Deutschland erlebt zu Beginn dieser Woche eine neue Hitzewelle, der Deutsche Wetterdienst warnt nun: Hitzewellen sind ein großes Risiko für die menschliche Gesundheit. Der DWD hat zudem sein Hitzewarnsystem erweitert – allerdings warnt der Offenbacher Dienst für Dienstag gerade einmal vor „starker“ Hitzebelastung. Andere Wetterdienste warnen bereits seit Tagen: Die extreme Hitze, die gerade aus Südeuropa zu uns kommt, könnte auch hier 40 Grad verursachen. Dazu kommt: Durch die Hitze wird die Luft in den Städten massiv schlechter – die Ozonbelastung steigt bereits deutlich an.

Die Südmole am Mainzer Zollhafen: Hitzeinsel fast ohne alles Grün. - Foto: gik
Die Südmole am Mainzer Zollhafen: Hitzeinsel fast ohne alles Grün. – Foto: gik

Die neueste Hitzewelle kommt aus Südwesteuropa, in Portugal, Spanien und Frankreich versucht eine Hitzeglocke bereits Rekord-Temperaturen von bis zu 47 Grad – sogar Großbritannien rief erstmals in seiner Geschichte eine Hitzewarnung aus. In dieser Woche erreicht die Hitzewelle nun auch Deutschland, der Höhepunkt wird am morgigen Dienstag erreicht: Dann erwarten die Wetterdienste deutlich über 30 Grad und Temperaturen sogar bis an die 40 Grad.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte nun: Solche Hitzewellen seien „ein großes Risiko für die menschliche Gesundheit.“ In heißen Sommern stiegen die hitzebedingten Todesfälle deutlich an, tatsächlich gibt es schon jetzt etwa in Spanien einige Hundert Tote durch die Rekordhitze. Städte wie Mainz sind darauf trotz aller Warnungen schlecht vorbereitet: Die Zahl der schattenspenden Bäume nahm in den vergangenen Jahren stetig ab, große Flächen und Plätze wurden gerade in der Innenstadt versiegelt – so etwa die Südmole am Mainzer Zollhafen oder auch der neu gestaltete Münsterplatz.

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Mainz hat weiter keinen Hitzeaktionsplan – Dank der Ampel

Die Betonflächen heizen die Luft in der Innenstadt weiter auf, doch Trinkwasserbrunnen oder Abkühlungsräume, wie sie schon vor Jahren im Mainzer Stadtrat gefordert wurden, sucht man weiter in Mainz vergeblich. Im September 2018 hatte die ÖDP bereits einen Hitzeaktionsplan für die Stadt Mainz gefordert, im August 2020 erneuerte sie ihren Vorstoß, nachdem Grünen-Chef Robert Habeck Hitzepläne für alle deutschen Städte gefordert hatte – alle großen Parteien im Mainzer Stadtrat lehnten den Vorstoß der ÖDP ab, auch die Mainzer Grünen.

Neu gestalteter Münsterplatz in Mainz: Viel Versiegelung, wenig Grün. - Foto: gik
Neu gestalteter Münsterplatz in Mainz: Viel Versiegelung, wenig Grün. – Foto: gik

Mit Hitzeaktionsplänen könnten sich Kommunen für länger dauernde Hitzeperioden rüsten, um die Gesundheit der Bürger zu schützen, hatte die ÖDP argumentiert, und dafür auf einen eigenen Leitfaden des Umweltbundesamtes (UBA) verwiesen. Der Vorschlag enthielt eigene Hitze-Warnsysteme mit Informationen, Tipps und Verhaltenshinweisen für die Bevölkerung, Bereitstellung von Trinkwasserbrunnen und mehr grüne Freiräume mit Wasser sowie „Abkühlungsräume“ für Senioren und Hitzegeplagte, wie es sie etwa in Frankreich in Ortsverwaltungen gibt.

Doch SPD, Grüne und FDP lehnten auch 2020 wieder einen Hitzeaktionsplan einhellig ab. Heiße Sommer seien „nicht die Regel“, hieß es bei der SPD, bei der FDP meinte man, Aktionspläne führten doch eher dazu, „dass keiner mehr weiß, wie man sich noch verhalten soll.“ Und bei den Grünen hieß es, die ÖDP poche „zu sehr auf Verbindlichkeit“, man könne ja mal alle Maßnahmen zusammenstellen und einen Newsletter ins Leben rufen – was bis heute nicht geschah. Auch der Stadtratsbeschluss vom August 2019, mehr Trinkwasserbrunnen in Mainz aufzustellen, ist bis heute nicht umgesetzt.

 

Derweil warnt Wetter Online, dass gerade in Städten und Ballungszentren die Luft bei hohen Temperaturen auch schlechter werde. Hauptgrund ist das Reizgas Ozon, das zu trockenem Husten, Augenbrennen und sogar zu Halsschmerzen führen kann. „Bei sonnigem und heißem Wetter schnellt die Ozonkonzentration nach oben“, heißt es aktuell bei Wetter Online. Zum Wochenstart seien in den westlichen Landesteilen bereits „recht hohe Werte gemessen worden, am Dienstag werden viele weitere Gebiete betroffen sein.“

Mit der Hitze steigen auch die Konzentrationen von Schadstoffen in der Luft an, gerade in Ballungszentren. - Foto: gik
Mit der Hitze steigen auch die Konzentrationen von Schadstoffen in der Luft an, gerade in Ballungszentren. – Foto: gik

Ozonwarnungen an die Bevölkerung werden allerdings erst ab 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft herausgegeben, die Beschwerden können aber schon deutlich früher zu spüren sein. Experten warnen vor allem, in solcher Luft keinen Sport zu treiben und sich nicht anzustrengen. Ozon entstehe durch eine photochemische Reaktion von Stickoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen mit UV-Strahlen und gelte als schädlich für die Atemwege und das Herz, heißt es bei Wetter Online weiter. Hohe Konzentrationen von Ozon und weiterer Luftschadstoffe in Bodennähe werden auch als Sommersmog bezeichnet.

DWD erweitert Hitzewarnungen – ein bisschen

Der Deutsche Wetterdienst teilte unterdessen am Montag mit, man habe sein Hitzewarnsystem erweitert: Man biete jetzt auch Vorhersagen der zu erwarteten Hitzebelastung an, dabei werden in Hitzetrend-Karten Gebiete markiert, für die voraussichtlich eine Hitzewarnung ausgesprochen werde. Der DWD spricht dabei allerdings ab einer gefühlten Temperatur von über 32 Gard von einer „starken Wärmebelastung“, und erst ab einer gefühlten Temperatur von über 38 Grad von einer „extremen Wärmebelastung“ – trotz bevorstehender Rekordhitze bleiben die Wetterkarten beim DWD deshalb erstaunlich grün und entspannt.

 

Man warne „vor starker Wärmebelastung, wenn auch in der Nacht eine belastende Situation vorliegt und die starke Wärmebelastung mindestens zwei Tage andauert“, heißt es beim DWD. Um die Nachtbedingungen adäquat abbilden zu können, werde die nächtliche Wärmebelastung in Innenräumen mit Hilfe eines Gebäudesimulationsmodells berechnet. Im Modell Städte, die sich oft stärker als das Umland erwärmen, würden aber auch Risikogruppen wie ältere Menschen besonders berücksichtigt. „Warnungen werden für den aktuellen und folgenden Tag herausgegeben, sofern die Warnkriterien erfüllt sind“, so der DWD weiter – andere Meteorologen kritisieren das als deutlich zu späte Warnung.

Ackerbrand in Mainz-Kostheim im Sommer 2019. - Foto: Feuerwehr Kostheim
Ackerbrand in Mainz-Kostheim im Sommer 2019. – Foto: Feuerwehr Kostheim

Derweil gilt in allen Gebieten im Umland von Mainz inzwischen die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe, in Wiesbaden gilt sogar ein Grillverbot auf öffentlichen Plätzen sowie Rauchverbot im Stadtwald. Auch das grillen mit Gasgrills ist untersagt, das gilt auch für Feste und Parties. Feuerwehren warnen zudem davor, Autos einfach auf trockenen Feldern oder Feldrändern abzustellen – immer wieder haben heiße Katalysatoren unter Autos Brände entfacht.

Aufgrund der außerordentlich hohen Waldbrandgefahr, die sicher noch einige Wochen anhalten werde, wies Grün-Dezernent Andreas Kowol (Grüne) nun erneut darauf hin, dass im Wald ganzjähriges Rauchverbot herrscht. „Achtlos weggeworfene Zigarettenkippen sowie Glasscherben können in kürzester Zeit zu einem verheerenden Waldbrand führen, der nicht nur katastrophal für die Natur wäre, sondern aufgrund der Dichte von Wald und Besiedlung in Wiesbaden auch schnell zu einem hohen Gefährdungspotential für Menschen werden könnte“, warnte Kowol.

Info& auf Mainz&: Alle Informationen des Hitzewarnsystems bietet der DWD unter www.hitzewarnungen.de an. Damit Ihr gut durch die Hitze kommt, haben wir noch einmal unsere Hitzetipps von den Vorjahren ehrausgekramt – sie sind weiter aktuell. Bittesehr:

Die Mainz&-Tipps: So kommt Ihr gut durch die Hitze – Eis, mehr Duschen und viel Trinken!