Der Erthaler Hof ist ja einer der ein bisschen vernachlässigten stadthistorischen Bauten im Stadtbild von Mainz. Vielleicht liegt es ja einfach an der Lage: Direkt gegenüber vom Finanzamt und an einem eher uncharmanten Teil der Schillerstraße gelegen, drängt sich das historische Gebäude nicht so unbedingt ins Bewusstsein. Dabei ist das Adelspalais aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ein wahrhaft geschichtsträchtiger Ort: Nicht nur, dass hier heute die Denkmalpflege sitzt, 1816 wurde hier die Geburt Rheinhessens besiegelt.

Erthaler Hof in Mainz
Der Erthaler Hof in Mainz, Adelspalais, Geburtsort Rheinhessens – Foto: gik

Es war am 8. Juli 1816, als im Erthaler Hof offiziell die Herrschaft des Großherzogtums Hessen mit der neuen Provinz Rheinhessen besiegelt wurde – es war die Geburtsstunde von Rheinhessen. Der Erthaler Hof, erbaut als Mainzer Wohnsitz der Freiherren von Erthal, war bis 1814 Sitz der Administration des französischen Départements du Mont-Tonnerre, ab 1816 war es Sitz der Verwaltung Rheinhessens.

Das Landesmuseum und die Landesdenkmalpflege nehmen das 200-jährige Jubiläum der Region zum Anlass, um den Erthaler Hof im Rahmen der Sonderausstellung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ näher zu beleuchten. In der Reihe „Aus der aktuellen Denkmalpflege“ wird ab dem morgigen Mittwoch, dem 20. Januar, die Geschichte des Adelspalastes anhand historischer Aufnahmen anschaulich präsentiert.

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Bilder von den prunkvollen Innenräumen dokumentieren, wie sich der Erthaler Hof seit seiner Erbauung im Jahre 1743 bis heute entwickelt hat. Denn der Erthaler Hof ist etwas Besonderes: Der 1734-1743 von Reichsfreiherr Philipp Christoph von Erthal erbaute Adelshof gehört zu den wenigen im Zweiten Weltkrieg unzerstörten Adelshöfen von Mainz. Und so sind im Gebäude Räume aus allen Epochen erhalten: Stuckdecken und Vertäfelungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, vom Rokoko über das französische Empire bis zum Biedermeier, und und und.

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Der hessische Großherzog Ernst Ludwig sieht aus dem Fenster des Erthaler Hofes dem Rosenmontagszu zu – Foto: Stadtarchiv Mainz

„Die Geschichte des Hauses von der kurfürstlichen bis in die rheinhessische Zeit lässt sich somit in seltener Vollständigkeit und Kontinuität anhand des baulichen Bestandes nachvollziehen“, heißt es in der Ankündigung. Wie praktisch und passend, dass hier seit 1998 das Landesamt für Denkmalpflege seinen Sitz hat, das inzwischen zur Generaldirektion des Kulturellen Erbes wurde.

Im Rahmen der Präsentation am Mittwoch ist übrigens die bislang noch nie öffentlich gezeigte Gründungsurkunde zu sehen, die den Herrschaftswechsel in Mainz und Rheinhessen von den Franzosen zu den Hessen besiegelte. Ebenfalls gezeigt ist ein ganz besonderes Foto aus dem Jahre 1910: Es zeigt den hessischen Großherzog Ernst Ludwig, der aus einem Fenster des Gebäudes beim Rosenmontagsumzug zusieht.

Die Ausstellung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ im Landesmuseum ist ein Hort stadthistorischer Spurensuche: Ölgemälde, Druckgraphiken, Modelle historischer Gebäude, Originalteile von niedergelegten Gebäuden und alte Fotografien vermitteln einen Eindruck davon, wie sich das Mainzer Stadtbild in den vergangenen 250 Jahren verändert hat. Die Ausstellung geht noch bis zum 6. November und ist ein Beitrag zum Jubiläum 200 Jahre Rheinhessen in diesem Jahr.

Info& auf Mainz&: Der Erthaler Hof, Präsentation im Rahmen der Ausstellung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ im Mainzer Landesmuseum ab Mittwoch, 20. Januar. Zu der Ausstellung gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm – etwa am Donnerstag, 4. Februar von 12.30 bis 13.00 Uhr in der Mittagspause: Da präsentiert der frühere Landeskonservator Joachim Glatz „Mainzer Baudenkmäler im Spiegel der Karikatur“ – und widmet sich damit Mainzer Bauten in der Fastnacht. Infos zur Ausstellung und ihrem Rahmenprogramm im Landesmuseum hier.

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