Es war das große Thema in den Jahren 2017 bis 2019: Die Umrüstung der Dieselbusflotte in Mainz auf emissionsfreie und leisere E-Busse. Das Versprechen der Politik: Mit den E-Bussen könne man Dieselfahrverboten vorbeugen, und die Luft in Mainz saubere sowie den Verkehr leiser machen. Doch nun stellt sich heraus: Die Umrüstung der Dieselbusflotte in Mainz auf E-Mobilität kommt nicht recht voran. Von 152 Linien-Omnibussen in Mainz sind bislang lediglich 27 E-Busse – und auch von denen rollt derzeit der Großteil noch gar nicht im Linienbetrieb durch Mainz.

Diese 23 neuen Dieselbusse wurden noch 2019 angeschafft. – Foto: gik
Diese 23 neuen Dieselbusse wurden noch 2019 angeschafft. – Foto: gik

Es war im Oktober 2018, als das Verwaltungsgericht Mainz einer Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen die schlechte Luft in Mainz statt gab: Mainz müsse ein Dieselfahrverbot verhängen, wenn die Stickoxidwerte nicht deutlich sänken. Eine Maßnahme, auf die sich die Politik damals fokussierte: Elektro-Busse. Mit den emissionsfreien Fahrzeugen wollte die Politik das drohende Dieselfahrverbot abwenden, der damalige Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) schrieb gar einen Bettelbrief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), in dem er um Finanzhilfen für die Umrüstung der Busflotte auf Elektro-Mobilität bat.

Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) könne eine Umrüstung der gesamten Flotte nicht alleine stemmen, sagte Ebling damals gegenüber Mainz&: Ziel sei „eine relativ rasche“ Umrüstung der Flotte. Doch am Mittwoch stellte sich im Mainzer Stadtrat heraus: Gute fünf Jahre später kommt die Umrüstung auf E-Busse nicht recht voran – ein Großteil der E-Busse ist noch gar nicht auf den Straßen unterwegs.

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Nur 27 von 157 Bussen in Mainz fahren elektrisch – wenn sie fahren

Man verfüge aktuell über insgesamt 152 Linien-Omnibusse, teilte nun die Mainzer Mobilität im Stadtrat auf Anfrage der AfD-Fraktion mit. Darunter sind allerdings nur 27 Batterie-Gelenkbusse sowie ein Brennstoffzellen-Solobus. Mehr noch: Von den 27 E-Bussen fährt ein Großteil noch gar nicht im regulären Linienbetrieb, sondern befindet sich noch „in der Inbetriebnahmephase“, wie es in der Antwort weiter heißt.

Diese 23 neuen E-Busse präsentierte die Mainzer Mobilität im November 2022 - im Einsatz ist erst etwa die Hälfte. - Foto: Mainzer Mobilität
Diese 23 neuen E-Busse präsentierte die Mainzer Mobilität im November 2022 – im Einsatz ist erst etwa die Hälfte. – Foto: Mainzer Mobilität

2017 hatte die Verkehrstochter der Mainzer Stadtwerke, die Mainzer Mobilität, beim Bundesverkehrsministerium einen Antrag auf finanzielle Förderung für vier Batteriebusse gestellt. Diese vier Busse der Firma Sileo sind seit Mai 2020 in Mainz und bis heute im Einsatz – doch auch diese Pioniere rollen nur eingeschränkt im Linienverkehr. Denn die Firma Sileo musste Ende 2022 Insolvenz anmelden, „daraus resultiert aktuell eine geringe Laufleistung“, heißt es in der Stadtrats-Antwort weiter.

Den Zahlen zufolge haben E-Busse eigentlich eine weitgehend gleiche Laufleistung wie Dieselbusse: Im Schnitt leisteten Dieselbusse der Mainzer Mobilität eine Laufleistung von rund 65.000 Kilometern pro Bus, heißt es bei der Mainzer Mobilität – insgesamt seien das rund 8,1 Millionen Kilometer gegeben. Die Laufleistung der E-Busse gibt das Verkehrsunternehmen mit 63.065 Kilometern an – also eine vergleichbare Größe. Der bislang einzige Brennstoffzellenbus hat hingegen lediglich eine Laufleistung von bisher 6.817 Kilometern.

23 Elektrobusse kamen erst im November 2022

Die eingeschränkte Laufleistung der Sileo-Busse spiegelt sich in den Zahlen offenbar nicht wieder, das größere Problem ist indes auch ein anderes: 23 der insgesamt 27 E-Busse bekam die Mainzer Mobilität erst Ende 2022. Am 22. November wurden die 23 neuen Batteriebusse des Herstellers MAN stolz vorgestellt – im regulären Einsatz sind sie bislang aber auch noch nicht. „Die Fahrzeuge befinden sich derzeit in der Inbetriebnahmephase“, heißt es bei der Mainzer Mobilität: „Deshalb erfolgt noch kein regulärer Linienbetrieb, auch hinsichtlich der Instandhaltung können noch keine validen Aussagen getroffen werden.

Der bisher einzige Brennstoffzellenbus der Mainzer Mobilität. - Foto: Mainzer Mobilität
Der bisher einzige Brennstoffzellenbus der Mainzer Mobilität. – Foto: Mainzer Mobilität

Auch der Brennstoffzellenbus kam noch nicht recht in die Gänge: Der Bus wurde zwar im Januar 2022 geliefert und ist seit seit April 2022 für den Linienbetrieb freigegeben, doch an dem Fahrzeug seien noch „umfangreiche Garantiearbeiten durch den Hersteller erforderlich, weshalb das Fahrzeug noch nicht voll einsatzfähig ist“, so die Mainzer Mobilität. Auch habe der Bus „zeitweise nicht eingesetzt werden können, da die Wasserstoff-Tankstelle in Wiesbaden außer Betrieb war.“

Damit ergibt sich für die Busse der Mainzer Mobilität eine Verfügbarkeit von 95 Prozent bei den Dieselbussen, aber nur von weniger als 50 Prozent jeweils bei den E-Bussen sowie beim Brennstoffzellenbus. „Perspektivisch wird eine Verfügbarkeit von mindestens 85% Prozent erwartet“, teilt die Mainzer Mobilität weiter mit. Die Instandhaltungskosten der Dieselbusse gibt das städtische Unternehmen übrigens mit etwa 0,35 bis 0,55 Euro pro Kilometer an – für die E-Busse und den Brenstoffzellenbus gebe es „noch keine wirklich vergleichbaren Daten zur Bewertung“, teilte Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) mit: Perspektivisch werde aber „eine mit den Dieselbussen vergleichbare Größenordnung erwartet.“

Wiesbaden: Dieselbusse statt E-Busse angeschafft

Mainz ist nicht die einzige Stadt, die Schwierigkeiten mit der Umstellung auf E-Mobilität bei ihrer Busflotte hat: Die hessische Nachbarstadt Wiesbaden wollte ursprünglich bis Ende 2022 die gesamte Busflotte komplett auf Elektromobilität umgestellt haben, doch das ehrgeizige Unterfangen platzte: Ende 2022 musste sich Wiesbaden von dem Ziel verabschieden – und schaffte neue Dieselbusse an. Gründe waren Fehlplanungen in der ESWE Verkehr, aber auch Lieferschwierigkeiten bei E-Bus-Herstellern.

Der elektrische EvoBus der ESWE Verkehr in Wiesbaden. - Foto: ESWE Verkehr
Der elektrische EvoBus der ESWE Verkehr in Wiesbaden. – Foto: ESWE Verkehr

Immerhin rollen in Wiesbaden bereits rund 120 emissionsfreie Busse, das ist etwas mehr als die Hälfte der Busflotte in der hessischen Landeshauptstadt. In Mainz hatte die Stadt nach dem unverhofften Milliardenregen bei der Gewerbesteuer Ende 2021 beschlossen, die Anschaffung weiterer E-Busse zu fordern. Die 23 Elektrobusse Ende 2022 wurden denn auch mit einem Investitionszuschuss von rund zehn Millionen Euro finanziert – bei einem Gesamt-Investitionsvolumen von knapp 26 Millionen Euro.

Nun betont man bei der Mainzer Mobilität: 2030 sollen bis zu 100 elektrisch betriebene Busse im Linienverkehr eingesetzt werden, ab 2035 solle es nur noch klimaneutrale Antriebe in den MVG-Fahrzeugen geben. Doch das steht unter einer Einschränkung: „der Voraussetzung attraktiver Förderkulissen“, heißt es bei der Mainzer Mobilität. Die Reduzierung des Stickoxid-Ausstoßes in Mainz gelang übrigens auch ohne E-Busse: Nach der Umrüstung der Busflotte auf Euro 6-Standard sank der Stickoxid-Ausstoß der Fahrzeuge den Angaben zufolge um 95 Prozentsank der Stickoxid-Ausstoß der Fahrzeuge den Angaben zufolge um 95 Prozent.

Info& auf Mainz&: Mehr Details zu den Elektrobussen der Mainzer Mobilität samt Auflade-Dauer und Ladeinfrastruktur findet Ihr hier bei der Mainzer Mobilität.