Rückschlag bei den Corona-Impfungen: Deutschland erhält derzeit weniger Impfstoff als eigentlich angekündigt, Grund ist der Umbau eines Produktionswerkes von Pfizer in Belgien. Rheinland-Pfalz erhält derzeit deshalb rund 30.000 Impfdosen weniger – und das hat Auswirkungen: Das Land muss rund 30.000 Erstimpfungen, für die schon Termine vergeben waren, verschieben. Die Termine würden nun um exakt drei Wochen verschoben, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Freitag in Mainz, alle Betroffenen würden informiert. Die Zweitimpfungen seien aber nicht gefährdet.

Pressekonferenz von Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) und ihrem Staatssekretär Alexander Wilhelm zur Verschiebung der Corona-Impfungen. - Foto: gik
Pressekonferenz von Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) und ihrem Staatssekretär Alexander Wilhelm zur Verschiebung der Corona-Impfungen. – Foto: gik

Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler (SPD) zeigte sich am Freitag stark verärgert: „Es ist eine Zumutung, dass jetzt schon zwei Mal zugesagte Liefermengen bzw. Termine seitens des Bundes nicht eingehalten wurden“, schimpfte die Ministerin, „das ist enttäuschend.“ Grund für die Wut der Rheinland-Pfälzerin: Vor einer Woche musste der Bund überraschend ankündigen, dass die zugesagten Mengen von Impfdosen des Mainzer Unternehmens Biontech und seinem US-Partner Pfizer nicht wie zugesagt erfolgen können. „Das ist eine Zumutung, vor allem für die Menschen, aber auch für unsere Planung“, kritisierte Bätzing-Lichtenthäler.

Der Bund allerdings kann für den Zustand selbst nichts: Vor einer Woche bekam Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) selbst die überraschende Information, dass Pfizer die EZ vorerst mit weniger Impfdosen beliefert als zugesagt. Als Grund nannte Spahn gegenüber den Ländern, Pfizer stelle derzeit seine Produktion in dem belgischen Werk Puurs um mit dem Ziel, dauerhaft mehr Impfstoff produzieren zu können. Für Deutschland bedeutet das aber, dass nun erst einmal deutlich weniger Impfdosen geliefert werden, als angekündigt – mehrere Länder mussten daraufhin Impfungen verschieben, in Nordrhein-Westfalen musste gleich der gesamte Start der Impfungen in den Impfzentren verschoben werden: Hier soll es nun Anfang Februar losgehen.

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Rheinland-Pfalz bekommt vorerst weniger Impfstoff von BionTech und Pfizer. - Foto: BionTech
Rheinland-Pfalz bekommt vorerst weniger Impfstoff von BionTech und Pfizer. – Foto: BionTech

Rheinland-Pfalz bekommt nun erst einmal rund 30.000 Impfungen weniger, die Konsequenz: Ab dem 27. Januar werden alle Termine für Erstimpfungen in den Impfzentren verschoben, und zwar um genau drei Wochen. Wer also jetzt einen Impftermin am 27. Januar habe, werde seine Erstimpfung dann am 17. Februar erhalten, sagte Bätzing-Lichtenthäler. Alle Betroffenen würden per Email informiert, soweit die Adresse vorliege, dazu aber auch noch einmal per Post. Die Benachrichtigungsschreiben für die Tage 27. und 28. Januar würden noch an diesem Freitag verschickt, sagte die Ministerin.

Damit müssen aber auch die rund 71.000 Menschen weiter auf den Termin ihrer Erstimpfung warten, die sich zwar für die Impfung registriert haben, denen aber bislang noch kein Termin gegeben werden konnte. Auch in Hessen müssen Impfungen nach hinten verschoben werden, dort sollen die 22 regionalen Impfzentren nun am 9. Februar öffnen, rund 60.000 Termine wurden bereits vergeben, insgesamt 82.000 Menschen in Hessen bereits geimpft. Weitere Termine könnten erst vergeben werden, wenn verlässlich Impfstoff zur Verfügung stehe, betonte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Bereits vereinbarte Termine seien nach wie vor mit Impfdosen für die Erst- und Zweitimpfung hinterlegt.

