Die Debatte um die Aufheizung der Innenstädte in der Zukunft hat nun auch Mainz erreicht, vergangenen Donnerstag zeigten die Ergebnisse des Stadtklimaprojekts Klimprax alarmierende Ergebnisse für Mainz auf: Eine Verdoppelung der Tropennächte, deutlich mehr Hitzetage – Mainz droht, ein Hitzehotspot zu werden. Die Mainzer Oberbürgermeisterkandidatin Tabea Rößner (Grüne) sieht dringenden Handlungsbedarf für eine bessere Lebensqualität in der Innenstadt, die Junge Union fordert eine Initiative zur Aufforstung in Mainz, und auch die ÖDP will mehr echte Bäume statt elektrischer „City Trees“. Der OB-Kandidat con CDU, ÖDP und Freien Wählern, Nino Haase (parteilos) meldet unterdessen: Für die 50 Bäume seines Popup-Waldes vor dem Mainzer Staatstheater wurden allesamt Baumpatenschaften gefunden.

Der Popup-Wald von OB-Kandidat Nino Haase vor dem Mainzer Staatstheater. - Foto: gik
Der Popup-Wald von OB-Kandidat Nino Haase vor dem Mainzer Staatstheater. – Foto: gik

Mitte August hatte Haase zum Beginn der heißen Phase seines OB-Wahlkampfes die Mainzer mit einem Popup-Wald vor dem Staatstheater überrascht: 50 junge Bäume hatte Haase auf dem Gutenbergplatz aufstellen lassen. „Der begeisterte Zuspruch auf die seit Jahren überfällige Rückkehr von Bäumen auf den Gutenbergplatz zeigte, dass das Zeichen die Menschen erreicht hat“, sagte Haase nun in einer Bilanz seiner Aktion. Man dürfe über Grünflächen in der Stadt „nicht nur reden, sondern muss auch mal zeigen, was mit etwas Kreativität und gutem Willen rasch umzusetzen ist.“

Haase hatte für die Bäume auch Baumpatenschaften gesucht, nun teilte er mit: Alle Bäume seien erfolgreich vermittelt worden, 7.500 Euro dafür zusammengekommen. Kommende Woche sei ein Termin beim Mainzer Grünamt anberaumt, dann solle geklärt werden, welche Standorte für welche Baumart geeignet seien, teilte Haase weiter mit. Angesichts von netto 500 Bäumen im Stadtgebiet weniger in den vergangenen Jahren gehe er davon aus, „dass die Stadt sich über diese Spende freut und wir gemeinsam die Standortfrage klären können.“ In Zeiten sich immer weiter aufheizender Städte und der Diskussion um den CO2-Ausstoß brauche Mainz dringend mehr Bäume, hatte Haase bei der Vorstellung seines Programms betont und angekündigt, er wolle pro Jahr 1.000 Bäume mehr in Mainz pflanzen.

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Unterstützung dürfte Haase dafür auch in der CDU haben: Die Junge Union hatte schon im Juli die Initiative #MainzForstetAuf gestartet und forderten, Mainz müsse dringend mehr Bäume bekommen. „Wir wollen eine breite Initiative für konstruktiven und effektiven Klimaschutz unter dem Namen „#MainzForstetAuf“ gründen“, sagte der stellvertretende JU-Kreischef Marc Philipp Janson. Man hoffe dabei einerseits auf Aktivitäten der Stadt und der politischen Funktionsträger, aber auch, dass sich Organisationen wie „Fridays for Future“
und ähnliche Bewegungen der Forderung anschlössen.

Bäume in der Mainzer Neustadt. - Foto: gik
Bäume verbessern stark das Stadtklima, wie diese Bäume in der Mainzer Neustadt. Mainz hat jedoch in den vergangenen Jahren rund 500 Bäume netto verloren. – Foto: gik

Eine Aufforstungsprogramm fordert aber auch die grüne OB-Kandidatin Tabea Rößner, die sich bei ihrer Programmvorstellung für eine Aufforstung und Erweiterung im Lennebergwald aussprach. Mainz solle insgesamt zehn Prozent Waldfäche bekommen, derzeit seien es lediglich 2,3 Prozent, rechnete Rößner vor. Zudem forderte sie mehr innerstädtisches Grün ebenso wie begrünte Fassaden und Dächer sowie begrünte Bushaltestellen. Die Ergebnisse des vergangene Woche vorgestellten Klimprax-Stadtklima-Modells zeigten den dringenden Handlungsbedarf, betonte Rößner nun. Kaltluftentstehungsgebiete und Frischluftschneisen müssten unbedingt erhalten bleiben, Flächenversiegelung vermieden und die Lebensqualität in der Innenstadt verbessert werden.

Stadtplaner fordern als Maßnahmen gegen Hitzewellen in den zubetonierten Innenstädten vor allem mehr Grün, aber auch Kühleinseln und Wasserplätze. In manchen Städten wie etwa in Würzburg wird bereits mit sogenannten City Trees experimentiert, vier Metern hohen Wänden, die mit Mosso bepflanzt sind und mit ihrem Grün sowie der Feuchtigkeit das Stadtklima verbessern helfen und Schadstoffe wie Stickoxide oder Feinstaub aus der Luft filtern sollen. Auch im Mainzer Stadtrat waren die City Trees bereits Thema, die ÖDP-Fraktion sah das aber skeptisch: City Trees seien werde echte Bäume noch spendeten sie Schatten, sagte ÖDP-Bauexpertin Ingrid Pannhorst bereits im Februar 2019. Stattdessen seien sie auf die Stromversorgung angewiesen und verbrauchten je nach Witterung täglich zwischen 50 bis 300 Liter Wasser. „Ihre Herstellung erzeugt unnötig CO2, und verschlechtert den ökologischen Fußabdruck der Stadt“, stellte Pannhorst fest. Dazu kämen Anschaffungskosten von 25.000 – 30. 000 Euro pro City-Tree.

Betonflächen auf der Südmole des Mainzer Zollhafens. - Foto: gik
Große Betonflächen wie hier auf der Südmole des Mainzer Zollhafens sorgen für eine Aufheizung des Stadtklimas, warnen Experten. – Foto: gik

„Bäume versorgen uns mit der nötigen Atemluft, spenden Schatten, verbessern das Klima, filtern den Feinstaub aus der Luft, bieten Lebensraum für viele Lebewesen und werten unser Umfeld auf“, sagte auch ÖDP-Chef Claudius Moseler, City Trees seien dafür kein Ersatz. Mainz brauche vernetzte Grünstrukturen, Frischluftkorridore und Versickerungsflächen – „lieber richtige Bäume pflanzen, dies ist auch kostengünstiger!“, forderte Moseler.

Info& auf Mainz&: Mehr zu der Aktion Popup-Wald von Nino Haase lest Ihr hier bei Mainz&, das Programm von Tabea Rößner könnt Ihr hier nachlesen. Was Oberbürgermeister-Kandidat Michael Ebling (SPD) zum Thema Grün in der Stadt gesagt hat, steht hier bei Mainz&, die Aussagen von Linken-Kandidat Martin Malcherek findet ihr hier. Das Stadtklima-Modellprojekt Klimprax stellen wir Euch hier in allen Einzelheiten vor.

 

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