Das wäre doch was: Ein Brooklyn Bridge für Mainz. Eine markante Brücke, über die unten der Verkehr rollt und oben Fußgänger flanieren und den Rhein genießen… Man wird doch noch mal träumen dürfen 😉 Man wird doch wohl mal in die Zukunft denken dürfen, genau das sagt nun die Mainzer CDU – und stellte am Montag ein Konzept vor, dass tatsächlich eine neue Rheinbrücke beinhaltete. Auslöser ist die marode Mombacher Hochbrücke, die in wenigen Jahren höchstwahrscheinlich dem Abriss zum Opfer fallen wird. Die CDU nimmt das nun zum Anlass, eine Idee für eine neue Tangente zu entwickeln – und lässt die in einer neuen Rheinbrücke enden, die parallel zur Eisenbahnbrücke im Norden, der Kaiserbrücke, über den Rhein führen würde.

Gerd Schreiner mit Plan unter Mombacher Hochbrücke
Gerd Schreiner mit einem Plan für die Hochbrücke und dahinter – Foto: gik

„Es geht nicht darum, das alles sofort zu bauen“, betont Gerd Schreiner, Mainzer Landtagsabgeordneter der CDU, Brücken seien bekanntlich Projekte für 20 Jahre. Mindestens. Worum es aber schon gehe sei, in die Zukunft zu denken und Ideen zu entwickeln – um sich städtische Grundstücke für diese Pläne zu sichern und sie nicht für andere Projekte zu vergeben. „Es geht darum, Entwicklungschancen nicht zu verbauen“, betonte er.

Frankfurt hat zwölf Brücken, Mainz nur drei

Die Probleme mit der Schiersteiner Brücke zeigten ja: Mainz habe nicht genügend Rheinbrücken, betonte CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig bei einem Termin der Fraktion an der Mombacher Hochbrücke. Im kleinen Würzburg am Main gebe es allein fünf Brücken über den Main, im geschäftigen Frankfurt seien es gar zwölf. „Wir in Mainz sind abgehängt“, sagte Schönig mit Blick auf die gerade einmal drei Straßenbrücken, allerdings kommen da noch zwei Eisenbahnbrücken dazu. „Wer Menschen verbinden will, muss Brücken bauen“, findet Schönig, und forderte mehr Rheinquerungen für alle Verkehrsträger.

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Bröckelnde Mombacher Hochbrücke mit freistehendem Teil
Marode Mombacher Hochbrücke – Foto: gik

Aufhänger für die Ideen der Zukunft ist allerdings eine ganz reale Misere: Die Mombacher Hochbrücke. Mainz& hatte ja im Juli berichtet, dass dem Bauwerk aus den 1970er Jahren keine lange Lebensdauer mehr beschieden sein wird. Eine Projektgruppe der Stadt prüft derzeit, was werden soll: Kann die Brücke saniert werden? Was würde ein Neubau kosten? Und: wie könnte eine ebenerdige Lösung aussehen?

CDU: Vierspurige Straße mit Gewerbe statt Hochbrücke

Und genau zu Punkt drei legte die CDU nun einen Vorschlag vor: Unter der Brücke könnte eine neue vierspurige Straße entstehen, sagte Schreiner, der ja auch Architekt ist. Platz dazu wäre genug – an die derzeitige einspurige Straße grenzen zum Teil Flächen der Stadt an, zum Teil große Gelände, die einfach leer stehen. Einige Häuser der Zwerchallee stehen hier, dort sind derzeit Flüchtlinge untergebracht, das Areal gilt als nicht wirklich toll zum Wohnen.

„Es gibt hier eine Vielzahl von Entwicklungschancen“, meinte Schreiner, und sprach von Bürogebäuden, Firmensitzen und ähnlich möglichen Dingen analog zur Rheinallee. Vierspurig solle die Straße deshalb sein, weil die Hochbrücke eine wichtige Tangente von Mombach in die Innenstadt ist, die die Rheinallee entlaste. Nötig sei deshalb eine leistungsfähige Straße, die aber einen neuen Schub zur Entwicklung der angrenzenden Flächen geben könnte.

Ungenutztes Gelände unter Mombacher Hochbrücke
Zeimlich unbenutztes Gelände unter der Mombacher Hochbrücke – Foto: gik

Kreisel zur Anbindung an Rheinallee mit „Tor nach Mainz“

Die Stadt verweist darauf, dass 2014 auf der Hochstraße binnen 24 Stunden 7.200 Autos in Richtung Innenstadt gezählt wurden und 6.800 in Richtung Mombach. Zum Vergleich: durch die Kaiserstraße brausen an einem Werktag rund 30.000 Autos. Wenn aber die Fahrzeuge von der Hochbrücke auch noch auf die Rheinallee auswichen, sei der Verkehrskollaps da, argumentierte Schreiner, deshalb sei die neue-alte Tangente sinnvoll.

Anschließen könne man die neue Straße in Richtung Innenstadt mit einem großen Kreisel, stadtauswärts würde die Straße dann die Unterführung der Bahn an der Zwerchallee anpeilen und am Ende der Zwerchallee auf die Rheinallee treffen. Dort würde dann wieder ein Kreisel den Verkehr lenken und „ein Tor zur Innenstadt schaffen.“

Straße An der Kaiserbrücke könnte zu einer neuen Rheinbrücke führen

Doch damit nicht genug: Von der Rheinallee aus könnte dann – in einer ferneren Zukunft – über die kleine, unscheinbare Straße „An der Kaiserbrücke“ eine neue Tangente zum Rhein entstehen – und dort in eine neue Straßenbrücke über den Rhein münden. Die würde dann parallel zur Kaiserbrücke (der Eisenbahnnrücke) im Wiesbadener Stadtteil Amöneburg auskommen und könnte, so Schreiner, dort an die Hauptstraßen angebunden werden. Und weil die Kaiserbrücke auf einem Gelände der Entsorgungsbetriebe über die Petersaue führt, würde auch eine Straßenbrücke daneben nicht ins Naturschutzgebiet der Rheininsel eingreifen.

Gerd Schreiner zeigt unter der Mombacher Hochbrücke
Da…. könnte die neue Straße langgehen, zeigt Gerd Schreiner – Foto: gik

Und mehr noch: Schreiner schlägt auch vor, die Kaiserbrücke mit der Eisenbahntrasse hinaus nach Alzey zu verknüpfen, damit Pendler ohne den Stopp am Mainzer Hauptbahnhof nach Wiesbaden oder weiter ins Rhein Main-Gebiet gelangen könnten. Im Norden der Mainzer Neustadt wiederum könnte der Bismarckplatz zu einem neuen Eisenbahnknotenpunkt mit S-Bahn-Anschluss werden.

„Das ist eine erste Idee“, betonte Schreiner, nichts davon müsse exakt an diesen Stellen gebaut werden. „Es muss nicht genau DA liegen, aber eine Brücke MUSS irgendwo liegen“, betonte der Landtagsabgeordnete, der im März 2016 bei der Landtagswahl seinen Platz im Landtag verteidigen will. Mainz brauche einfach eine Entlastung für die Theodor-Heuss-Brücke. Schönig ergänzte, die Probleme mit der Schiersteiner Brücke seien ja beileibe nicht vorbei, erst Mitte der 2020er Jahre wird eine neue vierspurige Brücke samt Mainzer Vorlandanbindung fertig sein. Eine neue Rheinbrücke könnte ja vielleicht auch mehtsztöckig sein, unten Bahn, oben Autos, sinnierte ein CDU-Fraktionsmitglied: „Wie die Brooklyn Bridge… in New York“

Kosten? Könnten sich Bund, Land und Stadt teilen

Und wer bezahlt das alles? Nun, auch da hatte die CDU durchaus die eine oder andere Idee: Eine neue Straßenbrücke über den Rhein wäre wegen ihrer übergeordneten Bedeutung zwischen zwei Bundesländern ein Fall für den Bund. Eine neue Hauptstraße wiederum könnte womöglich dem Land zugeschoben werden…

Plan neue Rheinbrücke mit Tangente Hochbrücke
Tangente statt Mombacher Hochstraße bis zum Rhein – die Idee der CDU – Foto: gik

Die CDU jedenfalls bringt am 30. September einen Antrag in den Stadtrat ein, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, mit der Stadt Wiesbaden Gespräche über den Bau einer weiteren Rheinbrücke zu führen, und dann auch Vorbereitungen zum Bau einer solchen Brücke konkret zu prüfen. Dazu sollte mit der Deutschen Bahn konkrete Möglichkeiten für mehr Verbindungen zwischen Mainz und Wiesbaden erörtert werden. Wir sind gespannt…

Meinung& auf Mainz&: Die Idee der CDU hat aus unserer Sicht durchaus Charme. Die Tage der Mombacher Hochbrücke sind gezählt, eine Sanierung dürfte deutlich zu teuer und letztlich auch unsinnig werden – Hochbrücken sind Relikte einer Vision der 1960er Jahre von der Auto-freundlichen Stadt, nicht von einer Menschen-freundlichen Stadt.

Für das Gebiet unter der Brücke aber gibt es bisher keine städtischen Ideen oder gar Pläne – zumindest kennen wir keine… Höchste Zeit, sich Gedanken zu machen, was wird, wenn die Hochbrücke fällt, vor allem, wenn das tatsächlich in nur fünf Jahren geschehen sollte. Und die Rheinallee braucht Entlastung – die grüne Verkehrsdezernentin träumt schließlich von flächendeckendem Tempo 30 bei Nacht in der ganzen Rheintangente und einer Verbannung der Lkws 😉

Eine Verkehrstangente, die zugleich das Gebiet im Norden der Neustadt aufwertet, klingt für uns vielversprechend. Mainz wächst, und Flächen für Firmen und Unternehmen sind begehrt. Ob man dann die Tangente tatsächlich zum Rhein forführt… nun ja, das ist in der Tat Zukunftsmusik. Aber Mainz braucht neue Ideen, kreative Weiterentwicklungen – und die Zwerchallee ist ja nun wirklich einer der hässlichsten Flecken von Mainz.

Braucht es auch eine neue Brücke? Wenn die Stadt weiter so wächst, und das wird sie – unsinnig wäre das nicht. Und schee wäre so eine Brooklyn Bridge für Mainz ja schon… Man wird ja noch mal träumen dürfen 😉

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