In den Tagen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wunderten sich freiwillige Helfer, aber auch viele Bürgermeister über eine seltsame Untätigkeit und Unsichtbarkeit der Dienstaufsichtsbehörde ADD beim Krisenmanagement. Von einem „Hügel der Ahnungslosen“ war die Rede, man habe tage-, ja wochenlang nichts von der ADD gesehen und gehört – obwohl die Mittelbehörde am 17. Juli eigentlich das Krisenmanagement übernommen hatte. Am Freitag erfuhr der Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Flutkatastrophe mit großem Erstaunen: ADD-Vize Begona Hermann, eigentlich Leiterin des Krisenstabes, fuhr am 31. Juli in Urlaub – zwei Wochen nach der Flutkatastrophe.
ADD, das steht für „Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion“, der sperrige Name bezeichnet eine wichtige Behörde in Rheinland-Pfalz: Die ADD fungiert als Mittelbehörde zwischen Kommunen und Land, sie führt die Dienstaufsicht und die Aufsicht über die Schulen, sorgt sich um Denkmalschutz und um die Unterbringung von Flüchtlingen im Land. Eine zentrale Aufgabe der ADD ist aber auch der Katastrophenschutz: Laut dem Brand- und Katastrophenschutzgesetz des Landes ist die ADD der oberste Katastrophenmanager im Krisenfall, und hat bei Katastrophen in mehreren Landkreisen die Einsatzleitung.
Nur, dass genau dies in den ersten Tagen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal am 14. Juli 2021 nicht funktionierte. Erst am 17. Juli übernahm die ADD die Einsatzleitung beim Management der Aufräumarbeiten, doch Helfer und Bürgermeister kritisierten: Von deren Management sei tage- ja wochenlang nichts zu sehen gewesen. „Wir haben fünf bis sechs Wochen nichts von der ADD gehört“, berichtete etwa der damalige Bürgermeister von Mayschoß, Hubertus Kunz (CDU) Ende 2022 vor dem Untersuchungsausschuss. Die ADD habe „den Grundfehler gemacht“, nicht eine Koordinierungsperson in jeden Ort zu schicken, kritisierte er.
Wipperfürth: „Wir waren komplett auf uns gestellt“
Auch der Dernauer Bürgermeister Alfred Sebastian (CDU) hatte dem Ausschuss berichtet, er habe „in den ersten drei Wochen keine Verbindung zur ADD gehabt, weil aus meiner Sicht die Verbindungsperson fehlte.“ Die erste Mail von der Koordinierungsbehörde habe er am 6. August bekommen, das Thema: Corona.
Vergangene Woche hatte auch einer der aktivsten Helfer der ersten Stunde im Ahrtal, der Landwirt Markus Wipperfürth vor dem Ausschuss ausgesagt – und kein gutes Haar am Agieren der ADD gelassen: „Wir waren komplett auf uns gestellt“, berichtete Wipperfürth, eine Koordinierung durch die ADD habe es „nicht ein Mal gegeben.“ Die Koordination zwischen den Hilfsdiensten habe nie geklappt, ständig hätten die Kompetenzen gewechselt, seien Informationen nicht weitergegeben worden.
Auch offizielle Absprachen zu den Aufräumarbeiten hätten ihn nie erreicht, berichtete Wipperfürth weiter: „Wir wussten nicht, wo wir kippen sollten, wo überhaupt Kippstellen sind“, betonte der Landwirt, der mit seinen Maschinen und Lastwagen beim Räumen des Ahrtals half. Es habe viel Kompetenzgerangel und Streitigkeiten gegeben, aber keine Unterstützung der Helfer, kritisierte Wipperfürth.
Krisenplan der ADD für Großschadenslage nicht geeignet
„Ich war die ganze Zeit der Meinung, dass gleich Fachleute kommen, Seelsorger, die den Baggerfahrern beistehen, und dass ich meine Arbeit machen kann ohne Gefahr zu laufen, dass uns ein Gastank um die Ohren fliegt, oder Chemikalien uns verletzen“, berichtet Wipperfürth dem Ausschuss. Doch Unterstützung sei keine gekommen. „Den Hügel der Ahnungslosen, so nennen wir den Sitz der ADD hoch oben über dem Tal angesichts des offensichtlich fehlenden Wissens, was sich wirklich in den betroffenen Orten abspielt“, so beschreibt es Wipperfürth mehr als ein Jahr später in seinem Buch.
„Ja, manches hat am Anfang gehakt, manches hat zu lange gedauert“, räumte nun ADD-Präsident Thomas Linnertz am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss ein. Es habe „nach meinem Geschmack vor allem zu lange gedauert, die Gesamtlage zu erfassen“, es hätten sich aber „bei einer Katastrophe dieser Größenordnung Störungen nicht vermeiden lassen.“
Tatsächlich stolperte die ADD offenbar weitgehend unvorbereitet und schlecht aufgestellt in das Krisenmanagement. Der Stab der ADD war auf eine Krise dieser Größenordnung offenbar nicht vorbereitet, Einsatzpläne waren auf ein Großschadensereignis gar nicht angepasst. „Der Katastrophenschutzplan der ADD, den wir bei vielen Einsätzen der Koordinierungsstelle geübt haben, konnte in der Situation nicht eingesetzt werden“, räumte Linnertz ein: Der Krisenplan sei gar nicht „auf so eine Katastrophe ausgerichtet“ gewesen.
Grundlagen der Stabsarbeit unbekannt, Verwaltungsstab nicht existent
Das Ergebnis: Die ADD agierte in den ersten Tagen weitgehend blind und in größerer Unkenntnis der genauen Lage im Tal. Bürgermeister und Katastrophenschützer aus anderen Ländern berichteten von ständigen Personalwechseln und fehlender Struktur. Wie das konkret aussah, beobachteten Katastrophenschutz-Profis aus anderen Bundesländern offenbar mit einiger Fassungslosigkeit: „Die Zusammenarbeit war ungewöhnlich“, sagte Alexandra Römer von der Branddirektion München dem Ausschuss: „Ich hatte den Eindruck, dass der Verwaltungsstab in Ahrweiler nicht vorgeschult war – das hat die Zusammenarbeit ‚interessant‘ gestaltet.“
Nach ein paar Tagen habe sich „herausgestellt, dass der Verwaltungsstab gar nicht wusste, was S1 bis S6 bedeutet“, berichtete Römer bereits im November dem Ausschuss – unter S1 bis S6 verbergen sich die einzelnen Stabsstellen in einem Führungsstab, die für bestimmte Bereiche zuständig sind. Ein solches Wissen gilt als Grundlage für die Arbeit in einem Krisenstab, doch diese Grundlagen fehlten offenbar: Es seien eben „immer neue Personen dazugekommen“, auch aus anderen Behörden, berichtete Fabian Schicker, Mitarbeiter im ADD-Krisenstab, da habe es dann geheißen: „Erklär mir noch mal, was das ist, S3? Dann ist das aufgeklärt worden“, berichtete er dem Ausschuss.
Auch einen Verwaltungsstab, der eigentlich parallel zum Führungsstab die Entscheidungen organisatorisch umsetzen sollte, gab es in der Krisenstruktur der ADD nicht. Ja, in der ADD sei „kein Verwaltungsstab vorgesehen gewesen, deshalb waren wir auch nicht vorgeschult“, räumte Heinz Wolschendorf, Leiter des Referats Katastrophenschutz bei der ADD ein, und betonte: Man wolle daraus nun Lehren ziehen, „wir ziehen jetzt einen Verwaltungsstab hoch.“
Stab der ADD musste erst einmal geschult werden
Mitten in der größten Krise seit dem zweiten Weltkrieg, und mitten in der extremsten Phase unmittelbar nach der völligen Verwüstung des Tals, musste der Stab, der diese Katastrophe managen sollte, erst einmal geschult werden. Eine erste Schulung durch die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) sei nach kurzer Zeit abgebrochen worden, räumte Linnertz ein, und verteidigte sich: Mit Beratungsresistenz habe das nichts zu tun gehabt, vielmehr mit dem aktuellen Druck der Ereignisse.
Danach griffen Kollegen des Katastrophenschutzes aus Niedersachsen ein, und berieten die Rheinland-Pfälzer, wie man einen solchen Verwaltungsstab überhaupt aufbauen muss. Die Kollegen aus Niedersachsen hätten „Vorschläge gemacht, wo muss was an der Struktur, an den Abläufen geändert werden“, sagte Wolschendorf: „Wir haben dann den Stab etwas umgebaut.“ Ja, man habe auch in der ADD vorher Übungen durchgeführt, „allerdings nur im Rahmen dessen, was im betrieblichen Alltag möglich war“, sagte Wolschendorf weiter – das habe etwa Einsatzszenarios wie Starkregen oder einen Atomunfall umfasst.
Im Ahrtal aber war gerade ein gesamtes Tal mit einer Ausdehnung von 40 Kilometern Länge in den Fluten versunken, es gab rund 40.000 Geschädigten und in den Anfangszeiten mehr als 4000 Vermisstenmeldungen. Dazu waren pro Tag weit über 4000 Einsatzkräften im Tal unterwegs. „So eine Schadenslage gab es in der Bundesrepublik seit dem Zweiten Weltkrieg nicht“, betonte Wolschendorf.
„Wir waren zunächst einmal blind“
Das Problem: Die ADD war auf so eine Einsatzlage überhaupt nicht vorbereitet, sollte aber nun genau diese Krise managen. Das ging gründlich schief, die ADD agierte in den ersten Tagen nach der Katastrophe weitgehend in Unkenntnis der Lage im Tal. „Wir waren zunächst einmal blind, weil wir aus der Fläche nicht die Antworten bekommen haben, die wir gebraucht hätten, um da was aufzubauen“, räumte ADD-Mitarbeiter Jörg Bruch ein, der Mitglied im Verwaltungsstab war.
Das Thema der Bedarfe im Tal sein „ein ganz schwieriges“ gewesen, berichtete Bruch weiter. Wie viele Menschen etwa Unterkünfte benötigten, „darüber gab es nie eine richtige Rückmeldung aus der Fläche, aus den Gemeinden.“ Es seien dann „Erkunder geschickt worden, um herauszufinden, wie die Bedarfe sind.“
„Die ADD hat alles verkompliziert“, schimpfte etwa Mayschoß-Bürgermeister Kunz: Obwohl es an der Ahr praktisch keine Brücken mehr gab, sei die ADD auf die „geniale“ Idee verfallen, alle Einsatzkräfte zum Nürburgring zu verlegen. „Die mussten dann 84 Kilometer weit über die Landstraße fahren, um zu uns zu kommen“, schimpfte Kunz. Vorher sei der Bereitstellungsraum für die Rettungskräfte auf dem Gelände der Firma Haribo in Grafschaft gewesen, „von dort waren es zehn Minuten.“
Helfer warteten 72 Stunden am Nürburgring auf Einsatz
Am Nürburgring wiederum sammelten sich in den ersten Tagen Hunderte von Einsatzkräften – und warteten vielfach vergeblich auf ihren Einsatz. Teilweise hätten die Profi-Helfer dort 72 Stunden auf ihren Einsatz gewartet – und seien dann unverrichteter Dinge wieder nachhause geschickt worden, berichteten Helfer, und das obwohl im Ahrtal Menschen händeringend auf Hilfe warteten. Linnertz räumte nun ein: „Es stimmt, es gab da auch Beschwerden von Einsatzkräften, weil sie nicht in den Einsatz kamen.“ Die Anforderungsabfrage aus dem Tal habe nicht funktioniert.
Im Ahrtal war währenddessen die komplette Infrastruktur mit Telefonen und Handynetzen zusammengebrochen, die Kommunikation äußerst schwierig. Man habe aber gemeinsam mit den Hilfskräften und „unter hohem Einsatz der Bürgermeister“ Enormes geleistet, betonte Linnertz: „Im Vordergrund stand die Versorgung der Menschen im Tal, wir haben zeitweise fast 20.000 Menschen versorgen müssen.“ Das Oberste Ziel sei immer gewesen, die Menschen im Tal zu lassen. „Wir wollten den Menschen ihre Heimat erhalten und eine Entvölkerung vermeiden“, sagte der ADD-Präsident: Trotz aller Kritik, „die Ziele, die wir uns gesetzt haben, wurden in hohem Maße erreicht.“
Das unterstrich auch die damalige ADD-Vizepräsidentin Begona Hermann, die als Leiterin des Krisenstabes zuständig war für die Koordinierung der Arbeiten. „Unsere Aufgabe war Notversorgung, das muss ich immer wieder sagen: Notversorgung“, betonte Hermann bei ihrer Vernehmung vor dem Ausschuss. Die Vizepräsidentin weilte bis zum 17. Juli im Sommerurlaub, danach habe sie zunächst die ADD in Trier geleitet, und am 23. Juli erstmals die Einsatzleitung im Ahrtal übernommen, berichtete sie.
„Ich bin auf dem Weg zum Flughafen, nach Übersee“
Die Aufgaben der ADD seien vielfältig gewesen, es hätten Behelfsbrücken organisiert und mit der Bundeswehr abgestimmt werden müssen, Kampfmittel seien gefunden worden und hätten geräumt werden müssen. Es habe gegolten, Shuttlebusse zu organisieren, Spenden zu verteilen und Infopoints einzurichten.
„Ich hatte sehr früh Kontakt mit dem Helfershuttle, die Helfer ins Tal brachten, weil sie gesehen haben: das wird so nicht funktionieren“, berichtete Hermann zudem. Der Helfershuttle sei dann auf die ADD zugekommen wegen Finanzierung. „Ich habe denen gesagt, dass ihre Hilfe dringend gebraucht wird“, betonte Hermann. Die ADD habe dann auch den Helfershuttle beauftragt, seinen Job weiter durchzuführen, man habe einen Vertrag miteinander geschlossen.
Hermann betonte zudem, sie habe ADD-Präsident Thomas Linnertz bei der Leitung des Einsatzes im Ahrtal „vertreten“ – und zwar immer an den Wochenenden. Ab dem 23. Juli sei sie vor Ort gewesen, betonte Hermann – doch lange blieb die ADD-Vizepräsidentin nicht: „Ich bin auf dem Weg zum Flughafen und in wenigen Stunden in Übersee“, schrieb Hermann am Morgen des 31. Juli 2021 ihrem Chef Linnertz in einer Email. Es war 7.00 Uhr morgens, kurz darauf saß Hermann tatsächlich im Flugzeug – auf dem Weg in einen Urlaub in den USA.
Mail aus Sacramento: „Es ist sehr schön hier“
Aus Sacramento schrieb Hermann dann am 6. August eine weitere Email an Linnertz; „Es ist sehr schön hier mit meiner Familie, aber ich denke natürlich auch viel an das Ahrtal und unsere Arbeit dort.“ Konfrontiert mit diesen Schreiben im Untersuchungsausschuss, musste Hermann einräumen: Ja, sie sei am 31.7. in den Urlaub geflogen, wie lange der dauerte, das könne sie jetzt aber so spontan nicht sagen. In derselben Email hatte Hermann indes notiert: „Ich könnte Montag, 16.08., gleich nach Ahrweiler und für ein paar Tage übernehmen.“
Gut zwei Wochen nach der schlimmsten Katastrophe der Nachkriegsgeschichte also nahm die Vizepräsidentin der Katastrophenschutzbehörde und Leiterin des Einsatzstabes Urlaub – und verschwand für zwei Wochen in die USA. ADD-Präsident Linnertz räumte auf Nachfrage im Ausschuss ein: Ja, er habe den Urlaub genehmigt. Er selbst sei indes bis Ende August „im Prinzip immer im Dienst“ und „immer erreichbar“ gewesen.
Die Urlaubsfrage ist durchaus brisant: In Nordrhein-Westfalen hatte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) im April 2022 zurücktreten müssen, weil sie kurz nach der Flutkatastrophe nach Mallorca in den Urlaub geflogen, und dort mit anderen Kabinettsmitgliedern einen Geburtstag gefeiert hatte. Wenige Tage später trat auch die frühere rheinland-pfälzischen Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) zurück: Sie war zehn Tage nach der Katastrophe im Ahrtal für vier Wochen nach Südfrankreich in den Urlaub gefahren – und hatte die Öffentlichkeit nicht nur darüber, sondern auch über ihre Teilnahme an Kabinettssitzungen getäuscht.
