„Wenn der Groschen fällt“, heißt in diesem Jahr eine Themenreihe im Alten Dom St. Johannis in Mainz, und das aus gutem Grunde: Bei den Ausgrabungsarbeiten in der Evangelischen Kirche, entpuppte sich das Gebäude nicht nur als Alter Dom zu Mainz und eine der ältesten Kirchen Deutschlands überhaupt – es fanden sich auch Zehntausende historischer Funde aus allen Epochen, darunter auch jede Menge: Geld. Das evangelische Dekanat Mainz hat daraus eine ganze Veranstaltungsreihe und ein Jahresthema gemacht, nun steht der nächste Vortrag an: Wie hält es die Kirche selbst mit dem Geld?

„Geld lässt sich in sehr viele andere Sachen umtauschen. Das ist für die einen eine wunderbare Vereinfachung des Handels und für die anderen ‚anrüchig‘: Wie viel Macht hat Geld?“, fragt der evangelische Dekan Andreas Klodt im Vorwort zu dem Programmheft. Geld besitzt natürlich große Macht, doch die schreiben wir Menschen den kleinen Metallstücken eigentlich nur zu: Es ist unser Vertrauen in seine Währung, die es wertvoll macht.
„Macht, Vertrauen, Verwandlung – das sind auch Begriffe aus dem Bereich der Religion.“, merkt Klodt an, nicht zufällig sehe Jesus hier eine Konkurrenz und sage: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Dennoch habe die Kirche auch Geld und brauche es auch, ist das also eine Notwendigkeit – oder ein Sündenfall? Mit Ernst und Augenzwinkern wolle die Veranstaltungsreihe 2025 das Thema von allen Seiten beleuchten – so lange, bis der Groschen fällt…
„Ist das Wucher“? – Vortrag zu Kirche und Geldverleih im Mittelalter
Bei der Mainzer Museumsnacht gab es bereits eine Münzwerkstatt im Alten Dom, ab September geht nun auch die Vortragsreihe „Geld und Kirche“ weiter: Am Mittwoch, den 03.09.2025 dreht sich ab 19.00 Uhr alles um die Frage: „Ist das Wucher? Kirche als Kreditgeber im Mittelalter.“ In einem Vortrag beleuchtet Dr. Christoph Cluse von der Universität Trier ein moralisches Dilemma: Die Kirche als Kreditgeber im Mittelalter.

Kreditbeziehungen waren im Mittelalter nämlich zwar ebenso alltäglich wie heute, doch die Kirche verdammte Kreditgeber meist als unmoralische Wucherer – nicht umsonst war das Geldverleihen einer der wenigen Berufe, der Juden gestattet war: Sie galten ohnehin als „unrein“, also konnten sie auch das schmähliche Geschäft des Geldverleihs betreiben. Dass die jüdischen Mitbürger dabei oft schwer reich wurden, machte sie dann umso verdächtiger – und förderte Stereotype, die sich bis heute in antisemitischen Vorstellungen halten.
Das Problem dabei: Banken in unserer heutigen Form gab es damals noch nicht, man brauchte also private Finanziers oder professionelle Geldleiher – oder andere Formen des Kredits. So wurde auch die Kirche zum Kreditgeber, und fand sich in einem moralischen Dilemma wieder: Man verdammte das Erheben von Zinsen als Wucher – und tat es doch selbst.
Cluse ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden der Universität Trier. Er war an mehreren Forschungsprojekten zur jüdischen Geschichte im Mittelalter beteiligt, zuletzt auch am Welterbe-Antrag der SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz. Sein Vortrag beginnt um 19.00 Uhr, eine Anmeldung ist nicht nötig, der Eintritt ist frei. Eingang: West/Johannisstraße.

Fair Finance, Mitsingkonzert & Wortakrobatik: Der Groschen fällt
Am Montag, den 22. September, lädt der Alte Dom dann zu einer Veranstaltung zum Thema „Fair Finance“, im Rahmen der Fairen Woche 2025 dreht sich dann alles um „grüne“ und „nachhaltige“ Geldanlagen. Zu Gast ist Dr. Jennifer Achten-Gozdowski, Zentrum
gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. Einen Tag zuvor, am Sonntag, den 21., September 2025 dreht sich bereits musikalisch alles um „MONEY MONEY MONEY“ – beim Mitsingkonzert. Begleitet von einer Band und unterstützt durch den POP-UP-Chor besingt das Publikum mit bekannten Pop-Songs rund ums liebe Geld die Kraft des Singens und der Gemeinschaft.

Am Freitag, den 29. August 2025, gibt es zudem „Wilde Worte“ im Alten Dom, beim Poetry Slam nämlich. Wortakrobatik „at its best“ erklingt dann ab 19.00 Uhr, das Publikum entscheidet, wer die Herzen der Zuschauer gewinnt. Die Poeten tragen ihre Texte zum Thema Kirche und Geld vor, „politisch und verträumt, lustig und ernsthaft, Alltagsgeschichte und literarischer Rock’n’Roll“, verspricht die Ankündigung. Der Eintritt kostet 10,- Euro an der Abendkasse.
Und am Sonntag, den 14. September 2025 (12.00-17.00 Uhr), könnt Ihr natürlich auch beim Tag des Offenen Denkmals im Alten Dom einen tiefen Blick hinter die Kulissen werfen – ganz buchstäblich: Noch immer gähnt im Boden der Kirche ein tiefes Loch mit Gräbern, Mauern und dem Grab des Erzbischofs Erkanbald. Der Tag des Offenen Denkmals steht denn auch im Alten Dom St. Johannis unter der Überschrift „Wertvoll“ – es geht unter anderem um das Sanierungs- und Ausgrabungsprojekt selbst, seine Finanzen, Techniken und die Frage: Wie findet Kirche auf einer Baustelle statt?
Info& auf Mainz&: Das ganze Programm des Themenjahrs „Fällt der Groschen?“ findet Ihr mit vielen anderen Informationen zum Alten Dom St. Johannis hier im Internet. Mehr zur Grabungsgeschichte des Alten Dom St. Johannis lest Ihr hier bei Mainz&.