Alles begann, weil Christine und Burkhard Spiess so gerne essen gingen. Ganz im Süden von Rheinhessen zuhause, fuhren die Osthofener gerne in die benachbarte Pfalz mit ihren berühmten Restaurants. Und eines Abends saßen sie in einem wunderschönen Kreuzgewölbe. „Da haben wir uns angesehen und gesagt: das haben wir eigentlich auch zuhause“, erzählt Christine Spiess. Zuhause, das ist ein altes Weingut in der Mitte von Osthofen, heute eine boomende Weingemeinde ganz in der Nähe von Worms. Und dass das Vis à Vis ist heute eines der führenden Restaurants der Umgebung und zieht Gäste aus nah und fern an. Mainz& war 2017 zu Besuch – für den Blog der Great Wine Capitals.

Christine Spiess in ihrem Vis à Vis, dem Gourmetrestaurant in der alten Kuhkapelle. – Foto: gik

Dies ist das Herz des Weinlandes Rheinhessen, hier leben sie seit Jahrhunderten von und mit dem Wein. Lange war die Region um die Nibelungenstadt Worms Aufmarschgebiet der Armeen Europas, manche plünderten und brandschatzten, andere blieben. Es waren die Franzosen unter Napoleon, die am längsten blieben. Sie gründeten die Provinz Rheinhessen und brachten Frieden, Wohlstand – und eine ausgeprägte Vorliebe für gutes Essen mit.

„Meine Eltern hatten früher einen Hühnerstall da drin“, sagt Christine lächelnd, „das ganze Gebäude war voller Gerümpel, da drin waren die alte Werkstatt meines Vaters und die Mülltonnen.“ Es war die Liebe zum guten Essen, die aus der Kuhkappelle ein Gourmetrestaurant machte: Für seine Kombination aus anspruchsvoll regional inspirierter Küche, einer umfassenden rheinhessischen Weinkarte und der wunderbaren Umgestaltung des alten Stalls, gewann die Familie Spiess den Great Wine Capital Best of Award 2017 in der Kategorie Weingastronomie.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Die Bar als Schaufenster für den Wein: Das Vis à Vis in Osthofen. – Foto: gik

 

Vor zehn Jahren begann das Projekt Kuhkapelle, es wurde eine Mammutaufgabe. Das Weingut ist eine typisch rheinhessische Hofreite mit Wohnhaus an der Straße, großem Hof, einer riesigen Scheune und eben einem niedrigen Stall an der Seite. „Das Haus wurde vor 1830 gebaut, der Stall bis 1870 angebaut“, erzählt Christine.

Im Inneren zieht sofort die Decke die Blicke auf sich: Das Kreuzgewölbe ist aus schmalen, roten Tonkacheln gebaut, die dicht aneinander gelegt wurden, die Tonscheiben sind nur getrocknet, nicht gebrannt. „Als wir angefangen haben zu renovieren, kam uns der Putz entgegen“, erzählt Christine, „da habe ich gefragt: wer soll uns das denn bloß wieder verputzen?“ Niemand, beschlossen die Spiessens am Ende: Die Tonkacheln blieben offen und wurde sandgestrahlt, nun verbreitet die warm-rote Decke ein Gefühl wie von ewigem Sonnenuntergang.

Gemütliches Tafeln in historischer Atmosphäre im Vis à Vis in Osthofen. – Foto: gik

Das Mobiliar spiegelt die Farben mit warmem Braun, Orange und hellem Sandton. 65 Plätze fasst das Restaurant, an der Eingangsseite verbreitet eine Bar eine Lounge-Atmosphäre und inszeniert die Weinflaschen wie in einem Schaufenster. Vor fünf Jahren erst startete Burkhard Spiess seine eigene Flaschenweinproduktion, zur Eröffnung des Restaurants gab’s den ersten Wein. Davor hatte Burkhard Spiess jahrelang seinen Bruder im Bechtheimer Weingut Spiess bei der Produktion geholfen, nun sollte es endlich der eigene Wein sein.

 

Heute gehören 23 Hektar Weinberge dem Osthofener Spiess-Zweig, und auf der Hälfte von ihnen wächst Spätburgunder. „Dies ist der Wonnegau, wir sind hier schon verwöhnt vom Wetter“, sagt Christine. In unserem Glase funkelt ein wunderbar mineralischer und feinfruchtiger Riesling, trocken natürlich, denn Burkhard Spiess beschloss einfach, nur trockene Weine auszubauen.

Der rote Turm ist das Markenzeichen des Vis à Vis. – Foto: gik

 

Auf der Weinliste des Vis à Vis finden sich deshalb auch Tropfen anderer Weingüter wie etwa Karl May oder die Sekte von Volker Raumland, um für jeden Geschmack etwas zu bieten. „Es ist irgendwie offener, unsere Gäste mögen das“, sagt Christine und schaut zum weit offen stehenden Hoftor. Ja, die Rheinhessen seien selbstbewusster geworden und dadurch aufgeschlossener, findet die 50-Jährige, das Jubiläum 200 Jahre Rheinhessen habe die Region auf einmal stolz gemacht auf sich selbst.

Und so servieren sie hier Teriyaki-Lachs und Rumpsteak mit Chili-Kartoffeln, Trüffelnudeln und Filet-Schnitzel vom Ambri-Schwein. Aber warum heißt das Restaurant nun Vis-à-Vis? „Oh, bei uns hier steht das für das Gegenübersitzen beim Wein, das gemeinsame Erzählen und Trinken“, sagt Christine, „das kommt noch von Napoleon – das sagen wir hier ganz oft.“

Info& auf Mainz&: Das Vis à Vis in Osthofen mit allen Infos zu Speisen, Wein, Hinkommen und Öffnungszeiten findet Ihr hier im Internet, den original Blogbeitrag bei den Great Wine Capitals auf Englisch genau hier. Warum Mainz& für die GWC bloggt, steht genau hier.

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein