Heute Abend ist es so weit: „Mainz bleibt Mainz“ geht über die Bildschirme, und es ist die mit Spannung erwartete Corona-Ausgabe. Ausgerechnet im 66. Jahr musste sich „die Mutter aller Fernsehsitzungen“ neu erfinden – der Corona-Lockdown macht es nötig. Kein Publikum im Saal, keine Livesendung – doch halt: da sitzen doch welche? Gut 100 Pappkameraden bevölkern den Saal des Kurfürstlichen Schlosses, und da sitzen doch glatt die OBs von Mainz und Wiesbaden… Mainz& durfte hinter den Kulissen der Fernsehsitzung vorbeischauen, und brachte auch gleich gute Nachrichten mit: „‚Mainz bleibt Mainz‘ wird länger“, verriet Redakteur Günter Dudek: „Wir haben 15 Minuten mehr.“
Im Sommer 2020 begann der SWR mit den Planungen der wohl ungewöhnlichsten Fernsehsitzung in ihrer 66 Jahre währenden Geschichte: „Mainz bleibt Mainz“ im Corona-Lockdown – wie sollte das gehen? „Von Planung und Brainstorming her war es deutlich mehr Arbeit“, verriet der beim SWR zuständige Redakteur Günter Dudek gegenüber Mainz&: „Die Überlegungen treten wir an, treten wir nicht an, Gespräche mit den vier Vereinen, im Haus, mit der ARD, der Programmplanung in München.“
Lange ließ sich der SWR nicht in die Karten gucken, Ende 2020 aber stand dann fest: „Mainz bleibt Mainz“ kommt, trotz Corona, trotz Lockdown. Nun stehen wir im große Saal des Kurfürstlichen Schlosses, der gut‘ Stubb von Mainz – und alles ist anders. Keine enge Stuhlreihen, kein großer Bahnhof, keine Polit-Prominenz, die Sitzung muss ohne ihr Publikum auskommen. Und doch ist der Saal nicht leer: da winken fröhlich Fastnachter, tummeln sich kostümierte Damen, fliegen Luftschlangen – modernste Technik macht es möglich.
Gut 100 Pappkameraden hat der SWR auf Stühle platziert, bedruckt sind die Figuren mit Bildern echter Aktiver aus den vier Vereinen MCV, MCC, GCV und KCK. Richtig lebensecht sehen die Figuren aus, modernste Technik einer Berliner Firma machte es möglich, verrät Dudek. Wer genau hinsieht, wird aber am Freitagabend zwischen den Pappkameraden auch echte Menschen entdecken: „60 Personen durften gleichzeitig vor Ort sein“, erklärt Dudek, davon waren allein 30 Techniker – damit war Platz im Publikum, und so nahmen dort auch mit sehr viel Abstand voneinander diverse Aktive der Sendung mit Konfettibomben und Sekt Aufstellung.
Ganz vorne im Publikum zudem dabei: die beiden Oberbürgermeister von Mainz und Wiesbaden, Michael Ebling und Gert-Uwe Mende (beide SPD), ihre lächelnden Ersatzmänner werden in der Sendung mehrfach Objekt diverser Witze sein, verspricht Dudek – ebenso wie die Politiker, die wegen Corona im Saal fehlen.
Die Anspielungen kommen natürlich von Sitzungspräsident Andreas Schmitt, der sich die Bälle zuspielen soll mit Andreas Bockius: Der Stadionsprecher von Mainz 05 und Rot Rock Rapper wird als „Narhallator“ an einem eigenen Pult auf der Bühne Applaus und Publikums-Szenen aus früheren Jahren einspielen. „Wir haben im SWR-Archiv allein 150 Applausmotive aus den letzten 50 Jahren gesichtet und viele davon eingebaut“, verrät Dudek.
Erstmals in ihrer 66-jährigen Geschichte wurde die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ vorproduziert: im Januar drehte der SWR Musikvideos mit diversen Akteuren in der Mainzer Altstadt, in den vergangenen Tagen wurden die Bühnenvorträge aufgezeichnet. „Wir stehen vor der dritten Durchlaufprobe“, sagte Dudek, als wir am Dienstagabend vorbeischauten: „Heute und morgen entstehen die beiden Sendungen, die wir ab Donnerstag im Schnitt zu einer Sendung zusammenfahren.“ Es ist ein Experiment, doch Dudek ist zuversichtlich: „Wir sind selbst gespannt, aber wir freuen uns drauf.“
Die Treppe hoch und in den Saal stürmt inzwischen Sitzungspräsident Schmitt, die „Moguntia“ kommt aus der Garderobe, Protokoller Erhard Grom steht – schon im Frack – im Treppenhaus: Es sind die bekannten Gesichter aus der Fernsehsitzung. Grom wird in seinem Protokoll gleich zu Beginn der Sitzung feste gegen Trump, Corona-Politik und allerlei andere Übel der Welt austeilen. Auch Lars Reichow mit seinen „Fastnachtsthemen“ hält die politisch-literarische Fastnacht hoch, ebenso wie Johannes Bersch als „Moguntia“, die Kokolores-Fahne hält unter anderem Jürgen Wiesmann als „Ernst Lustisch“ hoch.
Besonders spannend dürfet aber das neue närrische „Gipfeltreffen“ werden: Kanzlerin Angela Merkel alias Florian Sitte lädt zum Krisengipfel, und zwar Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (alias Adi Guckelsberger) und SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach (alias Johannes Bersch). Klar, dass das länger dauert – „Mainz darf Mainz“ darf deshalb in die Verlängerung gehen: „Wir haben sogar mehr Programm als gedacht“, verrät Dudek, „und so haben wir von der ARD noch 15 Minuten zusätzlich übertragen bekommen.“ Statt wie ursprünglich geplant bis 22.45 Uhr, wird „Mainz bleibt Mainz“ nun von 20.15 Uhr bis 22.58 Uhr über die Bildschirme flimmern.
Und was wird bleiben von dem Corona-Jahr und all den Neuerungen in der altehrwürdigen Fernsehsitzung? „Das ist eine wichtige Frage, die wurde mir schon von vielen gestellt“, sagt Dudek, „da sind so tolle Ideen bei, könnten die auch in die Zukunft getragen werden?“ Der Sendungsmacher will sich noch nicht festlegen: „Wir produzieren jetzt erst mal“, sagt er noch, erst wolle man sehen, wie das Konzept ankomme, wie die Zuschauer reagieren. „Dann können wir darüber reden, ob das eine oder andere auch für die Zukunft Bestand haben kann“, fügt er noch hinzu.
Info& auf Mainz&: Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ wird am Fastnachtsfreitag, den 12. Februar, von 20.15 Uhr bis 22.58 Uhr in der ARD ausgestrahlt – mehr zum Programm lest Ihr hier bei Mainz&. Und im außergewöhnlichen Jahr darf auch eine außergewöhnliche Fotogalerie nicht fehlen – „Mainz bleibt Mainz“ 2021, hinter den Kulissen: