Der 11.11. ist da, und für die Mainzer Tag kommt der Tag der Lebensfreude und Narretei vermutlich so ersehnt, wie lange nicht mehr: Krisen, Kriege, die Wiederwahl von Donald Trump und zuletzt auch noch der Bruch der Berliner Ampel – vielen ist einfach nur nach Abschalten und Party. Genau das wird am 11.11. geboten: Pünktlich um 11.11 Uhr wird auf dem Schillerplatz in Mainz das närrische Grundgesetz verkündet, beginnt eine große Narrenparty. Auf dem Platz gilt ein Glasverbot, Einlass ist nur mit Karte – und die Polizei hat angekündigt, auch das neue Messerverbot scharf zu überwachen. Derweil hagelt es Kritik am neuen Zugplakettche – schon wieder.
„H E L A U!“ – so wird es heute pünktlich um 11.11 Uhr über den Schillerplatz in Mainz donnern – und wohl nicht nur da: Weil der Mainzer Carneval Verein (MCV) zum zweiten Mal in Folge die Große Narrenparty zum 11.11. auf dem Schillerplatz per Kartenvergabe begrenzte, dürften sich wieder zahlreiche Feierwillige in der Innenstadt verteilen, in Clubs und Bars sind diverse Feiern angekündigt. Die Kritik an dem Vorgehen des MCV reißt nicht ab: Ihnen werde „die Fastnacht genommen“, das gemeinsame Feiern auf dem Schillerplatz in die närrische zeit hinein, klagen noch immer viele.
Beim MCV hält man weiter dagegen: Man habe keine andere Wahl gehabt, als wegen der gestiegenen Sicherheitsauflagen – und weil die Kosten für Veranstaltungen dieser Art in den vergangenen Jahren explodiert seien, sagte MCV-Chef Hannsgeorg Schönig im Mainz&-Gespräch. „Wir machen hier eine Veranstaltung mit hohen Auflagen“, unterstrich Schönig, allein die Kosten für Wasser, Strom und Licht machten einen fünfstelligen Betrag aus – und für Bühne Technik und Toiletten kämen noch einmal mehrere Zehntausend Euro hinzu. Ohne Einnahmen sei das nicht mehr zu stemmen, betonte Schönig: „Es ist nicht böser Wille oder Gewinnmaximierung für den MCV, wir machen damit keinen Gewinn“, unterstrich er: „Es geht darum, dass wir eine exorbitant teure Veranstaltung stemmen können – mit dem Beitrag der Besucher.“
Glasverbot, striktes Messerverbot und Verbot von „Anscheinwaffen“
So wird der 11.11. erneut im umzäunten Raum auf dem Schillerplatz stattfinden, Einlass gibt es nur mit Karten, die im Vorfeld verlost wurden. 26.000 Kartenwünsche habe der MCV in diesem Jahr für den 11.11. gehabt, 9.000 Besucher sind zugelassen, bei der Verlosung gab es eine zweite und dritte Runde, um alle Karten unters Narrenvolk zu bringen. Auf dem Platz gilt zudem ein Glasverbot, der MCV bat deshalb darum, dass alle Närrinnen und Narrhallesen auf Flaschen und Gläser verzichten. „Das reduziert nicht nur den Scherbenhaufen dramatisch, was noch viel erfreulicher ist: Die Schnittverletzungen unter den am liebsten gut gelaunten Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehen zurück“, betonte Schönig: „Ein echter Narr feiert auch ohne Glas.“
Die Mainzer Polizei und der Kommunale Vollzugsdienst der Stadt wiesen zudem darauf hin, dass seit der kürzlichen Verschärfung der Sicherheitsgesetze nun ein absolutes Messerverbot zur Eindämmung von Gewalttaten eingeführt wurde. Verboten ist seither das Mitführen von Messern aller Art und jeder Größe, das schließt auch sogenannte Alltagsmesser – also etwa Taschenmesser und Multitools mit integriertem Messer – ein. Verstöße gegen das Messerverbot stellten Ordnungswidrigkeiten dar, die mit empfindlichen Geldbußen sowie Einziehung der Gegenstände geahndet werden können, warnen Stadt und Polizei.
Auch das Mitführen anderer Waffen ist natürlich untersagt und wäre sogar eine Straftat. Die Polizei appelliert deshalb auch an die Besucher des 11.11., auch keine sogenannten „Anscheinswaffen im Rahmen der Kostümierung mitzuführen.“ Darunter werden meist Spielzeugpistolen und Spielzeuggewehre verstanden, sie einer echten Waffe zum Verwechseln ähnlich sehen können. „Das Mitführen solcher Gegenstände ist ebenfalls verboten, Verstöße stellen eine Ordnungswidrigkeit dar“, stellen Stadt und Polizei klar. Nicht davon betroffen sind natürlich die Holzgewehre der Garden, nehmen wir mal an.
Neues Messerverbot soll an Eingängen genau kontrolliert werden
Polizei und Ordnungsamt Mainz hätten sich darauf verständigt, auch und gerade das neue Messerverbot genau zu kontrollieren, teilte Ordnungsdezernentin Manuela Matz (CDU) mit. Dazu seien der kommunale Vollzugsdienst und die Polizei insbesondere berechtigt, Personen zu durchsuchen und deren mitgeführte Sachen in Augenschein zu nehmen. „Wir wollen, dass die Närrinnen und Narren am 11.11. auf dem Schillerplatz fröhlich und unbeschwert feiern können und eine gute Zeit haben“, betonte Matz: „Deshalb setzen wir mit unserer Aktion bewusst ein Zeichen und erhöhen das Sicherheitsgefühl der Menschen.“
Die Kontrollen werden überwiegend an den Zugängen zum Veranstaltungsgelände stattfinden, da hier auch der private Sicherheitsdienst des MCV die Kontrollen hinsichtlich des Glasverbotes durchführt. Das diene auch der Sensibilisierung der Besucher für die neue Regelung, die künftig bei allen öffentlichen Veranstaltungen zu beachten ist – auch wenn die Eintritt kostet. „Das Messerverbot ist ein weiterer Baustein, damit die Närrinnen und Narren sicherer feiern können“, betonte Heiko Arnd, Leiter der Polizeidirektion Mainz: „Für alle Einsatzkräfte minimiert es zudem die Gefahr von Messerangriffen.“
MCV-Chef Schönig prognostizierte für den 11.11. „nicht nur gute Stimmung, sondern pünktlich um 11.11 Uhr genau 11 Grad Celsius.“ Tatsächlich soll das Wetter eher gruselig werden, am Nachmittag wird sogar Regen erwartet. Den Narren wird das vermutlich wenig anhaben können, wie viele allerdings an einem Montag in die Innenstadt strömen werden, ist unklar – vergangenes Jahr stürmten an dem Samstag im 11.11. rund 30.000 Narren in die Stadt, viel mehr, als der Schillerplatz aufnehmen konnte. Die Stadt Mainz zeigte sich überrascht und heillos überfordert, Vorbereitungen in Form von Toiletten und Müllcontainern und auch nur einer Umleitung von Bussen waren nicht getroffen worden.
11.11 Uhr: Narrenzeit begrüßt, Närrisches Grundgesetz verlesen
Ob die Stadt in diesem Jahr besser vorbereitet ist: unklar. Im Vorfeld wurden keine erweiterten Maßnahmen kommuniziert, allerdings werden dieses Mal die Busse von vorneherein umgeleitet: Schillerplatz, die LU und das Höfchen sind gesperrt. Auf dem Schillerplatz wird es schon vor 11.11 Uhr losgehen: Viele Narren schunkeln schon im Vorfeld gemeinsam mit MCV-Moderator Thomas Neger, der die Stimmung langsam auf Betriebstemperatur bringen soll. Los geht es dann mit einem Einmarsch aus Garden, Schwellköppen und Trommlercorps, für die Fastnachtsgarden waren Sonderreglungen für den Zugang auf den Schillerplatz jenseits des Kartenkontingents getroffen worden.
Pünktlich um 11.11 Uhr wird dann die Narrenzeit begrüßt und vom Balkon des Osteiner Hofs das Närrische Grundgesetz, die Narrencharta mit ihren elf Artikeln, verlesen. Die Ehre haben in diesem Jahr der Carneval Club Budenheim „Die Rheischnooke“ 1925, der im kommenden Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feiert, sowie der Marienborner Karneval Verein „Die Brunnebutzer“ 1975, der sich auf 50 Jahre freut. Begrüßungen wird es ferner von Schönig sowie Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) geben.
Im Anschluss startet dann ein Bühnenprogramm, das bis 20.00 Uhr andauern wird. Dabei werden zahlreiche musikalische Stars der Mainzer Fastnacht auftreten – etwa Thomas Neger mit seinen Humbas, die Mainzer Hofsänger, Doppelbock, Oliver Mager, die RotRockRapper, die Altrheingarde sowie Pit Rösch und die RheinMainzer. Ab 17.00 Uhr soll die Coverband „Steplight“ das Publikum bis zum Schluss um 20.00 Uhr unterhalten.
Magische, verrückte Zahl des Teufels und der Narren
Die Narren huldigen am 11.11. der magischen Narrenzahl 11: Die Elf galt von jeher als närrische, geheimnisvolle, verrückte Zahl, sie steht außerhalb der Norm und galt als Zahl der Maßlosigkeit, ja geradezu als Zahl des Teufels. Nicht zehn wie die Gebote der Bibel, nicht zwölf wie die Apostel Jesu – die Elf entzog sich der kirchlichen Ordnung. „Da man im Mittelalter in jedem Menschen einen Narren sah, der die Zehn Gebote übertrat, war die Zahl Elf geradezu das Kennzeichen der Narren“, sagt der Dieter Degreif, Schriftführer der Mainzer Prinzengarde.
In Köln bestimmte 1823 ein „Festordnendes Comitee“ den 11.11. zum Beginn der Vorbereitungen für die Karnevalszeit, seither lüpfen die Narren am oder um den 11.11. herum ein kleines Stück den Vorhang für die Narrenwelt. In Mainz werde dabei aber nur einmal kurz der Vorhang gelüpft: „Wir machen an diesem einen Tag für kurze Zeit das närrische Fenster auf“, betont Schönig – danach komme zunächst die besinnliche Zeit des Advents, bevor die neue Kampagne in Mainz offiziell am 1. Januar losgeht. Der 11.11. wiederum stehe für Einigkeit und Brüderlichkeit, das Füreinander Da-Sein und das Nebeneinander stehe, betonte Schönig.
Doch mit der Einigkeit in der Szene ist es nicht immer weit her: Aktuell hagelt es Kritik am neuen Mainzer Zugplakettche – wieder einmal. Am 8. November hatte der MCV die neuen Umhängefiguren vorgestellt, die in der kommenden Kampagne wieder bei der Finanzierung des Mainzer Rosenmontagszuges helfen sollen. Die Kampagne 2025 dreht sich genau um diese Zugplakettcher, das Motto lautet: „In Meenz zu feiern, des is nett, but don‘t forget se Zugplakett.“
Zugplakettcher 2025: Verneigung vor Plakettenverkäufern
Passend dazu wollen die Zugplakettcher 2025 die Plakettenverkäufer ehren, die seit Jahrzehnten ehrenamtlich in der Mainzer Innenstadt, durch Kneipen, Weinstuben und Sitzungen ziehen, und die kleinen Plastikfiguren an den Narren bringen. Der legendärste war der Plaketten-Klaus, der 54 Jahre lang mit Bauchladen und seinem berühmten Spruch durch die Mainzer Kneipen wanderte: „Jedes Jahr dieselbe Leier, es Geld is knapp, de Zuch is deier. Drum kaaft Plakettscher, diese schmucke, damit ihr könnt de Zuch ach gugge.“
Das Mainzer Original starb 2017 mit nur 72 Jahren, seine Nachfolger werden indes immer weniger: Waren früher noch bis zu zwanzig Verkäufer „uff de Gass“ unterwegs, übernimmt heute vor allem der MCV-Plakettenbus den Verkauf. Aber auch Garden unterstützen den Vertrieb, „vor allem kleine Kadettscher schwärmten mit ihren Eltern an den Wochenenden in die Innenstadt, um Zugplakettcher zu verkaufen – und haben viel Spaß dabei“, sagte Schönig, und erinnerte: „Das Zugplakettchen ist nicht nur ein schönes und begehrtes Sammelobjekt, vielmehr ist es für jeden Narren, der am Zug teilnimmt, sozusagen die Eintrittskarte für den Rosenmontag“ – denn der wird jedes Jahr teurer.
Das Zugplakettcher für 2025 kommt nun in sechs verschiedenen Farbkombinationen daher, sieht aus wie ein Plakettenverkäufer und kostet jeweils 6,- Euro. Die Gestaltung aber sorgte erneut für scharfe Kritik: Seit 2023 lässt der MCV die Umhängefigürchen nicht mehr in China, sondern bei der rheinhessischen Firma BERICAP, die schon 1950 das erste Plakettchen gefertigt hatte – der MCV sieht darin „ein echtes Stück Mainzer Tradition.“ Doch viele Mainzer Narren vermissen die Qualität und Optik der früheren Zugplakettcher, entsprechend entsetzt fallen die Reaktionen auf die aktuellen Figuren aus.
Schlumpfige Figuren als billig und hässlich in der Kritik
„Katastrophe, wird als schlimmer“, kommentierte eine Närrin auf Facebook, „wann kommt denn wieder mal was Schönes? Sieht aus wie 0815 aus dem Kaugummiautomat“, klagte eine andere. Andere Narren fühlten sich stark an die Schlümpfe erinnert, wieder andere an die „Blue Man Group“ – und einer merkte süffisant an: „Schön, dass es wieder so ein Bausatz zum Selbstbemalen ist“ – eine Anspielung auf das Zugplakettcher 2024, das zum Entsetzen vieler Narren ein tiefgrauer Schoppestecher war.
Neu ist indes: Unter dem Sockel der Zugplakettchen befindet sich ein QR-Code, über den erhält man mehr Informationen zu den Zugplaketten sowie einen Link zu einem Gewinnspiel der Volksbank Darmstadt Mainz. Als Preise winken in diesem Jahr unter anderem eine Dauerkarte für die Heimspiele des 1. FSV Mainz 05 oder zwei Eintrittskarten für die Fastnachtsposse. Auch ein Weinabend im Wert von 333 Euro und ein Fresskorb mit Mainzer Spezialitäten gibt es zu gewinnen.
Zur Finanzierung des Rosenmontagszuges tragen ferner diverse Fastnachts-Produkte bei, die sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen – so etwa die Wirbelente, der Fastnachtsschal, die Baby-Zugente als Schlüsselanhänger oder Glücksbringer oder auch MCV-Kappe oder -Mütze. Wieder erhältlich sei zudem das Schoppeglas des MCV mit der Zugente – „Ente gut, alles gut“. Das Schoppeglas kostet 7,50 Euro und ist in der MCV-Geschäftsstelle erhältlich.
Ein Sammelband zeigt zudem alle Zugplaketten des Mainzer Rosenmontagszugs, beginnend mit dem ersten Zugplakettchen von 1950. Mitgeliefert werden Infos über Stückzahlen, Varianten und vieles mehr, heißt es beim MCV. Der besondere Clou: Damit das Mainzer Plakettenbuch auch zeitlos aktuell bleibt, sind leere Seiten eingeplant. Hier können künftige Zugplakettchen als Sammelbilder eingeklebt werden. Damit schreibt der Sammelband die Geschichte der Mainzer Zugplaketten bequem weiter…bis 2025! Der Sammelband kostet 7,50 Euro und der Einkleber der Jahresplakettchen 1,00 Euro.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Chaos des 11.11.2023 könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Und hier das komplette Bühnenprogramm für den 11.11.2024 mit den geplanten Bandauftritten:
Uhrzeit | Programmpunkt | ||
10:30 | Soundcheck | ||
11:00 | Warm up | ||
11:11 | – Countdown MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig -Narrencharta „Die Rheischnooke“ / „Die Brunnebutzer“ -Schlussworte MCV-Präsident | ||
11:30 | Die Hofsänger Doppelbock | ||
11:50 | Doppelbock | ||
12:10 | Die Humbas | ||
12:40 | Altrheingarde | ||
13:00 | Rheinmainzer | ||
13:25 | RotRockRapper | ||
13:45 | Ciro Visone | ||
14:05 | Spassmachercompany | ||
14:35 | Laura Heinz | ||
14:55 | Se Bummtschacks | ||
14:55 | Pit Rösch | ||
15:45 | Oliver Mager | ||
16:15 | Frederick van der Sonne | ||
16.30 | Lea Hieronymus und Odie Beatz | ||
17:30 – 20:00 | Steplight |