Die Stadt Mainz bekommt 22 neue Straßenbahnen: Ab 2028 sollen neue und hochmoderne Straßenbahnen der Marke „Škoda ForCity“ durch Mainz rollen – am Dienstag wurde der Vertrag zwischen der Mainzer Verkehrsgesellschaft und dem tschechischen Unternehmen Škoda unterzeichnet. Die neuen Fahrzeuge sollen 22 alte Straßenbahnen ersetzen, die zum Teil 40 Jahre alt sind. Die Škoda ForCity-Reihe soll dabei leiser und zuverlässig sein, jede Bahn kann 258 Fahrgäste befördern, davon 96 auf Sitzplätzen. Die Mainzer Verkehrsgesellschaft lässt sich die Anschaffung stolze 100 Millionen Euro kosten.

Das waren die alten Variobahnen, die 2015 nach dem Bau der Mainzelbahn angeschafft wurden. - Foto: MVG
Das waren die alten Variobahnen, die 2015 nach dem Bau der Mainzelbahn angeschafft wurden. – Foto: MVG

Anfang Mai hatte der Aufsichtsrat der Mainzer Stadtwerke AG in einer Sondersitzung gemeinsam mit dem Aufsichtsrat der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) der Beschaffung von 22 neuen Straßenbahnen durch die MVG zugestimmt. „Als nachhaltig agierendes kommunales Unternehmen“ seien die Stadtwerke „natürlich auch in der Verkehrswende“ aktiv, sagte der Stadtwerke-Vorstandschef Daniel Gahr – die sei aber ohne einen gut ausgebauten Öffentlichen Personennahverkehr nicht möglich. „Straßenbahnen sind dabei gegenüber Bussen eindeutig im Vorteil, weil sie komfortabel, schnell, umweltfreundlich und leistungsfähig sind“, betonte Gahr.

Mainz setzt seit mehreren Jahren stark auf den Ausbau des Straßenbahnnetzes, gerade wird die neue Querspange in der Binger Straße gebaut, trotz Haushaltsloch werden die Planungen für einen Innenstadtring sowie eine neue Strecke zum Heilig-Kreuz-Areal vorangetrieben. Letztere soll auch entlang der Mainzer Universitätsmedizin führen, um die größte Klinik des Landes noch besser an den Hauptbahnhof anzubinden – Straßenbahnen können mit einer Fahrt deutlich mehr Fahrgäste befördern als Busse, sind dafür aber auch an das Schienennetz gebunden. Auf der Wunschliste steht zudem eine Straßenbahnverbindung nach Mainz-Ebersheim.

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Neue Straßenbahnen von Škoda: Ersatz für 40 Jahre alte Bahnen

Das Straßenbahnnetz in Mainz wächst also, die Passagierzahlen auch: 2024 erreichten die Fahrgastzahlen der MVG nach deren Angaben wieder den Rekordwert von rund 56,9 Millionen Passagieren, den man zuletzt im Vor-Corona-Jahr 2019 erreichte. Und die MVG rechnet mit weiter steigenden Zahlen, die 22 neuen Straßenbahnen sollen deshalb alte Züge ersetzen. „Um die Straßenbahn in Mainz auf Dauer zuverlässig zu betreiben, sind die neuen Fahrzeuge zwingend erforderlich“, betonten denn auch die beiden MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof und Florian Wiesemann: „Inzwischen stoßen wir mit unseren 30 bis teils über 40 Jahre alten Bahnen aber bei Wartung und Betrieb an unsere Grenzen.“

Die neue Škoda-Straßenbahnen sollen ab 2028 durch Mainz rollen, die MVG hat sie schon mal ans Gautor gestellt. - Grafik: Mainzer Verkehrsgesellschaft
Die neue Škoda-Straßenbahnen sollen ab 2028 durch Mainz rollen, die MVG hat sie schon mal ans Gautor gestellt. – Grafik: Mainzer Verkehrsgesellschaft

Nur mit neuen Fahrzeugen könne man dauerhaft einen verlässlichen, sicheren und modernen Straßenbahnbetrieb in Mainz ermöglichen, deshalb hatte die MVG im Februar 2024 ein europaweites Ausschreibungsverfahren gestartet, an dem sich mehrere namhafte Straßenbahnhersteller beteiligt haben. Das Rennen machte das tschechische Unternehmen Škoda, das zwischen 2028 und 2030 insgesamt 22 neue Bahnen nach Mainz liefern soll. Die Fahrzeuge für Mainz werden etwa 43,5 Meter lang sein und 5 Doppeltüren für den zügigen Ein- und Ausstieg haben. Jede Bahn kann rechnerisch 258 Fahrgäste befördern – davon 96 auf Sitzplätzen.

Die neuen Škoda-Bahnen sollen sechs Hochflurfahrzeuge (M8C von DÜWAG) ersetzen, die Baujahr 1984 und damit mehr als 40 Jahre alt sind, sowie 16 Niederflur-Straßenbahnen des Typs GT6M-ZR von ADtranz aus dem Jahr 1996. In den Hochflurbahnen fanden bislang etwa 139 Fahrgäste Platz, bei den Niederflur-Straßenbahnen von Adrantz sind es 143 Fahrgäste. Die Škoda-Bahnen können also deutlich mehr Passagiere transportieren, sind durch einen durchgehenden stufenlosen Fahrgastboden barrierefrei und haben einen großzügigen Multifunktionsbereich mit vier Rollstuhlplätzen und deutlich mehr Platz für die steigende Zahl von Kinderwägen, Rollatoren und Fahrräder.

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WLAN, Klimaanlage und stufenloser Fahrgastboden

Für die Fahrgäste gibt es in den neuen Bahnen zudem WLAN, USB-Lademöglichkeiten und große Informationsanzeigen. Und: Die Bahnen sind klimatisiert, sämtliche Leuchtmittel verfügen über stromsparende LED-Technik, so die MVG weiter. Die Škoda-Fahrzeuge gelten zudem als bewährt und zuverlässig, seit 2022 wurden bereits 150 dieser Fahrzeuge von Škoda ausgeliefert – unter anderem fahren Bahnen dieses Typs in Mannheim, Bonn und Kassel. Die genauen Details der Innenraumgestaltung sollen aber noch „auf die spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse der Mainzer Verkehrsgesellschaft und ihrer Fahrgäste angepasst“ werden, hieß es weiter.

Vertragsunterzeichnung mit einem Vertreter von Skoda sowie in Anwesenheit des tschechischen Botschafters. Seltsam: Aus der Stadt Mainz waren dabei neben OB Nino Haase (parteilos, hinten Mitte) nur Vertreter der Grünen anwesend - nicht aber von SPD und CDU. - Foto: MVG
Vertragsunterzeichnung mit einem Vertreter von Skoda sowie in Anwesenheit des tschechischen Botschafters. Seltsam: Aus der Stadt Mainz waren dabei neben OB Nino Haase (parteilos, hinten Mitte) nur Vertreter der Grünen anwesend – nicht aber von SPD und CDU. – Foto: MVG

Am Dienstag wurde nun in Mainz feierlich der Vertrag zwischen der MVG und Škoda unterzeichnet, der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) sprachen dabei von „einem Meilenstein auf dem Weg zum Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs in unserer Stadt.“ Der Ausbau werde hoffentlich dazu beitragen, dass in den kommenden Jahren noch mehr Menschen auf den ÖPNV umstiegen.

„Mainz ist eine Stadt mit einer reichen Straßenbahntradition und es ist großartig zu sehen, wie dieses Erbe durch moderne, nachhaltige Fahrzeuge weitergeführt wird“, freute sich Jan Christoph Harder, Präsident Region West & Nord der Škoda Group. Der Vertrag sei für Škoda „ein wichtiger Schritt, denn er bedeutet, dass unsere Straßenbahnen nun in der elften deutschen Stadt im Einsatz sein werden.“ Das stärke die Position auf dem deutschen Markt, und unterstreiche die führende Rolle als Lieferant von Straßenbahnen für Schmalspurgleise in Deutschland. „Wir sind bereit, Mainz mit zuverlässigen Fahrzeugen zu unterstützen, die den Einwohnern viele Jahre lang dienen werden“, versprach Harder.

