In der Mainzer Uniklinik rüstet man sich für den Fall, dass auch in Deutschland das neuartige Coronavirus auftauchen sollte. „Wir haben aktuell einen speziellen Leitfaden für den Umgang mit dem Coronavirus erarbeitet“, sagte Professor Michael Pietsch, Leiter der Krankenhaushygiene der Mainzer Universitätsklinik im Gespräch mit Mainz&. Es stünden Isolierzimmer und auch ein Unterdruck-Zimmer zur Verfügung, die Universitätsmedizin sei vorbereitet. Zugleich betonte Pietsch: „Für Panik oder Alarm besteht überhaupt kein Anlass.“ Alle bisherigen Verdachtsfälle seien bei Personen aufgetreten, die einen direkten Kontakt in die chinesische Stadt Wuhan hatten, wo das Virus zuerst auftrat. Bislang sehe es so aus, als könne sich das Virus auf dem Übertragungsweg abschwächen, sagte Pietsch.

Die Mainzer Uniklinik ist vorbereitet für den Fall des Auftretens des Coronavirus in Mainz. - Foto: Universitätsmedizin Mainz
Die Mainzer Uniklinik ist vorbereitet für den Fall des Auftretens des Coronavirus in Mainz. – Foto: Universitätsmedizin Mainz

Die neuartige Lungenerkrankung war am 31. Dezember 2019 erstmals in der chinesischen Millionenstadt Wuhan aufgetreten und verbreitet sich seither von dort aus – wie schnell genau, ist bislang noch unklar. Am Freitag wurden immer mehr Verdachtsfälle gemeldet, in China soll die Zahl der bestätigten Fälle inzwischen 900 erreicht haben, 26 Menschen sollen an dem neuen Coronavirus bereits gestorben sein. Verdachtsfälle gibt es inzwischen aber auch in Thailand, Japan und Südkorea, am Freitag wurde ein zweiter Verdachtsfall in den USA bestätigt. Ob das Virus inzwischen auch nach Europa gelangt ist, ist noch unklar, am Freitag wurden Verdachtsfälle aus Schottland und Frankreich gemeldet – sie sind bislang nicht bestätigt.

Bei den Erkrankten handelt es sich bisher ausschließlich um Menschen, die sich in den vergangenen Wochen in der chinesischen Stadt Wuhan direkt aufgehalten hatten. Dort soll das Virus von einem Tiermarkt ausgegangen sein, auf dem womöglich illegale Wildtiere verkauft wurden. Am Donnerstag teilte die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie mit, dass nun auch Ansteckungen von Mensch zu Mensch bekannt geworden seien. Einen Grund zu Panik oder Alarmschlagen sieht Hygienemediziner Pietsch dennoch nicht: „Für die Bevölkerung bei uns sehe ich derzeit überhaupt keine Gefährdung“, betonte der Mediziner.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Bislang sehe es nämlich so aus, als könnte sich das Virus auf dem weiteren Übertragungsweg abschwächen und weniger aggressiv werden, sagte Pietsch: „Das Phänomen gibt es bei anderen Viren auch, etwa beim Lassavirus“, sagte er. Der Mediziner schließt das daraus, dass bislang eine Weiterverbreitung im größeren Stil durch erkrankte Patienten nicht geschehen sei, das könne auf eine Abschwächung der Virulenz auf dem weiteren Übertragungsweg hindeuten. Kurz gesagt: Je öfter das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird, umso schwächer und weniger wirksam wird es.

Moderner OP-Saal an der Mainzer Universitätsmedizin. - Foto: Uniklinik Mainz
Moderner OP-Saal an der Mainzer Universitätsmedizin. – Foto: Uniklinik Mainz

Pietsch betonte zudem, bislang seien offenbar nur Menschen gestorben, die bereits durch eine schwere Erkrankung vorgeschädigt seien. „Es ist da nach meinem Kenntnisstand momentan keine Gefahr im Verzuge“, betonte Pietsch. Trotzdem rät der Hygieneexperte zu Achtsamkeit, Verdachtsfälle sollten sofort gemeldet werden. „Die infektiologischen Einrichtungen der Krankenhäuser haben die Einrichtungen, dass man sofort Maßnahmen ergreifen kann“, sagte Pietsch. Das verlaufe nach bekannten Maßstäben wie bei anderen hochansteckenden Krankheiten auch. Dass auch in Deutschland Fälle der Lungenkrankheit auftreten könnten, halten Experten inzwischen für wahrscheinlich, das seien aber eingeschleppte Einzelfälle, betont die DGI, auch Pietsch sieht das so: „Es ist denkbar, dass auch hier so etwas passiert, das wird aber ein Einzelfall sein“, betonte er.

Die Mainzer Universitätsklinik teilte am Freitag in einem Statement mit, man habe Vorkehrungen getroffen für den Fall, dass ein Patient mit dem neuen Coronavirus aufschlage. „Mainz liegt in der Nähe des Frankfurter Flughafens, einem globalen Hub auch mit vielen Flugverbindungen nach China“, heißt es in der Stellungnahme weiter, man fühle sich deshalb auch in Mainz dem hohen Grundsatz verpflichtet, vorbereitet zu sein. Entsprechende Hygienemaßnahmen seien festgelegt worden, Materialien stünden zur Verfügung.

„Die Universitätsmedizin Mainz steht in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt, um im Bedarfsfall schnell zu reagieren – wir sind handlungsfähig“, betonte das Klinikum. Pietsch erläutere dazu im Gespräch mit dieser Zeitung, die Klinik habe einen eigenen Leitfaden zur Diagnostik erarbeitet, etwa welche Proben zu entnehmen seien. Sollten Patienten mit dem neuen Lungenvirus in Mainz aufschlagen, würden sie sofort isoliert und in entsprechenden Zimmern untergebracht, betonte Pietsch. Medikamente zur Behandlung haben die Mediziner indes noch nicht, über das Virus nCOV ist bislang noch wenig bekannt. Ein Nachweis für das Virus wurde inzwischen an der Berliner Charité entwickelt, der Nachweistest steht beim Robert-Koch-Institut zur Verfügung steht.

„Wichtig ist jetzt vor allem, Ärzte und medizinisches Personal in Kliniken und Praxen für das Thema zu sensibilisieren, damit Verdachtsfälle schnell identifiziert werden“, sagte der Direktor der Klinik für Infektiologie am Universitätsklinikum Essen, Professor Oliver Witzke. Jeder Verdachtsfall solle so früh wie möglich durch einen Infektionsspezialisten begleitet werden, so könne sichergestellt werden, dass Mitpatienten und Klinikpersonal nicht gefährdet würden und die Infektion nicht weiterverbreitet werde.

Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zum neuen Coronavirus gibt es hier auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts, darunter auch Handlungsleitfäden für Ärzte und Praxen sowie eine ausführliche Rubriken mit Fragen und Antworten genau hier.

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein