Der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport will tatsächlich die Zuschläge für verspätete Flieger in der Nacht anheben. „Wir haben uns jetzt bereit erklärt, die Zuschläge für verspätete Landungen zu erhöhen“, sagte Fraport-Chef Stefan Schulte am Mittwochabend gegenüber Journalisten. Die Entgelte seien beim Hessischen Verkehrsministerium beantragt und sollten ab 2020 gelten, der Antrag sei nun Gegenstand der Konsultationen. Damit bestätigen sich Andeutungen des hessischen Verkehrsministers Tarek Al-Wazir (Grüne). Der hatte vor wenigen Tagen auf Mainz&-Anfrage geantwortet, er setze sich seit Jahren dafür ein, dass Starts und Landungen nach 23.00 Uhr teurer würden. Die Anhebung sei aber Sache der Fraport – und die, so der Minister weiter, „scheint sich auch in diese Richtung zu bewegen.“

Ryanair Flugzeug am Frankfurter Flughafen auf der Südbahn. - Foto: gik
Ryanair Flugzeug am Frankfurter Flughafen auf der Südbahn. – Foto: gik

Tatsächlich beantragte die Fraport jetzt höhere Zuschläge für Flieger in der Nacht, wie Schulte verriet, Details nannte der Fraport-Chef indes noch keine. Die Entgelte sollen aber vor allem verspätete Landungen nach 23.00 Uhr treffen, die in den vergangenen zwei Jahren stark zugenommen hatten. In Frankfurt gilt eigentlich ein Nachtflugverbot ab 23.00 Uhr, trotzdem landen insbesondere viele Maschinen von Billigairlines verspätet. Im Juni hatte es nach einem deutlichen Rückgang in den Monaten zuvor wieder einen deutlichen Anstieg auf 108 Verspätungslandungen gegeben, ein Teil davon wetterbedingt.

Die Fluglärmkommission hatte jüngst eine drastische Anhebung der Entgelte auf 350 bis 500 Prozent gefordert, wie sie etwa in Hamburg gelten. In Frankfurt würden derzeit Zuschläge auf die Lärmentgelte von 200 Prozent nach 23.00 Uhr erhoben, das sei kein ausreichender Anreiz für die Fluglinien, Verspätungen zu vermeiden. Die ökonomischen Vorteile von Verspätungsflügen müssen auch am Flughafen Frankfurt beseitigt werden – Fliegen in der Nacht darf sich nicht mehr lohnen“, forderte der Nauheimer Bürgermeister Jan Fischer (CDU), der stellvertretender Vorsitzende der Kommission ist.

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„Wir haben heute schon in absoluten Zahlen höhere Zuschläge als etwa in Hamburg“, hielt  Schulte nun auf Mainz&-Anfrage entgegen: „Wir sind da einsame Spitze europaweit.“ Trotzdem habe die Fraport jetzt einen Zuschlag beantragt. „Das ist auch als Zeichen in die Region gedacht, dass wir das Thema ernst nehmen“, sagte Schulte. Die Airlines hätten auch gar kein Interesse daran, Verspätungen einzufliegen, das koste sie viel Geld gerade in Sachen Passagierentschädigungen. Die Probleme mit verspäteten Landungen resultierten im Wesentlichen aus zu geringen Kapazitäten im Europäischen Luftraum, „da sind wir in diesem Jahr deutlich besser unterwegs“, betonte Schulte.

Abfertigungshalle im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens. - Foto: gik
Abfertigungshalle im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens. – Foto: gik

Die Pünktlichkeit am Frankfurter Flughafen habe sich in diesem Jahr deutlich gesteigert und liege aktuell bei um die 74 Prozent, sagte Schulte. Das reiche aber dem Unternehmen noch nicht aus: „Wir wollen Richtung 80 Prozent“, betonte Schulte. Gerade auf den Start in die Sommerferien habe man sich am Frankfurter Flughafen gut vorbereitet, das sei in diesem Jahr gut gelaufen. Am 24. Juli will die Fraport zudem ein neues Gebäude für die Sicherheitsabfertigung in Betrieb nehmen, sieben zusätzliche Abfertigungslinien sollen dann die Kapazitäten verstärken. Experten hatten immer wieder kritisiert, der Frankfurter Flughafen sei bei der Sicherheitsabfertigung im Vergleich zu anderen europäischen Flughäfen viel zu ineffizient und damit zu langsam, darauf reagiert Fraport nun.

„Wir erwarten ein weiteres Wachstum in diesem Sommer, wenn auch moderater als in den vergangenen Jahren“, sagte Schulte. Nach Angaben der Fraport nutzten allein im Juni 2019 knapp 6,6 Millionen Passagiere den Frankfurter Flughafen, ein Zuwachs von 3,4 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Mit 45.871 Starts und Landungen nahm die Zahl der Flugbewegungen um 1,4 Prozent zu. Das Cargo-Aufkommen verringerte sich aber um 4,7 Prozent auf 174.392 Tonnen. Der Rückgang basiere vor allem auf der
schwachen weltweiten Konjunktur sowie der im Vergleich zum Vorjahr späteren Lage der Feiertage Pfingsten und Fronleichnam, betonte das Unternehmen weiter.

Das Flughafensystem am Frankfurter Flughafen mit den drei Landebahnen. - Foto: Fraport
Das Flughafensystem am Frankfurter Flughafen mit den drei Landebahnen. – Foto: Fraport

Im gesamten ersten Halbjahr verzeichnete der Flughafen Frankfurt so ein Plus von
3,0 Prozent auf über 33,6 Millionen Fluggäste. Die Flugbewegungen und auch die Höchststartgewichte nahmen jeweils um 2,1 Prozent auf 252.316 Starts und Landungen beziehungsweise auf knapp 15,6 Millionen Tonnen zu. Derweil treibt die Fraport den Bau des Terminals 3 voran: Im Herbst soll die Zahl der Kräne auf 75 steigen, der erste Flugsteig bereits aus dem Boden wachsen.

Derweil kritisiert die Linke in Hessen weiter die Lärmschutzpolitik der schwarz-grünen Landesregierung sowie des Flughafenbetreibers Fraport: „Die Luftverkehrswirtschaft macht keinerlei Zugeständnisse“, kritisierte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im hessischen Landtag, Hermann Schaus. Beim Nachtflugverbot würden die Möglichkeiten durch die Fluggesellschaften „bis an den Rand des Erlaubten ausgereizt“, und derzeit fielen die Lärmpausen wegen Bauarbeiten am Flughafen über Monate hinweg aus, „weil sie Fraport gerade nicht passen.“

Startendes Flugzeug am Frankfurter Flughafen. - Foto: gik
Ein Flieger auf dem Weg zu den Wolken – weiter wachsen will auch die Fraport. – Foto: gik

Wegen Bauarbeiten an den Rollwegen der Centerbahn werden die morgendlichen Lärmpausen am Frankfurter Flughafen derzeit ausgesetzt, das könne bis in den November hinein andauern, teilte das hessische Verkehrsministerium mit. Die Arbeiten würden zwar nachts durchgeführt, erforderten aber jeweils von Dienstag bis Samstag eine Sperrung der Pisten bis 7.00 Uhr. Landungen blieben daher morgens auf der Südbahn, statt auf die Centerbahn verlegt zu werden. Die Lärmpausen waren im Frühjahr 2015 als Lärmschutzmaßnahme in den Morgenstunden eingeführt worden, sie werden aber nur bei Westwind durchgeführt – für die Gebiete östlich des Flughafens wie Mainz gelten sie nicht.

Spätestens wenn die Zahl der Flugbewegungen weiter steige, was Fraport ja mit seinem Billigflieger-Konzept und dem Bau von Terminal 3 anstrebe, werde die Lärmverschiebung hinfällig, kritisierte Schaus. Fraport und die Luftverkehrswirtschaft würden diese freiwillige Vereinbarung ohnehin „nur so lange dulden, wie sie die dadurch gebundenen Kapazitäten nicht benötigten – und bisher kosteten die Lärmverschiebungen Fraport auch keinen Cent.“ Statt solcher freiwilliger Vereinbarungen seien klare politische Vorgaben notwendig: „Dazu braucht es endlich verbindliche Regelungen, wie ein echtes, achtstündiges Nachtflugverbot und eine Deckelung der Flugbewegungen“, forderte Schaus.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Forderungen der Fluglärmkommission über höhere Lärmentgelte lest Ihr hier bei Mainz&, über den Wiederanstieg der nächtlichen Verspätungen am Frankfurter Flughafen im Mai haben wir hier bei Mainz& berichtet.

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