Die Schließung der City-Oase am Mainzer Schillerplatz nach nur vier Tagen sowie die Räumung der Freiflächen am Winterhafen ruft nun die Jugendorganisationen der Parteien auf den Plan. Die Junge Union forderte die Stadt Mainz und Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) auf, ein Veranstaltungskonzept für Corona-Zeiten zu erstellen, das dem Bedarf an einem erweitertem Abend- und Kulturangebot Rechnung trage. Auch die Grüne Jugend hatte nach der massiven Räumung am Winterhafen vorletztes Wochenende mehr Freiräume und Erholungsorte für junge Menschen in der Stadt gefordert.
Die „City-Oase“ auf dem Schillerplatz war am Samstagabend von Feierwilligen geradezu überrannt worden, das Mainzer Citymanagement stoppte die Gastro-Fläche am Fastnachtsbrunnen deshalb nach nur vier Tagen. Viele Kommentatoren in den sozialen Netzwerken äußerten dafür Verständnis, hatten die Feiernden doch Absperrungen, aber auch Corona-Regeln hartnäckig ignoriert. Der Andrang sei aber doch auch kein Wunder, schließlich gebe es in Mainz derzeit viel zu wenig Angebote für junge Menschen, um Freunde zu treffen und entspannt den Abend genießen zu können, betonten aber auch viele Leser.
„Eins wird doch auch hier mehr als deutlich: Wir brauchen gerade in den heißen Monaten ein gutes und durchdachtes Konzept für all diejenigen, die sich weder am Rhein noch in den geschlossenen Clubs aufhalten können“, forderte der Vorsitzende der Jungen Union in Mainz, Torsten Rohe. Durch die Schließung der Diskotheken und dazu die neuen Maßnahmen der Stadt Mainz am Winterhafen sei es unmittelbar zu einer Verknappung der Aufenthaltsflächen gekommen. „Wir fordern die Stadt Mainz und OB Ebling auf, ein tragbares und Corona-konformes Veranstaltungskonzept zu erstellen, welches die Interessen von Gastronomen und von Gästen aller Altersgruppen gleichermaßen berücksichtigt“, sagte Rohe.
Natürlich stehe der Gesundheitsschutz an erster Stelle, betonte der JU-Chef weiter, vor allem da derzeit die Infektionszahlen wieder anstiegen. „Nichtsdestotrotz muss es für die Bürger immer noch möglich sein, unter Einhaltung der A-H-A-Regeln den Abend in Mainz unter freiem Himmel zu verbringen“, sagte Rohe. Der große Besucherandrang an der City-Oase zeige doch, „dass in Mainz definitiv Interesse und Bedarf an einem erweitertem Abend- und Kulturangebot bestehen“, sagte JU-Vorstandsmitglied Sonja Brühl. Weitere Schließungen würden lediglich eine Verlagerung der Menschenmassen auf die öffentlichen Plätze und in private Wohnungen bewirken, das könne nicht Sinn und Zweck der Maßnahmen sein.
Die JU Mainz verwies darauf, man habe bereits vergangenes Jahr im Kommunalwahlkampf das Club- und Kneipensterben aufgegriffen und Vorschläge zum Ausbau und zur Attraktivitätssteigerung des Mainzer Nachtleben gemacht. Vergangenen Woche habe es zudem ein Treffen mit dem neuen ehrenamtlichen Nacht- und Kulturbeauftragten der Stadt Mainz, Timo Filtzinger gegeben. „Wir unterstützen den neuen ehrenamtlichen Nachtkulturbeauftragten und die Stadt gerne bei Vorhaben, die Mainzer Gastronomie zu unterstützen und ihr wirtschaftliches Überleben zu gewährleisten“, sagte Rohe. Aus Sicht der Jungen Union gehörten dazu etwa die temporäre Umwidmung von Betriebserlaubnissen, die Ausweitung der Schankerlaubnis im Freien und eine gute Anbindung an den ÖPNV.
Auslöser der Kritik ist auch eine Räumungsaktion der Stadt Mainz am Winterhafen: Dort hatte die Stadt mit Hilfe der Polizei vorletztes Wochenende die Wiesen und die Freitreppe am Rhein mit Scheinwerferlicht, Lautsprecherdurchsagen und einer erheblichen Menge an Polizeikräften ab Mitternacht räumen lassen, obwohl es nicht zu lautstarken Parties gekommen war. Viele vor allem jüngere Mainzer hatten kritisiert, der Winterhafen sei seit Jahrzehnten der Treffpunkt junger Menschen, nun werde auch noch „der letzte Ort, wo wir hinkönnen“ geräumt – das sei völlig überzogen.
Das kritisierte auch die Grüne Jugend: Die Räumung sei „unverhältnismäßig“ gewesen, kritisierte die Jugendorganisation der Grünen auf ihrem Facebook-Account, und forderte: „Anstatt einfach den leichtesten Weg zu wählen und das Sitzen am Rhein ab Mitternacht zu verbieten, muss ein Kompromiss gesucht werden.“ Die Freiheit, sich mit Freunden in der Stadt zu treffen, dürfe nicht einfach genommen werden, gerade in der Coronakrise brauche es Freiraum. „Man kann den genannten Problemen auch durch Gespräche und häufigeren Kontrollen, was den Müll betrifft, ebenso wie das Aufstellen weiterer Mülleimer, entgegenwirken“, betonte die Jugendorganisation.
Es brauche mehr Erholungsorte in der Stadt selbst, an denen junge Menschen besonders abends sitzen könnten, forderte Grüne Jugend. „Weitere Treffpunkte an anderen Stellen der Stadt würden die Gruppen am Rhein entzerren und den Winterhafen entlasten“, heißt es in dem Statement weiter. Tatsächlich konnte nach der Räumung des Winterhafens beobachtet werden, dass Gruppen Jugendlicher vom Rhein aus in die Altstadt zogen. Anwohner im Bleichenviertel berichteten, es hätten sich ganz Gruppen mitten auf Straßenkreuzungen niedergelassen und dort lautstark gefeiert.
Vergangene Woche griff die Mainzer Polizei eine Gruppe von drei alkoholisierten und lautstark feiernden Jugendlichen im Mainzer Volkspark auf und stoppte die Party – die Gruppe war zuvor von einer Polizeistreife am Winterhafen vertrieben worden. Es sei doch „naiv“ eine Veranstaltung wie auf dem Schillerplatz zu planen, und zu glauben, es komme keiner, meinte denn auch ein Mainz&-Leser auf Facebook, ein anderer schrieb: „Ein Konzept der Stadt fehlt, wo man unter jetzigen Umständen eben feiern kann.“ Gerade viele Stadtbewohner besäßen weder Terrasse, Balkon oder Garten, es sei doch „verständlich das man die letzten schönen Stunden im Freien genießen möchte.“
Info& auf Mainz&: Mehr zur Schließung der City-Oase könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen, einen ausführlichen Bericht zur Räumung des Winterhafens findet Ihr hier.