Das gab’s beim Mainz&-Glühweintest auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt noch nie: Gleich drei Sieger auf Augenhöhe hat unsere Jury in diesem Jahr gekürt. Das Ergebnis spiegelt gut, was die Mainz&-Jury erlebte: Noch nie war der Vergleich zwischen den Glühweinen auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt so schwierig wie in diesem Jahr. Der Grund: Die ungeheure Vielfalt von Rebsorten, aber auch von individuellen Gewürzaromen lassen die Bandbreite der Glühweine noch einmal neu sprießen. Wer was mag, ist mehr Geschmackssache denn je – die Qualität der Glühweine steht außer Frage: Serviert werden ausnahmslos Winzerglühweine. Und am Ende blieb vor allem ein Fazit: Meenzer Glühwein ist wie Meenzer Fastnacht – und sogar die Hofsänger haben ihren eigenen Glühwein.

Los geht's: Glühweintest auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt mit der Internetzeitung Mainz&. - Foto: gik
Los geht’s: Glühweintest auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt mit der Internetzeitung Mainz&. – Foto: gik

Seit 2014 macht die Internetzeitung Mainz& nun schon den großen Mainz&-Glühweintest auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt – Corona-Bedingt war es der inzwischen achte Test, davon fanden sieben auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt statt. Getestet werden die Standard-roten Glühweine, und zwar von allen Ständen, die Glühwein zu ihrem Hauptprodukt zählen – in diesem Jahr waren das neun. Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein, seit 25 Jahren auch als Weinjournalistin unterwegs und schon in diversen Weinjurys als Jurorin tätig gewesen, wird dabei immer von einer Jury begleitet.

In diesem Jahr war das ein Fastnachtsjury, die allerdings durch Krankheitsausfälle dezimiert wurde. So stellten sich der Herausforderung drei tapfere Narren: Daniel Vetter, Sitzungspräsident der Närrischen Online Weinprobe KCK NOW des Karneval Clubs Kastel, sowie der Geschäftsführer der Mainzer Ranzengarde, Andreas Blum, mit seiner Frau Anke. Gemeinsam arbeitete sich das Jury-Quartett durch rund 30 Glühweine, getrunken wurden jeweils nur ein bis zwei Probeschlückchen, die zudem von den Ständen gesponsort wurden – an alle Standbetreiber dafür ein herzliches Dankeschön!

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Fastnachtsjury meets Weinkompetenz

Getestet wurde dabei streng nach Kriterien, wie sie auch in anderen Weinjurys zur Anwendung kommen: Die Jury prüft Geruch, Geschmack und Temperatur, wesentlich ist dabei die Balance zwischen Weinsorte und Weihnachtsgewürzen. Und genau hier zeigte sich in diesem Jahr besonders stark, was Vielfalt ist: „Mir ist er zu süß“, seufzte da Anke bei einem Glühwein. „Nee, er ist genau auf den Punkt“, befand hingegen Daniel. Und Andreas konstatierte: „Es ist nicht ganz mein Geschmack, aber es ist ein toller, klassischer Glühwein.“

Die Jura des Mainz&-Glühweintests 2023 (von links nach rechts): Daniel Vetter, Sitzungspräsident KCK NOW, Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein, Anke Blum & Andreas Blum, Mainzer Ranzengarde. - Foto: Mainz&
Die Jura des Mainz&-Glühweintests 2023 (von links nach rechts): Daniel Vetter, Sitzungspräsident KCK NOW, Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein, Anke Blum & Andreas Blum, Mainzer Ranzengarde. – Foto: Mainz&

Der so beurteilte Glühwein war eine Cuvee aus Dornfelder, versetzt zu 20 Prozent mit Spätburgunder und stammt von Weingut Pitthan in Zotzenheim – und landete am Ende auf Platz 1. Denn die Jury verliebte sich immer mehr in den Glühwein, je länger sie ihn verkostete: Frische und fruchtige Weinaromen von Kirsche bis Johannisbeere mischen sich hier weich und rund mit Gewürzen von Nelke, Honig und Mandel – ein rundum toller Weihnachtsglühwein.

Ganz anders dagegen ein weiterer Topfavorit der Jury: Am Stand von Martina Wingender, gleich vorne an der Krippe auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt, wird seit Jahren ein reiner Dornfelder als Glühwein ausgeschenkt, auch dieser stammt vom Weingut Pitthan und ist Jahrgang 2023. Doch hier steht nun deutlich mehr Süße im Vordergrund: „Süß, aber nicht zu süß“, schwärmt Daniel, „süßlich-weihnachtlich“, urteilt Gisela, „richtig nelkig“, befindet Anke, und schiebt noch hinterher: „Das ist rund, fruchtig, orangig – und auch mir nicht zu süß.“

Drei ganz verschiedene Spitzenreiter: Von süß bis WEINgenuss

Die Betonung auf Süße ist Programm am Stand von Wingenders, „das liebt unser Publikum“, erklärt Martina. Und so werde der Glühwein für ihre Punschmanufaktur jedes Jahr mit dem Weingut speziell abgestimmt: „Wir haben ihn erstmals an Sankt Martin vorgekostet, und dann noch mal beim Aufstellen des Weihnachtsbaumes“ erzählt sie im Gespräch mit der Jury. Was den Glühweingenuss hier zudem so besonders macht: serviert wird in vorgewärmten Gläsern, das macht auch geschmacklich viel aus.

Auch die richtige Temperatur spielt beim Glühwein eine wichtige Rolle. - Foto: gik
Auch die richtige Temperatur spielt beim Glühwein eine wichtige Rolle. – Foto: gik

Insgesamt zeichnet sich aber eine Tendenz ab: Der Trend bei den Glühweinen geht insgesamt zu weniger Zucker, auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt dominieren eher die weniger süßen Kreationen – das gefällt der Jury gut. Dank weniger Nachsüße kommt bei den Weinen der Weingeschmack viel besser zur Geltung, das sticht vor allem bei Sieger Nummer drei hervor: „Der Fokus liegt bei uns auf GlühWEIN, wir legen Wert auf hochwertige Grundweine“, sagt Magnus Kissel, Juniorchef beim Weinhaus Kissel.

Das Saulheimer Weingut räumt bereits seit Jahren erste Plätze beim Mainz&-Glühweintest ab, und das bei völlig unterschiedlichen Jurys. Das Geheimnis: Ein Regent-Grundwein, der ein Jahr Zeit zum Reifen hatte, und gewürzmäßig mit Zimt, Nelke, etwas Orange, einem Hauch von Sternanis und schließlich einer Beigabe von Schwarzem Pfeffer ausbalanciert wird.

Bratapfel, Backpflaume oder Milchreis: was darf’s sein?

Das Ergebnis begeisterte die Jury auch in diesem Jahr wieder: „Ich rieche Apfel, Bratapfel“, staunte Daniel da etwa über den Regent-Glühwein Jahrgang 2022, Gisela lobt den tollen Rotwein, dessen Charakter deutlich zu schmecken ist, findet aber: „Der Gewürzgeschmack könnte etwas weihnachtlicher sein.“ Anke widerspricht: „Ich finde ihn toll, gerade weil er anders schmeckt als der klassische Glühwein.“ Am Ende rasselte es auf einer Skala von 1 bis 5 Höchstnoten, mit einer Endnote von 4,625 bedeutete das abermals: Platz 1.

Auch in diesem Jahr wieder Spitze: Das Saulheimer Weinhaus Kissel mit Juniorchef Magnus Kissel. - Foto: gik
Auch in diesem Jahr wieder Spitze: Das Saulheimer Weinhaus Kissel mit Juniorchef Magnus Kissel. – Foto: gik

Doch das heißt nicht etwa, dass die übrigen Rotweine „schlecht“ wären: „Die Qualität stimmt bei allen, aber der Rest ist Geschmacksache“, bringt es Marco Sottile, Sprecher der Mainzer Schausteller und Marktbeschicker auf den Punkt. Der große Glühweinstand vor den Markthäusern ist Kult, ausgeschenkt wird hier eine Cuvee aus 60 Prozent Portugieser und 40 Prozent Dornfelder – die Mischung bringt wieder ganz neue Geschmacksnoten ins Glühweinglas.

„Da riechste die Nelke und die Kirsche“, sagt Daniel glücklich, eine Süße nach Backpflaume breitet sich im Mund aus, findet Anke, und Andreas fühlt sich sogar an Milchreis mit Zucker und Zimt erinnert. „Passt hervorragend zu Weihnachten“, konstatiert Gisela – am Ende landet der Glühwein mit einer Gesamtnote von 4,125 Punkten auf Platz 3. Und die Reise durch die weite Geschmacksvielfalt der Mainzer Glühweine geht weiter: Am Stand des Ingelheimer Weinguts Huf setzt man seit Jahren auf eine ganz eigene Note: Sternanis.

