Der Hohe Dom zu Mainz hat nach Jahren der Vakanz endlich wieder einen Dombaumeister: Konrad Lenzinger trat seine Stelle bereits zum 1. April 2025 an, nun hat ihn das Bistum auch offiziell vorgestellt. Der mehr als 1.000 Jahre alte Dom St. Martin gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauwerken Deutschlands – zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört der Bau kurioserweise aber bis heute nicht. Dafür wurde die Dombauhütte zu Mainz gemeinsam mit 17 weiteren Dombauhütten im Dezember 2020 Weltkulturerbe, nun hat sie einen neuen Leiter: Architekt und Steinmetz Konrad Lenzinger.

Lenzinger stammt ursprünglich aus Karlsruhe, Mainz ist dennoch für ihn keine Unbekannte: Während seiner Ausbildung zum Steinmetz absolvierte er den überbetrieblichen Teil gemeinsam mit anderen Steinmetzlehrlingen aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland in Mainz, und wohnt ein dieser Zeit im Mainzer Kolpinghaus. Und Lenzinger hat auch einen engen Bezug zum Römischen Erbe von Mainz: Von 2000 bis 2003 arbeitete er am Römischen Bühnentheater am Südbahnhof mit.
Zum Dombaumeister prädestiniert den 58-Jährigen aber vor allem seine Ausbildung als Steinmetz und Steinbildhauer sowie später als Architekt – und seine Lehrzeit in Köln: Von 1989 bis 1993 arbeitet Lenzinger als Steinmetz zwei Jahre lang im Lehrbetrieb der Dombauhütte zu Köln sowie in einem Steinmetzbetrieb in Weingarten-Werrabronn. Nach seinem Studium der Architektur von 1993 bis 1997 an der Fachhochschule Karlsruhe arbeitet er von 1998 bis 2024 als Architekt in verschiedenen Architekturbüros, sowie gelegentlich als Steinmetz bei Bildhauerin Antje Bessau in freier Mitarbeit.
Dauerbaustelle Willigis-Dom: Mehr als 1.000 Jahre alt
„Ich freue mich, dass wir mit Herrn Lenzinger einen Architekten mit umfassender und weitreichender Erfahrung gewinnen konnten, der zugleich ausgebildeter Steinmetz ist“, sagte Domdekan Henning Priesel: „Das ist für uns ein Glücksfall, da die Aufgabe des Dombaumeisters ebenso umfangreich ist. Er ist der Leiter des Dombauamtes und Fachvorgesetze der Mitarbeitenden und trägt Verantwortung für alle Arbeiten am Dom und den dazugehörigen Liegenschaften.“ Er freue sich auf eine enge kollegiale Zusammenarbeit, „die nach der langen Zeit der Vakanz der Stelle uns allen
guttut“, sagte Priesel.

Zu tun gibt es an einem Gebäude wie dem Dom immer genug: Mit dem Bau der Bischofskathedrale wurde kurz vor der Wende zum Jahr 1000 vom legendären Erzbischof Willigis begonnen, fertig war sie eigentlich im Jahr 2009 – doch in der Nacht vor ihrer Weihe brannte die romanische Kathedrale erst einmal ab. Erst 1036 konnte das gewaltige Bauwerk fertiggestellt und schließlich geweiht werden. Für den Erhalt des Doms ist die Mainzer Dombauhütte zuständig, deren Ursprünge nach Angaben des Bistums Mainz bis ins Mittelalter zurückreichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ab 1950 der Betrieb erneut, die offizielle Neugründung erfolgte allerdings erst 1963.
Im Dezember 2020 wurde die Mainzer Dombauhütte gemeinsam mit 17 weiteren Dombauhütten in Europa Teil des UNESCO-Weltkulturerbes der Menschheit – wegen des unschätzbaren Wissens, das in den Dombauhütten existiert und weiter gepflegt wird. „Seit Jahrhunderten bewahren Dom- und Münsterbauhütten tradiertes Wissen und Bräuche über Bau und Erhalt von Großkirchen“, würdigte die Deutschen Unesco-Kommission die Ehrung 2020. Der „Erfolgsfaktor des Modells“ seien vor allem die Mitarbeiter der Bauhütten, die mit ihrem speziellen Wissen und ihren Fertigkeiten oft eine starke Bindung zu „ihrem“ Dom oder Münster hätten, und die traditionellen Handwerkstechniken mit hohem Können bewahrten.
Mainzer Dombauhütte seit 2020 Teil des Welterbes der Menschheit
„Ich möchte dafür sorgen, dass die Mainzer Dombauhütte ihren Status als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO behält und sich so entwickelt, dass sie diesen Status auch für meinen Nachfolger hat“, sagte Lenzinger denn auch nun in einem Gespräch mit der Pressestelle des Mainzer Bistums über seine Ziele. Den Wissensschatz zu erhalten und weiterzugeben, sei ihm wichtig, ebenso die Expertise aller Mitarbeitenden: „Wenn ich zum Beispiel mit einem Auszubildenden bespreche, was als nächstes zu tun ist, dann bin ich hoffentlich klug genug zu erkennen, wenn er eine bessere Idee hat, als ich“, sagte Lenzinger.

Seine Erfahrung in der Dombauhütte in Köln ist dabei besonders wertvoll: Dort arbeitete Lenzinger zusammen mit Steinmetzen, die zum Teil noch am Wiederaufbau des Doms nach dem Zeiten Weltkrieg beteiligt waren. „Es war klasse, sie zu beobachten und mit ihnen zu sprechen, und sie haben ihr Wissen auch gern mit uns geteilt. Eine sehr lehrreiche und positive Zeit“, erinnert er sich. Erfahrungen an Denkmalbauten sammelte er ferner an Industriedenkmälern, an zwei Burgruinen in der Pfalz und bei Pirmasens, sowie an Kirchen und Klöstern.
Für seine neue Arbeitsstelle am Mainzer Dom habe er bereits erste Ideen, verriet Lenzinger weiter, mit dem Zustand der Dombaustelle sei er nach ersten Besichtigungen sehr zufrieden. „Jetzt möchte ich ausloten, was möglich ist, und welche Schwerpunkte gesetzt werden müssen“, sagte der neue Chef zu den nächsten Schritten. Bei einem ist er sich aber schon sicher: „Uns wird die Arbeit nicht ausgehen.“ Und wer weiß, vielleicht wird der Mainzer Dom ja doch auch noch mal selbst Weltkulturerbe: Vor Jahren sollten die Dome zu Mainz und Worms eigentlich mal zum Weltkulturerbe des Doms zu Speyer stoßen, doch aus dem Antrag wurde nie etwas – 2021 wurde stattdessen das jüdische Erbe der SCHuM-Städte ausgezeichnet.
Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Text zur Mainzer Dombauhütte und ihrer Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe lest ihr hier bei Mainz&. Eine Liste der Welterbe-Stätten in Deutschland findet Ihr hier im Internet.