Der bittere Krieg in Syrien lässt einen richtiggehend sprachlos und vor allem hilflos zurück, die Krisenherde im Nahen Osten, aber auch in Afrika, treiben die Menschen weiter zur Flucht übers Mittelmeer – nein, 2016 war kein gutes Jahr für Frieden und positive Zukunft. Nun gibt es am Mittwoch gleich zweimal Gelegenheit zum Gedenken an die Opfer dieser Katastrophen: Kirchen, Politik und Organisationen rufen für 15.00 Uhr zu einer landesweiten Schweigeminute für die Opfer des Syrienkrieges auf. Und um 19.00 Uhr startet am Gutenbergplatz der Schweigemarsch „Mainz im Lichtermeer“. Die Initiative „Fallschirm Mensch“ ruft wie schon 2015 zum Gedenken an die Flüchtlinge auf, die im Krieg oder auf der Flucht ihr Leben ließen.

Start zum Schweigemarsch mit Fallschirm Mensch kleiner
Start zum Schweigemarsch „Mainz im Lichtermeer“ 2015 mit Fallschirm Mensch – Foto: gik

„Wir sind empört und verzweifelt über die abscheuliche Gewalt und das grenzenlose Leid, das den Menschen in Syrien widerfährt“, heißt es in einem Aufruf, den unter anderem der Landkreistag Rheinland-Pfalz verbreitet. Immer entsetzlichere Bilder, immer drängendere Appelle, „mit jedem weiteren Tag steigt die Verzweiflung darüber, dass es auch fünf Jahre nach Beginn des Krieges nicht gelungen ist, das Sterben zu beenden.“ Hunderttausende seien gefallen, Millionen Menschen auf der Flucht. „Die Bilder sind eine verstörende Mahnung, dass Frieden und Sicherheit für viele Menschen auf dieser Erde noch immer ein unerfüllter Traum sind“, heißt es weiter. Und der Krieg in Syrien sei dabei nur ein schreckliches Symbol für kriegerische Auseinandersetzungen weltweit.

„Wir sind wie so viele ratlos, wie es weitergehen soll, uns bedrängt die Frage: Wie soll dieser Krieg bloß enden“, schreiben die Initiatoren. Man dränge zwar weiter „mit aller Entschlossenheit darauf, dass dieser Krieg auf diplomatischem Weg beendet wird, aber auch wir haben keine Antwort auf die quälende Frage nach den richtigen Schritten, um dorthin zu gelangen. Auch wir haben keine Lösung für den Konflikt.“

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Und so rufen die Initiatoren dazu auf, an diesem Mittwoch (30.11.)  in einer landesweiten Schweigeminute um 15.00 Uhr Solidarität mit den Opfern gerade auch in Syrien zu zeigen. Die Initiatoren, das ist ein Bündnis aus Kirchen, Religionsgemeinschaften, Verbänden, Politik und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Man habe sich „zusammengefunden, um ein stilles Zeichen des Mitgefühls und der Solidarität“ zu setzen.

Schweigendes Gedenken im Schatten des Doms beim Schweigemarsch
Schweigendes Gedenken im Schatten des Doms beim Schweigemarsch 2015 – Foto: gik

In Mainz findet die offizielle Gedenkminute an der St. Christophskirche statt, jener Kirche in der Nähe des Flachsmarkts, die als Mahnmal für die Schrecken von Krieg und Zerstörung bewusst als Teilruine erhalten wurde. Um 15.00 Uhr wird hier unter anderem Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zur Schweigeminute erscheinen.

Am Abend zum zweiten mal Schweigemarsch „Mainz im Lichtermeer“

Für den Abend dann ruft die Initiative „Fallschirm Mensch“ zum zweiten mal zu einem Schweigemarsch für getötete Flüchtlinge und Kriegsopfer auf. Der Schweigemarsch solle ein stilles Gedenken an Flucht- und Kriegstote sein, „ein ruhiger und respektvoller Gang durch die Mainzer Innenstadt“, schreibt die Initiative: „In bedächtiger Stille und ausgestattet mit Kerzen wollen wir zeigen, dass die Schicksale nicht vergessen sind und werden.“ Man bitte daher darum, auf Sprechchöre zu verzichten und sich mit einer Lichtquelle auszustatten. „Da 2016 mehr Menschen auf der Flucht gestorben sind als in den Jahren zuvor, wäre es ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen“, heißt es weiter.

Rund 800 Menschen setzten vergangenes Jahr beim ersten Schweigemarsch „Mainz im Lichtermeer“ spontan ein Zeichen gegen Hass und Gewalt, gegen Terror und Tod – und für Humanismus, Gewaltfreiheit und Frieden. Vor dem Staatstheater fand zunächst ein leises Gedenken an die Tausenden Flüchtlinge statt, die auf dem Weg in ein besseres Leben – oder in überhaupt ein Leben – ihr Leben gelassen hatten, zumeist auf dem Meer. Auch in diesem Jahr sind wieder Tausende bei dem Versuch gestorben, das Mittelmeer in Richtung Europa zu überqueren.

plakat-mainz-im-lichtermeer-2016-kleiner„Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“, zitierte Roman Weber von Amnesty International den Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und betonte: „Für diese Werte müssen wir heute lautstark eintreten.“ Danach zog ein sehr leiser und nachdenklicher Marsch durch die Mainzer Innenstadt, so soll das auch dieses Jahr wieder sein.

Dem Aufruf von Fallschirm Mensch haben sich beide christliche Kirchen, Deutscher Gewerkschaftsbund sowie eine Reihe von Initiativen angeschlossen, dazu alle Parteien in Mainz – außer der CDU. Auf der Facebook-Seite von Fallschirm Mensch haben bereits 4.000 Menschen ihr Interesse bekundet, wieviele am Ende wirklich kommen, ist unklar. Mainz aber setzt an diesem Tag gleich zweimal ein Zeichen der Solidarität und des Gedenkens.

Info& auf Mainz&: Mittwoch, 30. November 2016, 15.00 Uhr, landesweite Schweigeminute für die Opfer des Syrienkrieges. Ort: Vorplatz der Kirche St. Christoph, Nähe Flachsmarktstraße. Ebenfalls Mittwoch, 30. November 2016, 19.00 Uhr, Schweigemarsch „Mainz im Lichtermeer“ zum Gedenken für die Opfer von Krieg und Flucht, Start ist auf dem Gutenbergplatz vor dem Staatstheater. Mehr zur Initiative Fallschirm Mensch findet Ihr hier im Internet.

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