Als „Prinz Bibi“ revolutionierte er die Fastnacht und trat den Mächtigen kräftig auf die Füße: Vor genau 50 Jahren erfand Herbert Bonewitz seinen legendären „Prinz Bibi“. Zu dem denkwürdigen Jubiläum könnte es nun zu einer ganz besonderen Ehrung in Mainz kommen: Die FDP Mainz-Altstadt schlägt vor, einen kleinen Platz am Mainzer Proviantamt nach dem 2019 verstorbenen Fastnachter und Kabarettisten zu benennen. Seine Kinder spendeten nun fast 20.000 Euro aus dem Erlös von Gemäldeverkäufen von Bonewitz-Bildern.

Herbert Bonewitz im Jahr 1974 bei "Mainz bleibt Mainz" als "Prinz Bibi" - eine Sensation. - Quelle: SWR, Screenshot: gik
Herbert Bonewitz im Jahr 1974 bei „Mainz bleibt Mainz“ als „Prinz Bibi“ – eine Sensation. – Quelle: SWR, Screenshot: gik

Es war im Februar 1974, als die Fastnacht bebte: Ein gewisser „Prinz Bibi“ las gnadenlos die Leviten – und zwar den eigenen Leuten. Herbert Bonewitz, Vollblut-Fastnachter und späterer Kabarettist brachte in jenem Jahr erstmals die Figur auf die Narrenbühne, die zu seinem größten Erfolg werden sollte. Sein „Prinz Bibi“ war gnadenlos überzeichnet, beschimpfte Publikum und Komitee im Saal, und hielt der „bundesdeutschen Humormafia“, den „Exzellenzen und Dekadenzen“ unbarmherzig, aber eben auch grandios-närrisch den Narrenspiegel vor – das hatte bis dato noch keiner auf diese Weise gewagt.

Die Geburt einer der bekanntesten und wichtigsten Figuren der Mainzer Fastnacht ist in diesem Jahr genau 50 Jahre her, sein Schöpfer Herbert Bonewitz starb indes 2019 mit 85 Jahren. Nun startete die FDP Mainz eine Initiative, den legendären Mainzer Wortverdreher auf besondere Weise zu ehren: der Platz direkt vor dem Eingang zum Kabarettarchiv und zum Fastnachtsmuseum im Mainzer Proviantmagazin soll nach Herbert Bonewitz benannt werden.

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Herbert Bonewitz-Platz am Mainzer Proviantamt?

Noch hat der Platz vor der mächtigen Tür an der Rückseite des Proviantamtes keinen Namen. „Wer wäre besser geeignet, als der legendäre Fastnachter und Kabarettist Herbert Bonewitz, diesem Platz seinen Namen zu geben“, betonte der Antragsteller, FDP-Stadtrat Wolfgang Klee am Mittwoch in Mainz. Die FDP will im Ortsbeirat Mainz-Altstadt – zu dem das Proviantamt geografisch gehört – nun baldmöglichst einen Antrag auf die Benennung des Platzes stellen, das Recht, Namen für Straßen und Plätze zu vergeben, ist eines der wichtigsten rechte der Ortsbeiräte.

Der Platz vor dem hinteren Eingang des Proviantamtes in Mainz, der Eingang zum Fastnachtsarchiv und zum Kabarettarchiv. - Foto: Bonewitz
Der Platz vor dem hinteren Eingang des Proviantamtes in Mainz, der Eingang zum Fastnachtsarchiv und zum Kabarettarchiv. – Foto: Bonewitz

„Sofern alle zuständigen Gremien zustimmen, könnte das noch in diesem Jahr der Fall sein“, sagte Klee. Dem Antrag muss zunächst der Ortsbeirat und dann der Stadtrat zustimmen, dass die Gremien den Vorschlag ablehnen, ist eher unwahrscheinlich: Herbert Bonewitz gehört heute zu den beliebtesten und am meisten verehrtesten Künstlern von Mainz. Das zeigte gerade auch eine Ausstellung von bislang unbekannten Bildern und Zeichnungen aus der Feder von Herbert Bonewitz, die im November und Dezember in der Mainzer Kunst Galerie gezeigt worden war.

In der Ausstellung „Der Narr an der Staffelei. 90 Jahre Herbert Bonewitz – mit Pinsel und spitzer Feder“ waren knapp 50 malerische und zeichnerische Werke von Herbert Bonewitz erstmals überhaupt zu sehen gewesen. Die Werke hatten Bonewitz Kinder Michayel Bonewitz und Ulrike Stumpf im Nachlass ihres Vaters gefunden, der Zuspruch der Mainzer zu der Ausstellung war enorm – die Spendenbereitschaft auch: Ein Teil der Kunstwerke wurde während der Ausstellungzeit zum Kauf angeboten, um den Erlös gemeinnützigen Organisationen zu spenden.

Erlös aus Bilderverkauf der Ausstellung „Der Narr an der Staffelei“

„Wir sind völlig überwältigt gewesen, wie viele Bilder wir verkauft haben und dass wir am Ende fast 20.000 Euro spenden können“, teilten Michael Bonewitz und Ulrike Stumpf am Mittwoch mit: Sie hätten den Verkaufserlös zudem aufgestockt, damit nun sechs kulturellen und sozialen Institutionen jeweils 3.333 Euro überwiesen werden könne. Begünstigt werden die Fördervereine des Kleinkunsttheaters Unterhaus und des Fastnachtsmuseums, das Kabarettarchiv sowie die Pfarrer-Landvogt-Hilfe, die Mainzer Tafel und die Initiative Römisches Mainz (IRM).

Sohn Michael Bonewitz mit einem der Bilder seines Vaters Herbert. - Foto: gik
Sohn Michael Bonewitz mit einem der Bilder seines Vaters Herbert. – Foto: gik

Der mögliche Herbert Bonewitz-Platz sei ideal gewählt, fanden die beiden Kinder zudem: „Im Fastnachtsmuseum sind eine Reihe von Film- und Tondokumenten aus seinen berühmten Glanzrollen zu sehen, und im Kabarettarchiv ist sein gesamter künstlerischer Nachlass untergebracht“, sagte Michael Bonewitz. Ihr Vater habe die Ehrung verdient, fand auch Ulrike Stumpf, dazu sei der Platz nur wenige Meter vom Unterhaus entfernt – dort war ihr Vater nach seinem Wechsel in das Fach des Profi-Kabarettisten oft aufgetreten.

„Schon in der ersten Fernsitzung 1955 war Herbert Bonewitz dabei, er war zudem musikalischer Leiter der Gonsbachlerchen und Dank seiner unerschöpflichen Kreativität in Wort, Schrift und Musik setzte er ab 1975 auch als Kabarettist Maßstäbe“, heißt es denn auch im Antragstext zur Platzbenennung. Diesem Kabarett widmete sich Herbert Bonewitz ab 1984 beruflich, 2006 wurde er auf dem Mainzer Walk of Fame mit einem „Stern der Satire“ geehrt. 2017 wurde Herbert Bonewitz mit dem Mainzer Medienpreis für „Nachhaltiges Mediales Wirken“ ausgezeichnet.

Kabarettist Herbert Bonewitz bei einer Lesung. - Foto: Bonewitz
Kabarettist Herbert Bonewitz bei einer Lesung. – Foto: Bonewitz

Die Idee für die Namensgebung auf ausgerechnet diesem Platz hatte übrigens ein anderer Großer aus der Riege der politischen Fastnachtsredner: Im „Grünen Kakadu“, dem Restaurant am Mainzer Staatstheater, trafen Michael Bonewitz und seine Ehefrau Sabine zufällig auf Friedrich Hofmann, verrieten sie nun: Hofmann aber stand 25 Jahre lang als „Till“ des Mainzer Carneval Clubs (MCC) auf der Bühne, zudem ist er kulturpolitischer Sprecher der FDP und Mitglied des Kulturausschusses. Es sei der „Till“ gewesen, der den Eingang zum Proviantmagazin vorgeschlagen habe – hier ließen sich „die beiden künstlerischen Genres von Herbert Bonewitz wunderbar sinnbildlich vereinen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu Herbert Bonewitz und seinem Leben und Wirken könnt Ihr hier bei Mainz& in unserem Nachruf zu seinem Tod 2019 lesen.