Mit 21 Jahren machte sie ihr Kapitänspatent, und das ausgerechnet auf der als schwierig verrufenen Gebirgsstrecke auf dem Rhein – kein Problem für Bianka Rössler: Die Rheingauerin wuchs als Tochter einer Schifferdynastie quasi auf den Planken eines Schiffes auf. Heute leitet die 40-jährige Powerfrau die Rössler-Schifffahrtslinie in Assmannshausen, vergangene Woche lernten Besucher der CineLady im Cinestar-Kino Bianka Rössler persönlich kennen. Und weil die Kapitänin im Kinosaal spontan rauschenden Beifall bekam, erzählen wir Euch hier ihre Geschichte. Zwei glückliche Gewinnerinnen konnten sich übrigens über tolle Preise freuen: Karten für eine Schiffstour zu den Mainzer Sommerlichtern und zur Loreley.
Wenn Not am Mann ist, schmeißt sich Bianka Rössler auch schon mal gerne in den Blaumann: Als sie im vergangenen Winter die Steuerung der „Rheingau“ umbauten, half sie kurzerhand beim Ausbau der Steuerwelle. Der Chef ihrer Handwerker habe sich kaum eingekriegt, berichtet die 40-Jährige mit einem feinen Lächeln: „Irgendwann bin ich dann nach Hause, habe meinen Abschluss fotografiert und ihn dem Herrn per WhatsApp geschickt.“ Das habe geholfen, sagt Rössler: „Es unterschätzen einen halt wirklich viele.“
Bianka Rössler ist geboren in Assmannshausen am Rhein, mit Blick auf den Rhein – und aufgewachsen auf dem Rhein. „Ich bin die siebte Generation von Rheinschiffern“, sagt sie. Der Opa setzte mit dem Nachen über den Fluss, schleuste auch nach dem Krieg heimlich nachts schon mal Waren über die Grenze zwischen Amerikanern und Franzosen. Ihr Vater kaufte 1977 die St. Nikolaus, ein kleines Personenschiff, fuhr Tagestouristen zwischen Rüdesheim, Assmannshausen und der Loreley.
„Ich bin auf der St. Nikolaus groß geworden, richtig in der Wiege“, erzählt Rössler. Später spielte sie zwischen den Gästen, heimste Bonbons ein, wuchs auf dem Rhein auf. Klar, dass sie zwischendurch auch einfach mal am Ruder stand, von einem alten Haudegen lernte sie, mit Radar zu fahren. „Alte Schiffsführer erzählen einem richtig viel, man lernt dann wirklich aus der Erfahrung“, erzählt sie. Das Kapitänspatent schreckte sie daher nicht im Geringsten. Was, auf der Gebirgsstrecke willst Du Dein Patent machen, bekam sie von anderen Schülern zu hören. „Die Strecke war mein Zuhause“, sagt Rössler nur, hier kenne sie jeden Stein, jeden Strudel, alle Strömungen.
Dabei war ihr Weg nach der Schule erst einmal ein anderer: Bianka kochte gerne, jobbte in den Hotels, liebte es, die Patisserie zu stemmen. Dann beschloss sie, eine richtige Berufsausbildung zu machen, bei Fahrzeugbauer MAN in Geisenheim lernte sie Maschinenschlosserin. „Ich habe den Beruf lieben gelernt“, sagt sie, „das war richtig toll.“ Ein Jahr arbeitete sie nach ihrer Ausbildung noch bei MAN, dann begann die erste große Entlassungswelle – und Rössler nahm eine Abfindung und ging.
„Was machst Du denn jetzt?“, fragte der Papa. Tochter Bianka sagte spontan: Mein Kapitänspatent. Mitte Januar kündigte sie bei MAN, am 7. Februar wurde sie 21 Jahre alt, „und am 17. Februar hatte ich meine Prüfung“, erzählt sie. Die Praxis war das Einfachste: Fünf Jahre Fahrzeit brauche man, um zur Prüfung zugelassen zu werden, „die Fahrzeiten hatte ich zusammen“, sagt Rössler, „ich bin ja nach der Schule immer aufs Schiff gegangen.“
Nach dem Patent sei sie erst einmal „ganz viel Schiffchen gefahren“, erzählt Rössler, als sie schwanger wurde, wechselte sie ins Büro. Der Vater ließ 1986 die Rheingau bauen, 2003 folgte die RheinStar. Vier Personenschiffe besitzt die Rössler-Linie heute, alle fassen zwischen 50 und 600 Gäste, das neueste ist die 2011 gebaute RheinDream. Die Leitung des Familienunternehmens, die habe sie irgendwie schleichend übernommen, erzählt Rössler: „Mein Vater hat mir nie viel reingeredet, nie was verboten, nur manchmal hat er gesagt: ei, mach einfach – bedenk aber…“
Rössler machte. Entwickelte Ideen. Setzte um. Die Romantik-Tour, die Gäste von Rüdesheim mit der Sesselbahn auf die Germania, mit dem Sessellift hinunter nach Assmansshausen und mit dem Schiff via Burg Rheinstein zurück nach Rüdesheim bringt, war ihre Idee, sagt sie: „Das hat Bombe funktioniert.“ Und dann kamen die Veranstaltungen: In einer Straußwirtschaft lernte sie eine Mitstreiterin kennen, gemeinsam erdachten sie ein mittelalterliches Weihnachtsprogramm. „Wie Frauen nun mal sind“, sagt Rössler lachend: „Die beschließen was, dann machen sie es auch.“
Heute ist das Weihnachtsprogramm Standard, Rösslers Schiffe fahren bei Rhein in Flammen, bei den Mainzer Sommerlichtern, zu den Kölner Lichtern. Eine Tatoo Convention hatte sie schon zu Gast, Neujahrskonzerte, Comedyabende, Rockkonzerte – „ich bin für alles zu haben“, sagt sie, „das macht halt auch Spaß und den Erfolg des Unternehmens aus.“ Morgen, sagt sie noch, habe sie keine Zeit – da müsse sie für 300 Leute kochen, eine Gesellschaft an Bord. Auch die Mainzer Sommerlichter könnt Ihr übrigens an Bord eines der Rössler-Schiffe erleben, der MS RheinStar, die Karten kosten 81,50 Euro – Abendessen, Musik und Comedy inklusive.
Darüber freute sich denn auch Antonella Cicoria aus Mainz-Kastel: Sie gewann Anfang Juli bei der Cinelady im Cinestar-Kino bei der Mainz&-Verlosung zwei Karten für die Cruise zu den Sommerlichtern. Der zweite Preis ging tatsächlich an einen Mann: Der Mainzer Student Philipp Dietl freute sich über zwei Karten für eine Loreley-Rundfahrt – unsere Lottofee Kim Hammer aus Ingelheim hatte die Gewinner für uns gezogen.
Hat Bianka Rössler denn auch mal Gefährliches erlebt, eine Havarie? Klar, erzählt Rössler: Einmal flog ihnen auf der „Rheingau“ die Kupplung auseinander, es kam zum Brand im Maschinenraum. Von Bingen aus mussten sie zurückgeschleppt werden, eiskalt war es und beim Schleppenden fiel der Anlasser aus, bei ihnen selbst war der Anker eingefroren – und sie trieben auf die Nahemündung zu…. Es ging am Ende gut aus.
Einen Ruderausfall habe sie auch schon mal gehabt, mitten auf dem Rhein. „Ich hatte ja noch ein zweites Seitenruder“, sagt Bianka Rössler cool, „da fährt man mal mit dem Kopf ins Land, das hat gar keiner der Gäste gemerkt.“ Fast 20 Jahre ist sie nun Kapitänin, seit vielen Jahren „der Boss“ – was soll noch kommen? Ihren Binnenschiffsmeister wolle sie als nächstes machen, sagt Rössler, ein neuer Ausbildungsberuf. Durchgesetzt hat sie sich in ihrer Branche längst. „Heute“, sagte sie noch, „erklären die mich nicht mehr für verrückt, wenn ich mit ihnen über einen Motor sprechen will.“
Info& auf Mainz&: Die Rössler-Linie besitzt vier Schiffe und fährt von Assmannshausen und Rüdesheim aus täglich zu Burgenrundfahrten im Mittelrheintal und dreimal pro Woche zur Loreley. Eine Burgenrundfahrt kostet etwa 11,50 Euro, eine Loreleyrundfahrt 19,50 Euro. Dazu kommen zahlreiche Sonderevents zu Feuerwerken, mit Weinproben, Musik oder Comedy. Auch mieten kann man die Schiffe. Und alle Fahrten, alle Infos findet Ihr im Internet unter roesslerlinie.de.