UPDATE& — Nun also doch: Auch in Mainz werden am Dienstag eine Menge Kindertagesstätten wegen Streiks kurzfristig geschlossen sein. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ruft für den 8. März – dem Weltfrauentag – zu Warnstreiks in den „Sozial- und Erziehungsdiensten“ auf, auch eine Streikkundgebung in Mainz ist geplant. Hintergrund sind die am 25. Februar gestarteten bundesweiten Tarifverhandlungen. Kritik kommt vom Stadtelternausschuss in Mainz: Man unterstütze die Forderung der Erzieherinnen nach Eingruppierung in eine höhere Gehaltsgruppe nachdrücklich – Warnstreiks zum jetzigen Zeitpunkt der Verhandlungen seien aber „eine reine Machtdemonstration auf dem Rücken der Eltern“.

In den Kitas in Mainz wird am Dienstag gestreikt - diese Kids allerdings versammelten sich 2013 zum Marathon Mini-Lauf. - Foto: Stadt Mainz
In den Kitas in Mainz wird am Dienstag gestreikt – diese Kids allerdings versammelten sich 2013 zum Marathon Mini-Lauf. – Foto: Stadt Mainz

Frauen verdienen noch immer für die gleiche Arbeit deutlich weniger als Männer, dazu arbeiten Frauen häufig in sozialen Berufen, die schlechter bezahlt werden – scharfe Kritik an diesen Zuständen kam am Montag zum #EqualPayDay von diversen Gewerkschaften und Verbänden. Nun ruft die Gewerkschaft Ver.di passend zum Frauentag am 8. März gerade in den Erziehungsberufen zum Streik auf: Nach dem ergebnislosen Verhandlungsauftakt bei den bundesweiten Tarifverhandlungen für den kommunalen Sozial-und Erziehungsdienst wollten die Beschäftigten „nun öffentlich mit Nachdruck auf ihre Forderungen aufmerksam machen“, teilte die Dach-Gewerkschaft DGB etwa in Hessen mit.

In Rheinland-Pfalz und Hessen ruft nun die Gewerkschaft Ver.di die kommunalen Beschäftigten der Kitas, der sozialen Dienste und der Behindertenhilfe am Dienstag zu Warnstreiks auf – ob davon allerdings Mainz betroffen ist, war am Montag lange unklar. Von Ver.di selbst wurden als Streikorte nur Städte in der Pfalz oder Worms in Rheinhessen benannt. UPDATE&: In Mainz war am Montag zunächst nicht zu erfahren, ob der Streik stattfindet und welche Kitas betroffen sind – am Dienstag teilte die Stadtverwaltung dann mit: Lediglich sechs städtische Kitas waren am Dienstag geöffnet, 55 waren wegen Streiks geschlossen.

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In einem Elternbrief der Stadt vom Montag hatte es geheißen: „Einer aktuellen Abfrage zufolge, werden sich große Teile der Beschäftigten“ an dem Streik beteiligen. Die Stadt betonte, am 3. März sei eine „Streikvorwarnung“ an die Eltern herausgegangen, alle von Kita-Schließungen am Dienstag betroffene Eltern am Montag informiert worden. In dem Brief heißt es weiter, der Dienstbetrieb könne am Dienstag nicht aufrecht erhalten werden, die Eltern würden gebeten, eine andere Betreuung für ihr Kind zu organisieren – die Leitung der Kita sei „gerne behilflich“. Ein Notdienst wurde aber nicht angeboten.

Die neue Vorsitzende des Stadtelternausschusses in Mainz, Daniela Gönner, kritisiert den Warnstreik. - Foto: gik
Die neue Vorsitzende des Stadtelternausschusses in Mainz, Daniela Gönner, kritisiert den Warnstreik. – Foto: gik

Der Stadtelternausschuss (StEA) Mainz kritisierte den Streik mit deutlichen Worten: Der Mangel an Erzieherinnen sei „eklatant“, der StEA unterstütze die Forderung der Erzieherinnen nach Eingruppierung in eine höhere Gehaltsgruppe „nachdrücklich“, heißt es in einer Stellungnahme vom Montag. Dazu machten den Erzieherinnen die Arbeitsbedingungen „das Leben im Kita-Alltag schwer“, berichtete StEA-Vorsitzende Daniela Gönner. Wer mehr Erzieherinnen wolle, müsse deshalb auch über die Ausbildung und über Quereinstiege reden, es müssten attraktive Plätze im Gehaltsgefüge gefunden werden, um den Beruf der Erzieherin im Wettbewerb um die guten Köpfe nach vorne zu bringen. “

Die Vertretung der Stadtelternschaft stehe deshalb „mit all diesen Forderungen hinter den Erzieherinnen und ihren Gewerkschaften und Interessensverbänden“, betonte Gönner. Auch Streiks könnten dabei „ein probates Mittel“ sein – die Warnstreiks zum jetzigen Zeitpunkt der Verhandlungen aber, „nur weil man’s kann, sind als reine Machtdemonstration auf dem Rücken der Eltern nicht vermittelbar und kontraproduktiv“, schimpfte sie. Die litten aktuell ohnehin schon sehr unter permanenten Abholungen und Schließungen wegen der anhaltenden Corona-Infektionslage. „Die Gewerkschaft kann die starke Unterstützung der Eltern gut gebrauchen, sie sollten sie nicht aufs Spiel setzen“, mahnte Gönner.

Bei Ver.di heißt es in einem Streikaufruf hingegen, trotz der vielfach beschworenen Anerkennung für Sozialberufe, gebe es bei den Arbeitgebern „noch keine Bereitschaft zu grundlegenden Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen. Man fordere eine finanzielle Anerkennung der Arbeit, mehr Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen – die Tarifverhandlungen zwischen den Gewerkschaften und dem Arbeitgeberverband VKA hatten allerdings erst am 25. Februar begonnen.

Info& auf Mainz&: In Mainz und Ingelheim sind nun die Beschäftigten in Kitas, bei sozialen Diensten und in der Behindertenhilfe für Dienstag, den 8. März zum Warnstreik aufgerufen. Zudem ist ab 11.00 Uhr eine Kundgebung auf dem Ernst-Ludwig-Platz geplant. Ebenfalls am 8. März ist auf demselben Platz ab 14.00 Uhr eine Demonstration des Bündnis Pflegeaufstand Rheinland-Pfalz vorgesehen – auch hier geht man für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße.