Aufatmen am Montag in Mainz: Die Filiale des Mainzer Kaufhofs bleibt erhalten. Das bestätigte am Abend die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) gegenüber der Internetzeitung Mainz&. „Ich bin hocherfreut“, sagte Matz: „Das ist ein wirklich guter Tag für Mainz.“ Am Montag hatte der Warenhauskonzern Galeria Kaufhof sein Sanierungskonzept vorgestellt. Danach sollen 77 Filialen erhalten bleiben, 52 aber müssen schließen – darunter auch ein Kaufhof in Wiesbaden. Auch in Mainz steht der Kaufhof nun aber vor einer Neuaufstellung.

Gute Nachrichten für Mainz: Der Kaufhof in der Innenstadt bleibt. - Foto: gik
Gute Nachrichten für Mainz: Der Kaufhof in der Innenstadt bleibt. – Foto: gik

Im Herbst hatte die Warenhauskette, die einmal aus Kaufhof sowie Karstadt bestand, zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit Insolvenz anmelden müssen. Man habe sei „vor dem Hintergrund der schweren Auswirkungen der Corona Krise einerseits, und des Ukraine-Krieges mit hoher Inflation und stark nachlassender Konsumfreudigkeit in Deutschland in ein Schutzschirmverfahren gegangen“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens selbst. Seither bangten Tausende Mitarbeiter und viele Innenstädte um den Erhalt der letzten Kaufhof-Filialen: Sie gelten als wichtige Frequenzbringer für den Einzelhandel, so auch in Mainz.

Am Montag nun stellte Galeria Kaufhof den neuen Sanierungsplan vor: Danach sollen an 77 Standorten in Deutschland die Warenhäuser erhalten bleiben, rund 11.000 Arbeitsplätze wollen man hier „nachhaltig sichern“. Die Warenhäuser selbst wolle man in den kommenden drei Jahren umfassend modernisieren, verspricht der Konzern. Die Filialen sollen ihr Sortiment zugleich stärker auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse ausrichten. Dazu zählten auch „eine kundenfreundliche Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten“, heißt es weiter.

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Kaufhof Wiesbaden in der Kirchgasse macht zu

52 Filialen werden allerdings schließen müssen, für sie bestehe „angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive“, teilte der Konzern weiter mit. Das betrifft auch den Kaufhof in der Kirchgasse in Wiesbaden: Während das Haus am Mauritiusplatz erhalten bleibt, soll das zweite Standbein in der Kirchgasse 28 schließen, teilte die Stadt Wiesbaden mit.

Muss schließen: Der Kaufhof Wiesbaden in der Kirchgasse. - Foto: Galeria Kaufhof
Muss schließen: Der Kaufhof Wiesbaden in der Kirchgasse. – Foto: Galeria Kaufhof

„Wir bedauern das außerordentlich“, betonten Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) und Wirtschaftsdezernentin Christiane Hinninger (Grüne). Bis zuletzt habe man gehofft, dass vielleicht beide Filialen in Wiesbaden erhalten blieben – doch das war von vorneherein unrealistisch: Galeria schließt gerade dort Filialen, wo es noch zwei Warenhäuser nebeneinander gab. Beide Filialen gemeinsam seien „auch mit allen denkbaren Anpassungen beziehungsweise konzeptionellen Weiterentwicklungen des Betriebskonzeptes nicht dauerhaft hinreichend wirtschaftlich tragfähig“ gewesen, hieß es denn auch am Montag.

Die von der Schließung betroffenen Filialen sollen nun in zwei Wellen zum 30. Juni 2023 und zum 31. Januar 2024 abgewickelt werden, bundesweit werden dadurch rund 4.000 Mitarbeitende ihren Job verlieren. Die Wiesbadener Filiale gehört zu denen, die bereits zum 30. Juni 2023 dicht machen sollen. „Wir denken jetzt vor allem an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren“, betonten Mende und Hinninger: „Sicherlich haben einige Beschäftigte teilweise seit Jahrzehnten in dem Haus gearbeitet, das ist schwer zu ertragen.“

Arbeitsplätze in Mainz bleiben erhalten

In Wiesbaden will die Stadtspitze „zeitnah Gespräche zur Zukunft der Immobilie führen“, heißt es weiter – in dem Warenhaus gab es schon einen Horten, ein Carsh-Haus und zuletzt eben eine Kaufhof-Filiale. „Wenn ein so großes Gebäude in der Innenstadt leer steht, ist das ein gravierender Einschnitt für das direkte Umfeld und die Attraktivität unserer Innenstadt“, betonte Wirtschaftsdezernentin Hinninger. Die weitere Nutzung des Gebäudes sowie eine mögliche Unterstützung durch die Landeshauptstadt hingen nun aber in erster Linie von der Gesprächsbereitschaft und den Vorstellungen des Eigentümers ab.

Die Fußgängerzone rund um den Kaufhof in Mainz: Frequenzbringer, Kundenmagnet. - Foto: gik
Die Fußgängerzone rund um den Kaufhof in Mainz: Frequenzbringer, Kundenmagnet. – Foto: gik

In Mainz ist man um dieses Problem vorerst herumgekommen: „Ich bin hocherfreut, dass die Filiale erhalten bleibt“, betonte die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU): „Das sind wirklich gute Nachrichten für Mainz.“ Der Kaufhof in der Innenstadt liege „in eine Premiumlage, wenn die leer stehen würde, das wäre fatal“, betonte auch sie. Sie freue sich aber auch für die Mitarbeitenden, „da ist sicher vielen ein Stein vom Herzen gefallen.“ Im Mainzer Kaufhof arbeiten rund 100 Mitarbeiter, viele davon auch in Teilzeit.

Profitiert hat der Mainzer Kaufhof wohl von zwei Faktoren: „Es ist eine Eigenimmobilie, Kaufhof muss hier keine Miete zahlen“, erklärt Matz. Dazu sei der Mainzer Kaufhof „im Umsatz überdurchschnittlich attraktiv.“ Doch auch die Mainzer Filiale werde sich verändern, modernisieren und neu aufstellen müssen., betonte die Dezernentin: „Die oberen Etagen verlieren deutlich an Frequenz“, dort denke Galeria deshalb nun über eine Umgestaltung und eine zusätzliche Nutzung nach.

Zusätzliche Nutzung in Mainz für obere Stockwerke gesucht

Im Gegensatz zur ersten Schutzschirm-Insolvenz sei aber die Stadt Mainz bei diesem Mal sehr gut eingebunden gewesen, betonte Matz: „Es gab jetzt direkt eine Kontaktaufnahme, der Konzernvorsitzende hat sich viel Zeit genommen, die neuen Pläne vorzustellen“, berichtete sie. Sobald die Gläubigerversammlung dem Sanierungsplan zugestimmt habe, sei eine gemeinsame Begehung geplant: „Wir werden uns dann gemeinsam den oberen Stock anschauen und gemeinsam überlegen, was sich dort abbilden lässt“, berichtete Matz weiter.

Fußgängerzone in Mainz mit Römerpassage: Neue Shoppingkonzepte gesucht. - Foto: gik
Fußgängerzone in Mainz mit Römerpassage: Neue Shoppingkonzepte gesucht. – Foto: gik

In anderen Städten seien in den oberen Stockwerken beispielsweise auch Bürgerämter oder Kfz-Zulassungsstellen angesiedelt worden, berichtete Mat. Dort könnten die Bürger dann während des Wartens auf den Termin unten einkaufen – eine Win-Win-Situation. In Mainz gebe es allerdings „momentan keinen Bedarf einer Umsiedlung“, sagte Matz aber: „Es muss ja auch ein Frequenzbringer sein.“

Bedarf hat Mainz tatsächlich derzeit für ein großes Sportgeschäft in der Innenstadt, das habe auch die jüngste Potenzialanalyse noch einmal deutlich aufgezeigt, sagte Matz weiter. Sie habe das gegenüber den Galeria-Leitung auch bereits angesprochen, dort dort habe man abgewunken – warum, sie nicht ganz klar. „Wir werden als Stadt die Entwicklung gerne unterstützten“, betonte die Dezernentin an, es gelte jetzt, „Potenziale zu identifizieren und umzusetzen.“ Die Stadt habe immer wieder einmal Anfragen von Geschäften, die Flächen in der Innenstadt suchten. „Wenn da Frequenzbringer dabei sind, könnte das interessant sein“, fügte Matz hinzu.

Bei Galeria Kaufhof selbst heißt es, man wolle sich künftig „vor allem in den Segmenten Bekleidung, Beauty und Home eindeutiger positionieren.“ Auch könnten „attraktive Gastronomie-Angebote und sinnvolle Ergänzungen wie Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services“ die Filialen „künftig zum beliebten Treffpunkt in der Innenstadt“ machen. Die Filialen sollen dafür künftig mehr Eigenständigkeit bekommen, und stärker selbst über Sortimente, Schwerpunkte und Abläufe vor Ort entscheiden können.

Info& auf Mainz&: Die ganze Ankündigung von Galeria Kaufhof findet Ihr hier im Internet. Dort gibt es auch eine Liste der Filialen, die schließen müssen.