Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ 2021 wird – anders. Soviel hatte der SWR ja schon im Vorfeld verraten: Redner auf der Bühne, aber kein Publikum im Saal, vorab gedrehte Musikclips – und erstmals kommt die Mutter aller Fernsehsitzungen nicht live aus dem Kurfürstlichen Schloss zu Mainz. Am Sonntag veröffentlichte der SWR nun das mit Spannung erwartete Programm für die Sitzung am Fastnachtsfreitag und da zeigt sich: Viele bisher gesetzte Akteure werden nicht dabei sein – doch „Mainz bleibt Mainz“ wird auch 2021 mit spitzer Feder und scharfer Zunge den Politikern den Narrenspiegel vorhalten. Mit dabei: die „Moguntia“, Angela Merkel, der Obermessdiener – und erstmals überhaupt Se Bummtschaks.

Die Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz" im Coronajahr 2021: mit Pappkameraden statt Publikum. - Foto: privat
Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ im Coronajahr 2021: Pappkameraden statt Publikum. – Foto: privat

Die Fastnachtskampagne steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie, reguläre Fastnachtssitzungen gibt es nicht und somit auch kein wochenlanges Schaulaufen der Redner und Sänger im Vorfeld der Fernsehsitzung. Die Besetzung war deshalb so geheimnisvoll wie lange nicht mehr: Wen würden der SWR und die vier großen Fastnachtsvereine MCV, MCC, GCV und KCK auf die närrische Rostra schicken – vor menschenleere Zuschauerränge zumal?

Denn eines stand von vorneherein fest: Ein Saalpublikum würde es mitten in der Corona-Pandemie nicht geben. Damit nun aber die Redner nicht in einen komplett leeren Saal des Kurfürstlichen Schlosses blicken müssen – wie trostlos das aussieht, demonstrierte just am Samstagabend die „Streamung“ des GCV – , setzt der SWR auf Pappkameraden: Lebensgroße Pappfiguren, auf der Vorderseite bemalt mit Menschendoubles werden den Saal „beleben“ – und vermutlich auch als Zielscheibe so manchen Spots dienen. Denn wenn die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ am Freitagabend ab 20.15 Uhr über die Fernsehschirme der Nation flimmert, bleibt eines, wie es war: Sitzungspräsident Andreas Schmitt führt auch dieses Jahr durch die Sendung und will seine politischen „Gäste“ begrüßen und aufs Korn nehmen – man darf gespannt sein, auf welche Weise.

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Andreas Bockius (rechts im Bild) , hier mit seinem Bruder Matthias, wird als "Narhallator" bei "Mainz bleibt Mainz" wirken. - Foto: gik
Andreas Bockius (rechts im Bild) , hier mit seinem Bruder Matthias, wird als „Narhallator“ bei „Mainz bleibt Mainz“ wirken. – Foto: gik

Denn Applaus und Polit-Gästeschar, so verriet der SWR nun vorab, werden in diesem Jahr „historisch“ eingespielt: Andreas Bockius, seines Zeichens Teil des Duos „Bockius Brothers“, „Rot Rock Rapper“ und Stadionsprecher von Mainz 05, soll an einem Mischpult die Regler bedienen und in passenden Minuten „entsprechende Passagen in Bild und Ton“ einspielen. Beim Applaus werde Bockius auf Sequenzen aus der jüngeren Vergangenheit von „Mainz bleibt Mainz“ zurückgreifen, „für einen witzigen Schlagabtausch mit dem Sitzungspräsidenten holt er bekannte Politiker*innen vergangener Tage und das sich über die Jahre verändernde Publikum wieder ins Bild“, heißt es weiter – das werde „ein belustigendes, nostalgisches Wiedersehen mit „Schmankerln“ aus der langen Geschichte der Sendung.“

Zelebriert erneut das närrische Protokoll: Erhard Grom vom GCV. - Foto: gik
Zelebriert erneut das närrische Protokoll: Erhard Grom vom GCV. – Foto: gik

Inhaltlich aber will die Fernsehsitzung auch mit Corona auf ihr wichtigstes Pfund setzen: die politisch-literarische Fastnacht. Erhard Grom vom GCV wird wie schon in diversen Vorjahren als „Chef vom Protokoll“ den Großen der Politik die Leviten lesen, und wer am Samstagabend die „Streamung“ des GCV gesehen hat, der ahnt, was kommt: Ein bissiger Rundumschlag von „Lusche“ Laschet über die Despoten dieser Welt bis hin zu Donald Trump und seinem Sturm aufs Capitol sind den wichtigsten Akteuren des vergangenes Jahres die Spitzen des Narren sicher. Ein Kernthema von Grom ist natürlich die Corona-Pandemie – und die Impfstrategie des Bundes. Klar, dass Grom fordert: „Man impft zuerst die Fassenachter!“ Man könnte in diesem trostlosen Winter hinzufügen: Systemrelevant sind sie auf jeden Fall.

Gesetzt ist auch Lars Reichow mit seinen „Fastnachtsthemen“, der auch eine Art närrisches Protokoll hält und dabei aber – so war’s zumindest am Samstag – mit Moral und Mahnung nicht spart: Der Rettung der Demokratie hat sich der Kabarettist verschrieben, eine starke Passage, die in normalen Zeiten sicher zu Standing Ovations im vollen Saal geführt hätte. Doch die Zeiten sind ja nicht normal, und so müssen die Redner damit klarkommen, statt in lachende Gesichter einsam in Kameras zu deklamieren. „Die beteiligten Redner sind allesamt gestandene Fastnachtsgrößen, die auch vor einem Saal ohne jedes Publikum nicht nervös werden“, versichern die beiden verantwortlichen SWR-Redakteure Günther Dudek und Norbert Christ.

Steigt erneut als "Moguntia" in den närrischen Streitwagen: Johannes Bersch. - Foto: gik
Steigt erneut als „Moguntia“ in den närrischen Streitwagen: Johannes Bersch. – Foto: gik

Das gilt auch für Johannes Bersch: Obgleich viele Fernsehzuschauer den Narrenredner wohl eher noch als Newcomer sehen, ist Bersch doch ein hochgestandener Fastnachtsredner, der in diversen Rollen brillieren kann – am Fastnachtsfreitag wird er erneut als „Moguntia“ in der Bütt stehen. Ein spannendes Highlight könnte dann auch eine ganz neue Dreierrunde werden: Florian Sitte schlüpft erneut in seine Paraderolle als Angela Merkel, und die lädt zur Krisensitzung ins Kanzleramt. Die Gäste: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) – alias Johannes Bersch und Adi Guckelsberger.

Die politischen Redner „werden witzig, frech, scharfzüngig und satirisch die Themen unter die Lupe nehmen und die derzeitige Lage und den Umgang mit ihr zielsicher auf den Punkt bringen“, versprechen Dudek und Christ. Zwar seien die prominenten Politiker nicht wie sonst im Saal dabei, „aber selbst wenn diese die Sitzung aus ’sicherer Distanz‘ am heimischen Bildschirm verfolgen, müssen sie sich auf einiges gefasst machen“, versichern die Redakteure: „Ihnen werden wie immer ordentlich die Leviten gelesen.“

Florian Sitte schlüpft erneut in die Rolle von Kanzlerin Merkel - was auch sonst im Coronajahr? - Foto: gik
Florian Sitte schlüpft erneut in die Rolle von Kanzlerin Merkel – was auch sonst im Coronajahr? – Foto: gik

Das entspannte Lachen soll aber ebenfalls nicht zu kurz kommen, den fünf Politik-Vorträgen stehen drei Kokolores-Nummern gegenüber: Da kommt Adi Guckelsberger als „Hygienebeauftragter der Stadt Mainz“ und Jürgen Wiesmann mit einer neuen Folge seiner Dauer-Soap um „Ernst Lustig“, dazu aber zwei Protagonisten, die man so noch nie bei „Mainz bleibt Mainz“ sah: Uwe Ferger und Dieter Scheffler werden flugs mit ihrer Kokolores-Nummer „Kall un Kall“ von den Mombacher Bohnebeiteln auf die andere Fernsehrostra importiert – die Bohnebeitel pausieren in diesem Coronajahr.

Und auch ein anderer Mainz-Traum wird im Corona-Jahr auf einmal möglich: Die Mainzer Kultband „Se Bummtschaks“ werden Teil „von Mainz bleibt Mainz“ – mit ihrem Mutmach-Hit „So lang de Rhoi noch Wasser hot.“ Überhaupt machte die Musik den Machern der Fernsehsitzung im Vorfeld die meisten Kopfzerbrechen, die Lösung: Vorab gedrehte Musikvideos, produziert an diversen Mainzer Sehenswürdigkeiten und zumeist in aller Herrgottsfrühe, um Menschenansammlungen zu vermeiden.

Thomas Neger und seine Humbas zelebrieren ihren Hit "Im Schatten des Doms" mit Blick auf selbigen. - Foto: Humbas
Thomas Neger und seine Humbas zelebrieren ihren Hit „Im Schatten des Doms“ mit Blick auf selbigen. – Foto: Humbas

Und so tanzt Thorsten Ranzenberger mit seinem Schwellkopp-Lied durch die Gassen der Mainzer Altstadt, flankiert von einer Abordnung eben jener Meenzer Schwellköppe, während Thomas Neger sein „Im Schatten des Doms“ auf der Dachterrasse des Mainzer Staatstheaters zelebriert, mit der wunderschönen Kulisse des Doms im Hintergrund – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

„Die Moritze“ besingen „Meenz am Rhoi“ – und schließlich gibt es noch einen Zuschauerjoker: Ab dem 8. Februar startete der SWR auf der Internetseite www.mainz-bleibt-mainz.de ein Zuschauer-Voting, zur Wahl stehen drei beliebte und bekannte Fastnachtshits: Ernst Neger und sein legendäres „Heile Gänsje“, Margit Sponheimer mit „Gell, du hast mich gelle gern“ und „Da wackelt der Dom“ von Jean-Arthur Becker – zur Abstimmung geht es hier. Der Siegertitel wird dann in der Sendung gespielt.

Damit bleiben im Coronajahr aber auch eine ganze Reihe geliebter und beliebter Akteure der Vorjahre außen vor – allen voran die Schnorreswackler des GCV ebenso wie das geniale Nonsens-Duo Heininger und Schier. Friedrich Hofmann hatte bereits 2020 die Narrenschelle als „Till“ abgegeben – und im Corona-Jahr ist keine einzige Frau als aktive Rednerin oder Musikerin mit in der Sendung dabei, ein Rückfall in reine Männerclub-Zeiten. Bleibt aber in jedem Fall eine gewichtige Konstante: Neben seiner Rolle als Sitzungspräsident wird Andreas Schmitt auch als Obermessdiener wieder den Politikern die Leviten lesen und seine Lebensweisheiten in den Saal donnern. Da bebt die Bütt!

Die Mainzer Hofsänger bestreiten das Finale - aber 2021 nicht auf der Bühne des Kurfürstlichen Schlosses. - Foto: gik
Die Mainzer Hofsänger bestreiten das Finale – aber 2021 nicht auf der Bühne des Kurfürstlichen Schlosses. – Foto: gik

Und natürlich darf das große Finale mit den „Mainzer Hofsängern“ und ihren Evergreens „Olé, olé Fiesta“, „Sassa“ oder „So ein Tag“ nicht fehlen – die Sänger in ihren Bajazz-Kostümen wurden im Vorfeld rund um den Mainzer Dom und im Kreuzgang desselben gesichtet. Man darf gespannt sein, wie sich die Mutter aller Fernsehsitzungen mit dem neuen Corona-Ausnahmekonzept behauptet. Eines, sagte Dudek im Vorfeld im Mainz&-Interview, stehe jedenfalls schon jetzt fest: „Es wird eine ganz spezielle Sendung – ‚Mainz bleibt Mainz‘ 2021 wird als Coronasendung in die Geschichte eingehen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Corona-Ausnahme-Konzept der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ lest Ihr hier bei Mainz&, wie der SWR die Musikvideos drehte und was Thomas Neger dabei erlebte, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Die Abstimmung über den Fastnachtshit in der Fernsehsitzung findet Ihr ab dem 8. Februar hier bei „Mainz bleibt Mainz“ im Internet. Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ wird wie immer am Fastnachtsfreitag, in diesem Jahr der 12. Februar, ab 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.

 

 

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