Deutschland kommt weiter mit den Impfungen gegen das Coronavirus nur langsam voran. Stand Montag waren in Rheinland-Pfalz gerade einmal 36.466 Menschen geimpft, davon rund 10.000 Ältere in Alten- und Pflegeheimen. Dabei ist die Impfbereitschaft gerade unter den Älteren groß: Zehntausende warten in Rheinland-Pfalz noch auf einen Termin, doch dem Land steht derzeit schlicht nicht genügend Impfstoff zur Verfügung. Bis Mitte Februar sind deshalb alle Impftermine vergeben – das Land wirbt dennoch dafür, sich weiter zu registrieren. Das aber ist weiter schwierig – in Hessen brachen am Dienstag zum Start der Terminvergabe alle Leitungen zusammen, die Internetseite impfterminservice.de ist derzeit nicht erreichbar.

Die Terminvergabeseite in Hessen war am Dienstag zum Start über weite Strecken offline - auch am Abend noch. - Screenshot: gik
Die Terminvergabeseite in Hessen war am Dienstag zum Start über weite Strecken offline – auch am Abend noch. – Screenshot: gik

Hessen startete am Dienstag seine zentrale Terminvergabe für die Prioritätengruppe 1 bei der Corona-Impfung, es wurde das erwartete Chaos: Die Telefonhotline brach ebenso unter dem Ansturm zusammen wie die Online-Terminvergabeseite impfterminservice.hessen.de, die Systeme mussten zwischenzeitlich erst einmal wieder heruntergefahren werden, danach wurden die Zugriffszahlen begrenzt. Das Ergebnis für die Terminsuchenden: stundenlanges Warten. An der Telefonhotline sei überhaupt kein Durchkommen gewesen, im Internet heiß es bereits am Nachmittag: Wegen der hohen Zahl der Anfragen seien die Impfzentren bereits überlastet, es könnten keine Termine mehr vergeben werden.

Rund 400.000 Personen fallen in Hessen in die Prioritätengruppe 1 von Senioren über 80 Jahren oder Beschäftigten im Gesundheitswesen, 4.000 Termine konnten am Dienstag gerade einmal vergeben werden, berichtete die Hessenschau. Die Landesregierung hatte bereits im Vorfeld um Geduld gebeten, die Server und Hotlines aufgrund der Erfahrungen in anderen Bundesländern mit dem Start der Terminvergabe verstärkt – es nützte alles nichts. Zehntausende von Hessen hatten am Ende des Tages trotz intensiver Bemühung noch immer keine Impftermine – auch, weil Hessen, anders als der Nachbar Rheinland-Pfalz, keine Terminwünsche auf Vorrat annimmt.

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Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) und Impfkoordinator Alexander Wilhelm bei einer PK zum Impfen in RLP. - Foto: gik
Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) und Impfkoordinator Alexander Wilhelm bei einer PK zum Impfen in RLP. – Foto: gik

In Mainz zeigte sich Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) trotz des Chaos in den ersten Tagen der Terminvergabe zufrieden mit dem Impfstart: Stand Montag waren in Rheinland-Pfalz insgesamt 36.466 Menschen gegen das Coronavirus geimpft, davon 10.083 Bewohner sowie 9.398 Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen. Dazu wurden inzwischen 7.695 Mitarbeiter von Krankenhäusern geimpft sowie 9.290 Menschen in Impfzentren im Land – Rheinland-Pfalz hat damit eine Impfquote von 8,9 Impfungen pro 1.000 Einwohner erreicht und liegt im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld. In Hessen wurden bereits ohne die Öffnung der Impfzentren laut Robert-Koch-Institut mehr als 57.475 Menschen geimpft, das entspricht 9,1 Impfungen pro 1.000 Einwohner.

Doch auf beiden Seiten des Rheins warten weiter Zehntausende auf die Möglichkeit, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, in Rheinland-Pfalz waren am Montagabend durch die zentrale Anmeldung 78.402 Termine vergeben, davon nur rund 17.000 durch die telefonische Terminvergabe, aber 61.328 durch die Onlineseite. Dazu aber hat Rheinland-Pfalz weitere 71.395 Terminregistrierungen gespeichert, diese Terminwünsche lägen aktuell noch in einem Pool, sagte Bätzing-Lichtenthäler weiter, und betonte: Es gehe keine Terminregistrierung verloren. „Alle Registrierungen gehen in einen Pool“, erklärte sie: „In dem Moment, wo freie Terminslots da sind, erhalten Sie unaufgefordert Ihren Termin, das geht automatisch.“ Die Menschen müssten deshalb nicht immer wieder nachfragen, sondern erhielten ihre Termine einfach zugeschickt. Auch könne man sich weiter für Termine registrieren.

