Das neuartige Coronavirus breitet sich offenbar mit hoher Geschwindigkeit aus: Am Dienstag wurden vier Verdachtsfälle in Bayern bestätigt, alle vier Betroffenen arbeiten beim Autozulieferer Webasto im Landkreis Starnberg, Webasto schloss am Dienstagabend seinen Firmensitz bis zum Wochenende. Am Mittwoch dann meldeten die Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden einen Verdachtsfall: Ein Patient mit einer Atemwegserkrankung sei aufgenommen worden, ein Verdacht auf eine Coronavirus-Erkrankung werde derzeit abgeklärt. Am Nachmittag dann die Entwarnung: Es ist kein Fall einer Coronavirus-Infektion. Untersuchungen in einem Marburger Labor hätten eine Verdacht ausgeräumt.

Ein Notarzt liefert einen Patienten im Mainzer Universitätsklinikum an - dies ist ein Symbolbild. - Foto: Unimedizin Mainz
Ein Notarzt liefert einen Patienten im Mainzer Universitätsklinikum an – dies ist ein Symbolbild. – Foto: Unimedizin Mainz

„Der Verdachtsfall hat sich nicht bestätigt“, teilte das Gesundheitsamt Wiesbaden am Mittwochnachmittag auf Mainz&-Anfrage mit. Am späten Nachmittag hieß es dann: Bei Laboruntersuchungen im Institut für Virologie in Marburg habe sich eine Infektion mit dem neuen Virus nicht bestätigt. Woher der Patient stammte und wieso überhaupt ein Verdachtsfall vorlag, wollte die Klinik nicht mitteilen.

Der Patient war am Dienstag von den Horst Schmidt-Kliniken in Wiesbaden mit einer Atemwegserkrankung aufgenommen worden. Es habe aktuell nicht ausgeschlossen werden können, dass eine Corona-Infektion vorliege, teilte die Klinik auf ihrer Homepage mit. Deshalb sei die Einlieferung des Patienten mit allen notwendigen Sicherheitsvorkehrungen wie Schutzkleidung für Patient und Mitarbeiter und der Räumung des Eingangsbereichs für den Antransport begleitet worden. Das sorgte für Aufsehen – und verursachte prompt in den sozialen Netzwerken für Posts, es gebe einen Fall von Coronavirus in Wiesbaden. Ein solcher Post verbreitete sich offenbar in rasender Schnelle und verursachte Anrufe von verunsicherten Bürgern in dem Klinkum aus. Man habe sich deswegen entschieden, über den Verdachtsfall zu informieren und für Aufklärung zu sorgen, hieß es von der Stadt Wiesbaden weiter.

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Der Patient wurde den Angaben zufolge direkt isoliert untergebracht, die erforderlichen Untersuchungen eingeleitet und das Gesundheitsamt informiert. Der Betrieb des Krankenhauses und der Notaufnahme sei dadurch nicht beeinträchtigt, betonte die Klinik. „Als Krankenhaus der Maximalversorgung sind die Helios HSK auf derartige Fälle gut vorbereitet“, betonte das Klinikum in seiner Stellungnahme zudem. Das medizinische und pflegerische Personal gehe bei Verdachtsfällen streng nach einem Hygieneplan auf der Grundlage der Richtlinien des Robert-Koch-Instituts vor. Die notwendigen hygienischen, medizinischen und baulich-technischen Voraussetzungen zur Erstversorgung von Patienten mit Verdacht auf eine Corona-Infektion seien gegeben.

Am Mittwoch häufte sich bundesweit die Zahl der Verdachtsfälle, Gesundheitsämter, Kliniken und Behörden sind hochgradig sensibilisiert. Derzeit würden Verdachtsfälle abgeklärt, bei denen Patienten Kontakt zu Menschen aus dem chinesischen Wuhan gehabt hätten, oder selbst dort gewesen seien, hieß es im Gesundheitsamt Wiesbaden weiter. Die Mitarbeiter bei Webasto hatten sich bei einer Chinesin angesteckt, die an einer Fortbildung in dem bayrischen Unternehmen teilnahm. Die Chinesin stammt aus Shanghai, die hatte sich wiederum bei ihren Eltern angesteckt, die aus Wuhan stammten. Die Chinesin zeigte erst auf dem Rückflug nach Shanghai Krankheitssymptome.