In Mainz betonte die Ministerin, die Zweitimpfungen seien aber nicht gefährdet: „Alle, die eine Erstimpfung bekommen haben, werden auch ihre Zweitimpfung bekommen“, versprach Bätzing-Lichtenthäler. Bei den Impfstoffen gegen das Coronavirus ist eine zweite Impfung erforderlich, damit der Immunisierungsschutz tatsächlich vom Körper vollständig aufgebaut wird, der Hersteller Biontech gibt dafür nach Angaben des Landes ein Zeitfenster von 21 bis 42 Tagen zwischen der ersten und der zweiten Impfung an. Rheinland-Pfalz plane nun einheitlich mit einer Zweitimpfung nach genau 28 Tagen, sagte Bätzing-Lichtenthäler, die Impfkampagne des Landes laufe weiter, vor allem in den Alten- und Pflegeheimen.

Es hängt weiter bei den Corona-Impfungen, in Rheinland-Pfalz müssen nun Termine verschoben werden. - Foto: Stadt Wiesbaden
Es hängt weiter bei den Corona-Impfungen, in Rheinland-Pfalz müssen nun Termine verschoben werden. – Foto: Stadt Wiesbaden

Stand Donnerstagabend waren demnach in Rheinland-Pfalz genau 115.713 Menschen  gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 geimpft, das entspreche einer Impfquote von 2,6 Prozent, betonte Bätzing weiter – Rheinland-Pfalz liege damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1,6 Prozent. Zu Beginn der Impfkampagne hatte Rheinland-Pfalz im Bundesvergleich noch auf einem der hinteren Plätze gelegen, jetzt liege man aber „konstant auf einem der Spitzenplätze“, betonte die Ministerin.

„Rheinland-Pfalz ist vorbereitet für die Impfung“, betonte auch Impfkoordinator Alexander Wilhelm: „Uns mangelt es nicht an Kapazitäten, was uns fehlt, ist der Impfstoff.“ Die gekürzte Bundeslieferung sei „ein Dämpfer, und wird uns vor große logistische Herausforderungen stellen“, sagte Wilhelm weiter, dazu habe man noch keinerlei Liefersicherheit über den 15. Februar hinaus. „Wir gehen davon aus, dass sich die Menge des Biontech Impfstoffs leicht erhöht“, sagte Wilhelm, Zusagen über Mengen lägen aber weiter nicht vor.

Die Firmen kommen mit den Impfstofflieferungen nicht nach. - Foto: BionTech
Die Firmen kommen mit den Impfstofflieferungen nicht nach. – Foto: BionTech

Doch Biontech und Pfizer sind nicht die einzigen, die Schwierigkeiten mit den Impflieferungen haben: Auch der neue Impfstoff von Moderna kommende Woche werde wohl erst am letzten Tag der Woche geliefert, „das ist ärgerlich“, sagte Wilhelm. Ende Januar wird zudem mit der Zulassung eines dritten Impfstoffs der schwedisch-britischen Firma AstraZeneca gerechnet, doch auch hier brennt es, und das buchstäblich: Bei AstraZeneca „brennt eines ihrer größten Werke in Indien“, sagte Wilhelm.

Aktuell hat Rheinland-Pfalz zuletzt am 18. Januar eine Lieferung mit rund 40.000 Impfdosen von Biontech bekommen, bis 15. Februar seien nun noch rund 134.000 Impfdosen zur Lieferung angekündigt, sagte Wilhelm weiter. Von der Firma Moderna haben man bisher rund 8.400 Dosen bekommen, bis Ende Februar werde mit weiteren rund 44.000 Impfdosen gerechnet. Doch alle diese nun gelieferten Dosen werden für die zweiten Impfungen benötigt, denn Rheinland-Pfalz hat – im Gegensatz zu Ländern wie Sachsen – die zweite Impfdosis nicht zurückgehalten.

Die zweite Impfdosis habe man nicht „physisch in den Schrank gestellt“, weil man möglichst viele Menschen möglichst schnell habe impfen wollen, sagte Bätzing-Lichtenthäler. Dieses rollierende System werde von einer ganzen Reihe von Ländern angewendet, darunter Bayern und dem Saarland. „Das funktioniert so lange gut, wie keine Lieferung ausbleibt“, räumte Wilhelm ein, genau das dürfe deshalb jetzt nun auch nicht noch einmal passieren. „Wir verlassen uns darauf, was uns zugesagt wurde“, betonte der Staatssekretär, „wir sehen keinen Anlass, das System in toto umzustellen.“

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