In Sachen Citybahn zwischen Mainz und Wiesbaden sind nun die Mainzer gefragt: Bis zum 30. April könnt Ihr Eure Meinung über das Projekt sagen und Anregungen und Wünsche abgeben. Denn das Projekt wird mit Hochdruck voran getrieben: Wiesbaden legte nun einen konkreten Vorschlag für eine Streckenführung von der Innenstadt zur Theodor-Heuss-Brücke vor, die Strecke soll über Biebrich und den Rhein entlang führen. In Mainz werden drei Varianten vorgeschlagen: Kaiserstraße, Große Bleiche und die Ludwigsstraße. Alle drei Strecken müssten neu gebaut werden, sollen aber am Hauptbahnhof im bestehenden Mainzer Straßenbahnetz münden.
Am 10. April wurde die Bürgerbeteiligung auf Mainzer Seite gestartet, bis zum 30. April sind die Mainzer nun aufgerufen, Online ihre Anregungen und Wünsche einzubringen und unterschiedliche Aspekte der Planung sowie drei von Fachleuten entwickelte Streckenvarianten zu diskutieren. Am 23. und 24. April lädt die Stadt gemeinsam mit der Mainzer Mobilität zudem zur großen Informationsmesse ins Kurfürstliche Schloss: Dort können die Bürger jeweils von 15.00 bis 20.00 Uhr den Dialog mit Vorhabenträgern, Experten und Gutachtern suchen, Fragen stellen und Vorschläge einbringen.
Mehr als 10.000 Anregungen bei Wiesbadener Bürgerbeteiligung
Es ist die Chance der Mainzer, ihre Meinung zu dem neuen Straßenbahnprojekt loszuwerden – und sich eine Meinung über die Citybahn zu bilden. In Wiesbaden nutzten diese Chance der Bürgerbeteilung bereits Tausende Bürger und hinterließen der Stadt genau 10.124 Anregungen und Bewertungen auf vier Infomessen, dem Online-Dialog und über das Kontakt-Formular zur CityBahn. Die ersten Erkenntnisse seien bereits im Februar in die Planungen eingebracht worden, betonte der Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne).
Wiesbaden hatte die Citybahn nach jahrzehntelangem Stillstand seit 2014 energisch vorangetrieben. Bereits 2022 solle die Bahn Mainz und Wiesbaden miteinander verbinden, sagte im Juni 2017 der Projektzuständige der Wiesbadener ESWE, Hermann Zemlin, im Interview mit Mainz&. In Mainz hieß es da noch, das Projekt sei noch weit weg, erst einmal müssten weitere Studien erfolgen. Wiesbaden aber hatte es eilig: Das Projekt soll die Wiesbadener Innenstadt vor dem Verkehrskollaps bewahren, der Busverkehr in der hessischen Landeshauptstadt erstickt derzeit an Menge und Enge.
16,9 Kilometer lang soll die Strecke von der Wiesbadener Hochschule bis nach Mainz werden, das Vorhaben geschätzte 149 Millionen Euro kosten. Im Juli 2017 wurde eine gemeinsame Betriebsgesellschaft zwischen Mainz und Wiesbaden gegründet, die Vorplanungen samt Kosten-Nutzen-Analyse den Verkehrsausschüssen beider Städte am 12. Dezember 2017 vorgestellt. Der Mainzer Stadtrat gab danach am 7. Februar grünes Licht für das Vorhaben auf Mainzer Seite.
Strecke soll auf Wiesbadener Seite über Biebrich führen
Nun stellte Wiesbaden nach langen Diskussion einen Vorschlag zur Linienführung auf hessischer Seite vor: Die Bahn soll nun vom Wiesbadener Hauptbahnhof in direkter Linie nach Süden gehen und durch Wiesbaden-Biebrich zum Rhein geführt werden. Dann soll die Bahn entlang der Rheingaustraße und der Biebricher Straße rollen und schließlich über die Wiesbadener Straße zur Theodor-Heuss-Brücke rollen. „Die jetzt vorgeschlagene Linienführung ist die beste Balance zwischen Bürgerwünschen, Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit“, betonte Zemlin, inzwischen Geschäftsführer der CityBahn GmbH, bei der Vorstellung der Linienführung.
Als einwohnerstärkster Wiesbadener Stadtteil habe Biebrich „eine besondere Bedeutung“, sagte Dezernent Kowol: Die Bahn solle nicht an Biebrich vorbei fahren, sondern für möglichst viele Einwohner gut erreichbar sein. Die Linienführung über Rathenauplatz und Rheingaustraße biete zudem den Vorteil einer schnellen, umsteigefreien Verbindung vom Biebricher Ortskern nach Kastel und Mainz. Im Verlauf der Biebricher Allee und der Rheinstraße könne der Alleecharakter beider Straßen erhalten bleiben.
Die bisherige Buslinie 9 solle von der Rheingaustraße in die Kasteler Straße verlegt werden und eine Funktion als „S-Bahn-Shuttle“ bekommen, sagte Kowol weiter. In Kastel werde es zudem auf Bürgerwunsch eine zusätzliche CityBahn-Haltestelle „Johannes-Goßner-Straße“ und zur Verbesserung der Umsteigesituation eine zusätzliche Bushaltestelle der Linie 33 an der Ecke Otto-Suhr-Ring/Wiesbadener Straße geben. Auch der Stadtteil Amöneburg werde eine CityBahn-Haltestelle erhalten.
Das Betriebskonzept sehe nun derzeit montags bis freitags zwischen Hochschule RheinMain und Biebrich tagsüber einen 5-Minuten-Takt vor, auf dem weiteren Streckenabschnitt von Biebrich nach Mainz einen 10-Minuten-Takt. Für den Abendverkehr sei ein 10-Minuten-Takt bzw. ein 20-Minuten-Takt vorgesehen. Nachts soll ein 60-Minuten-Takt zwischen Hochschule RheinMain und Mainz angeboten werden. Die Ortsbeiräte Amöneburg, Kastel und Biebrich sind nun zu Stellungnahmen über die Streckenführung aufgefordert, anschließend soll die Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung entscheiden. Die Ergebnisse der Entwurfsplanung sollen den Bürgern voraussichtlich im Frühjahr 2019 präsentiert werden, heißt es in Wiesbaden.
Mainz: Streckenführung über Kaiserstraße, Große Bleiche oder Ludwigsstraße
In Mainz wird unterdessen noch über die Frage diskutiert, wo die Citybahn nach der Brücke entlang rollen soll: zur Auswahl stehen Kaiserstraße, Große Bleiche und Ludwigsstraße. Ein offenes Geheimnis ist es, dass die Ampel-Koalition bisher die Große Bleiche favorisiert. Die CDU-Opposition fordert zudem zwingend eine neue Rheinbrücke für die Bahn – eine Realisierung würde indes Jahre dauern. Viele Kritiker befürchten ein Verkehrschaos, wenn zusätzlich zum derzeitigen Verkehr auch noch eine Straßenbahn über die Theodor-Heuss-Brücke führen würde, die zudem für das zusätzliche Gewicht umfassend ertüchtigt werden müsste.
Ungeachtet dessen startete am 10. April die Bürgerbeteiligung in Mainz für das Projekt Citybahn. Bis zum 30. April sollen die Mainzer die drei Streckenvarianten diskutieren, die Anregungen der Bürger in die weiteren Planungen einfließen. Eine überarbeitete Vorschlagslinienführung für die gesamte Strecke wolle man schnellstmöglich vorstellen, sagte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne). Anschließend solle das Vorhaben im Rahmen der Entwurfs- und Genehmigungsplanung weiter ausgearbeitet werden. Mit dem Anschluss der CityBahn an das Mainzer Netz haben wir jetzt die Chance, ein städte- und länderübergreifendes Straßenbahnsystem zu schaffen“, sagte Eder. Die Erfahrungen mit dem Ausbau des Mainzer Bestandnetzes seien „sehr positiv“, die Akzeptanz der neu gebauten Mainzelbahn „sehr viel höher als prognostiziert.“
„Sobald wir die zentralen Themen identifiziert haben, werden sie ausgewertet und in die Planung integriert“, sagte Eva Kreienkamp, Mainzer Geschäftsführerin der CityBahn GmbH: . „Noch vor den Sommerferien wollen wir der Öffentlichkeit dann eine überarbeitete Linienführung von Mainz nach Wiesbaden vorstellen.“ Wieviel Geld das Projekt auf Mainzer Seite kosten wird, sagte Kreienkamp nicht. In Hessen wird damit gerechnet, dass der Bund 60 Prozent der Kosten für die Strecke übernimmt – was bei solchen Projekten üblich ist -, das Land Hessen will 27,5 Prozent dazugeben.
Zumindest auf Wiesbadener Seite bewegt das Projekt jedenfalls bereits die Gemüter: Gleich zwei Bürgerinitiativen haben sich gegen das Projekt gegründet. Eine Bürgerinitiative fordert „Busse statt Citybahn“, die BI Mitbestimmung Citybahn einen Bürgerentscheid über das Projekt. Anfang des Jahres gründete sich zudem die Initiative PRO Citybahn.
Info& auf Mainz&: In Mainz können jetzt erst einmal die Bürger ganz aktiv mitreden: Unter www.citybahn-verbindet.de könnt Ihr Euch bis zum 30. April am Online-Dialog beteiligen. Am 23. und 24. April findet dann eine große Infomesse im Kurfürstlichen Schloss statt, jeweils von 15.00 bis 20.00 Uhr. Also nutzt die Möglichkeiten! Infos dazu auch bei der Mainzer Mobilität zum Online-Dialog sowie zu weiteren Infos zur Citybahn geht es hier entlang.