Prachtvolle Gebäude mit Mosaikfußböden, imposante Aquädukte und Brücken, Hebekräne und ein Straßennetz, das seinesgleichen suchte: Die Römer waren nicht nur Eroberer und Militärs, sie waren auch Erfinder – eine der ersten Hightech-Nationen sozusagen. Genau diesem Thema widmet sich nun eine Mitmach-Ausstellung im Mainzer Landesmuseum: Noch bis zum 15. Januar 2023 können vor allem kleine Besucher tief in die Welt der römischen Technik eintauchen – und wahlweise eine römische Stadt planen, das Wasser aufwärts fließen lassen oder in einer römischen Galeere um die Wette rudern.

Mini-Nachbau einer römischen Galeere: Nicht besonders originalgetreu, aber man kann selbst auf die Ruderbank steigen. - Foto: GDKE/Agentur Bonewitz
Mini-Nachbau einer römischen Galeere: Nicht besonders originalgetreu, aber man kann selbst auf die Ruderbank steigen. – Foto: GDKE/Agentur Bonewitz

Die neue Mitmach-Ausstellung sei „ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur großen Landesausstellung ‚Der Untergang des Römischen Reichs‘ im Landesmuseum Trier“, sagte die für das kulturelle Erbe zuständige Staatssekretärin im Innenministerium, Nicole Steingaß, bei der Eröffnung der Ausstellung Anfang der Woche. Die „High Tech Römer“ sind nun auch in Mainz zu sehen und richten sich vor allem an Familien mit Kindern.

In rund 25 Mitmachstationen rückt die neue Schau dabei die Erfindungen aus der Römerzeit in ein neues Licht. „Ob Fußbodenheizung, Lastkräne, Wellnessbäder oder Kaugummi – was für uns selbstverständlich ist, das war in der Römerzeit echtes Hightech“, sagte die Chefin der Generaldirektion Kulturelles Erbes, Heike Otto. Wie es den Römern gelang, vor rund 2000 Jahren ohne Computer, Motoren und Elektrizität solche technischen Meisterleistungen zu vollbringen, will das Landesmuseum Mainz daher seinen Besucherinnen und Besuchern mit der interaktiven Ausstellung „High Tech Römer“ präsentieren.

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Tatsächlich brachten die römischen Erfinder und Ingenieure den Stand der Technik im Römerreich zu einer ganz neuen Blüte: Meterhohe Aquädukte, wie in Mainz noch heute mit den Römersteinen in Zahlbach zu sehen, transportierten Frischwasser durch Leitungen bis in Stadtzentren oder Militärkasernen. Dort warteten ausgefeilte Bäder auf die Besucher, in den Häusern vertrieben Fußbodenheizungen die Kälte.

Die Römersteine in Mainz-Zahlbach sind Überreste eines alten römischen Aquädukts, einer Wasserleitung zum Kastel auf dem Kästrich. - Foto: gik
Die Römersteine in Mainz-Zahlbach sind Überreste eines alten römischen Aquädukts, einer Wasserleitung zum Kastel auf dem Kästrich. – Foto: gik

Der Stand des römischen Luxus gehörte zum fortschrittlichsten, was die Menschheit bis dahin gesehen hatte: Wunderschöne Mosaike schmückten Fußböden, es gab ausgeklügelte Abwassersysteme – die Kloaken -, Handwerk und Ingenieurskunst erschufen Mechaniken wie riesige Kräne oder eben auch Kriegsgaleeren. Gerade das Kriegshandwerk brachte immer neue Erfindungen hervor, von Katapulten über Modern wirkende Kettenpanzer bis hin zu eben jenen Galeeren, mit denen die Römer die Weltmeere, aber auch den Rhein eroberten – das Mainzer Museum für moderne Schifffahrt präsentiert genau die Römergaleeren, die in Mainz bei Ausgrabungen gefunden wurden.

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In der Mitmach-Ausstellung können die Gäste nun selbst auf eine (nachgebaute) Ruderbank steigen, und als römische Soldaten um die Wette rudern. An anderen Stationen können Katapulte oder Kettenhemden ausprobiert, mit einem Abacus Rechenaufgabe bewältigt und per Krank enorme Lasten gehoben werden. Die Ausstellung ist dabei auf neun Themen-Pavillons verteilt: Architektur, Handwerk, Reisen, Militär, Kommunikation, Rechnen, Luxus, Wasser und Maschinen. Ein Film führt in die Ausstellung ein und versetzt die Besucher und Besucherinnen in das antike Rom. Danach geht’s an die einzelnen Stationen zum Ausprobieren, Tüfteln und Nachbauen.

Mit dem Katapult schießen wie die Römer: Mitmach-Ausstellung im Mainzer Landesmuseum. - Foto: GDKE/Agentur Bonewitz
Mit dem Katapult schießen wie die Römer: Mitmach-Ausstellung im Mainzer Landesmuseum. – Foto: GDKE/Agentur Bonewitz

Nach der außerordentlich erfolgreichen Mitmachausstellung „Ritter, Bauer, Edeldame“ aus dem vergangenen Jahr sei auch „High Tech-Römer“ wieder ein besonderes Produkt der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Museon Den Haag (NL), Museum Het Valkhof Nijmegen (NL), Technopolis Mechelen (B) und dem LVR-LandesMuseum Bonn (D). „Wir alle freuen uns sehr auf diese Ausstellung“, betonte die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Birgit Heide, „denn sie vermittelt römische Technik und römisches Leben auf eine wunderbar kreative Weise und sie zeigt zugleich, wie wichtig diese technischen Errungenschaften bis heute für unsere Lebenswelt, aber auch für die Stadt Mainz sind.“

Ergänzt werden die Stationen der Mitmach-Ausstellung zudem durch einzigartige Original-Funde aus den umfangreichen Beständen des Landesmuseums Mainz und der GDKE. Ab 10. Juni 2022 soll die Ausstellung zudem durch eine computergestützte Rekonstruktion der Weltstadt Rom vor 1700 Jahren spektakulär ergänzt werden: Ein Wandbild im XXL-Format versetzt die Besucher dann direkt auf das Forum Romanum im antiken Rom.

 

Zusätzlich präsentiert ein 14-minütiger Film die antike Millionenstadt in HD-Qualität. Auf individuell nutzbaren Tablets können die Besucher das Forum Romanum in HD-Qualität selbst virtuell durchschreiten. Die von der amerikanischen Firma „Flyover Zone“ und Professor Bernard Frischer nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erarbeitete CAD-Rekonstruktion macht es möglich, in das Rom von 320 nach Christus einzutauchen.

In Mainz gibt es zahllose Funde römischer Hightech-Kunst - wie dieses Essgeschirr, das im Zollhafen gefunden wurde. - Foto: gik
In Mainz gibt es zahllose Funde römischer Hightech-Kunst – wie dieses Essgeschirr, das im Zollhafen gefunden wurde. – Foto: gik

Die Sonderausstellung ist eingebettet in das Themenjahr Spätantike und die große Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ in Trier, die am 25. Juni eröffnet wird. Dazu wird es in ganz Rheinland-Pfalz und in den Direktionen der GDKE ein umfangreiches Begleitprogramm geben. Auch das Landesmuseum Mainz plant vom 11. Juni 2022 bis 29. Januar 2023 eine kleine Sonderausstellung unter dem Titel „Niedergang oder Neuanfang? – Mainz und Köln zwischen Antike und Mittelalter“. Die Ausstellung will sich mit den Nachwirkungen der Römerzeit und den Entwicklungen in Mainz bis hin zum Mittelalter beschäftigen.

Dabei soll es dann auch monatliche Vorträge geben, die sich teils dezidiert mit der Stadt Mainz, mit Funden, Bauwerken oder mit den Begräbnisstätten der damaligen Zeit befassen. Zudem ist für den Juli ein zweitägiges Römerfest im Landesmuseum Mainz geplant. Außerdem wird das Museum für antike Schifffahrt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums voraussichtlich ab August ein Gastspiel im Landesmuseum haben – das Museum schließt nämlich wegen Umbaus.

Info& auf Mainz&: Interaktive Mitmach-Ausstellung „High-Tech Römer“ vom 13. April 2022 bis zum 15. Januar 2023 im Landesmuseum Mainz. Öffnungszeiten: Dienstag 10.00 – 20.00 Uhr, Mittwoch-Sonntag 10.00 – 17.00 Uhr, montags ist zu. Der Eintritt kostet in der Regel für Erwachsene: 6,- Euro und für Kinder und Jugendliche (7 – 17 Jahre) 3,- Euro, Kinder bis 6 Jahre haben freien Eintritt. Es gibt umfangreiche Familienkarten und Gruppentarife, über all das informiert Ihr Euch bitte selbst – hier beim Landesmuseum im Internet. Begleitend zur Ausstellung „High-Tech Römer“ werden für Schulklassen und Gruppen zudem unterschiedliche Führungen und Workshops angeboten. Mehr zu römischen Straßen und Wohnvierteln in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&:

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