Am Tag eins der Ladenöffnungen in Rheinland-Pfalz ist die Inzidenz in Mainz wieder über die Schwelle von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gestiegen. Wie das Gesundheitsamt Mainz-Bingen mitteilte, stieg die Sieben-Tages-Inzidenz über das Wochenende um sechs Prozentpunkte auf 38. Zudem breiten sich die Virusmutationen weiter aus – in Mainz sind inzwischen drei Kitas und zwei Grundschulen von Corona-Ausbrüchen betroffen, in zwei Fällen von der britischen Corona-Mutante B.1.1.7. Die gute Nachricht: Seit fünf Tagen ist in Mainz niemand mehr an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben, im Landkreis Mainz-Bingen sogar seit elf Tagen. Und die Corona-Impfungen sollen endlich Fahrt aufnehmen.

In drei Kitas ist es vergangene Woche zu Corona-Infektionen gekommen. - Foto: Bistum Mainz
In drei Kitas ist es vergangene Woche zu Corona-Infektionen gekommen. – Foto: Bistum Mainz

Am Montag öffnete Rheinland-Pfalz seine Geschäfte wieder, Kritiker sehen das mit Argwohn: Die Verbreitung vor allem der in Großbritannien zuerst entdeckten Virusmutation B.1.1.7 nimmt derzeit stark zu, bereits knapp die Hälfte aller Fälle ist laut Robert-Koch-Institut  (RKI) auf die britische Mutation zurückzuführen. B.1.17 sei nicht nur deutlich ansteckender, sondern wohl auch gefährlicher, betonte RKI-Präsident Lothar Wieler noch einmal am Freitag in Berlin – und das auch und gerade für Jüngere. Auch unter Kindern verbreitet sich die britische Mutation offenbar deutlich stärker als die bisher gängige Variante.

Das könnte sich nun auch bereits in Mainzer Kitas und Schulen zeigen: Nach Angaben des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen sind aktuell gleich drei Kitas sowie zwei Grundschulen von Corona-Ausbrüchen betroffen. Besonders beunruhigend ist dabei ein Infektionsgeschehen in der Kita Hauptstraße in Mainz-Mombach: Dort trat bereits Ende Februar ein Infektionsfall mit der neuen britischen Virusmutation auf, aktuell sind dort ein Erzieher und vier Kinder den Angaben zufolge infiziert. Rund 50 Kontaktpersonen wurden vorsorglich für 14 Tage in Quarantäne geschickt, Kinder ebenso wie Erzieherinnen.

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In der Mainzer Leibniz-Grundschule wurde wegen eines Coronafalls mit der britischen Mutation eine ganze Klasse in Quarantäne geschickt. - Foto: gik
In der Mainzer Leibniz-Grundschule wurde wegen eines Coronafalls mit der britischen Mutation eine ganze Klasse in Quarantäne geschickt. – Foto: gik

In zwei weiteren Kitas sind nu aber ebenfalls Corona-Infektionen aufgetaucht: Am 3. März wurde je ein Fall in der Kita Mainzer Gonsbachterrassen sowie in der Kita Mühlweg aufgetreten, teilte das Gesundheitsamt auf Mainz&-Anfrage mit – man wisse aber noch nicht, ob es sich bei den betroffenen um Kinder oder Erwachsene handele. Auch welche Virusvariante hier aufgetreten sei, stehe noch nicht fest.

Zwei Wochen nach der Wiederöffnung der Grundschulen für den Präsenzunterricht gibt es auch an zwei Mainzer Grundschulen Corona-Infektionsfälle. In der Leibnizschule sei am 1. März die Meldung von einem Infektionsfall mit der britischen Corona-Mutation bei einem Kind eingegangen, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsamtes. Da es sich um die hochansteckende variante B.1.17 handele, sei vorsorglich die ganze Klasse, insgesamt 12 Personen, in Quarantäne geschickt worden.

Einen Corona-Infektionsfall gibt es zudem in der Martin Luther-Grundschule, auch hier wurde ein Kind positiv getestet, allerdings mit der „alten“ Coronavariante. Hier wurden deshalb nur drei enge Spielkameraden in Quarantäne geschickt. Die Sprecherin betonte zudem, ein größerer Corona-Ausbruch sei das nicht, dennoch müsse das Geschehen gerade mit Blick auf die britische Mutation genau beobachtet werden. Insgesamt wurden bislang in Mainz 157 Fälle von Virusmutationen entdeckt, davon elf allein über das Wochenende. Im Landkreis Mainz-Bingen wurden bisher sogar 161 mutierte Viren gefunden.

Der Impfstoff von Biontech wirkt nur in sehr geringem Maße gegen die südafrikanische Virusmutation. - Foto: Biontech
Der Impfstoff von Biontech wirkt nur in sehr geringem Maße gegen die südafrikanische Virusmutation. – Foto: Biontech

Die Bundesregierung hat zudem am 28. Februar das direkt an das Saarland angrenzende französische Departement Moselle als Virusvarianten-Gebiet eingestuft, da dort die südafrikanische Virus-Variante verstärkt kursiert – diese Mutation gilt nicht nur als hochgradig aggressiv, sondern ist womöglich auch resistent gegen die bisher vorhandenen Corona-Impfstoffe. Das Mainzer Unternehmen Biontech teilte bereits mit, sein mRNA-Impfstoff sei gegen die Südafrika-Variante B.1.351 weniger wirksam, und zwar um rund zwei Drittel. Zum Departement Moselle gelten deshalb nun strenge Einreisebestimmungen, Details dazu findet Ihr hier beim Land Rheinland-Pfalz.

Die beste Abwehr gegen das Auftreten und die Ausbreitung von Mutationen gilt das frühzeitige Impfen, Deutschland hinkt da im Vergleich weiter stark hinterher. Mitte März soll es nun wohl einen neuen Schub geben: Die Kreisverwaltung Mainz-Bingen meldete für ihr Impfzentrum am Montag, man bereite sich auf eine maximal Auslastung vor: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass wir so schnell wie möglich unter Volllast fahren können“, sagte der Leiter des Impfzentrums, Mathias Hirsch. Damit wären ab dem 15. März rund 8.500 Impfungen pro Woche, etwa 1.200 Impfungen am Tag möglich.

Bislang war in den Impfzentren in Stadt und Kreis eher mäßig Betrieb - der Impfstoff fehlt. - Foto: Stadt Mainz
Bislang war in den Impfzentren in Stadt und Kreis eher mäßig Betrieb – der Impfstoff fehlt. – Foto: Stadt Mainz

„Die maximale Impfkapazität pro Tag hängt natürlich maßgeblich davon ab, ob genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Aber wir werden bereit sein, wenn es so weit ist“, betonte der stellvertretende Impfkoordinator Martin Becker. Sofern in der kommenden Woche ausreichend Serum vorhanden sei, werde in einen Zwei-Schicht-Betrieb gewechselt – und im Kreis Mainz-Bingen planen sie, dann an sieben Tagen pro Woche zu impfen, jeweils von Montag bis Sonntag von 7.15 Uhr bis 21.00 Uhr.

Derweil warten aber offenbar noch immer zahlreiche ältere Menschen über 80 auf einen Impftermin: In den sozialen Netzwerken melden sich immer mehr Menschen, deren Angehörige seit Januar auf einen Termin für ihre Erstimpfung warten – noch immer vergeblich. Die rheinland-pfälzische Landesregierung will am Dienstag ein Update in Sachen Corona-Impfungen geben.

Info& auf Mainz&: Ob das Mainzer Impfzentrum sich ebenfalls für Maximallast rüstet, haben wir direkt mal bei der Stadt Mainz nachgefragt – die Antwort steht noch aus. Fragen und Antworten zu Quarantäneregeln in Sachen Coronavirus sowie die aktuellen Reisebeschränkungen findet Ihr hier beim Land Rheinland-Pfalz. Mehr zu den aktuellen Lockerungen bei Schulen und anderen Bereichen lest Ihr hier bei Mainz&.

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