Sie ist aktuell die Wirtschaftsdezernentin der Stadt Mainz, nun will sie Oberbürgermeisterin werden: Manuela Matz, 58 Jahre, Wirtschaftsjuristin, CDU-Politikerin. Geboren wurde sie in Karlsruhe, seit 22 Jahren lebt sie in Mainz. Ihr Politikansatz: pragmatisch, sachorientiert, bürgernah. Gut eine Woche vor der OB-Wahl am 12. Februar 2023 haben wir von Mainz& die Kandidaten zum Interview gebeten. Themen waren natürlich Verkehr, Wohnen und Stadtentwicklung – und der Wein: Matz schlägt eine Weinerlebniswelt auf der Kupferberg-Terrasse vor, ein Ein-Euro-Ticket für den Nahverkehr. Und auch um ein Statement auf Englisch haben wir die Kandidaten gebeten – denn der OB von Mainz ist auch oberster Repräsentant der Stadt.

CDU-OB-Kandidatin und Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz im Mainz&-Interview mit Gisela Kirschstein. - Foto: gik
CDU-OB-Kandidatin und Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz im Mainz&-Interview mit Gisela Kirschstein. – Foto: gik

In einer Woche wählt Mainz ein neues Stadtoberhaupt, bisher stellten die Sozialdemokraten in den vergangenen 74 Jahren stets den Mainzer Oberbürgermeister, doch mit dem Abgang von Michael Ebling (SPD) in Richtung Innenministerium werden die Karten neu gemischt – der Ausgang der Wahl ist offen wie nie. Die OB-Kür ist eine Personenwahl, deshalb haben wir sechs der sieben Kandidaten zum Interview gebeten: Wir wollen Euch Ideen, Konzepte und Visionen, aber eben auch die Person präsentieren, die sich da um das höchste Amt der Stadt bewirbt. Denn der Mainzer OB ist geschlagene acht Jahre im Amt – da lohnt sich ein genauer Blick.

Den Anfang unserer Interview-Serie macht Manuela Matz: Die CDU-Politikerin war im vergangenen Jahr die erste, die von ihrer Partei ins Rennen um den OB-Sessel geschickt wurde. Die 58 Jahre alte Wirtschaftsjuristin ist seit Ende 2018 Wirtschaftsdezernentin von Mainz – ins Amt gekommen per Zufall: Ihr Vorgänger Christopher Sitte (FD) schmiss überraschend wenige Tage vor seiner Wiederwahl hin. Seither kämpft Matz gegen eine Übermacht von Grünen, SPD und FDP in Stadtvorstand und Stadtrat, nun möchte sie trotzdem in den Chefsessel.

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Pragmatische Sachpolitik, Masterplan Verkehr – und ein Tattoo

„Ich bin der Sache und der Stadt verpflichtet“, sagt Manuela Matz von sich selbst im Mainz&-Interview, sie habe in den vergangenen vier Jahren vieles in der Stadt gesehen, „was man besser machen kann.“ Was ist an ihr typisch CDU, haben wir sie gefragt – und was ist untypisch? Sie sei Werte-orientiert, aber auch „Neuem aufgeschlossen, bin sehr neugierig“, sagt Matz, und bekannte: „Ich bin auch ein Stück weit cool – ich habe zum Beispiel ein Tattoo.“

Wahlplakat Manuela Matz: Ein-Euro-Ticket für den Nahverkehr. - Foto: CDU Mainz
Wahlplakat Manuela Matz: Ein-Euro-Ticket für den Nahverkehr. – Foto: CDU Mainz

In der Kommunalpolitik, solle es mehr um Sach- als um Parteipolitik gehen, betonte Matz auf unsere Frage weiter. „Wir sind in vielen Fragen gar nicht so weit voneinander entfernt, und das ist auch richtig so“, betonte die Politikerin: „Die Konzepte für Lösungen sind eigentlich recht ähnlich.“ Eine mehr überparteiliche Zusammenarbeit statt eherner Lagerbildung im Stadtrat – wie in den vergangenen Jahren – sei „wünschenswert“, findet sie.

Knapp 40 Minuten haben wir über Baustellen in Mainz, den Verkehr, das Thema Wohnen geplaudert. Matz will einen „Masterplan Verkehr“, ein Gesamtverkehrskonzept für die Stadt, das alle Verkehrsträger berücksichtigt. „Wie schaffen wir es, alle Verkehrsteilnehmer sicher und flüssig durch die Stadt zu bekommen“, beschreibt Matz ihren Ansatz, sie will die Verkehrsträger voneinander trennen und Anreize schaffen für den Umstieg auf den ÖPNV.

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Ein-Euro-Ticket im ÖPNV, Tempo 30 an Kindergärten

Autos aus der Stadt zu verbannen, hält sie für falsch, stattdessen will sie dafür sorgen, dass der Pkw-Verkehr fließt, statt im Stau steht: „Es gibt nichts, was so unökologisch ist, wie ein Stau“, betont Matz. Gleichzeitig will sie den ÖPNV deutlich günstiger machen, ein Ticket soll einen Euro kosten. Tempo 30 sei „ein absolutes Muss“ vor Kindergärten, Schulen, in Wohngebieten. „Aber wir brauchen auch Hauptverkehrsachsen, auf denen der Verkehr fließen kann“, betont sie – da könne Tempo 50 Sinn machen.

Die Kupferbergterrasse, historischer Ort der Sektherstellung auf dem Mainzer Kästrich. - Foto: gik
Die Kupferbergterrasse, historischer Ort der Sektherstellung auf dem Mainzer Kästrich. – Foto: gik

Als Wirtschaftsdezernentin ist Matz auch zuständig für das Thema Wein, und hier findet sie: Die „Great Wine Capital“ Mainz müsse künftig noch sichtbarer werden. In anderen Städten wie Porto oder Bordeaux gebe es ganzheitliche Weinerlebniswelten, das seien große touristische Anziehungspunkte. „Wir brauchen so etwas ganz, ganz dringend“, betont Matz. Auf die Frage, warum sie es dann bisher nicht umgesetzt habe, antwortete sie: „Ich habe mehrere Vorstöße gemacht, die Konzeption liegt in der Schublade“, betont sie, „aber die Ampel-Koalition will das nicht“ und habe bisher alle Vorstäß0e abgelehnt.

Als Ort einer Weinerlebniswelt schwebt Matz die Kupferbergterrasse vor: Mit den tiefen Kellern und den großartigen Räumen von Traubensaal bis Bismarcksaal stünden herausragende Räume zur Verfügung: „Das ist der geborene Ort für eine Weinerlebniswelt, da ist so viel Potenzial drin“, schwärmt Matz. Jetzt sei das Geld da, deshalb „verstehe ich nicht, warum man sich den Plänen so verschließt.“

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Restaurantschiff am Rhein, Sport im Steinbruch

Am Rheinufer könnte sich Matz ein Restaurantschiff vorstellen, aber auch Popup-Gastronomie, im alten Steinbruch der Portland in Weisenau hält sie ein Sport-Areal für denkbar. In der Innenstadt „schwebt mir mehr Bäche, mehr Brunnen und mehr Bäume vor“, alte Mainzer Bäche wie den Vilzbach oder der Zahlbach würden sie gerne wieder ans Licht zurückholen – und einen Wasserspielplatz in der Innenstadt etablieren.

Der alte Steinbruch in Mainz-Weisenau: Baggersee, Naherholung, Sportgelände? -Foto: gik
Der alte Steinbruch in Mainz-Weisenau: Baggersee, Naherholung, Sportgelände? -Foto: gik

Auch um das Thema Wohnen und Bauen, niedrigere Mieten und einen neuen Stadtteil drehte sich das Gespräch – Matz will einen ökologischen Stadtteil wie in Freiburg. Bürgerhäuser-Mieten für Vereine und die Finanzierung der Sicherheitskosten in der Fastnacht waren weitere Themen – schaut mal rein, macht Euch selbst ein Bild. Wir haben die Kandidatin auch gefragt: Wie würde sie einen Staatsgast im Mainzer Gutenberg-Museum begrüßen und ihn in die Druckerwerkstatt führen – und zwar auf Englisch? Und: Was sehen wir in acht Jahren in Mainz am Ende einer Amtszeit einer Oberbürgermeisterin Manuela Matz? Die Antworten findet Ihr hier auf Youtube im Video in voller Länge.

Info& auf Mainz&: Das Gespräch mit Manuela Matz fand am 31. Januar 2023 in der Geschäftsstelle der CDU Mainz statt, die Fragen stellte Mainz&-Chefredakteurin Gisela Kirschstein. Das ganze Interview könnt Ihr hier auf Youtube. Mehr zu Manuela Matz und ihrem Programm lest Ihr hier bei Mainz&, oder hier auf ihrer Internetseite. Alles rund um die OB-Wahl in Mainz mit dem ersten Wahlgang am 12. Februar 2023, findet Ihr hier in unserem Mainz&-Wahldossier.

Interview& zur OB-Wahl: Mainz& hat sechs der sieben OB-Kandidaten zum Interview geladen, Lukas Haker von „Die Partei“ haben wir nicht gefragt – der Kandidat ließ sich zuletzt im Wahlkampf so gut wie nicht mehr blicken. Die Interviews mit den anderen Kandidaten findet Ihr hier: