Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal am 14. Juli 2022 wurden nicht nur rund 9.000 Häuser beschädigt, sondern auch 14 von 18  Campingplätzen von den Wassermassen zerstört, zahllose Campingwagen weggerissen. Mehr als ein Jahr nach der Katastrophe beschloss die Landesregierung nun Entschädigungszahlungen, und zwar für die Menschen, die dort ihren ersten Wohnsitz hatten. Die Betroffenen können nun einen Antrag auf eine Pauschale von 20.000 Euro stellen.

Verwüsteter Campingplatz Stahlhütte in Dorsel nach der Flutkatastrophe an der Ahr. - Foto: Campingplatz Stahlhütte via Facebook
Verwüsteter Campingplatz Stahlhütte in Dorsel nach der Flutkatastrophe an der Ahr. – Foto: Campingplatz Stahlhütte via Facebook

Die gigantische Flutwelle im Ahrtal riss in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 alles mit sich, was rechts und links am Wegesrand stand, sie zerstörte rund 9.000 Häuser und kostete am Ende 134 Menschen das Leben, zwei Personen werden bis heute vermisst. Als erstes trafen die steigenden Wassermassen die Bereiche, die direkt an der Ahr lagen – darunter waren auch die zahlreichen Campingplätze: 14 der 18 Campingplätze im, Ahrtal wurden durch die Fluten zerstört, Dutzende von Campingwagen mitgerissen.

Was den Behörden damals offenbar gar nicht bewusst war: Erst im Nachhinein kam heraus, dass auf diesen Campingplätzen viel mehr Menschen dauerhaft lebten, als gedacht. Tatsächlich hatten allein auf dem Campingplatz in Schuld sieben oder acht Personen ihren Hauptwohnsitz angemeldet, wie der Bürgermeister von Schuld, Helmut Lussi, gegenüber Mainz& bestätigte. Auf dem Campingplatz Stahlhütte bei Dorsel seien es sogar 40 Personen gewesen, sagte Campingplatzbesitzer Mario Frings im Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Flutkatastrophe an der Ahr Mitte Mai aus.

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Zerstörter Campingwagen an der Ahr nach der Flut. - Foto: gik
Zerstörter Campingwagen an der Ahr nach der Flut. – Foto: gik

Bei der Frage nach Entschädigungen gingen diese Menschen bisher aber offenbar leer aus: Am Donnerstag teilte der Opferschutzbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz mit, das Land habe nun beschlossen, flutgeschädigten Bewohnern mit Erstwohnsitz auf einem Campingplatz ebenfalls finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen.

Er freue sich über die Entscheidung, das zeige „deutlich, dass Lösungsvorschläge und Hilfestellungen für alle Personenkreise Betroffener der Flutkatastrophe, die sich in einer finanziellen und emotionalen Ausnahmesituation befinden, gesucht werden“, betonte Detlef Placzek, Opferbeauftragter der Landesregierung und zugleich Präsident des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung. Die Entscheidung für Finanzhilfen sei für die Betroffenen notwendig, „die sich eine Existenz auf geringem Einkommen basierend aufgebaut haben“, sagte Placzek weiter. Sie hätten „nun wieder Perspektiven für eine Zukunft.“

 

Der Ort Schuld an der Oberen Ahr Ende Juli 2021. - Foto: gik
Der Ort Schuld an der Oberen Ahr Ende Juli 2021. – Foto: gik

Demnach sollen nun „Personen, die zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe vom 14. und 15. Juli 2021 mit Erstwohnsitz auf einem Campingplatz angemeldet waren, eine Pauschalleistung in Höhe von 20.000 Euro“ erhalten, teilte Placzek weiter mit. Anträge könnten Betroffene stellen, deren Eigentum von der Wasserflut beschädigt oder zerstört wurde. Damit soll offenbar auch hier eine Hausratpauschale zur Anwendung kommen, wie sie für Dauercamper bereits vorgesehen war.

Ob die neue Entschädigung zusätzlich bewilligt werden kann oder pauschal als eine Entschädigung für alles gilt, sagte das Landesamt nicht. Auch die Frage, wie viele Personen von der neuen Regelung betroffen sind, wurde am Donnerstag nicht beantwortet. Noch immer warten Tausende von Flut-Betroffenen im Ahrtal auf ihre Entschädigungszahlungen, weil die Landeseigene Investitions- und Strukturbank (ISB) mit der Bearbeitung der Anträge nicht hinterher kommt. Bei mehr als 9.000 geschädigten Häusern und fast 10.000 Geschädigten wurden waren Ende Juli erst knapp 1.580 Anträge bewilligt.

Info& auf Mainz&: Einzelheiten zu Entschädigungsleistungen und Härtefällen können hier im Internet ausführlich nachgelesen werden.