Es ist wahrhaft historischer Boden: Im heutigen Marienhof in Mainz-Laubenheim gründete einst Christian Adalbert Kupferberg seine berühmte Sektmanufaktur. 1850 war das, nun, 167 Jahre danach, beherbergen die uralten Keller erneut einen Macher, der sich ganz dem edlen, prickelnden Genuss verschrieben hat: 2016 startete der gelernte Winzer Rüdiger Flik in den Räumen des Marienhofes die Sektmanufaktur Flik. Mitte Mai 2017 war die offizielle Eröffnung und die Vorstellung der ersten Sekte des Jahrgangs 2016 – es sind feinperlige Kreationen auf Champagnerniveau. Damit hat Mainz erstmals seit der Gründung der Sektkellerei Goldhand 1957 wieder eine individuelle Sektmanufaktur auf höchstem Niveau. Und an diesem Wochenende, dem 5. und 6. August ist Sommerfest, jeweils von 15.00 bis 22.00 Uhr!

Rüdiger Flik im alten Keller des Marienhofs in Mainz-Laubenheim. In den Barriquefässern baut er die Weine für seine Sekte auf Champagnerniveau aus. – Foto: gik

Dabei war Mainz einmal die Wiege der Sektproduktion Deutschlands: 1826 hatte der Württemberger Georg Christian Kessler in Esslingen die erste Sektkellerei Deutschlands gegründet, doch nur sieben Jahre später wagte der Mainzer Industrielle Christian Ludwig Lauteren als zweiter in Deutschland die Herstellung der beliebten Schaumweine. 1850 dann folgte die Gründung der Sektkellerei Kupferberg, die damit zu den ältesten Sekthäusern Deutschlands gehört – und deren Marken wie Kupferberg Gold bis heute Bestand haben. Kupferberg gehört heute zum Wiesbadener Sekthaus Henkell, Kupferberg selbst verließ den Ursprungsort Laubenheim 1855 – nachdem er die 60 Stock tiefen Keller auf dem Kästrich in Mainz erworben hatte.

60 Barriquefässer lagern im alten Keller des Marienhofs heute, „wir bauen alle unsere Weine in Holz aus, wie in der Champagne auch“, sagt Rüdiger Flik. Der 41 Jahre alte Winzer kommt gar nicht aus der Weinbranche: Der gebürtige Karlsruher ist einer der wachsenden Gruppe von Quereinsteigern in Sachen Weinbau. Eine frühere Freundin brachte ihn via Weinshop des Vaters in Kontakt mit der Weinszene, Flik fing Feuer – und studierte in Geisenheim Oenologie und Weinbau.

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Die Sektsorten der Sektmanufaktur Flik – gut gekühlt. – Foto: gik

Doch statt wie andere Kollegen als Kellermeister auf Dauer in ein Weingut einzusteigen oder gar eines als Betriebsnachfolge zu übernehmen, tat Flik etwas völlig Ungewöhnliches: Er gründete 2011 eine reine Sektmanufaktur. „Schaumwein ist einfach eine Leidenschaft von mir“, sagt er. Natürlich gibt es in Deutschland keinen Mangel an Sektherstellern, Deutschland gilt als der weltweit größte Schaumweinmarkt mit mehr als 400 Millionen getrunkenen Flaschen pro Jahr.

Den Massenmarkt dominieren natürlich die Großen wie Rotkäppchen-Mumm, Henkell oder Schloss Wachenheim, doch immer beliebter wird auch deutscher Winzersekt. Hergestellt wird der meist von Weingütern als Nebenprodukt zur Weinherstellung, reine Sekthersteller sind auf kleinem, aber hohem Niveau ausgesprochen selten. Schloss Vaux im Rheingau ist da natürlich zu nennen, die Winzergenossenschaft Sprendlingen – und der Rheinhesse Volker Raumland, der mit seinen Kreationen nach Champagnerart selbst Franzosen zum Staunen bringt.

Auch das Vorbild von Rüdiger Flik lautet Champagne, doch erst einmal widmet er sich der Herstellung von rebsortenreinen Sekten: Zwei Riesling-Sekte, einen Chardonnay, einen Auxerrois und einen Pinot Noir kredenzt Flik derzeit seinen Gästen im Marienhof, es sind feine Kreationen mit viel Frucht und wenig Perlage, sanfte, cremige Sekte, bei denen man das lange Hefelager schmeckt. Von September bis Mai gären die Weine bei Flik auf der Hefe, „wir benutzen keine Schönung, machen nur leichte Filtration“, erklärt er. Die fertigen Weine reifen dann noch einmal 12 bis 24 Monate in der Flasche auf der Champagnerhefe, die zweite Gärung, bei der die Kohlensäure entsteht, findet in der Flasche statt. Méthode Champenoise heißt das, dass er auch bald Kreationen nach den Weinsorten der Champagne herstellt, will Flik nicht ausschließen.

Historischer Boden: Im Marienhof wurde einst die Kupferberg Sektkellerei gegründet, bisher baute hier Ralf Göheln Wein aus. Nun residiert hier die Sektkellerei Flik. – Foto: gik

Seine Barriques sind mindestens viermal vorher mit Weinen belegt gewesen, „dann geben sie keine Vanillenoten mehr an den Wein ab“, sagt Flik. Gewünscht ist hingegen die etwas dichtere Struktur, die das Holz dem Wein verleiht, die Weine werden dadurch voluminöser. Nur den Chardonnay, den baue er immer im 600-Liter-Holzfass aus, sagt Flik, „der wird dadurch deutlich filigraner und feingliedriger.“ Die Barrique-Fässer erhält er von seinem ehemaligen Lehrbetrieb – und das ist einer der besten der Branche: Im Weingut Bernhard Huber in Malterdingen am Kaiserstuhl absolvierte Flik ein Jahr lang ein Praktikum.

Der Burgunder-Spezialist Huber gehört zu den absoluten Top-Weingütern Deutschlands mit besonderem Händchen für Spätburgunder und Auxerrois. Flik lernte noch unter dem genialen Namensgeber Bernhard Huber, der Mitte 2014 verstarb. „Ich hatte das große Glück, dass ich da alles über Weinbau aufsaugen konnte, von einem der besten“, sagt Flik. Eigene Weinberge hat der Jungwinzer nicht, seine Trauben bekommt er von ehemaligen Studienkollegen: Der Auxerrois komme aus Gundersheim, der Riesling von der Hessischen Bergstraße.

Mit den Kollegen bespreche er genau die Arbeit im Weinberg, sagt Flik – Trauben für die Sektherstellung werden deutlich früher und mit weniger Mostgewicht gelesen als bei normalen Weinen. „Die physiologische Reife ist für uns ganz wichtig“, sagt Flik, „weil wir üppige Schaumweine machen wollen.“ Deshalb komme sein Riesling auch von der Hessischen Bergstraße, dort reiften die Rieslinge später, die Trauben bringen dann schon mehr Frucht und Gehalt mit.

Nach Mainz verschlug ihn schließlich die Liebe, und hier bekam er irgendwann mit, dass der Marienhof zur Disposition stand. „Wir haben uns nicht gesucht, aber gefunden“, sagt Marienhof-Inhaber Ralf Göhlen strahlend – Flik und seine Sektmanufaktur sind ein Glückgriff für den Winzer. Göhlens Großeltern kauften 1935 den Hof in Laubenheim, das Haus selbst wurde 1746 auf Mauern aus dem 12. Jahrhundert erbaut – einst stand hier ein Gut des Mainzer Liebfrauenstifts. Wein wurde hier schon immer hergestellt, nun aber gibt Göhlen das Weingut auf – mangels Expansionsmöglichkeiten und mangels Nachfolger.

Mit Flik kehrt der Hof nun zurück zu seinen Wurzeln als Heimat des Sektes. Und die neuen Kreationen sind schon jetzt preisgekrönt: Mit einem seiner ersten Kreationen holte Flik gleich einen der begehrten Preise beim Deutschen Sektpreis 2015.

Info& auf Mainz&: Mehr über die Sektmanufaktur Flik, Adresse, Anfahrt und Öffnungszeiten der Vinothek findet Ihr hier auf der Homepage im Internet. Fliks Sekte kosten zwischen 12,50 und 22,50 Euro und sind auf dem Marienhof selbst sowie im Internet und an diesen Verkaufsstellen in Mainz zu finden: Laurenz Weinbar, Villa Vinum, Weinhaus zum Beichtstuhl und Weinkontor Keßler. In Wiesbaden gibt’s Flik-Sekte bei Weinveritas. Sommerfest 5.-6. August 2017, jeweils von 15.00 bis 22.00 Uhr.

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