Die aktuelle Streikwelle reißt einfach nicht ab: Nach dem großen Bahnstreik, legt nun die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di erneut für zwei Tage den gesamten Bus- und Bahnverkehr im Öffentlichen Nahverkehr lahm. Ab Donnerstag, 20.00 Uhr, sind nun die Beschäftigten der kommunalen Verkehrsbetriebe zum Warnstreik aufgerufen, der bis Freitagnacht gehen soll. Am Freitag macht die Gewerkschaft zudem die Theodor-Heuss-Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden dicht. Die Mainzer Mobilität warnt: Busse und Straßenbahnen werden bis Samstagfrüh 4.00 Uhr nicht fahren.

Die Busse der Mainzer Mobilität bleiben am Freitag erneut im Depot. - Foto: MVG
Die Busse der Mainzer Mobilität bleiben am Freitag erneut im Depot. – Foto: MVG

Ausgerechnet mitten in der Fastnachtszeit und unmittelbar nach dem großen Bahnstreik ruft die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di zum großen Streik bei den kommunalen Verkehrsbetrieben auf. Gerade erst standen die Züge durch den Streik der Eisenbahnergewerkschaft GDL für rund fünf Tage still, da ruft Ver.di die Busfahrer bei kommunalen Verkehrsbetrieben zum Streik auf – parallel dazu streiken auch die Busfahrer der privaten Anbieter weiter.

Damit wird am Freitag wohl im Öffentlichen Nahverkehr nichts gehen – wieder einmal. Der Streik startet am Donnerstag, dem 1. Februar 2024, 20.00 Uhr, und soll bis Samstag, den 3. Februar 2024, 4.00 Uhr gehen – und zwar bundesweit. „Die Mainzer Mobilität geht davon aus, dass in diesem Zeitraum auch in Mainz keine Busse und Straßenbahnen unterwegs sein werden“, heißt es von Seiten des Mainzer Verkehrsunternehmens. Da es sich um einen nahezu bundesweiten Warnstreik handele, werde es auch im Umland Probleme geben – auch die ESWE Verkehr in Wiesbaden sowie die Busse im Landkreis Mainz-Bingen werden bestreikt.

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Theodor-Heuss-Brücke wird ab 8.00 Uhr komplett gesperrt

Damit wird wieder einmal im Nahverkehr in Mainz Stillstand herrschen  – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der viele Narren zu Veranstaltungen kommen wollen und Sitzungsbesucher gerne das Auto stehen lassen würden. Kritik kommt zudem vom Regionalelternbeirat in Trier: Leidtragende seien wieder einmal Schüler und Eltern, kritisierte Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler – erneut drohe Unterrichtsausfall. Das gehe so nicht weiter, kritisierte er, und fragte: „Warum wird nicht flächendeckend Onlineunterricht für die betroffenen Schüler durchgeführt?“ Das fragten sich immer mehr Eltern – zumal das in der Coronazeit ja auch funktioniert habe.

Die Theodor-Heuss-Brücke wird am Freitag komplett gesperrt, hier findet eine Großdemo von Ver.di statt. - Foto: gik
Die Theodor-Heuss-Brücke wird am Freitag komplett gesperrt, hier findet eine Großdemo von Ver.di statt. – Foto: gik

Leidtragende sind zudem Zehntausende von Pendlern, die vor allem in Mainz am Freitag noch mit erheblichen zusätzlichen Behinderungen rechnen müssen: Wegen einer Großkundgebung wird die Theodor-Heuss-Brücke in Mainz komplett dicht sein. Ver.di hat ab 09.00 Uhr zu einer Großdemonstration auf der Brücke aufgerufen, die von 10.45 Uhr bis 13.00 Uhr stattfinden wird. „Hier werden 4000 Teilnehmer aus den Bundesländern Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz erwartet“, teilte Ver.di mit.

Von einer in der Mitte der Brücke stehenden Bühne aus wird es ab 11.00 Uhr Reden geben, auf der unter anderem die stellvertretende Bundesvorsitzende Christine Behle sprechen soll. Die Streikenden werden also aus drei Bundesländern anreisen, auch das dürfte für Behinderungen sorgen. Die Theodor-Heuss-Brücke wird deshalb voraussichtlich von 8.00 Uhr bis 15.00 Uhr komplett gesperrt sein.

Ver.di: Arbeitgeber haben kein Angebot vorgelegt

Ver.di begründet seinen Streik mit dem Kampf um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen – die Arbeitgeber hätten aber am vergangenen Freitag kein Angebot vorgelegt. „Stattdessen legte der KAV Kürzungsabsichten auf den Tisch, das haben wir mit Empörung zur Kenntnis genommen“, schimpfte Ver.di-Verhandlungsführer Marko Bärschneider: „Wir brauchen in den nächsten zehn Jahren mindestens 3000 Nachwuchskräfte im ÖPNV. Nur gute Arbeitsbedingungen geben uns diese Chance, die aktuellen Kollegen in den Betrieben zu halten und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Gelingt dies nicht, ist der Bus abgefahren.“

Dem Öffentlichen Nahverkehr fehlen die Busfahrer, auch deshalb streikt Ver.di für Verbesserungen. - Foto: ESWE Verkehr
Dem Öffentlichen Nahverkehr fehlen die Busfahrer, auch deshalb streikt Ver.di für Verbesserungen. – Foto: ESWE Verkehr

Dafür müsse jetzt „schnellstmöglich ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch“, betonte Bärschneider. Die Kollegen forderten für Ihren Manteltarifvertrag TV-N Rheinland-Pfalz unter anderem, dass ihre Fahrzeugverspätungen nicht zu Ihren Lasten gehen und sie diese auch ab der 1. Minute bezahlt bekämen. Auch die Wendezeiten müssten durchbezahlt werden, es brauche ein höheres Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Aufstiegsmöglichkeiten für langjährige Beschäftigte.

Den Betroffenen bei der MVG in Mainz gehe es zudem „um die Gleichstellung der dort bestehenden massiven Schieflage zwischen Alt und Neubeschäftigten beim Eigenanteil der betrieblichen Altersvorsorge, sowie des deutlich geringeren Weihnachtsgeldes“, betonte Bärschneider weiter. In Hessen fordert Ver.di etwa eine deutlich bessere Bezahlung der Einsteiger-Entgeltgruppen um etwa 200 Euro sowie eine Förderung einer langen Betriebszugehörigkeit.

Die Mainzer Mobilität weist darauf hin, dass zumindest ein Angebot weiter rollt: Das Ruftaxi-Angebot MainzRIDER fahre auch während des Streiks täglich von 18.00 Uhr bis 6.00 Uhr morgens „flexibel innerhalb der meisten Mainzer Stadtteile von A nach B.“ Zudem gibt es erneut Freiminuten für das Fahrradvermietsystem meinRad: Mit dem Code STREIKRAD1 erhalten Kunden von meinRad 30 Freiminuten geschenkt. Den Code kann man einfach in der meinRad-App im Menüpunkt „Gutscheine“ einlösen.

Info& auf Mainz&: Aktuelle Informationen zum Verkehrsangebot in Mainz findet Ihr hier auf der Homepage der Mainzer Mobilität.