Neuordnung beim Mainzer Carneval-Verein (MCV) und bei der Mainzer CDU: Der bisherige CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig will Ende Juli von seinem Amt im Mainzer Stadtrat zurücktreten. Er wolle bei der nächsten Kommunalwahl 2024 nicht mehr antreten, sagte Schönig im Gespräch mit der Internetzeitung Mainz&. Deshalb wolle er frühzeitig an einen Nachfolger übergeben. Doch es gibt wohl noch einen weiteren Grund für Schönigs Rückzug aus der Politik: Nach Mainz&-Informationen will Schönig im Herbst als neuer Präsident des MCV kandidieren – mit einem spannenden Team bekannter MCV-Fastnachter an seiner Seite.

MCV-Präsident Reinhard Urban im MCV-Haus. - Foto: gik
MCV-Präsident Reinhard Urban im MCV-Haus. – Foto: gik

Seit dem Wochenende laufen die Drähte im ältesten Mainzer Fastnachtsverein heiß: Seit der bisherige MCV-Präsident Reinhard Urban im Februar ankündigte, im Herbst nicht wieder als Präsident antreten zu wollen, war das Rennen um die Nachfolge eröffnet. Seit fast zehn Jahren kämpft der MCV nun schon mit erheblichen Turbulenzen: Präsidentenwechsel und Finanzprobleme brachten den Verein in Schieflage, so manches Mal blieb unklar, wohin der Verein eigentlich steuert.

Banal ist das nicht: Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) richtet traditionell die Mainzer Straßenfastnacht aus, am MCV hängt der Rosenmontagszug sowie die gesamte Rosenmondnacht sowie die Ausrichtung des Fastnachtsauftakts am 11.11. Schlingert das Flaggschiff der Mainzer Fastnacht, bedroht das auch die Ausrichtung des drittgrößten Fastnachtsumzuges der Republik, zu dem in normalen Jahren 500.000 Besucher pilgern.

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2016 wurde der Rechtsmediziner Reinhard Urban Präsident des MCV, er übernahm den Verein in turbulenten Zeiten und fand eine desolate Buchhaltung sowie enorme Finanzprobleme vor. Urban ordnete die Finanzen neu, dann aber brach die Corona-Pandemie über die Welt herein – und bremste eine Neuaufstellung des ehrwürdigen MCV aus. Auch Urban war alles andere als unumstritten: Dem scheidenden Präsidenten wurden mit zunehmender Amtsdauer immer öfter einsame Entscheidungen vorgeworfen, als ein zugkräftiges und geschlossenes Team präsentiert sich der Verein nach außen schon länger nicht mehr.

Hannsgeorg Schönig am Rande einer Sitzung des Mainzer Stadtrats, seine Haushaltsrede in der Hand. - Foto: gik
Hannsgeorg Schönig am Rande einer Sitzung des Mainzer Stadtrats, seine Haushaltsrede in der Hand. – Foto: gik

Nun also muss ein Neuanfang her: Eine von Urban eingerichtete Findungskommission für einen Nachfolger hat nach Mainz&-Informationen nicht die Rückendeckung der MCV-Mitglieder, deshalb erfolgt nun ein Vorstoß von dritter Seite.

Der neue Kandidat für den Präsidentenposten heißt nun Hannsgeorg Schönig. Der bisherige CDU-Fraktionschef wolle sich im Herbst als Nachfolger Urbans zur Wahl stellen, berichteten gleich mehrere Quellen am Wochenende gegenüber der Internetzeitung Mainz&. Die Nachricht verbreitete sich über einen Messengerdienst in den Reihen des MCV wie ein Lauffeuer, Schönig selbst wollte sich dazu auf Mainz&-Anfrage nicht äußern: „Ich werde das nicht kommentieren“, sagte der Finanzfachmann – dementierte die Nachricht allerdings auch nicht.

 

Der 58 Jahre alte Bankkaufmann vom Mainzer Lerchenberg sitzt seit fast 35 Jahre für die Mainzer CDU im Stadtrat und ist seit zehn Jahren deren Fraktionsvorsitzender. 2021 trat er als Landtagskandidat für die CDU in Mainz an, der Sprung in den Landtag gelang indes nicht. „Ich habe nach reiflicher Überlegung entschieden, dass ich zur Kommunalwahl 2024 nicht mehr antreten werde“, sagte Schönig nun im Gespräch mit Mainz&. Sein Nachfolger solle genügend Zeit haben, sich vor der nächsten Wahl zu profilieren.

Der Wechsel in der CDU-Stadtratsfraktion soll nun während der Sommerpause geschehen, Schönig kündigte an, er wolle Ende Juli sein Amt niederlegen. Als Nachfolger schlägt der CDU-Kreisvorstand den Wirtschaftsingenieur Ludwig Holle aus der Mainzer Oberstadt vor, 2017 trat er bei der Dezernentenwahl gegen den Grünen Amtsinhaber Günter Beck als Dezernent für Finanzen, Beteiligungen und Sport an – Holle war von vorneherein chancenlos. Seit der Kommunalwahl 2019 sitzt Holle für die CDU im Mainzer Stadtrat.

 

Team für MCV-Vorstand mit Guckelsberger und Neger

Der MCV sucht einen neuen Chef - als Vizepräsident könnte Sitzungspräsident Adi Guckelsberger (links) kandidieren. - Foto: MCV
Der MCV sucht einen neuen Chef – als Vizepräsident könnte Sitzungspräsident Adi Guckelsberger (links) kandidieren. – Foto: MCV

Der Amtswechsel gäbe Schönig wiederum die Zeit, für ein anderes Amt zu kandidieren: Das des MCV-Präsidenten. Schönig wird von MCV-Mitgliedern als „ein Kandidat aus der Mitte des MCV“ beschrieben, der Politiker ist seit vielen Jahren den Schwellköppen des MCV eng verbunden und gilt als Mitbegründer des Schwellkoppträgervereins. Wie Mainz& zudem exklusiv erfuhr, will Schönig gemeinsam mit einem prominenten Team antreten: Als MCV-Vizepräsident könnte demnach MCV-Sitzungspräsident Adi Guckelsberger antreten, als weiterer prominenter Mitstreiter im Vorstandsteam Fastnachtssänger Thomas Neger.

Guckelsberger und Neger waren selbst als MCV-Präsidenten gehandelt worden, beide hatten aber aus Gründen der beruflichen Belastung abgelehnt: „Ich kriege das zeitlich überhaupt nicht hin“, sagte Thomas Neger gegenüber Mainz&. Sein Dachdeckerbetrieb verlange ihm immer mehr ab, zudem habe er auch noch eine Familie und Kinder. „Ich kann den MCV-Präsidenten nicht richtig machen“, sagte Neger, „aber ich unterstütze gerne.“ Am Abend trafen sich nach Mainz&-Informationen im MCV-Haus Findungskommission und MCV-Vorstand zu weiteren Beratungen.

Info& auf Mainz&: Mehr zum MCV und seinem bisherigen Präsidenten lest Ihr hier bei Mainz&:

Neuer Präsident beim MCV: Reinhard Urban führt den größten Fastnachtsverein von Mainz