Eigentlich sind die Mainzer Fastnachter gerade mitten in den Vorbereitungen für die Kampagne 2022, man war frohen Mutes – und nun das: Die Mainzer Fastnachts-Genossenschaft empfiehlt nun ihren Mitgliedern, sämtliche Veranstaltungen für 2022 abzusagen, und zwar sowohl in den Sälen als auch auf den Straßen. Die Entwicklung der Corona-Lage zwinge zu dem Schritt, argumentiert die Mainzer Fastnacht eG, Virologen prophezeien allerdings: Der Höhepunkt der vierten Welle werde wohl noch vor Weihnachten erreicht. Trotzdem gibt es erste Absagen. Der 11.11. hat in Mainz allerdings wohl keine Infektionswelle ausgelöst. UPDATE&: Gerade sagte die Mainzer Prinzengarde alle Veranstaltungen für 2022 ab.

Leere Säle, volle Säle, gar keine Säle? Eine erneute Absage der Mainzer Fastnachtskampagne ist nun auch wieder für 2022 im Gespräch. - Foto: gik
Leere Säle, volle Säle, gar keine Säle? Eine erneute Absage der Mainzer Fastnachtskampagne ist nun auch wieder für 2022 im Gespräch. – Foto: gik

Bislang hatte die Linie in der Mainzer Fastnachtsszene gelautet: Wir bereiten uns auf die Kampagne vor und sind guten Mutes. Sitzungen wurden strikt unter 2G-Regeln geplant, Umzüge fänden ohnehin im Freien statt, in welcher Form, werde man noch sehen. Doch nun prescht die Mainzer Fastnachts-Genossenschaft, Dachverband von mehr als 27 Mainzer Fastnachtsvereinen und Garden vor: Angesichts der dynamischen Entwicklung der Corona-Situation empfehle man seinen Mitgliedern, in den verbleibenden Monaten der Kampagne 2022 alle Veranstaltungen im Saal wie auf der Straße abzusagen.

Die Empfehlung komme nach einer Befragung der Mitglieder, sagte Vorstandssprecher Markus Perabo am Mittwoch in Mainz – wie die Umfrage ausgefallen war, teilte er allerdings nicht mit. „Wir alle haben keine Glaskugel, mit der wir die Situation im Januar und Februar vorhersagen können“, sagte Perabo weiter: „Aber wir tragen Verantwortung für das Wohlergehen der Fastnachtsbesucher und -akteure.“ Die dynamische und unübersichtliche Entwicklung der Corona-Pandemie lasse aktuell keine andere Möglichkeit, als den Fastnachtsvereinen in Mainz die Absage zu empfehlen. Sämtliche Mitglieder seien bereits darüber informiert worden, damit sie die Empfehlung frühzeitig bei der weiteren Planung berücksichtigen könnten.

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Droht den Fastnachtern auch 2022 eine Kampagne im Homeoffice? - Grafik: Eisenmann
Droht den Fastnachtern auch 2022 eine Kampagne im Homeoffice? – Grafik: Eisenmann

Tatsächlich hagelt es bereits wieder Absagen: Bereits am Dienstag sagte mit dem Mainzer Narren Club (MBC) einer der ersten größeren Mainzer Fastnachtsvereine alle Termine der Kampagne ab. „Natürlich macht uns die Absage der Kampagne sehr traurig“, teilte das Präsidium mit, man habe bereits mit sehr großem Engagement und Herzblut Straßenfastnacht, Sitzungen und das Kinderfest vorbereitet gehabt. Aber wegen der in den vergangenen Tagen weiter rasant steigenden Corona-Fallzahlen und der damit verbundenen völligen Überlastung des Gesundheitssystems sehe man keine andere Möglichkeit: „Wir möchten frühzeitig und verantwortungsvoll unseren Teil für ein schnelles Abklingen der 4. Corona-Welle beitragen, und den wissenschaftlichen Empfehlungen Folge leisten.“

Sogar die ersten Umzüge werden inzwischen gestrichen: Der Kindermaskenzug für 2022 wurde bereits abgesagt, am Mittwoch folgte auch der AKK-Umzug in den rechtsrheinischen Gemeinden. Von Seiten der Behörden gebe es zwar die Möglichkeit, unter Auflagen wie etwa einer Maskenpflicht an neuralgischen Punkten und Abstandskontrollen durch Sicherheitspersonal, einen Fastnachtsumzug durchzuführen, teilten die Veranstalter mit. Das sei aber von Seiten der Zugleitung in der aktuellen Situation nicht umsetzbar und ein nicht zu kalkulierendes Risiko für alle Beteiligten. „Das aktuelle Infektionsgeschehen zeigt es leider auch, dass die Situation zurzeit alles andere als sicher ist, um mit gutem Gewissen eine Veranstaltung wie den AKK-Umzug durchzuführen“, betonte die Zugleitung weiter – man hoffe nun auf eine Besserung der Lage in 2023.

Der AKK-Umzug für 2022 ist bereits abgesagt. - Foto: gik
Der AKK-Umzug für 2022 ist bereits abgesagt. – Foto: gik

Eine Corona-Pause verkündeten auch bereits schon Vereine wie die Mainzer Klinik-Athleten, das Showtanzballett Fuego und die LSG Die Chaote, andere Vereine beobachten die Lage aber noch: So ist auch für den Mainzer Rosenmontagszug noch keine Entscheidung gefallen, der ausrichtende Mainzer Carneval Verein will Mitte Dezember entscheiden. Tatsächlich sagen Virologen und Epidemiologen inzwischen, der Höhepunkt der vierten Coronawelle könne womöglich noch vor Weihnachten erreicht werden, die Politik will zudem wohl am Donnerstag weitere strenge Corona-Maßnahmen beschließen, darunter auch 2Gplus in Innenräumen sowie 2G im Einzelhandel, auch das könnte die Infektionswelle weiter ausbremsen.

Für viele Fastnachtsvereine ist das Ausfall der zweiten Kampagne in Folge ein echtes Desaster, gerade auch in finanzieller Hinsicht. Die Narrenseele leidet ohnehin: Wenn das Brauchtum nicht gepflegt werde, werde es auf Dauer Schaden nehmen, warnte etwa der neue MCC-Präsident Florian Sitte. Tatsache ist auch: Nach dem 11.11. in Mainz war kein außergewöhnlicher Anstieg der Corona-Infektionen im Raum Mainz zu verzeichnen. Dem Gesundheitsamt lägen bisher „keine Erkenntnisse darüber vor, dass der 11.11. signifikant für den Anstieg der Zahlen verantwortlich ist“, teilte das Gesundheitsamt am Mainz&-Anfrage mit: Die Infektionslage sei diffus und spiele in der Hauptsache im privaten Bereich.

UPDATE&: Am Mittwochabend sagte nun die Mainzer Prinzengarde alle Veranstaltungen für die Kampagne 2022 „im Saal und uff de Gass“ ab. „Wir können es nicht verantworten, im Januar und Februar 2022 Sitzungen und Umzüge zu organisieren und daran teilzunehmen, die zwangsläufig zu einer größeren Zahl von Kontakten führen“, heißt es aktuell auf der Facebook-Seite der Prinzengarde: „Wir orientieren uns an den eindeutigen Empfehlungen der Wissenschaft und setzen diese um, auch wenn es für uns, unsere Fastnacht und damit auch für unsere Gäste und Freunde sehr betrüblich ist. Diese klare, aber notwendige Entscheidung schmerzt uns sehr.“ Die dynamische und unübersichtliche Entwicklung der Corona-Pandemie lasse aber aktuell keine andere Möglichkeit als die Absage. Die Prinzengarde richtet unter anderem die Junge Kult-Veranstaltung „Fastnight“ aus.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Fastnacht in Coronazeiten lest Ihr hier bei Mainz&. Wie der 11.11. in Mainz ablief, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

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