Der begehrte BionTech-Impfstoff steht in Deutschland bislang nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung. - Foto: BioNTech SE 2020
Der begehrte BionTech-Impfstoff steht in Deutschland bislang nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung. – Foto: BioNTech SE 2020

Das Problem: Dem Land steht derzeit nicht genug Impfstoff zur Verfügung, um alle vorliegenden Wünsche abzuarbeiten. Bis Mitte Februar seien bereits alle verfügbaren Impftermine vergeben, sagte Bätzing-Lichtenthäler – Rheinland-Pfälzer berichten derweil, inzwischen würden auch Termine für Ende Februar, ja sogar schon für März vergeben. Bätzing-Lichtenthäler hatte eigentlich angekündigt, alle Berechtigten der ersten Gruppe bis Ende Februar impfen zu wollen, ob das klappt, dürfte aber fraglich sein. Denn bis zum 12. Februar erwartet Rheinland-Pfalz lediglich rund 49.200 weitere Impfstoffdosen der Firma BionTech.

Am 6. Januar hatte die EU einem zweiten Impfstoff die bedingte Zulassung erteilt: Der Impfstoff der US-Firma Moderna wurde gemeinsam mit dem US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) entwickelt und funktioniert auf ganz ähnliche Weise wie der BionTech-Impfstoff. In beiden Fällen wird mRNA-Technologie verwendet, die RNA wir dabei als Botenstoff eingesetzt, um den Körperzellen Teile der Erbinformationen des Virus mitzuteilen. Mit Hilfe dieses „Bauplans“ kann das Immunsystem sich auf das Virus vorbereiten und eine schützende Immunantwort erzeugen – ein FAQ (Fragen und Antworten) zum Moderna-Impfstoff findet Ihr etwa hier beim ZDF.

Die Impfstofflieferungen, hier im Dezember in Wiesbaden, werden langsam größer, ausreichend sind sie aber noch nicht. - Foto: Stadt Wiesbaden
Die Impfstofflieferungen, hier im Dezember in Wiesbaden, werden langsam größer, ausreichend sind sie aber noch nicht. – Foto: Stadt Wiesbaden

Vom diesem zweiten Impfstoff der Firma Moderna seien am Dienstag bereits die ersten Dosen in Rheinland-Pfalz angekommen, sagte Bätzing-Lichtenthäler – allerdings nur 3.600 Stück. Weitere Mengen seien angekündigt, man wisse aber noch nicht wie viele das sein werden, sagte die Ministerin weiter. Dazu kommt: Beide bisher zur Verfügung stehenden Impfstoffe sind in der Handhabung kompliziert. „Unsere Hoffnung, dass mit Moderna ein Impfstoff zur Verfügung steht, der Zuhause verimpft werden kann, hat sich leider zerschlagen“, sagte Impfkoordinator Alexander Wilhelm.

Zwar muss der Moderna Impfstoff nicht bei minus 70 Grad gelagert werden, dafür habe man aber feststellen müssen, dass Moderna jede Haftung ab dem Moment ausschließe, wenn die erste Impfdosis entnommen wird, sagte Wilhelm weiter Damit sei aber ein weiterer Transport der angebrochenen Impfdose zum nächsten Patienten ausgeschlossen,  somit gibt es weiter keinen Impfstoff, der bei Hausbesuchen eingesetzt werden kann – ein Problem für immobile oder bettlägerige Personen. Das Land arbeite deshalb derzeit intensiv an Lösungen, diese Menschen zur Impfung hinzubekommen, betonte Wilhelm.