Bislang geht es den Infizierten in Deutschland den Berichten zufolge gut, in Todesgefahr ist von ihnen niemand. Experten gehen davon aus, dass ein Auftreten weiterer Coronavirus-Infektionen in Deutschland nur eine Frage der Zeit ist. Sie raten zu Hygienevorkehrungen wie häufiges und intensives Händewaschen wie auch zu Grippezeiten. Das Virus war erstmals im Dezember in der chinesischen Millionenstadt Wuhan aufgetreten, vermutlich verbreitete es sich von einem Markt aus, auf dem auch Wildtiere verkauft wurden. Wie gefährlich oder wie ansteckend das Virus ist, ist allerdings noch unklar. Experten hatten zunächst vermutet, dass sich das Virus bei der Übertragung von Mensch zu Mensch abschwächen könnte, das scheint sich aber nicht zu bestätigen: Inzwischen melden Behörden in China mehr als 6.000 Infektionsfälle mit dem neuen Lungenvirus und 132 Todesfälle – das sei mehr als seinerzeit bei der Sars-Epidemie.

Der Frankfurter Flughafen als größtes internationales Drehkreuz in Europa ist ein wahrscheinlicher Ankunftspunkt für das neue Virus. - Foto: Fraport
Der Frankfurter Flughafen als größtes internationales Drehkreuz in Europa ist ein wahrscheinlicher Ankunftspunkt für das neue Virus. Die Lufthansa stellte nun ihre Flüge nach China ein. – Foto: Fraport

Tatsächlich vergleichen Infektiologen inzwischen das neue Corona-Virus mit dem Sars-Virus. Das „Schwere Akute Atemwegssyndrom“ (SARS) hatte sich im November 2002 von Südchina aus rasant weltweit verbreitet und forderte binnen eines halben Jahres 774 Menschenleben. Sars gilt deshalb als erste weltweite Pandemie des 21. Jahrhunderts, das Virus wurde innerhalb weniger Tage zu einer Epidemie, in Deutschland gab es damals Wikipedia zufolge neun Infizierte und keine Toten.

Von dem neuen Corona-Virus gibt es inzwischen weltweit mehr als 80 nachgewiesene Infektionen, berichtet etwa die Frankfurter Rundschau, und in China allein mehr als 10.000 Verdachtsfälle – und das trotz groß angelegter Isolationsmaßnahmen durch den chinesischen Staat. Die Stadt Wuhan etwa wurde komplett abgeriegelt, die Ausbreitung scheint das nicht vollständig zu stoppen. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Deutschland sowie dem Flugreiseverkehr rechnen Experten damit, dass Fälle von Coronavius in den nächsten Tagen auch im Rhein-Main-Gebiet auftraten werden.

Die Mainzer Uniklinik hatte bereits am Freitag mitgeteilt, man sei für so einen Fall gut gerüstet. Es stünden die notwendigen Materialien sowie Isolierzimmer zur Verfügung, die Klinik sei gut vorbereitet. Alle bisherigen Verdachtsfälle traten bei Personen auf, die einen direkten Kontakt in die chinesische Stadt Wuhan hatten. Allerdings sind die bayrischen Fälle nun die ersten Fälle von Mensch-zu-Mensch-Übertragung außerhalb Chinas. Inzwischen stoppen auch immer mehr Fluglinien Flüge nach China – nach British Airways war das am Mittwoch auch die Deutsche Lufthansa. Wie die Heute Nachrichten online meldeten, sagt die Lufthansa-Group alle Flüge auf das chinesische Festland bis zum 9. Februar ab.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Statement der Mainzer Universitätsmedizin in Sachen Coronavirus lest Ihr hier bei Mainz&. Aktuelle Informationen  zum Coronavirus selbst gibt es hier auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts, darunter auch Handlungsleitfäden für Ärzte und Praxen sowie eine ausführliche Rubriken mit Fragen und Antworten genau hier.

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