Traurige Nachricht am Montag: Der Mainzer Alt-Oberbürgermeister Herman-Hartmut Weyel ist tot. Der frühere Mainzer Stadtvater starb am Sonntag im Alter von 88 Jahren, wie die Stadt Mainz am Montagnachmittag mitteilte. Weyel war zehn Jahren lang, von 1987 bis 1997 Oberbürgermeister von Mainz, der SPD-Politiker stand stets ein wenig im Schatten seines berühmten Vorgängers Jockel Fuchs. Doch unter Weyels Lenkung wurden große Veränderungsprozesse angestoßen, Stadtspitze und Landespolitiker würdigten ihn als „Mann des Ausgleichs“ und Weichensteller für die Zukunft.

Alt-OBHerman-Hartmut Weyel ist im Alter von 88 Jahren gestorben. - Foto: Stadt Mainz
Alt-OB Herman-Hartmut Weyel ist im Alter von 88 Jahren gestorben. – Foto: Stadt Mainz

Geboren wurde er in Prenzlau, doch sein Wirken galt seiner späteren Heimatstadt Mainz: Herman-Hartmut Weyel wurde im Mai 1987 Oberbürgermeister von Mainz und blieb es zehn Jahre lang bis 1997. Weyel war gelernter Verwaltungsjurist und arbeitete von 1962 bis 1982 im rheinland-pfälzischen Justizministerium, bereits 1969 zog er für die SPD in den Mainzer Stadtrat ein. 1979 machte ihn die SPD zum Fraktionsvorsitzenden, ehe er 1987 vom Mainzer Stadtrat zum Oberbürgermeister gewählt wurde.

Weyel trat in große Fußstapfen: Sein Vorgänger war niemand geringeres als der legendäre Mainzer Nachkriegs-Bürgermeister Jockel Fuchs, der mit seiner Volksnähe und Schlitzohrigkeit tief in den Herzen der Mainzer verankert ist, und das bis heute. Der eher zurückhaltende Weyel konnte es mit diesem Nimbus nie aufnehmen, doch er fand seinen eigenen Stil an der Spitze der Landeshauptstadt: Mit Klugheit, Umsicht und Entschlossenheit managte er die Geschicke von Mainz in einer Zeit, die für die Stadt viel Umbruch einleitete.

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„Herman-Hartmut Weyel war ein zupackender Politiker, der die positive Entwicklung unserer Landeshauptstadt maßgeblich mitgeprägt hat. Mainz hat ihm sehr viel zu verdanken“, würdigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Montag die Verdienste des früheren Mainzer Oberbürgermeisters. Unter Weyels Ägide seien viele zukunftsweisende Projekte realisiert und die städtebauliche Entwicklung vorangebracht worden. „Das moderne, zukunftsorientierte Mainz-Bild hat in seiner Amtszeit klare Konturen bekommen“, betonte Dreyer.

Die spätere Phoenix-halle in Mainz-Mombach ging aus den Panzerwerken der US-Armee hervor. - Foto: Wassmann
Die spätere Phoenix-halle in Mainz-Mombach ging aus den Panzerwerken der US-Armee hervor. – Foto: Wassmann

War Fuchs der Manager des Wiederaufbaus des nach dem Krieg zerstörten Mainz, so war Weyel der erste Oberbürgermeister der Weichen in Richtung anderer Neustarts stellen musste: dem Stadtumbau hin zu einem modernen Mainz. Denn in Weyels Amtszeit fiel mit dem Teilabzug der US-Streitkräfte ein Paukenschlag, der Mainz grundlegend verändern sollte: Der Abzug der US-Truppen gab in dem Jahrzehnt danach erhebliche, bis dahin militärisch genutzte Flächen im Stadtgebiet frei. Weyel verabschiedete die US-Truppen aus den „Lee Baracks“ in Gonsenheim, gründete den Layenhof in Finthen und musste die Folgen der Schließung der Mombacher Panzerwerke, der Mainz Industries Panzerwerke 1994 mit der Waggonfabrik bewältigen. In Weyels Zeit fiel auch die Räumung des Martin-Luther-King-Village am Bruchweg, das später zum Martin-Luther-King-Park entwickelt wurde.

Zu seinen ersten Großprojekten gehörte indes der Bau der Wohnanlage auf dem Kästrich 1989 sowie die Gründung der Spielbank Mainz 1988, 1991 folgte die Einweihung des Seniorenzentrums auf der Frankenhöhe – und die Rettung des vom Abriss bedrohten Frankfurter Hofs. Ein Meilenstein für die Kulturszene war zudem die Wegbereitung für das Kleine Haus des Staatstheaters Mainz, für das 1993 der Spatenstich fiel. Besonders mit Weyel verbunden ist aber die Neugestaltung der südlichen Altstadt: Unter Weyel entstanden das Fort Malakoff mit dem Hyatt-Hotel und dem damals als hochmodern geltenden und durchaus umstrittenen DB-Cargo-Gebäude Mitte der 1990er Jahre.

Das DB Cargo-Gebäude im Süden der Mainzer Altstadt war zu seiner Zeit ein hochmodernes und durchaus gewagtes Neubauprojekt. - Foto: gik
Das DB Cargo-Gebäude im Süden der Mainzer Altstadt war zu seiner Zeit ein hochmodernes und durchaus gewagtes Neubauprojekt. – Foto: gik

Es war aber auch Weyel, auf dessen Initiative hin das Museum für Antike Schifffahrt 1994 hier am südlichen Stadteingang gebaut wurde, ein Meilenstein für die Wieder-Entdeckung der Römerzeit im modernen Mainz. Und Weyel stellte 1992 den Bebauungsplan für den Winterhafen vor und stellte so die Weichen für die Wohnbebauung des Yachthafens. Politisch war Weyel ein Verfechter des „Mainzer Modells“ – der Zusammenarbeit aller Parteien im Stadtvorstand, er formte aber auch 1992 die erste Koalition seiner SPD mit den Grünen im Mainzer Stadtrat. „Trotz seiner beeindruckenden Statur war Herman-Hartmut Weyel ein Oberbürgermeister auf Augenhöhe, der einen dialogorientierten Politikstil ins Rathaus gebracht hat“, sagte Dreyer.

Weyel habe sich nie als Einzelkämpfer verstanden, er sei „eher Moderator und das ausgleichende Moment gewesen, der die Verwaltung, aber auch die Fraktionen des Stadtrates sowie Vereine, Institutionen und Bürgerinitiativen stets einzubinden verstand“, würdigte die Stadt den Alt-OB weiter: „Weyel war ein Oberbürgermeister des Dialogs, der das Verbindende zu betonen wusste.“

Die neue Mainzer Synagoge war auch mit ein Verdienst von "HH" Weyel. - Foto: gik
Die neue Mainzer Synagoge war auch mit ein Verdienst von „HH“ Weyel. – Foto: gik

„Die Stadt Mainz trauert um Herman-Hartmut Weyel, sein Lebenswerk verdient höchste Anerkennung“, teilte der heutige Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am Montag mit. Mit Weyel verliere Mainz „eine große Persönlichkeit, die stets als Mensch des Ausgleichs und der ruhigen Hand galt.“ Weyel habe sein Amt in zunehmend schwierigen Zeiten angetreten, da die Kassen nicht mehr üppig gefüllt waren und die Landeshauptstadt von großen Veränderungen ereilt wurde, sagte Ebling weiter: Sei es der Abzug amerikanischer Truppen oder die Folgen der Kriegswirren auf dem Balkan und den daraus resultierenden massiven Flüchtlingsströmen nach Mainz.

„Alle Herausforderungen seiner Amtszeit regelte Herman-Hartmut Weyel mit Bedacht und großer Umsicht“, betonte Ebling. Er sei „der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ gewesen, „wir danken ihm für seine bleibenden Verdienste um unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger und blicken mit großem Respekt auf seine Lebensleistung. „Unser Mitgefühl gilt seiner Frau, den weiteren Angehörigen der Familie und allen Freunden“, fügte Ebling hinzu. Weyels Nachfolger wurde der ehemalige Richter Jens Beutel, der die Geschicke von Mainz bis 2011 lenkte, und der überraschend im Mai 2019 mit nur 72 Jahren gestorben war.

Das Wohngebiet Kästrich oben auf der Kupferbergterrasse ist das Vermächtnis von Herman-Hartmut Weyel. - Foto: gik
Das Wohngebiet Kästrich oben auf der Kupferbergterrasse ist das Vermächtnis von Herman-Hartmut Weyel. – Foto: gik

Auch nach seinem Ausscheiden als Oberbürgermeister blieb Weyel präsent und für seine Stadt aktiv – maßgeblich vor allem als Mit-Wegbereiter der neuen Synagoge in der Mainzer Neustadt. Nach Ende seiner Amtszeit als Oberbürgermeister habe er als Vorsitzender seines SPD-Ortsvereins Mainz-Ebertsiedlung seine Erfahrungen an die jüngeren Genossen weitergegeben“, erinnerte auch der kommissarische SPD-Vorsitzende Eckart Lensch an Weyels weiteres Engagement. „Herman-Hartmut Weyel hat Mainz geprägt“, betonte Lensch: „Wir nehmen Abschied von einer Persönlichkeit, die als Oberbürgermeister zehn Jahre lang die Geschicke unserer Stadt geprägt hat – wir denken an ihn mit großer Dankbarkeit. Unser Mitgefühl gilt heute seiner Frau, seinen Kindern und allen Familienangehörigen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Fund der Mainzer Römerschiffe vor 40 Jahren könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Mehr zur neuen Mainzer Synagoge könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

 

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