jedenfalls hatte ein Facebook-User vorgeschlagen, warum nicht das Hotel den Geldhahn öffne. Klar wurde in der Debatte aber auch: Die Mainzer reagieren zunehmend empfindlich auf die Vorgänge in ihrer Stadt – und fordern angesichts der zahlreichen Baustellen und Großbauvorhaben, dass die einfachen Belange der Bürger nicht hinten ‚runterfallen. Das Bild der trockenen und dadurch irgendwie marode wirkenden Brunnenanlage wirke da offenbar Wunder – die Stadtspitze beschloss prompt, den Betrieb der Brunnen auf eigene Rechnung zu vervollständigen. Nun fließen sie also wieder, die Brunnen von Mainz – wir nennen das jetzt mal das Brunnenwunder von Mainz 😉
Info& auf Mainz&: Unseren Bericht übers Mainzer Brunnenbarometer könnt Ihr hier nachlesen, die städtischen Infos zu den Brunnenspnden gibt es hier im Internet. Dort steht auch, wie man für die Mainzer Brunnen spenden kann.