Der Ärger am Wochenende in Mainz war groß: Die Johannisnacht tobte, die Menschen feierten, viele wollten danach mit Bus oder Bahn nachhause – doch was dann nicht kam, waren Bahn oder Bus. Nun räumte die Mainzer Mobilität ein: Am Johannisnachtwochenende habe es „gehäuft Ausfälle von Fahrten“ gegeben. Grund dafür sei noch immer der Hackerangriff auf den IT-Dienstleister in Darmstadt vom 12. Juni, der weiter IT-Systeme lahm legt. Grund ist aber auch – Corona: Wegen einer akuten Krankheits- und Coronawelle beim Fahrpersonal seien am Wochenende vermehrt Fahrten ausgefallen.

Was kam am Wochenende eher nicht? Die Straßenbahn am Schillerplatz. - Foto: gik
Was kam am Wochenende eher nicht? Die Straßenbahn am Schillerplatz. – Foto: gik

„Hallo Mainzer Mobilität, ich stehe seit 20 Minuten am Schillerplatz … jetzt sind es schon 20 Minuten…. warum klappt das nicht?“ Der Hechtsheimer Andreas Toschka machte seinem Ärger auf Facebook Luft, doch er war beileibe nicht der einzige: Ausgerechnet am Johannisnacht-Wochenende fielen in Mainz reihenweise Fahrten mit Bussen und Bahnen aus. Ärgerlich für die Fahrtgäste dabei: Informiert wurden sie nicht, in den digitalen Anzeigen stand meist einfach „fällt aus“ – Grund: unbekannt.

Am Montag dann räumte die Mainzer Mobilität via Pressemitteilung ein: Ja, es habe am Johannisnacht-Wochenende „gehäuft“ Fahrausfälle gegeben. Grund dafür seien zum einen „immer noch bestehenden IT-Probleme durch den Hackerangriff am 12. Juni 2022 auf den Darmstädter IT-Dienstleister der Unternehmensgruppe Mainzer Stadtwerke AG.“ Aktuell könnten deshalb „wichtige und für den Fahrplanbetrieb notwendige Systeme nicht oder nur eingeschränkt eingesetzt werden.“ Dies wirke sich unter anderem auf die Einsatzdisposition der Fahrer aus, die nicht wie gewohnt funktioniere.

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Am 12. Juni war die Darmstädter Firma Count + Care Opfer eines kriminellen Hackerangriffs mit Erpressersoftware geworden, die Hintergründe sind weiter unklar. Doch die Angreifer suchten sich gezielt einen IT-Dienstleister aus, der für gleich mehrere Energieunternehmen in der Region arbeitet, darunter die Darmstädter Entega, aber eben auch die Mainzer Stadtwerke. Das Ergebnis: Bis heute sind die Internetseiten von Stadtwerken, Taubertsbergbad sowie Mainzer Mobilität nicht wieder online, Email-Verkehre und weitere IT-Systeme gestört – und das nach mehr als zwei Wochen.

Der Hackerangriff auf einen IT-Dienstleister der Mainzer Stadtwerke hat weiter nachhaltige Auswirkungen. - Foto: Entega
Der Hackerangriff auf einen IT-Dienstleister der Mainzer Stadtwerke hat weiter nachhaltige Auswirkungen. – Foto: Entega

Die Störung der IT-Systeme hatte schnell auch Auswirkungen auf den ÖPNV in Mainz, am Wochenende aber mehrten sich nun die Ausfälle. Durch den Hackerangriff arbeiteten auch „die rechnergesteuerten Auskunftssysteme nicht so zuverlässig wie gewohnt“, heißt es nun bei der Mainzer Mobilität. Die einzelnen IT-Systeme würde derzeit aber nach und nach wieder in Betrieb genommen, die Situation sich daher „in den nächsten Tagen verbessern.“

Doch die Technik ist nicht der einzige Grund: „Hinzu kommt aktuell eine Krankheits- und Coronawelle beim Fahrpersonal, daher sind am Wochenende vermehrt Fahrten ausgefallen“, teilte das Unternehmen weiter mit: „Die Mainzer Mobilität bittet ihre Kundinnen und Kunden, dies zu entschuldigen.“ Tatsächlich rollt bereits seit etwa zwei Wochen eine Corona-Sommerwelle durch die Republik und eben auch durch Mainz – bisher weitgehend unbeachtet von Politik und Gesellschaft. Bereits Mitte Juni war die Sieben-Tage-Inzidenz in Mainz bei den Corona-Neuinfektionen auf mehr als 700 gestiegen, und das, obwohl derzeit keineswegs alle Corona-Neuinfektionen amtlich erfasst werden.

 

Am Mittwoch lag die Corona-Inzidenz in Mainz bei 763, im Kreis Mainz-Bingen bei 788 und in Bad Kreuznach sogar bei 1089 – die neue, noch einmal ansteckendere Omikron-Variante BA.5 sorgt derzeit für ein hohes Ansteckungsrisiko und hohe Fallzahlen. BA.5 sorgt zudem wieder für deutlich schwerere Verläufe mit hohem Fieber und schweren Grippe-ähnlichen Krankheitsverläufen, das Ergebnis: Arbeitsausfälle.

Der ein oder andere Bus bleibt auch in den kommenden Wochen stehen: Es fehlt Personal. - Foto: gik
Der ein oder andere Bus bleibt auch in den kommenden Wochen stehen: Es fehlt Personal. – Foto: gik

Aktuell lasse sich „nicht exakt sagen, wie lange die Krankheitswelle und die Personalprobleme andauern“, heißt es bei der Mainzer Mobilität weiter. Fahrgäste, die in den nächsten Tagen einen wichtigen Termin einhalten müssten, würden gebeten, eine oder zwei Fahrten früher als gewohnt in Erwägung zu ziehen. „Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen“, betont das Unternehmen.

„Um in den kommenden Wochen und bei der angespannten Personalsituation und Corona einen zuverlässigen ÖPNV anbieten zu können“, würden auf einigen Linien nun einzelne Fahrten gestrichen. Das beginne ab Samstag, den 2. Juli 2022, und werde bis vorerst Samstag, den 23. Juli 2022 andauern. Dies betreffe Fahrten von Montag bis Freitag und die Samstage, nicht jedoch die Sonntage.

„Die entfallenden Fahrten sind so gewählt, dass die Ausfälle gleichmäßig im Liniennetz auftreten und wichtige Verbindungen im Schul- und Berufsverkehr weitgehend nicht betroffen sind“, heißt es bei der Mainzer Mobilität weiter. Durch diese geplanten Ausfälle könnten ungeplante Ausfälle, die dann unter Umständen mehrere Fahrten einer Linie in Folge betreffen könnten, vermieden werden. Gleichzeitig könnten die Auskunftssysteme dann wieder zuverlässige Information für die Fahrgäste bieten.

Info& auf Mainz&: Achtung: Wegen des Hackerangriffs erreicht Ihr die Mainzer Mobilität weiter nicht auf der gewohnten Internetseite, es gibt inzwischen aber Ausweichseiten, die der Mainzer Mobilität findet Ihr hierwww.mainzer-mobilitaet.info.