Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen -. manchmal auch gleichzeitig. Bundesweit betrifft das mehr als 12 Millionen Frauen, auch in Rheinland-Pfalz sind die Quoten nicht besser: 8.200 Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen wurden 2021 angezeigt. Dabei gibt es einfache Hilfsmittel, wie man Außenstehenden signalisieren kann, dass man aktuell Hilfe braucht – ein spezielles Handzeichen für Hilfe in Notlagen. Gut zu wissen.

Kerzen für die getötete Susanna im April 2019 in Mainz. - Foto: gik
Kerzen für die getötete Susanna im April 2019 in Mainz. – Foto: gik

Vergangene Woche wurde am sogenannten „Orange Day“ an die immer noch anhaltende Gewalt gegen Frauen und Mädchen erinnert: Gebäude wurden Orange beleuchtet, Flyer verteilt, berichtet – es ist leider noch immer nötig: Allein in Rheinland-Pfalz wurden im vergangenen Jahr rund 8.200 Fälle häuslicher Gewalt angezeigt, teilte das Mainzer Frauenministerium mit. Die Dunkelziffer liege jedoch um ein Vielfaches höher, betonte Frauenministerin Katharina Binz (Grüne): „Häusliche Gewalt kann jede Frau treffen – unabhängig von Alter, sozialer Schicht oder kulturellem Hintergrund.“

Am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“, der jährlich am 25. November stattfindet, wird deshalb auf das Problem aufmerksam gemacht, der Tag soll helfen, Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen zu bekämpfen. „Geschlechtsspezifische Gewalt fängt bei Alltagssexismus an und endet mit Femiziden“, heißt es bei der Initiative „UN Women“: „Diese Gewalt ist allgegenwärtig und fest in unseren patriarchalen Strukturen verankert.“

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Konkret bedeutet das: Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt –  und jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin. Viel zu oft aber trauen sich Frauen, die in Beziehungen mit gewalttätigen Partnern leben, nicht, sich Hilfe zu suchen – aus Angst vor Rache oder Strafe durch den Mann. Viel zu oft hinderten zudem „Angst und Scham die Betroffenen daran, sich zu offenbaren und Hilfe zu suchen“, sagte auch Frauenministerin Binz.

Handzeichen für Hilfe im Notfall, gezeigt in drei Schritten. - Foto: TH Bingen/Christine Böser
Handzeichen für Hilfe im Notfall, gezeigt in drei Schritten. – Foto: TH Bingen/Christine Böser

Die Technische Hochschule Bingen macht nun noch einmal auf ein Handzeichen aufmerksam, mit dem Frauen ganz dezent und vor allem auch ganz nicht-digital um Hilfe rufen können – gerade vielen Älteren ist dieses Zeichen aber noch gar nicht so bekannt. „Wir möchten den Orange Day nutzen, um an ein einfaches Handzeichen mit großer Wirkung zu erinnern“, sagte TH-Präsidentin Antje Krause: „Ein Handzeichen, das ohne sprechen zu müssen und ohne digitale (Chat)Spuren zu hinterlassen, Frauen in häuslicher Gewalt geholfen hat und helfen soll.“

Dabei streckt die betroffene Frau ihre Hand flach nach oben, klappt dann den Daumen ein – und klappt dann die Finger nach unten, so dass der Daumen eingeschlossen ist. Das Zeichen signalisiert: Ich brauche Hilfe, bitte kontaktiere mich auf einem sicheren Weg. Das bedeutet aber nicht gleich die Polizei zu rufen: Vielmehr sollten Menschen, die dieses Zeichen angezeigt bekommen, erst einmal versuchen herauszufinden, welche Hilfe denn gewünscht ist.

 

Möchte die Person vielleicht einfach über Hilfsangebote reden oder möchte sie erst einmal einfach ein Gespräch, wo sie schildern kann, wie es ihr geht und was sie bedrückt. Bei Personen in offensichtlichen Notsituationen sollte man auch nicht zögern, die 110 anzurufen und die Situation zu schildern, ansonsten reicht vielleicht schon mit einfachen Fragen zu signalisieren: Ich bin hier und bereit, Dir zu helfen. Das Handzeichen „sollte jeder kennen, damit wir uns auch in Alltagssituationen gemeinsam gegen Gewalt an Frauen stark machen können“, betonte Krause.

Info& auf Mainz&: Hilfe bietet auch die bundesweite Frauen-Notrufnummer: Unter 0800-0116 016 findet man Hilfe und Ansprechpartner bei häuslicher Gewalt gegen Frauen und auch gegen Kinder. Mehr Infos und weitere Hilfsorganisationen zu dem Thema findet Ihr auch hier im Internet. Auch via Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de werden Betroffene kostenlos unterstützt, 365 Tage im Jahr, in 17 Sprachen, rund um die Uhr.