Welches Museum auch sonst: Mitten in der heißen Phase der Fastnachtszeit ist das Fastnachtsmuseum in Mainz als „Museum des Monats“ geehrt worden. Kulturministerin Katharina Binz (Grüne) überreichte am Montag in Mainz die Auszeichnung, die mit 1.000 Euro dotiert ist. In dem Museum werde „die Faszination für das vierfarbbunte Feiern auch für Menschen erlebbar, die das närrischen Treiben in der Stadt bislang noch nicht erlebt haben“, sagte Binz. In der 2017 runderneuerten Ausstellung sind legendäre Stücke wie die Schürze von Ernst Neger oder die Brille von Rolf Braun zu sehen, der älteste Mainzer Orden von 1837 – dokumentiert wird aber auch die Entwicklung der Fastnacht bis heute.

Ältester Mainzer Orden und Fastnachts-Leporello: Historische Highlights im Mainzer Fastnachtsmuseum. - Foto: gik
Ältester Mainzer Orden und Fastnachts-Leporello: Historische Highlights im Mainzer Fastnachtsmuseum. – Foto: gik

Mit der Auszeichnung „Museum des Monats“ zeichnet das Land Rheinland-Pfalz jeden Monat vor allem kleinere und mittelgroße Museen aus, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, durch innovative Vermittlungsideen oder andere besondere Angebote auszeichnen. Im Fokus sollen dabei vor allem kleine Institutionen stehen, die von bürgerschaftlichem Engagement getragen werden – wie das Fastnachtsmuseum in Mainz.

Das Museum wurde im Jahr 2004 endlich verwirklicht – die Idee gab es bereits 1914. Denn die Mainzer Fastnacht ist nach dem Kölner Karneval wohl das Narren-Großevent mit der zweitältesten Geschichte. Seit 1837 wird die Mainzer Fastnacht in ihrer organisierten Form gefeiert, damals wurde mit der Mainzer Ranzengarde die erste Mainzer Garde gegründet. 1837 zog ein „Krähwinkler Landsturm“ durch Mainz, es war die Geburtsstunde des Rosenmontagszuges, der ab 1838 unter diesem Namen durch Mainz zog.

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Schürze von Ernst Neger und Rolf Brauns Brille

Im Mainzer Fastnachtsmuseum kann man dieser Geschichte nachspüren: Ein kleines Büchlein, ein gemaltes Leporello, bildet komplett den Umzug aus dem Jahr 1857 ab. Ausgestreckt misst das Werk 6,40 Meter, für das Fastnachtsmuseum wurde es digitalisiert, so kann sich der Besucher mit einer Kurbel durch das ganze Leporello blättern. So modern war das Fastnachtsmuseum aber nicht immer: 2004 öffnete es in den Räumen des Mainzer Proviantamtes nach dessen großem Umbau die Türen, 2017 wurde die Ausstellung grundlegend modernisiert.

Begehbarer Mainzer Rosenmontagszug im Fastnachtsmuseum in Mainz. - Foto: gik
Begehbarer Mainzer Rosenmontagszug im Fastnachtsmuseum in Mainz. – Foto: gik

Seither wird der Besucher gleich am Eingang von der Mainzer Straßenfastnacht in umfangen: Schwellköppe und Gardeuniformen, das Mainzer Gutenberg-Denkmal mit Narrenkappe – und auf dem Fußboden ist der Zugweg des Mainzer Rosenmontagszuges durch die Innenstadt aufgezeichnet. Mehr als 25.000 Exponate hütet das kleine Museum samt angeschlossenem Fastnachtsarchiv, auf 400 Quadratmetern werden die spannendsten Stücke präsentiert.

Da kann man die legendäre Wirts-Schürze von Ernst Neger, dem singenden Dachdecker, bestaunen, die Brille von Rolf Braun, dem ebenfalls legendären Sitzungspräsidenten der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ – oder Kleider von Fastnachts-Legende Margit Sponheimer, die hier 2023 mit einer Ausstellung zu ihrem 80. Geburtstag geehrt wurde. Und die Gänsje-Parodie von Herbert Bonewitz hängt gleich neben den weißen Handschuhen von Norbert Roth und den Kostümen der berühmtesten Putzfrauen der Fastnachtsgeschichte: Fraa Babbisch und Fraa Struwwelisch.

Geschichte der Narrenkappe und Eulen-Bütt aus Mainz bleibt Mainz

Die Besucher dürfen aber nicht nur staunen, sie können auch in eine Original-Eulen-Bütt aus der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ steigen, eingebaute Knöpfe lassen Tusch, Narhallamarsch oder Uiuiui erklingen. Und natürlich erfährt man auch die Hintergründe von Narhallamarsch oder „Humba“, woher das Mainzer Zugplakettcher kommt oder was es mit dem „Heile Gänsjer“ auf sich hat. Erzählt wird auch die Geschichte der Narrenkappe, die in den 1820er Jahren von einem preußischen General in Köln erfunden wurde – als Eintrittskarte für die dortigen Veranstaltungen.

Auch die Geschichte der Narrenkappe wird nachgezeichnet. - Foto: gik
Auch die Geschichte der Narrenkappe wird nachgezeichnet. – Foto: gik

Am Anfang waren die Kappen aus Papier und wurden an Aschermittwoch verbrannt, das wäre heute ein Alptraum für die Fastnachter, sind Narrenkappen doch heute stolz getragene Rangabzeichen. Schmuckstücke der Museumsausstellung sind aber etwa der älteste Orden von Mainz  – ein Kamel-Orden aus Papier aus dem Jahr 1837 – oder ein Narrenzepter von 1884. Und natürlich enthält die Sammlung auch funkelnde Orden, Ehren- und Präsidentenketten sowie die prachtvollen Gewänder des Mainzer Prinzenpaares.

Besonders interessant sei denn auch, welchen Einfluss der Zeitgeist auf die Fastnacht habe, und wie die sich über die Jahrzehnte hinweg entwickelt habe, sagte Binz denn auch bei der Ehrung am Montag. Die Ministerin dankte ausdrücklich dem „Förderverein Mainzer Fastnachtsmuseum“, der das Museum ehrenamtlich betreibt – die Stadt Mainz gibt übrigens bis heute keinen Cent als Zuschuss. Hier werde „mit viel Leidenschaft und Engagement ein ganz wesentlicher Teil der Mainzer Stadtgeschichte einem breiten und sogar internationalen Publikum präsentiert“, lobte Ministerin Binz.

Einmal in eine Original-Bütt aus der Fernsehfastnacht steigen, das geht im Mainzer Fastnachtsmuseum. - Foto: gik
Einmal in eine Original-Bütt aus der Fernsehfastnacht steigen, das geht im Mainzer Fastnachtsmuseum. – Foto: gik

Der Förderverein Mainzer Fastnachtsmuseum e.V. wurde im Mai 1989 gegründet und hat die Trägerschaft für das Mainzer Fastnachtsmuseum sowie das Mainzer Fastnachtsarchiv. Seine mehr als 70 Mitglieder gewährleisten im Ehrenamt unter anderem die großzügigen Öffnungszeiten des Mainzer Fastnachtsmuseums an sechs Tagen in der Woche sowie die fachgerechte Archivierung und Pflege des umfangreichen Archivbestandes.

Info& auf Mainz&: Das Mainzer Fastnachtsmuseum befindet sich im Proviantmagazin in Mainz, der Eingang liegt am hinteren Ende. Mehr zum Museum, seinen Öffnungszeiten und seinen Ausstellungen findet Ihr hier im Internet. Und unseren Mainz&-Bericht aus 2017 könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.