Die neue Omikron-Variante des Coronavirus ist nun offenbar auch in Rheinland-Pfalz angekommen: Wie der SWR am Montagabend berichtete, wurde erstmals zweifelsfrei eine Omikron-Variante im Land nachgewiesen, und zwar bei einem Coronafall in Bernkastel-Wittlich. Landesweit gibt es zudem weitere Verdachtsfälle. Derweil sinken die Corona-Inzidenzen bei den Neuinfektionen weiter, die Krankenhauseinweisungen liegen aber weiter auf einem hohen Niveau. In der Region Mainz sind vor allem Schulen und Kitas von der aktuellen Delta-Welle betroffen, Wiesbaden wurde zeitweise gar zum Hotspot – weil man dort nach zu viel aufgelaufenen Positivmeldungen Meldeüberhänge abbauen musste.

Warnt erneut vor hohen Corona-Infektionen in Schulen und Kitas: Gesundheitsamts-Chef Dietmar Hoffmann. - Foto: gik
Warnt erneut vor hohen Corona-Infektionen in Schulen und Kitas: Gesundheitsamts-Chef Dietmar Hoffmann. – Foto: gik

Die vierte Coronawelle sorgt weiter für hohe Zahlen bei den Neuinfektionen, und dafür sind weiter vor allem die Ungeimpften verantwortlich: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Rheinland-Pfalz betrug am Montag laut Landesuntersuchungsamt noch 264,6 pro 100.000 Einwohner, vor einer Woche lag sie nicht bei über 300. Bei den geimpften Personen beträgt diese Inzidenz der Neuinfektionen aber „nur“ 133,7 – bei den Ungeimpften hingegen 555,5. Das Landesuntersuchungsamt weist die Differenz neuerdings aus, allerdings nur für den Landeswert.

In Mainz sank die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag weiter auf nun mehr 214 und auf 153 im Landkreis Mainz-Bingen, die Krankenhauseinweisungen sanken landesweit leicht auf eine Siebe-Tage-Inzidenz von 3,58. Damit sind allein im Raum Mainz-Bingen derzeit 1.926 Menschen aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Betroffen seien derzeit vor allem Kitas und Schulen, betonte am Montag der Leiter des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen, Dietmar Hoffmann: Die Inzidenz in den Altersgruppen null bis neun liege mit rund 500 doppelt so hoch wie die der Bevölkerung insgesamt, bei den Zehn- bis 19-Jährigen beträgt die Infektions-Inzidenz derzeit sogar etwa 600.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
99 Schulklassen in Mainz und dem Landkreis waren Anfang Dezember von Corona-Infektionen betroffen. - Foto: gik
99 Schulklassen in Mainz und dem Landkreis waren Anfang Dezember von Corona-Infektionen betroffen. – Foto: gik

„In insgesamt 99 Schulklassen im Landkreis sowie der Stadt Mainz sind innerhalb der ersten Dezemberwoche Corona-Fälle aufgetreten“, betonte Hoffmann. Seine Hoffnung, dass sich die Lage etwas beruhige, liege nun auch auf den bald startenden Kinderimpfungen. Die Anspannung in den Kliniken sei weiter groß, betonte Hoffmann zudem, wer derzeit auf den Intensivstationen beatmet werde, sei überwiegend nicht geimpft. Weitestgehend ruhig sei die Lage hingegen derzeit in den Senioren- und Pflegeeinrichtungen in Stadt und Landkreis: Zwar gebe es aktuell ein Ausbruchsgeschehen in einem Altenheim im Landkreis, in den übrigen Einrichtungen seien aber ausschließlich Einzelfälle zu verzeichnen.

Die Gesundheitsämter haben weiter große Probleme mit der Nachverfolgung der Corona-Neuinfektionen, im Mainzer Gesundheitsamt helfen inzwischen wieder acht Bundeswehr-Soldaten bei der Nachverfolgung. Die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden wurde deshalb zeitweise sogar zu einem Hotspot mit einer Inzidenz von über 550, der Grund: Man habe nun „angefallene Überhänge bei Meldungen an das Robert-Koch-Institut abgebaut“, teilte das Gesundheitsamt am Montag mit. Ursache für die Überhänge sei der rasante Anstieg von positiven Laboreingängen und unzureichende personelle Ressourcen im Gesundheitsamt gewesen. Seit Montag, dem 13. Dezember, melde man nun Neuinfektionen wieder tagesaktuell an das RKI. Der Abbau der Überhänge habe zu einem deutlichen Anstieg der täglichen Neuinfektionen geführt, es werde etwa eine Woche dauern bis sich die statistische Verzerrung durch die „Massen-Eingabe“ wieder ausgleiche.

Die neue Omikron-Virusvariante ist bisher nach Angaben des Gesundheitsamtes in der Region Mainz-Bingen nicht aufgetreten. „Es besteht derzeit auch kein Verdachtsfall“, betonte Hoffmann. Allerdings müssen Labore, um Omikron zu erkennen, die Proben speziell auf diese Variante hin untersuchen, das wird aber vorwiegend dann gemacht, wenn Reisende aus Gebieten wie Südafrika zurückkehren, wo Omikron bereits vermehrt auftritt. Bislang sei zudem noch zu wenig über die Auswirkungen von Omikron bekannt, „die Lage ist daher schwer einzuschätzen ist“, sagte Hoffmann weiter.

Wissenschaftlich akkurates Atommodell des Coronavirus SARS-CoV-2. Foto Alexey Solodovnikov via Wikipedia
Wissenschaftlich akkurates Atommodell des Coronavirus SARS-CoV-2. Foto Alexey Solodovnikov via Wikipedia

Dass Omikron längst im Land ist, und sich vermutlich auch bereits hier verbreitet, belegt aber der erste  zweifelsfrei bestätigte Fall in Rheinland-Pfalz: Die neue Omikron-Variante wurde nun erstmals zweifelsfrei im Kreis Bernkastel-Wittlich nachgewiesen, wie der SWR am Montagabend unter Berufung auf das Landesuntersuchungsamt berichtete. Der Fall stamme vom 24. November, ob es sich um einen Reiserückkehrer handelte, sagte der Fernsehsender nicht.

UPDATE&: Landesweit gibt es aber inzwischen acht weitere Omikron-Verdachtsfälle, teilte das Landesuntersuchungsamt auf Mainz&-Anfrage am Dienstag mit – zwei Fälle in Koblenz, einer in Bad Kreuznach sowie in den Kreisen Ahrweiler, Germersheim und dem Westerwaldkreis. Im Kreis Alzey-Worms gibt es inzwischen zwei Verdachtsfälle, hier handelt es sich um einen Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet und eine enge Kontaktperson. Alle diese Fälle seien durch spezifisch PCR-Tests nachgewiesen worden, sagte ein Sprecher des Landesunterschungsamtes, eine Bestätigung durch eine Genom-Sequenzierung stehe aber noch aus. Ob diese erfolge, liege allerdings im Ermessen des jeweiligen Gesundheitsamtes.

Die Omikron-Variante des Coronavirus Sars-CoV-2 war erstmals in Südafrika sequenziert und näher untersucht worden, dort sorgt die neue Mutante derzeit für einen heftigen Corona-Ausbruch. Experten sind sehr besorgt, da die neue Mutation Variationen von gleich vier Vorgänger-Mutationen plus zusätzlich mehr als 30 eigenen Mutationen aufweist. Ersten Untersuchungen zufolge könnte Omikron eine sogenannte „Escape“-Mutation sein, also eine Variante, die sich besser gegen die Impfstoffe behaupten kann. Tatsächlich zeigen erste Untersuchungen eine deutlich reduzierte Wirksamkeit auch beim Mainzer Impfstoff von Biontech – die Wirksamkeit könnte hier durch Omikron auf bis zu 40 Prozent absinken.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach - inzwischen Bundesgesundheitsminister - im Juni in der Talkshow Maybrit Illner. - Screenshot: gik
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach – inzwischen Bundesgesundheitsminister – im Juni in der Talkshow Maybrit Illner. – Screenshot: gik

Experten wie der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) raten deshalb eindringlich zur dritten Booster-Impfung, mit ihr kann die Abwehr wohl auch gegen Omikron weitgehend wieder hergestellt werden. Der Virologe Christian Drosten rechnet zudem damit, dass Deutschland im Januar eine erste Omikron-Welle heimsuchen könnte – erheblich bedroht wären dann vor allem Ungeimpfte, zudem könnte Omikron aber auch für noch mehr Impfdurchbrüche – also Infektionen trotz Impfung – sorgen.

Dazu zeigten Studien aus Südafrika: Omikron könnte auch kleine Kinder deutlich stärker betreffen. Dort zeigte sich eine Besorgnis erregende Häufung von schweren Corona-Erkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren. So wurden nach einem Bericht der „New York Times“ am, Dienstag in einem Krankenhaus in Soweto zwölf kleine, an Corona erkrankte Kinder aufgenommen, von denen drei Sauerstoff benötigten, wie der Spiegel berichtet. In einem anderen Krankenhaus seien zehn auf der Kinder-Covid-Station gelandet, nur eines benötige nach einer Lungenentzündungsdiagnose Sauerstoff.

Sieht die neue Omikron-variante mit großer Besorgnis: Virologe Christian Drosten. - Screenshot: gik
Sieht die neue Omikron-variante mit großer Besorgnis: Virologe Christian Drosten. – Screenshot: gik

Drosten warnte auch vor zu viel Sorglosigkeit gegenüber Omikron: Erste Berichte über schwächere Verläufe durch die neue Variante seien auf Deutschland wahrscheinlich nicht übertragbar – weil hier noch immer rund 30 Prozent der Bevölkerung gar nicht geimpft sind. Auch in Rheinland-Pfalz beträgt die QWuote der Vollgeimpften weiter erst 73,7 Prozent, besser stehen Nordrhein-Westfalen mit 76,5 Prozent, Schleswig-Holstein mit 76,5 Prozent und Hamburg mit 77,9 Prozent da. Spitzenreiter ist Bremen mit einer Impfquote von 84,9 Prozent der Zweitimpfungen.

Omikron gilt noch einmal als deutlich ansteckender als die derzeit bei uns vorherrschende Delta-Variante: In Ländern, in denen sich die Variante bereits verbreitet, verdoppelt sich die Zahl der Omikron-Infizierten alle zwei bis drei Tage. „Jeder, der kann, soll sich jetzt sofort boostern lassen“, warnte Drosten laut Spiegel: „Und alle Ungeimpften müssen sich angesichts der neuen Gefahr überlegen, ob sie das aufrechterhalten wollen.“

Info& auf Mainz&: Den ganzen Spiegel-Artikel mit den neuesten Informationen über die Omikron-variante findet Ihr hier im Internet. Das ganze Interview mit dem Berliner Virologen in den Tagesthemen findet ihr hier bei der Tagesschau.