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Investitionssumme: Mehr als 100 Millionen Euro

Wie wichtig der Vertrag für Tschechien ist, zeigte sich auch in der Anwesenheit des tschechischen Botschafters Jiří Čistecký bei der Vertragsunterzeichnung. „Ich gratuliere der Stadt Mainz zu ihrer Entscheidung, moderne Straßenbahnfahrzeuge aus Tschechien zu beschaffen“, sagte Čistecký: „Traditionelle Qualität, vereint mit neuester Technologie, hebt den Fahrkomfort auf ein neues Niveau.“ Auch sei dies „ein konkreter Ausdruck der strategischen Partnerschaft und Freundschaft, die unsere beiden Länder verbindet“, fügte der Botschafter hinzu.

Die neue Škoda-Straßenbahn, wie sie künftig durch Gonsenheim rollen soll. - Grafik: Mainzer Verkehrsgesellschaft
Die neue Škoda-Straßenbahn, wie sie künftig durch Gonsenheim rollen soll. – Grafik: Mainzer Verkehrsgesellschaft

Noch verständlicher wird die Freude beim Blick auf die Investitionssumme: Mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro sei die Beschaffung für die Mainzer Stadtwerke AG „ein finanzieller Kraftakt“, sagte Vorstandschef Gahr. Man sei deshalb sehr dankbar für die Unterstützung durch die Stadt Mainz und das Land Rheinland-Pfalz: Mainz hatte im Jahr 2024 einen Investitionskostenzuschuss von 12 Millionen Euro im Haushalt eingestellt, der nun auf das Jahr 2025 übertragen wurde. Zudem unterstützt das rheinland-pfälzische Mobilitätsministerium den Kauf mit rund fünf Millionen Euro zur „Förderung innovativer Komponenten“ an den neuen Straßenbahnen. Den Rest von mehr als 83 Millionen Euro müssen bislang die Mainzer Stadtwerke stemmen.

Straßenbahnsysteme seien in den großen Städten „das Rückgrat des ÖPNV“, sagte Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne). Mit ihrem Elektro-Antrieb sei sie „auch weitestgehend klimaneutral, und wegen der überwiegend eigenen Schieneninfrastruktur fast immer pünktlich.“ Auch die Mainzer SPD hatte bereits im Mai die Anschaffung als „starken Impuls für die Verkehrswende“ gelobt: „Die neuen Bahnen sind eine Investition in die Zukunft der Mobilität in Mainz“, sagte SPD-Verkehrsexperte Erik Donner: „Sie bieten mehr Platz, modernen Komfort und erleichtern vor allem mobilitätseingeschränkten Menschen sowie Fahrgästen mit Kinderwagen oder Fahrrädern den Zugang. Damit stärken wir den öffentlichen Nahverkehr ganz konkret und machen ihn noch attraktiver.“

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Lob und Mahnung der CDU: Finanziellen Spielraum im Blick behalten

Lob kam aber auch von dem neuen Koalitionspartner CDU: „Diese Investition in unseren ÖPNV ist wichtig und sorgt dafür, dass das Angebot für die Mainzerinnen und Mainzer attraktiver wird“, sagte CDU-Verkehrsexpertin Sabine Flegel. Das sei zudem „eine zukunftsorientiere Investition, die dafür sorgt, dass wir in einigen Jahren, wenn die ältesten Modelle unserer Straßenbahnen nicht mehr nutzbar oder zeitgemäß sind, vorbereitet sind und die Mainzer Straßenbahn auf das nächste Level heben können.“

CDU-Fraktionschef Ludwig Holle hatte im Mai jedoch auch angemahnt, den finanziellen Spielraum im Blick zu behalten: „Bei der aktuellen Haushaltslage müssen wir sicherstellen, dass sich Investitionen rentieren – das war die Grundlage für diese Entscheidung“, betonte Holle. Neue und größere Züge führten zu Einsparungen bei Wartungs- und Betriebskosten und sollten auch die Akzeptanz bei den Fahrgästen erhöhen. „Nun geht es darum, diese Investition wie geplant umzusetzen“, mahnte Holle zudem. Die Aufgabe der Mainzer Mobilität und des Aufsichtsrates sei es deshalb nun, „aktiv an dem Projekt dran zu bleiben und zu berichten.“

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