Eine oder mehrere Drohnen haben am Samstagabend den Flugverkehr am Frankfurter Flughafen in einem Zeitraum von fast zwei Stunden komplett lahmgelegt. Wie die Polizei berichtete, wurde zunächst im Bereich der Startbahn West eine ungewöhnlich große Drohne gesichtet. In der Folge wurden im gesamten Flughafenbereich entweder dieselbe oder auch mehrere weitere Drohnen gesichtet – genaueres konnte die Polizei noch nicht sagen. Die Ermittler gehen aber von einer gezielten Störaktion aus, und bitten um Hinweise auf die Verursacher. Die Störaktion dauerte von 20.15 Uhr bis 23.00 Uhr, der Flugverkehr musste wegen der Drohnen zwischen 20.55 Uhr und 22.49 Uhr komplett eingestellt werden, es kam daraufhin zu zahlreichen Verspätungsflügen nach 23.00 Uhr.
Drohnenflüge sind in einem Umkreis von 1,5 Kilometern rund um den Frankfurter Flughafen verboten, die kleinen Mini-Copter gelten als hochgefährlich für den Flugverkehr – bei einer Kollision mit einem Verkehrsflugzeug könnten sie enorme Schäden anrichten. Drohnenflüge im Umkreis des Flughafens müssen deshalb bei der Deutschen Flugsicherung angemeldet werden – unerlaubte Drohnenflüge im Nahbereich von Flughäfen gelten rechtlich als gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr und werden mit Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren geahndet.
Trotzdem kommt es jedes Jahr zu erheblichen Mengen an Drohnensichtungen im Umkreis des Frankfurter Flughafens, 24 Meldungen von Behinderungen des Flugverkehrs durch die Drohnen verzeichnete die Deutsche Flugsicherung (DFS) allein im Jahr 2020. 02 gefährliche Drohnensichtungen wurden rund um die bundesdeutschen Flughäfen 2020 insgesamt gemeldet, ein Drittel davon sorgte dafür, dass der Flugverkehr massiv eingeschränkt werden musste. In Frankfurt etwa machten Drohnen zu Jahresbeginn 2020 bei zwei Zwischenfällen den Airport für insgesamt 4,5 Stunden betriebsunfähig.
Das passierte nun auch am Samstagabend wieder: Gegen 20.15 Uhr erreichte die Frankfurter Polizei die Meldung eines Jägers, der sich in der Nähe der Startbahn West
befand, und dort eine größere Drohne gesichtet hatte. „In der Folge konnte die oder andere Drohnen an weiteren, verschieden Stellen im gesamten Flughafenbereich, auch durch Einsatzkräfte der Polizei wahrgenommen werden“, heißt es in der Polizeimeldung weiter. Die letzte bestätigte Sichtung sei im Bereich der Bundesstraße 43 gewesen, die bisherigen Erkenntnisse deuteten auf eine gezielte Störaktion durch unbekannte Täter hin. „Die gesichtete Drohne war nach mehreren glaubhaften Augenzeugenberichten deutlich größer als handelsüblich“, betonen die Beamten.
Bundes- und Landespolizei rückten daraufhin mit zahlreichen Kräften zur Aufklärung, Fahndung und Gefahrenabwehr aus, und wurden dabei auch durch Sicherheitsmitarbeiter des Flughafenbetreibers unterstützt. Trotzdem gelang es nicht, die Verursacher oder auch ihre Drohnen ausfindig zu machen. Die Folgen der breiten Fahndungsaktion waren aber gravierend: Der Flugbetrieb musste zwischen 20.55 Uhr und 22.49 Uhr zeitweise ganz eingestellt werden, mit erheblichen Folgen – schließlich gilt ab 23.00 Uhr eigentlich ein Nachtflugverbot in Frankfurt. Zwei Flüge mussten ganz annulliert, ein Frachtflug temporär nach Köln umgeleitet werden.
Die Hessische Luftaufsicht genehmigte infolge des Drohnen-Chaos 26 Anträge für Abflüge nach 23.00 Uhr, da der Grund der Verspätungen außerhalb des Einflussbereichs der Luftverkehrsunternehmen lag. Von den 26 genehmigten Anträgen wurden 23 Anträge in Anspruch genommen, der letzte Start erfolgte um 23.39 Uhr, teilte das hessische Verkehrsministerium mit. Zudem habe es zwei verspätete Landungen nach 23.00 Uhr gegeben.
Bei der Polizei hieß es, die Ermittlungen zu den genauen Umständen des Vorfalls dauerten an, man bitte Bevölkerung und Flughafenmitarbeiter um Mithilfe: Wer am Samstagabend in der Zeit zwischen 20.-15 Uhr und 23.00 Uhr Drohnen oder einen Drohnenpiloten rund um den Frankfurter Flughafen gesehen hat, wird gebeten, sich zu melden. Die Polizeidirektion des Flughafens habe ein Strafverfahren wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr gegen Unbekannt eingeleitet. Die Verursacher müssten zudem „mit erheblichen zivilrechtlichen Schadensersatzforderungen rechnen“, heißt es weiter.
Info& auf Mainz&: Die Polizei bittet Zeugen, die am Samstagabend Drohnen am und um den Flughafen und möglicherweise einen Drohnenpilot gesehen haben oder sonstige sachdienliche Hinweise geben können, sich mit dem 19. Polizeirevier unter Telefon 069 – 755 11900 oder der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen unter der Rufnummer 069 – 34 00 4999 in Verbindung zu setzen. Informationen, was rund um den Frankfurter Flughafen in Sachen Drohnenflug erlaubt ist, und was nicht, findet Ihr hier bei der DFS im Internet. Die DFS hat übrigens im Juli 2017 eine Drohnen-App fürs Smartphone herausgebracht, die Nutzern nicht nur den Standort ihrer Drohnen anzeigt, sondern auch, wo sie fliegen dürfen und wo nicht – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz.