Seit heute ist es Fakt: die kostenlosen Bürgertests in Sachen Coronavirus sind Geschichte, wer seit heute ohne bestimmten Anlass einen Corona-Schnelltest braucht, muss ihn selbst bezahlen. Das trifft besonders Ungeimpfte – mit der Maßnahme sollen gerade auch Impf-Verweigerer zum Nachdenken über eine Corona-Impfung gebracht werden. Allerdings gibt es weiter eine breite Gruppe von Menschen, die weiter Anspruch auf kostenlose Tests haben – darunter Kinder, Schwangere und Menschen, die sich aus medizinischen gründen nicht impfen lassen können. Die aber haben jetzt ein neues Problem: Es gibt kaum noch Teststellen.
„Ich bin schwanger und kann mich derzeit nicht impfen lassen“, berichtete die Mainzer Stadträtin Daniela Zaun („Die Partei“) gegenüber Mainz&, die Konsequenz für sie: Zaun hat zwar weiter Anspruch auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest, doch sie findet kaum noch offenen Teststellen : „Gerade an Wochenenden finde ich keine Teststelle mehr, die haben inzwischen alle dicht“, berichtet Zaun, ein Essengehen am Sonntagabend mit aktuellem Coronatest – kaum noch möglich.
Seit dem heutigen Montag gibt es in Deutschland keine kostenlosen Bürgertests mehr, die Bundesregierung hatte den Stopp der bezahlten Corona-Schnelltests für alle mit zwei Motiven begründet: Weil sich inzwischen jeder Mensch kostenlos impfen lassen könne, sei es nicht mehr zu rechtfertigen, dass die Allgemeinheit für die Coronatests aufkomme, vor allem nicht für Menschen, die sich einfach einer Impfung verweigerten – man will Milliarden sparen. Allein in Rheinland-Pfalz kosteten die kostenlosen Bürgertests seit ihrer Einführung rund neun Millionen Euro, sagte der Präsident des Landesamtes für Versorgung, Detlef Placzek, am Abend in der SWR Landesschau aktuell.
Gleichzeitig lobt die Politik zum Ende der kostenfreien Tests die Maßnahme aber als höchst erfolgreich: Das Projekt „Testen für alle“ sei „ein ganz wichtiger Baustein“ in der Strategie zur Bekämpfung des Corona-Virus gewesen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) Ende vergangener Woche, und dankte den rund 19.000 Helfern in den Teststellen: „Sie haben eine wichtige Aufgabe übernommen und dazu beigetragen, die Verbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen.“
Die flächendeckenden Tests hätten maßgeblich geholfen, Infektionsketten frühzeitig zu erkennen und zu unterbrechen, sagte auch Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD), und betonte: „Tests werden auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen.“ Tatsächlich wären Tests weiter ein wichtiges Mittel, um Infektionen mit dem Coronavirus frühzeitig zu erkennen – inzwischen weiß die Forschung, dass auch Geimpfte das Coronavirus bekommen und auch weitertragen können. In Schulen und Kitas soll deshalb weiter getestet werden: In den Schulen werden die kostenlosen Schüler-Selbsttests nach den Herbstferien zunächst für zwei Wochen zweimal pro Woche weitergeführt, danach allerdings nur noch einmal pro Woche.
Kostenlos bleiben die Tests aber weiter für ganze Personengruppen: Dazu gehören Kinder bis 12 Jahre und bis Ende Dezember auch Jugendliche bis 18 Jahre, ebenso Schwangere und solche Menschen, die wegen einer medizinischen Kontraindikation derzeit nicht geimpft werden können. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung werde „voraussichtlich eine einheitliche ärztliche Bescheinigung zur Vorlage bei den Teststellen zur Verfügung stellen“, heißt es beim Landesamt für Versorgung in Mainz. Kostenlose Tests gibt es zudem weiter für Personen in angeordneter Corona-Quarantäne.
Das Aus für die kostenlosen Tests sorgte aber bereits in den vergangenen Wochen für einen massiven Schwund der Testcenter in Mainz: Erst wurde das Corona-Testzentrum im KUZ geschlossen, dann machte das große Testzentrum auf der Messe in Hechtsheim dicht – und schließlich auch die meisten kleineren Anbieter im Stadtgebiet. Wer jetzt einen Test braucht, ist zumeist auf Ärzte und Apotheken angewiesen, bei ihnen wird weiter getestet. Auch beim Landesamt ging man schon vergangene Woche von einer deutlichen Reduzierung der Teststellen aus, vor allem größere Anbieter, die eine Vielzahl an Teststellen betrieben, würden wohl den Betrieb einstellen, sagte Landesamts-Präsident Detlef Placzek.
Das führte vergangene Woche zu erheblichen Verwirrungen, hatten es doch viele Betreiber versäumt, sich ordnungsgemäß im Portal des Landes abzumelden. Alle Testanbieter seien deshalb aufgerufen, die Inhalte auf der Übersichtsseite zu aktualisieren, damit noch offene Teststellen gefunden werden könnten, betonte Placzek. Am Montag meldete das Landesamt dann: „Viele Teststellen sind unserer Aufforderung zur Aktualisierung der Daten im Registrierungsportal gefolgt“, Placzek mit, bei einer landesweiten Impfquote von mehr als 65 Prozent sei der Bedarf an Schnelltestungen innerhalb der Bevölkerung mittlerweile sehr stark zurückgegangen.
In Rheinland-Pfalz zählt das Portal des Landes nun noch rund 750 Teststellen, das sei quasi eine Halbierung des bisherigen Angebote. „Damit bleiben dennoch viele Testmöglichkeiten im Land bestehen“, betonte Placzek. Darüber hinaus sei es grundsätzlich weiterhin zulässig, mit einem beaufsichtigten Selbsttest vor Ort Zutritt zu gastronomischen Einrichtungen oder kulturellen Veranstaltungen zu erhalten. Das gilt aber nicht für alle Veranstaltungen und alle Einrichtungen – wer so etwas plant, sollte sich unbedingt vorher erkundigen, ob das Vorgehen mit dem Selbsttest akzeptiert wird.
In Mainz sind von den zahlreichen privaten Schnelltestanbietern praktisch nur noch zwei übrig: Das Testcenter von 15Minutentest am Alten Postlager sowie die Station von „Schnelltest Deutschland“ im Allianzhaus. Zaun hält den Stopp der kostenlosen Tests für „einen massiven Fehler“, das werde nur dazu führen, „dass sich immer mehr Menschen durchmogeln“, glaubt sie. „Gefälschte Impfpässe“, sagte Zaun noch, „kriege ich hinterhergeschmissen, aber Tests muss ich suchen – das kann doch nicht sein.“
Info& auf Mainz&: Wo Ihr im Land jetzt noch eine Corona-Teststelle findet, könnt Ihr hier im Internet bei der interaktiven Karte des Landes nachschlagen. Informationen, welche Teststellen es noch in Mainz gibt, findet Ihr hier bei der Stadt Mainz. Alle Details, wer jetzt noch Anspruch auf einen kostenlosen Test hat, und was man tun muss, findet Ihr hier beim Bundesgesundheitsministerium.