Das Coronavirus ist für viele Menschen ja ganz weit weg, doch verschwunden ist das Virus mitnichten: Die Coronazahlen steigen wieder. In Rheinland-Pfalz verzeichnete das Landesuntersuchungsamt zuletzt 224 neue Fälle in sieben Tagen sowie 81 Fälle in Klinken – und zwei Todesfälle nach einer Covid-19-Erkrankung. Als Hauptursache gilt eine neue Variante: ERIS gilt als noch einmal ansteckender und könnte eine neue Coronawelle auslösen. Dabei stellt sich auch die Frage: Wie gut schützen eigentlich die Corona-Impfungen noch?
Seit sechs Wochen verzeichnet das Robert-Koch-Institut bereits wieder eine steigende Zahl von Corona-Infektionen – Ende August meldete das RKI bereits wieder knapp 4.000 Nachweise, wie die Heute-Nachrichten berichteten. Das sei ein mehr als doppelt so hohes Niveau wie rund einen Monat zuvor. Insgesamt seien die Coronazahlen aber weiterhin sehr niedrig, betont man beim RKI zudem – allerdings wird derzeit auch kaum noch auf das Coronavirus getestet. Genauere Hinweise geben da die Abwasser-Monitoring-Zahlen: Hier stiegen die Hinweise auf steigende Coronainfektionen in 70 Prozent der überwachten Abwasseranlagen zuletzt an – auch in Rheinland-Pfalz steigen die Zahlen deutlich.
Die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz liege derzeit bei 6 Covid-Fällen pro 100.000 Einwohnern, und damit 10 Prozent höher als in der Vorwoche, heißt es aktuell beim Pandemieradar des RKI im Internet. Besonders hoch ist die Inzidenz in der Altersgruppe ab 80 Jahren, dazu passen auch erschreckende Befunde des Landesuntersuchungsamtes in Rheinland-Pfalz: An Covid-19 wird auch wieder gestorben. Zwei Todesfälle verzeichnet der aktuelle LUA-Wochenbericht, dazu 224 neue Fälle in sieben Tagen – und 81 Fälle von Hospitalisierungen wegen einer schweren Corona-Erkrankung.
Löst neue Corona-Variante ERIS neue Welle aus?
„Das Virus ist noch nicht fertig mit uns“, sagte denn auch die Virologin Isabella Eckerle gerade dem Spiegel – denn das Coronavirus mutiert fleißig weiter: Die Experten beobachten neue Varianten, die potenziell deutlich aggressiver sein können. Als Hauptgrund für die neue Coronawelle gilt denn auch wieder eine neue Variante: EG.5, auch Eris genannt, ist eine neue Untervariante des bisher vorherrschenden Omikron-Subtyps XBB.1.5, und ERIS breite sich in den Proben derzeit stark aus, berichtet etwa die Tagesschau. ERIS sei noch einmal ansteckender als die bisherigen Omikron-Versionen, sie verursache aber nicht stärkere Erkrankungen.
„Wir sehen steigende Zahlen mit einer neuen Variante, die offensichtlich dazu führt, dass Menschen wieder erkranken“, sagte denn auch der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD). Die gute Nachricht sei: Die Menschen erkrankten nicht schlimmer, als bisher, das liege aber auch „am sehr guten Grundschutz durch unsere Impfkampagnen“, betonte der Minister.
Das aber wirft die Frage auf: Wie gut wirkt eigentlich noch der Corona-Impfschutz? Die meisten Menschen dürften zuletzt im Winter 2022 oder Anfang 2023 eine Corona-Impfung erhalten haben, damals noch mit einem Impfstoff, der gegen ältere Covid-Varianten entwickelt wurde. Forscher schätzten jüngst allerdings, dass die Wirksamkeit der Impfung rapide nachlässt: Eine vollständige Impfung schütze demnach bei der Omikron-Variante nach schon etwa drei Monaten nur noch halb so gut – sechs Monate nach der letzten Impfdosis war die akute Wirksamkeit bereits auf unter 20 Prozent gesunken.
Wie gut wirkt die Corona-Impfung nach einem Jahr noch?