Glühwein für Lakritzfans, neue Kreation an der Pyramide

Im Glühwein des Jahres 2023 finden sich hier je zur Hälfte Portugieser und Spätburgunder, gewürzt wird mit Nelke, Zimt und einer guten Portion Sternanis – und wie schon in den Vorjahren scheiden sich hier die Geister: „Ich bin ein Lakritzfan, mir schmeckt er“, schwärmt Andreas prompt. „Der Sternanis steht über allem“, kritisiert hingegen Daniel, und Anke findet: „Ich schmecke die Nelke zu krass raus, das geht für mich gar nicht.“ Spannend findet ihn gegen Gisela die Kreation: „Sehr rotweinig, sehr dicht, ein Geschmack mit dunklen Beerennoten und einem sehr ausgewogenen Spiel aus Weinsäure und Gewürzsüße.“

Neuer Standort, deutlich verbesserter Glühwein: Thomas Geisinger steht jetzt an der Pyramide. - Foto: gik
Neuer Standort, deutlich verbesserter Glühwein: Thomas Geisinger steht jetzt an der Pyramide. – Foto: gik

Einen richtig spannend-süffigen Glühwein findet sich in diesem Jahr auch beim Weingut Geisinger: Das Bio-Weingut aus Rheinhessen schenkt seit diesem Jahr – seit dem Abgang von Vorgänger Bodtke – seine Glühweine vorne an der Pyramide auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt aus. Und für die prominente Lage hat Winzer Thomas Geisinger eigens noch einmal nachgelegt: „Ich habe viel probiert im Keller“, verriet er der Mainz&-Jury.

Im Glas findet sich nun eine Cuvee aus 60 Prozent Dornfelder und 40 Prozent Spätburgunder, gewürzt mit Zimt, Nelken, Kardamon und Muskat. „Der Zimt schmeckt nicht vor“, lobt Andreas, Anke mag ihn, weil er „schön herb“ ist – das aber gefällt Daniel eher weniger. lobt aber die „schön ausgewogene Würze.“ Gisela schwärmt von der Cuvee, die mit tollem Weingeschmack und einer feinen Süße aufwartet – Winzer Geisinger verrät das Geheimnis: „Wir haben dieses Jahr einfach das 1,5-fache an Gewürzen genommen“, eine gute Entscheidung, findet die Jury.

Scheideweg Bittermandel oder klassischer Weihnachtsglühwein

Das Gegenteil findet sich am unteren Markt an der Glühwürmchenhütte: Der rote Dornfelder kommt hier in diesem Jahr süßlich und flach daher, die Jury ist sich einig – hier fehlt die Abstimmung zwischen Wein und Gewürzen. Dass die nicht einfach ist, zeigt auch der Test an der Spieluhr: Hier schenken die Mainzer Winzer Glühweine aus, der rote kommt von Weingut Stenner aus Mainz-Hechtsheim – eine Cuvee aus Regent, Dornfelder, Portugieser und Spätburgunder.

Durchhaltevermögen: Auch an Glühweinstand Nummer neun wird noch mit wachen Sinnen verkostet, diskutiert und benotet. - Foto: gik
Durchhaltevermögen: Auch an Glühweinstand Nummer neun wird noch mit wachen Sinnen verkostet, diskutiert und benotet. – Foto: gik

Doch bei den Gewürzen winkt die Jury in diesem Jahr einhellig ab: Im Paket von Holunder, Zimt, und Nelke dominiert eine Zutat – die Bittermandel. „Der macht en pelzig Zung'“, bringt Daniel es in schönstem Meenzerisch auf den Punkt, Gisela steuert das hochdeutsche Fachwort bei: Der Wein ist adstringierend und hinterlässt einen trockenen Mundraum – schade. Gleich nebenan wartet dann die nächste Überraschung: Eine dunkelrote Cuvee aus Dornfelder und Regent, der man gar nicht glauben kann, dass sie Jahrgang 2023 ist.

„Die schönste Farbe auf dem Markt“, findet Daniel, und kommt geradezu ins Schwärmen: „Das ist für mich ein Glühwein: schöne Farbe, schöner Geruch, schöner Abgang – so muss ein Meenzer Glühwein!“ Ein absolut klassischer Weihnachts-Glühwein, findet auch Andreas, doch Anke konstatiert: „Er schmeckt sehr gut, lecker, aber mir ist er eine Spur zu süß“ – die leichte Abwertung führt am Ende den Dohlmühle-Glühwein auf Platz zwei. Denn auch Gisela findet: „Der Glühwein ist toll, aber mir fehlt ein bisschen das Besondere, das Spannende an dem Wein.“

Glühwein der Mainzer Hofsänger und ein zufriedenes Fazit

Dafür findet ausgerechnet die Fastnachtsjury hier am Stand von Alexander Eil einen Fastnachts-Glühwein – der Mainzer Hofsänger. Winzer Wolf aus Lörzweiler ist Mitglied des berühmten Fastnachtschors, und hat einen eigenen Hofsänger-Glühwein kreiert, der hier ausgeschenkt wird. „Der riecht wie ‚So ein Tag#“, jauchzt Daniel prompt in Anspielung auf den berühmtesten Hit der Hofsänger, Andreas ist er zu süß, doch Gisela gerät ins Schwärmen – die Rebsorte Syrah sorgt für einen würzigen und wein-lastigen Ausnahme-Glühwein, der allerdings außer Konkurrenz lief.

Glühwein der Mainzer Hofsänger vom Lörzweiler Weingut Wolf. - Foto: gik
Glühwein der Mainzer Hofsänger vom Lörzweiler Weingut Wolf. – Foto: gik

Und so steht denn auch am Ende vor allem ein Fazit: So schwer war es noch nie, ein Ranking unter den Glühweinen zu erstellen. „Es sind alles sehr gute Glühweine, alle haben sie eine eigene Note, keiner ist kopierbar“, bilanziert denn auch Anke am Ende der Verkostungsrunde. Das sei für sie die große Erkenntnis des Testes: „Man achtet ja sonst nie darauf, wie unterschiedlich die Glühweine schmecken. Ich wäre da nie drauf gekommen, und finde das total cool – ich werde künftig mit anderen Augen über den Markt gehen.“

„Ich bin überrascht ob der Vielfalt“, sagt auch Andreas: „Du hast sonst immer so deine Stände, wo du hingehst, jetzt erlebst du andere Rebsorten, andere Würze – das ist echt eine Horizonterweiterung.“ An manchen Ständen wäre er nie auf die Idee gekommen, dort einen Glühwein zu trinken, bekennt Daniel – jetzt gehört einer dieser Stände sogar zu seinen Favoriten. „Die Qualität auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt ist 1A“, betont auch Gisela, „der Trend geht zu weniger süßen Glühweinen – so kommen die Weine besser zur Geltung. Das ist ein tolles Ergebnis für die Great Wine Capital Mainz.“

„Was mich am meisten überrascht hat, ist die Zusammensetzung, dass mit so vielen verschiedenen Rebsorten gespeilt wird“, sagt Daniel am Ende: „Dass da jeder Winzer seine eigen Note reinbringt, das fand ich sehr spannend.“ Und so konstatiert der KCK NOW-Präsident am Ende: „Wer hier keinen gescheiten Glühwein findet, dem ist nichts recht zu machen- das ist wie mit der Meenzer Fastnacht: Wer da keine Sitzung für sich findet, dem ist auch nicht zu helfen.“

Info& auf Mainz&: 3,5 Stunden haben wir uns wieder einmal für den Mainz&-Glühweintest Zeit genommen, in diesem Jahr gilt noch mehr als zuvor: Alles Ranking ist subjektiv – über Geschmack lässt sich eben nicht streiten. Drum gehet hin und testet selbst, denn genau das will dieser Test: Lust machen auf die Glühweine des Mainzer Weihnachtsmarktes. Probiert Euch durch, findet Euren eigenen Favoriten! Ein dickes Dankeschön geht auch an den Reibekuchenstand der Familie Lemoine aus Mainz-Hechtsheim, die uns mit ihren tollen Kartoffelpuffern half, bei so viel Glühwein die Balance im Magen zu behalten.

Wo die Glühweinstände stehen, könnt Ihr auf dem Plan des Mainzer Weihnachtsmarktes nachschauen, den es hier im Internet gibt. Und dies war das Ranking der Mainz&-Jury des Jahres 2023:

Die besten roten Glühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt:

    • Platz 1: Dornfelder 2023 vom Weingut Pitthan bei Martina Wingender (an der Krippe)
    • Platz 1: Cuvee aus Dornfelder & Spätburgunder (20%), Weingut Pitthan, bei Sascha Barth (Heunensäule, Marktmitte)
    • Platz 1: Regent 2022, Weinhaus Kissel (am Aufgang zum Brandzentrum)
    • Platz 2: Dornfelder & Regent 2023, Dohlmühle, bei Alexander Eil (Bühne unter4er Markt)
    • Platz 3: Portugieser & Dornfelder bei Marco Sottile (vor den Markthäusern)