Fehlermeldungen statt Impftermin: Die Lage in Hessen am Dienstag. - Fotos: Grimminger
Fehlermeldungen statt Impftermin: Die Lage in Hessen am Dienstag. – Fotos: Grimminger

Ende Januar oder Anfang Februar wird zudem die Zulassung eines dritten Impfstoffs der Firma Astra-Zeneca erwartet. Rheinland-Pfalz habe davon „relativ große Liefermenge im ersten Quartal in Aussicht gestellt bekommen“, sagte Bätzing-Lichtenthäler. Aber „nach allem, was wir derzeit wissen“, sei dieser Impfstoff nur für Unter-55-Jährige geeignet, nicht aber für ältere Menschen über 80 Jahre. Damit steht eine schnelle Immunisierung gerade der gefährdeten Gruppe älterer Menschen nicht zu erwarten – die EU hatte schlicht zu spät ihre Bestellungen bei den Unternehmen aufgegeben. So werden andere Länder wie Israel und die USA schneller beliefert, und stehen deshalb bei den Impfungen weit vor Deutschland.

Derweil melden Leser weiter Probleme mit der Anmeldeprozedur für die Termine: Auch nach mehr als einer Woche seien Wartezeiten von fünf Stunden und mehr an der Telefonhotline keine Seltenheit. Auf der Internetplattform wiederum wurden vergangene Woche Terminanfragen wegen der Einnahme von Medikamenten abgelehnt, wie Nutzer berichten: Bei der Anmeldung mussten die genauen Medikamente angegeben werden, die regelmäßig genommen werden – bei manchen Antragstellern führte das aber zur Ablehnung. Auf der Internetseite kam dann die Meldung: „Wir können Ihnen wegen Medikamenten keinen Termin vergeben“, berichten Nutzer, mehrere Medikamente seien dabei rot markiert gewesen. Weitere Informationen habe es dann aber nicht gegeben.

Noch stehen die Impfzentren wie hier in Mainz die meiste Zeit leer. - Foto: Stadt Mainz
Noch stehen die Impfzentren wie hier in Mainz die meiste Zeit leer. – Foto: Stadt Mainz

Im Mainzer Gesundheitsministerium beruhigt man: Es seien derzeit keine Medikamente bekannt, die dazu führten, dass jemand nicht geimpft werden könne, alle abgefragten Informationen zu Krankheiten oder Medikamenten dienten lediglich zur Information der Ärzte in den Impfzentren. Inzwischen wurde zudem die Anmeldeprozedur auf der Seite impftermin.rlp.de deutlich abgespeckt und vereinfacht. Nach konkreten Medikamenten wird jetzt nicht mehr gefragt, es existiert lediglich ein Feld „Sonstiges“ – was genau man da angeben soll, bleibt indes unklar.

Alle Kontraindikationen für eine Impfung seien direkt auf der Startseite der Terminvergabe aufgeführt, betont das Ministerium weiter, das seien derzeit nur vier Fälle: Wer eine akute fiebrige Infektionskrankheit hat, darf nicht geimpft werden, außerdem keine Schwangeren und keine Menschen unter 18 Jahren – keiner der bisher zugelassenen Impfstoffe ist für Kinder geeignet. Auch wer in den vergangenen zwei Wochen eine andere Impfung erhalten hat, kann derzeit nicht gegen das Coronavirus geimpft werden.

Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz startete derweil eine Informationskampagne zum Impfen für Mitarbeiter in der Pflege. Unter „IchLassMichImpfenRLP“ sollen alle relevanten Informationen zur Corona-Schutzimpfung für die Pflegenden in Rheinland-Pfalz gebündelt und bereitgestellt werden, dazu ist eine Werbekampagne pro Impfen in sozialen Netzwerken angelaufen. „Aus Rückmeldungen der mobilen Impfteams wissen wir, dass die Bereitschaft zur Impfung unterschiedlich ausgeprägt ist“, begründete Ministerin Bätzing-Lichtenthäler die Aktion: In Manchen Heimen gebe es eine Impfbereitschaft von 90 Prozent, doch das sei leider nicht überall so. #IchLassMichImpfenRLP solle deshalb auufklären und Vorbehalte beseitigen – auch für die Bevölkerung allgemein.

Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zum Thema Impfen gegen das Coronavirus findet Ihr auf dieser Seite der Bundesregierung. Mehr zum Chaos beim Start der Terminvergabe in Rheinland-Pfalz lest Ihr hier, weitere Informationen zu Impfungen in Hessen hier bei Mainz&.

 

 

 

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