Experten beruhigen aber: Das Hauptziel der Impfung sei, vor einer schweren Erkrankung zu schützen, und das leiste die Impfung bei gesunden Menschen unter 60 Jahren auch dann noch, wenn die dritte Impfung bereits anderthalb Jahre her sei, sagte der Immunologe Carsten Watzl der Tagesschau. Wer den eigenen Immunschutz aufbessern wolle, könne daher eine Auffrischungsimpfung in Erwägung ziehen – die Ständige Impfkommission empfiehlt sie aber erst ab 60 Jahren oder für Personen mit bestimmten Grunderkrankungen.
Die Stiko empfiehlt aber auch Bewohnern von Pflegeeinrichtungen, medizinischem Personal sowie Familienangehörigen und Kontaktpersonen von Immunsupprimierten eine Auffrischungsimpfung – das passt auch zu Erkenntnissen in Rheinland-Pfalz: Die priorisierte Impfung von Kita-Personal im März 2021 habe nämlich nicht nur das Kita-Personal selbst, „sondern auch nicht geimpfte Kinder vor COVID-19 geschützt“, stellte eine Studie des Landesuntersuchungsamtes RLP gemeinsam mit Gesundheitsämtern und der Universität Heidelberg im Sommer fest.
Demnach habe vor dem Start der priorisierten Impfung ein Corona-Indexfall in einer Kita im Schnitt zwei weitere Ansteckungsfälle nach sich gezogen. „Nach dem Start der Impfungen im März 2021 fiel die Zahl der Folgefälle pro Indexfall bis Juni 2021 von 2,1 auf 0,2 Fälle“, so die Studie weiter – das entspreche einem signifikanten Rückgang von monatlich 0,6 Folgefällen pro Indexfall. Damit seien auch die nicht geimpften Kinder durch diese Impfung vor einer Infektion geschützt worden – die ganze Studie könnt Ihr hier im Internet einsehen und nachlesen.
Experte rät zu mehr Selbsttests – Neuer Impfstoff von Biontech
Beim Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie rät man zudem dringend zu mehr Selbsttests, gerade bei Husten oder Halskratzen: „Wer Erkältungssymptome hat, sollte sich jetzt wieder testen, um eine Coronainfektion zu erkennen und möglichst niemanden anzustecken“, sagte der Epidemiologe Hajo Zeeb dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Man müsse davon ausgehen, dass sich viele Menschen gerade mit Corona infiziert hätten, aber glauben, nur an einer Erkältung erkrankt zu sein, betonte Zeeb. Die Tests funktionierten weiterhin zuverlässig, auch bei der neuen Variante, so der Experte.
Wer über eine Auffrischungsimpfung nachdenkt, sollte sich indes noch ein bisschen gedulden: Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech meldete just am Mittwoch, man habe nun eine positive Empfehlung für den neuesten Corona-Impfstoff erhalten. Der neue Wirkstoff sei an die Variante Omikron XBB.1.5 angepasst und liefere eine verbesserte Immunantwort gegen verschiedene XBB-verwandte Sublinien – einschließlich ERIS. „Omikron XBB-verwandte Sublinien unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Antigene deutlich von früheren Omikron-Stämmen und machen weiterhin die große Mehrheit der COVID-19-Fälle weltweit aus“, sagte Biontech-Mitbegründe Ugur Sahin.
Biontech arbeite weiter daran, Menschen weltweit COVID-19-Impfstoffe zur Verfügung zu stellen, die besser auf die relevanten zirkulierenden Varianten oder Sublinien abgestimmt seien. Der aktualisierte COVID-19-Impfstoff solle den Schutz vor schweren Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten weiter verbessern. Biontech und sein US-Partner Pfizer haben bereits Anträge auf Zulassung des neuen Impfstoffes eingereicht, in Europa prüft nun die EU-Kommission. Eine endgültige Entscheidung werde „in Kürze erwartet“, betonte Sahin – im Falle einer Zulassung könne der aktualisierte Impfstoff sofort ausgeliefert werden.
Info& auf Mainz&: Die ganze Mitteilung von Biontech zum neuen Impfstoff findet Ihr hier im Internet. Wie das Abwassermonitoring in Sachen Coronavirus funktioniert, haben wir hier bei Mainz& berichtet.