„Achtung, es geht jetzt um Ihr Herz“, sagte der Herzensbrecher zum Auftakt, und tatsächlich wurde es ein Herzensabend im Mainzer Schloss, schließlich wurde am Dienstagabend niemand anderes als der Hüter der Mainzer Herzen geehrt: Thomas Münzel, Kardiologe und langjähriger Professor an der Mainzer Universitätsmedizin wurde mit dem Mainzer Ranzengardisten ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung würdigt die älteste Mainzer Garde jedes Jahr Anfang Januar eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich mit Humor und Lebensfreude als Botschafter der Mainzer Fastnacht verdient gemacht hat.

Lebensgroßes Modell des Ranzengarde-Brunnens der Künstlerin Liesel Metten - das Original steht vor dem Proviantamt in Mainz. - Foto: gik
Lebensgroßes Modell des Ranzengarde-Brunnens der Künstlerin Liesel Metten – das Original steht vor dem Proviantamt in Mainz. – Foto: gik

„Mancher, vielleicht auch der Preisträger selbst, hat sich die Frage gestellt: was hat Thomas Münzel mit der Mainzer Fastnacht zu tun?“, gestand Thomas Thelen, Generalfeldmarschall der Mainzer Ranzengarde, zum Auftakt des Großen Musikalischen Generalappells im Mainzer Schloss. Nun, da seien zum einen natürlich die vielfältigen Verdienste Münzels, der jahrzehntelang in Mainz mittels Forschung, Studien und Stiftung den Blick aufs Herz gerichtet habe. „Herz – das passt zu uns“, betonte Thelen, schließlich seien die Mainzer herzliche Menschen, die mit viel Herzblut dabei sind – gerade bei der Fastnacht.

Und in der zeichnet die Mainzer Ranzengarde als älteste aller Mainzer Garden jedes Jahr zum Beginn der Kampagne eine Persönlichkeit für „deutliche Worte, positive Lebensauffassung und klare Ziele“ aus – mit einer Bronzeminiatur des Ranzengarde-Brunnens der Künstlerin Liesel Metten. Schließlich sei die Mainzer Ranzengarde sowohl der freien Meinungsäußerung, als auch der Herzensangelegenheit Fastnacht verpflichtet: „Mit der Gardegründung 1837 begann das Herz der Mainzer Fastnacht zu schlagen“, betonte Thelen: „Was liegt also näher, als den Mainzer Herzspezialisten Thomas Münzel zu würdigen?“

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Hüter der Mainzer Herzen und erfolgreicher Kardiologie-Chef

In der Tat: „Er hat sein Herz längst verloren, an unsere, an seine Stadt Mainz“, konstatierte auch Christian Heidel, Mainz 05-Manager und diesjähriger Laudator des neuen Preisträgers. Heidel war 2023 selbst Träger des Ranzengardisten geworden, nun musste er die Laudatio auf seinen Nachfolger halten – und enthüllte ganz neue Seiten an dem Herzspezialisten: „Er mag Cappuccino und Tannenzäpfle“, verriet Heidel, und auch die Hobbys des Geehrten: Golfspielen und Herzkatheter legen.

Generalfeldmarschall Thomas Thelen (links) und Mainz 05-Manager Christian Heidel beim Generalalppell im Mainzer Schloss. - Foto: gik
Generalfeldmarschall Thomas Thelen (links) und Mainz 05-Manager Christian Heidel beim Generalalppell im Mainzer Schloss. – Foto: gik

Münzel, geboren 1955 in Baden-Baden, leitete ab 2004 als Ärztlicher Direktor die 2. Medizinische Klinik und Poliklinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin an der Mainzer Universitätsmedizin. „Thomas Münzel hat alles erreicht und tiefe Spuren hinterlassen“, betonte Heidel, und ließ Stationen von Münzels Erfolgen Revue passieren: Studien und Neuerungen in Sachen Herzbehandlungen initiiert, „viele Menschen gerettet – Dank Münzels Ideen und Entwicklungen“, sagte Heidel: „Stillstand ist für ihn Rückschritt, er ist Arzt, Wissenschaftler und Forscher.“

Die Mainzer Klinik für Kardiologie und internistische Herzchirurgie machte Münzel zur umsatzstärksten Klinik, mit der von ihm 2007 gegründeten Stiftung Mainzer Herz sammelte er rund fünf Millionen Euro zugunsten der Forschung. Und der von Münzel gegründete Mainzer Herzball „ist längst zu einem gesellschaftlichen Ereignis geworden“, sagte Heidel. Im Herbst 2023 ging Münzel als Chef der Mainzer Kardiologie in den Ruhestand, bis dahin hatte er gefühlt die halbe Stadt am Herzen gepackt und behandelt.

Herzensschützer, Fluglärmgegner, Lärmwirkungsforscher

Als „Herzensschützer“ würdigte denn auch Bürgermeister Günter Beck den Preisträger – und als Fluglärmgegner: Es war Münzel, der nach dem Bau der Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen 2011 einen neuen Forschungsbereich ins Leben rief – die Lärmwirkungsforschung. In zahlreichen Studien konnten Münzel und sein Team nachweisen, dass Fluglärm und insbesondere nächtlicher Lärm den menschlichen Organismus erheblich schädigt, und dass gerade auch Fluglärm oxidativen Stress erzeugt, der Gefäße schädigt und sogar Genveränderungen zur Steuerung von Zellen auslöst.

Verleihung des Ranzengardisten an Professor Thomas Münzel (Mitte) durch Generalfeldmarschall Thelen (links) und Ranzengarde-Präsident Lothar Both (rechts). - Foto: gik
Verleihung des Ranzengardisten an Professor Thomas Münzel (Mitte) durch Generalfeldmarschall Thelen (links) und Ranzengarde-Präsident Lothar Both (rechts). – Foto: gik

Münzel war auch einer der ersten, der die medizinischen Folgen von Ultrafeinstaub-Emissionen für den menschlichen Organismus beleuchtete. Heidel skizzierte höchst humoristisch die „Selbstversuche“ des Professors im heimischen Garten in der Mainzer Oberstadt zur Erfassung von Fluglärm – hier kratzen die Flieger bei Ostwind auf ihrem Weg nach Frankfurt gefühlt am Dachstuhl der Häuser. „Kein Flieger kam bei Ostwind ohne Kontrolle durch ihn zum Frankfurter Flughafen“, betonte Heidel.

Münzel initiierte zudem erst die Gutenberg Herzstudie, aus der dann die Gutenberg Gesundheitsstudie wurde – bis heute eine der größten lokalen Gesundheitsstudien der Welt.  Die Mainzer Ranzengarde würdigte Münzel denn auch als jemand, der sich „über Jahrzehnte für das Wohl der Mainzer Bürger an Leib und Leben sowie für bessere Lebensumstände in unserer goldischen Vaterstadt“ eingesetzt und so um die Gesundheit der Mainzer höchst verdient gemacht hat – so steht es in der Ehrenurkunde.

Die Fastnacht, der Herzschlag unserer Stadt

Der Herr Professor dankte mit einer Power Point-Präsentation und einem Rückblick auf sein Lebenswerk, und stichelte beim Blick in den Saal: „Die Männer über 50 hier sind sicher zu über 50 Prozent Patienten von mir…“ Münzel kämpfte sein Leben lang vehement gegen das Rauchen und für Gesundheitskampagnen, und so lernte das gebannt lauschende Publikum im Saal auch schnell noch, dass „Highway to Hell“ oder „Staying alive“ genau der richtige Rhythmus für eine Wiederbelebungsmassage bieten.

Gute Laune beim Generalappell der Mainzer Ranzengarde: Professor Thomas Münzel und Generalfeldmarschall Thomas Thelen. - Foto: gik
Gute Laune beim Generalappell der Mainzer Ranzengarde: Professor Thomas Münzel und Generalfeldmarschall Thomas Thelen. – Foto: gik

Und was verbindet nun den Kardiologen mit der Fastnacht? „Ich bin so alt wie ‚Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht'“, bekannte Münzel – die Fernsehsitzung habe er denn auch regelmäßig besucht. Und auch die Mainzer Ranzengarde sei ihm „von Anfang an ganz nah“ gewesen – in Person seiner Sekretärin und Büromanagerin.

„Man sagt so oft, Lachen ist die beste Medizin“, konstatierte Münzel zum Ende – und schloss mit einem Reim: „In Mainz kommt niemand auf den Hund/ Mit unserer Fassenacht bleibst Du gesund./ Sie ist der Herzschlag unserer Stadt,/ das zeigt uns heut‘ die Ranzengard‘.“ Da sang der Saal „Oh, wie ist das schön!“

Gardisten-Chor sang Sponheimer-Hits

Die Mainzer Ehrenbürgerin Margit Sponheimer mit dem Mainzer Mischungs-Chor. - Foto: gik
Die Mainzer Ehrenbürgerin Margit Sponheimer mit dem Mainzer Mischungs-Chor. – Foto: gik

Es war beileibe nicht das einzige Mal, das an diesem Abend gesungen wurde: Mit herzlicher Inbrunst gab der Gardisten-Mischungschor zwei Lieder der Mainzer Fastnachtsikone Margit Sponheimer zum Besten – und die Mainzer Ehrenbürgerin klatschte bei „Wähle 06131“ und „Am Rosenmontag bin ich geboren“ ergriffen mit. Sponheimer hatte selbst vor zwei Jahren den Ranzengardisten verliehen bekommen, ihre alten Hits sang der gesamte Saal begeistert und lauthals mit.

Der Mischungschor wurde 2017 von einigen sangeskräftigen Gardisten gegründet und besteht heute aus rund 30 Sängern aus 15 verschiedenen Korporationen. Sponheimer hatte den Sängern gar ihre Original-Partituren für die Proben zur Verfügung gestellt, und sagte am Dienstag gerührt: „Das Herz ist das meistbesungene Organ des Menschen.“ Womit wir wieder beim Herzensbrecher vom Anfang wären – das war übrigens der gerade 16 Jahre junge Max Schott, Fahnenjunker bei der Ranzengarde. Herzenssache eben.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Preis des Ranzengardisten und zur „Mutter aller Garden“, der Mainzer Ranzengarde, lest Ihr auch hier auf Mainz&. Und natürlich darf eine kleine Fotogalerie nicht fehlen: