Das Programm der großen Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ steht – und das ZDF setzt in diesem Jahr auf einen spannenden Mix aus Oldies und Newcomern. Wieder dabei ist nach zwei Jahren Pause „Obermessdiener“ Andreas Schmitt, der auch als Sitzungspräsident durch die Sendung führt. Auch der neue „Till“ des MCC darf gleich seinen Einstand auf der Bühne geben, als Highlight kommt „Peterchens Mondfahrt“ auf die närrischen Bretter. Zudem verneigt sich die Fernsehsitzung vor Erhard Grom, der sein letztes Protokoll abliefert. Nicht dabei hingegen: Lars Reichow mit seinem „Fastnachtsjournal“.

Zurück als Obermessdiener: Andreas Schmitt führt auch wieder als Sitzungspräsident durch "Mainz bleibt Mainz". - Foto: gik
Zurück als Obermessdiener: Andreas Schmitt führt auch wieder als Sitzungspräsident durch „Mainz bleibt Mainz“. – Foto: gik

Es dürfte eine schwungvolle Sendung werden, packt das ZDF in diesem Jahr doch die Mutter aller Fernsehsitzungen randvoll mit Vorträgen und Musik. Gleich fünf politische Redner stehen auf der Liste, dazu noch einmal vier Kokolores-Nummern und fünf Musikacts – all das soll in vier Stunden über die Bühne gehen. Am Sonntag gab das ZDF, das in diesem Jahr mit dem Ausrichten der Fernsehsitzung an der Reihe ist, die Aufstellung für „Mainz bleibt Mainz“ bekannt.

Ausrichter der großen Fernsehsitzung, die bis heute als einzige Fastnachtssitzung live über die Fernsehschirme flimmert, sind die vier großen Fastnachtsvereine Mainzer Carneval Verein (MCV), Mainzer Carneval Club (MCC), Gonsenheimer Carneval Verein (GCV) und Karneval Club Kastel (KCK). Aus diesen vier Vereine stammen in der Regel die Redner und Akteure auf der Bühne, die Entscheidung fällen jedoch maßgeblich die Fernsehredakteure – und die setzen auch 2024 wieder auf viele bekannte Gesichter.

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Altmeister Erhard Grom mit seinem letzten Protokoll

Da ist natürlich „Ernst Lustig“ alias Jürgen Wiesmann, dessen kurioser Fortsetzungsroman aus dem Alltagsleben aus der Fernsehsitzung nicht mehr wegzudenken ist. Ein Wiedersehen gibt es für die älteren Fernsehzuschauer auch mit Alexander Leber, der Redner aus der Sparte Kokolores war zuletzt 2019 als „Polizist“ in der Fernsehsitzung. Die Fahne der Garden hält erneut Marcus Schwalbach mit seinen urkomischen Geschichten aus dem Gardeleben hoch – Schwalbach darf erneut ran, obwohl sein Auftritt 2023 beim Fernsehpublikum nur schwer zündete.

Altmeister Erhard Grom liefert sein letztes Protokoll ab. - Foto: gik
Altmeister Erhard Grom liefert sein letztes Protokoll ab. – Foto: gik

Zurück auf die Bühne kehrt ein Schwergewicht: Andreas Schmitt wird nach zwei Jahren Pause wieder als stimmgewaltiger „Obermessdiener“ zu später Stunde seine Verse in den Saal donnern. Und auch „Heininger und Schier“ sind als höchst skurriles Duo wieder mit dabei: Als Unternehmensgründer für künstliche Intelligenz beantworten sie zu später Stunde skurrilste Fragen auf höchst närrische Art – unverwechselbar und vor allem unbeschreiblich.

Berühmt und beliebt ist „Mainz bleibt Mainz“ aber vor allem für seine politischen Vorträge, und da verneigt sich die Sendung gleich zu Beginn vor einem ganz Großen dieser Zunft: Erhard Grom nimmt mit seinem rasanten Protokoll die hohe Politik aufs Korn und hält den Politikern mehr als nur einen Spiegel vor – der Gonsenheimer ist hat großformatige Plakate zu seinem Markenzeichen gemacht. In diesem Jahr präsentiert sich der Altmeister des Gereimten Politik-Rückblicks erneut in Hochform, aber ach: Es ist Groms letztes Protokoll, danach will der GCV-Mann in den Ruhestand gehen.

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Grandiose „Moguntia“, neuer Till und Sternstunde mit „Mann im Mond“

Immerhin: Der Mainzer Fastnacht gehen die politischen Redner nicht aus – im Gegenteil. Johannes Bersch ist als „Moguntia“ in einer solchen Topform, dass praktische jeder Satz ein Treffer ist – das erinnert inzwischen dermaßen an den legendären „Boten vom Bundestag“, dass Bersch inzwischen in Mainz als der legitime Nachfolger des 2015 verstorbenen Jürgen Dietz gilt. Dazu feiert eine weitere Symbolfigur der Meenzer Fastnacht ihre Rückkehr auf die Narrenbühne: Der MCC hat mit Florian Sitte einen neuen „Till“, und der darf gleich im Einstandsjahr auf die große Fernsehbühne.

Sternstunde der Narretei: "Peterchens Mondfahrt" mit Peter Gottron und Thomas Becker. - Foto: gik
Sternstunde der Narretei: „Peterchens Mondfahrt“ mit Peter Gottron und Thomas Becker. – Foto: gik

Sitte, der bisher den Fernsehzuschauern als „Mutti Merkel“ bestens bekannt ist, löst in diesem Jahr nach 25 Jahren Friedrich Hofmann beim MCC als „Till“ ab – und bekannte: Er habe höchsten Respekt und durchaus auch ein bisschen Muffensausen vor der Aufgabe. Denn der Till drechselt seine Reime in feinster literarischer Manier, und hält den politischen Größen seinen Spiegel mit dem Florett und nicht mit der Keule vor – das will gekonnt sein. Sitte hat zudem als „Till“ der Reichstagskugel adé gesagt, und bringt stattdessen eine Multimedia-Kubus mit – lasst Euch überraschen.

Ein Highlight dürfte zudem ein weiterer politischer Vortrag werden, in dem Thomas Becker und Peter Gottron brillieren: „Peterchens Mondfahrt“ ist eine brillante Politik-Satire auf Stars und Sternchen des politischen Narrenhimmels. Als „Mann im Mond“ findet Thomas Becker – den Fernsehzuschauern bisher eher als Kokolores-Redner wie etwa als Queen in Erinnerung – da allerlei rote und auch braune Sterne am Himmelszelt, und geißelt gemeinsam mit Gottron neuen Faschismus und alte Putin-Knechte. Ganz stark das Plädoyer für Frieden und Versöhnung aus Narrenmund – bislang war das Gänsehaut-Garantie in den Sälen.

Junge Musik mit „Handkäs“ und „Dobbelbock“ – und die Humba

Auch musikalisch bildet „Mainz bleibt Mainz“ zunehmend die junge Musikszene der Meenzer Fastnacht ab: So steht mit „Handkäs und sei Mussigg“ erneut eine junge Combo auf der Bühne, die in diesem Jahr mit „111 Prozent“ aber auch einen großartigen Hit dabei haben. Apropos Hit: Die Bockius Brüder alias „Dobbelbock“ etablieren sich endlich in der Fernsehsitzung, und dürften mit ihrem jüngsten Werk „Ohne dich“ auch den Saal der Fernsehsitzung rocken. Begleitet werden sie dabei vom Gardeballett der Füsiliergarde Mainz-Gonsenheim, doch ansonsten lässt das ZDF Balletts weitgehend links liegen: Einzig das Till-Ballett darf noch die Beine schwingen. Die großen, farben- und bildträchtigen Tanzgruppen, die derzeit in den Sälen die Besucher verzücken, bleiben außen vor.

"Dobbelbock" mit ihren Ballett-Mädels von der Füsiliergarde Gonsenheim. - Foto: gik
„Dobbelbock“ mit ihren Ballett-Mädels von der Füsiliergarde Gonsenheim. – Foto: gik

Neu dabei ist derweil Markus Schönberg, der aus dem Klassiker „O Champs-Élysées“ den Ohrwurm „O Schorsch is des schee“ gemacht hat, und in diesem Jahr damit seinen Einstand beim MCC gab. Thomas Neger und seine Humbas wiederum erinnern an einen uralten Klassiker von „Mainz bleibt Mainz“: Vor genau 60 Jahren sang Großvater Ernst Neger erstmals das legendäre „Humba Humba täterää“ auf der Bühne der Fernsehsitzung – mit geradezu verheerenden Folgen für die Fernsehmacher: Die Besucher im Saal waren derart begeistert von dem Song, dass sie eine geschlagene Stunde lang weitersangen – die Fernsehsitzung verbuchte am 5. Februar 1964 eine einstündige Überziehung wegen der „Humba“.

In der Moderne hatten zuletzt die Fernsehmacher alle solchen Versuche spontaner Begeisterung stets rabiat unterbunden – schade eigentlich. Es wäre eine großartige Reminiszenz an das Ereignis vor 60 Jahren, wenn das ZDF zumindest eine Weile Humba-Gesänge im Saal zulassen würde, die mit Sicherheit kommen – schließlich ist die vom legendären Songschreiber Toni Hämmerle entworfene „Humba“ längst zum Kultlied in den Fußballstadien und eine Art nationales Kulturerbe geworden. Der Legende nach mussten in den 1960er Jahren Entwicklungshelfer in fernen Ländern immer wieder aufklären, dass die „Humba“ nicht die deutsche Nationalhymne sei…

Moderne Zeiten bei den Hofsängern: (Back)Street-Boy und Pierrot... - Foto: gik
Moderne Zeiten bei den Hofsängern: (Back)Street-Boy und Pierrot… – Foto: gik

Thomas Neger und seine Humbas kommen aber natürlich nicht ohne ihren Klassiker „Im Schatten des Doms“ davon. Für Schwung im Saal sollen zudem die Schnorreswackler gleich zu Beginn der Sitzung sorgen, den Abschluss bilden wieder einmal die Mainzer Hofsänger – aber Achtung: Der älteste und bekannteste Fastnachtschor der Republik wartet in diesem Jahr mit einem ausgesprochen modernen und schwungvollen Medley auf – neuen Sängern sei Dank. Die Hofsänger werden modern, das Finale bleibt traditionell: Mit „Sassa“ und „Olé Fiesta“ geht es danach ins große Finale der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“, die wie immer am Fastnachtsfreitag um 20.15 Uhr live aus dem Kurfürstlichen Schloss zu Mainz gesendet wird.

Info& auf Mainz&: Wie die Fernsehsitzung am Freitag, den 9. Februar 2024, wird, lest Ihr bereits am Donnerstag hier bei Mainz& – Mainz& ist natürlich bei der Närrischen Generalprobe am Mittwoch schon dabei. Wie „Mainz bleibt Mainz“ 2023 war, könnt Ihr noch einmal hier nachlesen.