Wegen der Coronapandemie schloss die Stadt Mainz vor gut zwei Wochen alle Wertstoffhöfe im Stadtgebiet, der Landkreis Mainz-Bingen hatte das schon zum 18. März getan. Doch das bereitet nicht wenig Probleme: Bürger bleiben auf ausgedienten Elektrokleingeräten sitzen, Bauschutt in haushaltsüblichen Mengen kann auch nicht mehr entsorgt werden – und in vielen Gärten fällt jetzt viel Grünschnitt an. Die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel fordert nun, die Wertstoffhöfe wieder zu öffnen – unter Schutzmaßnahmen natürlich. In Wiesbaden geschieht das bereits.

Wegen der Coronakrise geschlossen: Das gilt auch für die Wertstoffhöfe in Mainz und Umgebung. - Foto: CDU Mainz
Wegen der Coronakrise geschlossen: Das gilt auch für die Wertstoffhöfe in Mainz und Umgebung. – Foto: CDU Mainz

Die Corona-Krise bringe einen erhöhten Entsorgungsbedarf bei vielen Abfällen, die zuhause anfielen, sagte Flegel, die Menschen würden ihre Zeit zu Hause intensiv nutzen, ihre Keller ausräumen und häufig im Garten arbeiten. „Die Leute wollen im Garten was machen, wissen aber nicht wohin mit dem Abfall“, sagte Flegel im Gespräch mit Mainz&: „Ich bin bereits von einigen Bürgern gefragt worden, was sie mit ihrem Grünschnitt machen sollen.“

Vor zwei Wochen hatte die Stadt Mainz wegen der Coronapandemie alle städtischen  Wertstoffhöfe und auch das Entsorgungszentrum in Budenheim geschlossen. Wer jetzt bei der Abfallberatung anruft, und fragt, was er mit dem alten Farbeimer vom Streichen oder dem kaputten Drucker machen soll, bekommt zur Antwort: „Das müssen Sie wohl noch ein bisschen einlagern.“ Für Grünabfälle verweist die Stadt auf die kompostierbaren Papiersäcke, die neben die Tonne gestellt werden können, die Säcke müssen allerdings für 1,55 Euro pro Sack gekauft werden.

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„Ich bin strikt dagegen“, sagte dazu Flegel. Die Säcke müssen gekauft werden, dafür müssten die Kunden aber in Geschäfte oder den Baumarkt gehen – und dort sei an den Kassen wesentlich mehr Betrieb als auf den Wertstoffhöfen. „Man sollte den Menschen wieder Angebote der Müllentsorgung unterbreiten“, sagt Flegel, ansonsten bestehe die Gefahr, dass Wildentsorgungen in der freien Landschaft deutlich zunähmen. Tatsächlich wird bereits vereinzelt von illegalen Müllablagerungen vor allem entlang Wirtschaftswegen in den Feldern berichtet. „Wir erwischen immer mal wieder illegale Müllentsorger, das muss man jetzt nicht noch befeuern“, bestätigt auch Flegel.

Wilder Sperrmüll in der Mainzer Neustadt - allerdings schon vor der Coronakrise. - Foto: gik
Wilder Sperrmüll in der Mainzer Neustadt – allerdings schon vor der Coronakrise. – Foto: gik

Eine Gefahr sieht man derweil offenbar auch im Mainzer Umweltministerium: zwei Wochen nach der flächendeckenden Schließung der Wertstoffhöfe appellierte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) an die Kommunen, die Wertstoffhöfe doch bitte nicht zu schließen. Diese leisteten „einen wichtigen Beitrag zur Entsorgungssicherheit“ und gehörten „zu den notwendigen Verrichtungen des täglichen Lebens“, sagte Höfken. Würden Wertstoffhöfe geschlossen, bestehe die Gefahr, dass noch mehr Müll über die Restmülltonne entsorgt werde – das aber könne „sowohl die Sammellogistik als auch die Kapazitäten in den Abfallverbrennungsanlagen überfordern“, warnte die Ministerin.

Die Bürger bat die Ministerin deshalb auch, auf spontane Entrümpelungsaktionen zu verzichten und auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. In dieser Situation sei ein hohes Sperrmüllaufkommen von den Entsorgungsbetrieben kaum zu bewältigen. Wie das gehen soll, während Umzüge weiter stattfinden und viele Menschen gerade Beschäftigung in Haus und Garten suchen, darauf antwortete die Ministerin auf Mainz&-Nachfrage nicht.

Es sei deshalb wichtig, die Wertstoff- und Recyclinghöfe wieder zu öffnen, forderte Flegel, natürlich mit entsprechenden Schutzmaßnahmen. „Selbstverständlich hat das Wohlergehen der städtischen Mitarbeiter eine hohe Priorität“, betonte Flegel, das gelte natürlich auch für die Sicherheit der Menschen, die die Wertstoff- und Recyclinghöfe besuchten. Eine Lösung könne sein, dass vorübergehend auf die Entsorgungsgebühr verzichtet werde, so könne der persönliche Kontakt bis auf ein Minimum reduziert werden, schlägt Flegel vor. Die Besucher könnten ihren Abfall selbst auf die Höfe fahren, die Mitarbeiter im Schutz ihrer Annahmestellen bleiben. Abtrenn-Maßnahmen könnten für den nötigen Abstand sorgen, wichtig sei zudem, die Mitarbeitern mit Schutzausrüstung auszustatten.

Der Recyclinghof in Budenheim bei Mainz. - Foto: Entsorgungsbetrieb Mainz
Der Recyclinghof in Budenheim bei Mainz. – Foto: Entsorgungsbetrieb Mainz

In Wiesbaden wird das bereits praktiziert: Die Stadt schloss zwar ebenfalls am 18. März alle Wertstoffhöfe, richtete aber schon zwei Tage später Sammelstellen für Gewerbetreibende und Bürger auf getrennten Wertstoffhöfen wieder ein. Man wolle so auch in Coronazeiten eine Entsorgungsmöglichkeit für zwingend zu entsorgende Abfälle und Wertstoffe gewährleisten, hieß es von der Stadt.

Seither gibt es eine Kleinannahme für Gewerbetreibende mit Gewerbeschein, auf dem Wertstoffhof in Wiesbaden-Nordenstadt können zudem auch Bürger dienstags bis freitags von 8.30 bis 17.00 Uhr Abfälle abgeben. Dabei werden immer nur fünf Autos gleichzeitig auf den Hof gelassen, eine Anlieferung mit Transporter oder Anhänger ist untersagt. Un die Anlieferung ist ausschließlich für Wiesbadener geöffnet, das werde mit dem PKW-Kennzeichen oder via Personalausweis oder Gebührenbescheid kontrolliert. Ein Kundenkontakt findet nicht statt.

Info& auf Mainz&: Wir haben die Stadt Mainz und den Landkreis Mainz-Bingen bereits vor zwei Tagen um eine Stellungnahme gebeten, eine Antwort haben wir bisher nicht erhalten. Mehr zum Thema Müll und Abfallentsorgung in Zeiten der Coronpandemie lest Ihr hier bei Mainz& – auch die Regeln, wie Corona-Infizierte ihren Abfall entsorgen sollen.

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