Hermann flog am 31. Juli 2021 für zwei Wochen in die USA
Nun also stellt sich heraus: Auch bei der ADD hatte selbst die Leiterin des Krisenstabes keine Skrupel, mitten in der Krise in Urlaub zu fliegen – während gleichzeitig Hunderte von Helfer ihren Urlaub opferten, um im Ahrtal bei Aufräumen zu helfen. Zeitgleich musste die ADD Anfang August sogar vor Seuchengefahr im Tal warnen, der Grund: Ungeheure Mengen von Müll, das mit Öl, Fäkalien und auch Tierkadavern verseuchte Wasser der Ahr sowie der Zusammenbruch von Trinkwasser und vor allem der Abwassersysteme.
Es habe ja ungeheure Mengen von Müll im Tal gegeben, die herausgeschafft werden mussten, hatte Hermann zuvor berichtet. „Mit Hilfe der vielen Helfer mit ihren Traktoren vor Ort“ sei es „gelungen, dass wir den Abtransport ermöglicht haben“, sagte Hermann vor dem Ausschuss: „Das haben wir eigentlich ganz gut hinbekommen.“
Die CDU-Opposition übte scharfe Kritik und warf der Behördenspitze Versagen vor: „Die ADD war weder planerisch noch personell noch strukturell auf eine Situation vorbereitet, in der man die Einsatzleitung innehatte“, sagte CDU-Obmann Dirk Herber. Dies sei „umso erschreckender“, da eine Einsatzleitung durch die ADD und das Vorhalten von Stäben zur Katastrophenbewältigung explizit im Landesgesetz vorgesehen seien. „In erstaunlicher Leichtfertigkeit wich die ADD von Dienstvorschriften zur Bildung von Stäben ab“, kritisierte Herber. Die Folge sei ein „für Rheinland-Pfalz beschämende Eindruck eines improvisierten Gremiums“ gewesen.
„Der falsche Mensch an der falschen Position“
„Wir danken ausdrücklich den engagierten Mitarbeitern der ADD, die sich für diese Arbeit freiwillig meldeten, mit den besten Absichten, damit den Menschen im Ahrtal zu helfen“, unterstrich Herber zudem: „Sie haben nach Kräften versucht, den Aufgaben gerecht zu werden, an ihnen ist die Katastrophenbewältigung nicht gescheitert.“ Gescheitert sei diese Aufgabe vielmehr „ganz oben“: Die Führung der ADD habe „ihre Verantwortung zu selbstgefällig wahrgenommen, die gesetzlichen Pflichten missachtet und in vielen Punkten versagt, sowohl nach innen als auch nach außen.“
Die Schlussfolgerung sei eindeutig, so Herber weiter: „ADD-Präsident Linnertz ist untragbar“, betonte er, und forderte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) müsse dringend handeln. „Es ist schon seit Monaten unverständlich, dass die unentwegt und immer deutlicher, geradezu drastisch zu Tage tretenden Mängel ohne Konsequenzen bleiben“, schimpfte Herber.
Markus Wipperfürth hatte eine Woche zuvor noch klarere Worte gefunden: „Herr Linnertz hat in der Position nichts verloren, in der er ist“, sagte Wipperfürth im Interview mit Journalisten: „Ich kann nicht als Chef nur mal mit dem Hubschrauber oben drüber fliegen, ohne unten im Katastrophengebiet gewesen zu sein. Wenn mir das, was da passiert ist, passiert wäre – ich hätte schon lange meinen Hut genommen und mich entschuldigt. Das ist der falsche Mensch an der falschen Position.“
Info& auf Mainz&: Mehr zu dem Bericht von Markus Wipperfürth, einem der Helfer der ersten Stunde im Ahrtal, sowie über sein Buch „Wegen Dir bin ich hier“, lest Ihr hier bei Mainz&. Alle Mainz&-Berichte zur Flutkatastrophe im Ahrtal findet Ihr zudem hier in unserem großen Ahrtal-Dossier.