Was für eine wundervolle Nacht! Bei traumhaftem Sommerwetter und fast ohne Regen ist die Mainzer Johannisnacht am Freitag in ihre 49. Ausgabe gestartet. Und die Mainzer drängten sich in den Innenstadt, als gäbe es kein Morgen: Rappelvolle Bänke, rappende Musiker, schuftende Winzer und Wirte – Mainz feiert. Endlich. Den Sommer, den Wein und natürlich Johannes Gensfleisch zu Gutenberg. Der bekam am Abend einen Festkranz – und ein Festständchen: Von Gerd Gröhl und seiner historischen Orgel von 1888.
Um 19.54 Uhr war es endlich so weit: Sechs Händepaare drückten den symbolischen roten Startknopf, die 49. Mainzer Johannisnacht war eröffnet. „Man merkt, wo das Herz von Rheinhessen schlägt“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), die Johannisnacht sei „ein echter Magnet, ein echtes Volksfest“. Bis zu 500.000 Menschen erwarten die Organisatoren bis Montagabend in der Stadt, und die ersten ließen sich am Freitagabend auch nicht von ein paar verirrten Regentropfen abhalten. „Meenzer sind nicht aus Zuckerwatte“, rief Ebling: „Jetzt wird gefeiert!“
Und wie: In Scharen strömten die Menschen in die Innenstadt, flanierten über die LU, lauschten den ersten Bands auf dem Schillerplatz. Im Weindorf auf dem Markt zu Füßen des Doms gab’s auf den Bänken keinen einzigen freien Platz mehr, auf dem Leichhof herrschte dichtes Gedränge rund um die Stände der Mainzer Winzer. Es war aber auch eine zauberhafte Nacht: Zu den warmen Sommertemperaturen gesellte sich gelegentlich ein leichtes Lüftchen, die Wolken verzogen sich vom Himmel – und Petrus segnete Dom und Fest mit einem wunderbaren Regenbogen.
Riesenrutsche Toboggan war 1913 schon mal in Mainz
217 Stände ziehen sich vom Schillerplatz bis hinunter ans Rheinufer und weiter bis vors Schloss – hier steht erstmals in diesem Jahr der Rummel bei der Johannisnacht. Weil die Kaimauer marode ist, muss die Kerb umziehen, vor dem Schloss hingegen ist Platz für noch mehr Fahrgeschäfte – 18 sind es insgesamt. Hier steht auch das Riesenrad, ein Wahrzeichen der Johannisnacht sowie das Kettenkarussell, ein echtes „Rheinvergnügen“, wie die Schausteller die neue Location getauft haben.
Aber auch auf der LU, vor dem Theater, auf dem Leichhof, überall sind Buden und Karussells präsent, gibt es Reibekuchen, Bratwurst, Thai-Essen, Fischbrötchen, Crèpes und vieles, vieles mehr. Am Fischtorplatz standen die Besucher staunend vor einem nostalgischen Riesengerät: Der Toboggan ist eine 1907 erbaute Riesenrutsche von 52 Metern Länge.
Das wunderschöne Teil erlebte seine Premiere 1900 auf der Weltausstellung in Paris und galt einmal als größte reisende Rutsche der Welt. Und der Toboggan war 1913 schon einmal in Mainz, verriet Hans Peter Brümmendorf, Leiter des Amts für Wirtschaft Mainz&: „Wir haben die Genehmigungsurkunde im Stadtarchiv gefunden.“
Historische Karussellorgel von 1888
Und noch ein höchst nostalgisches Liebhaberstück begeistert in diesem Jahr die Besucher: Eine historische Karussellorgel aus dem Jahr 1888. Gerd Gröhl verriet Mainz&, dass er aus Hofheim im Taunus kommt und erstmals auf der Johannisnacht aufspielt. Seit 35 Jahren besitze er das historische Instrument, fasziniert von der Mechanik, die niemals aufgibt. „Wir sind damit schon viermal um die Welt gereist“, erzählte Gröhl.
47 Töne hat die Orgel und 153 Holzpfeifen, die unter anderem aufgeteilt sind in 4 Posaunen, 6 Trompeten, 6 Bourdon und ein Register Violinen, dazu ein 14-töniges Glockenspiel sowie Trommeln und Becken. Das ganze sorgt für einen unglaublich volltönenden Klang, mit dem Gröhl Opern- und Operettenmelodien spielen kann, Walzer, Märsche und Schlager – am Freitagabend ertönte aus der wunderschönen alten Orgel, na klar: der Narhallamarsch.
Festkranz für Gutenberg
Das Ständchen galt niemand Geringerem als Johannes Gutenberg, dem Buchdruck-Erfinder zu Ehren wird schließlich die Johannisnacht um den Namenstag Johannis herum gefeiert. Und in diesem Jahr bekam das Geburtstagskind auch wieder seinen angestammten Festkranz: Am Abend wurde der Ehrenkranz am Denkmal auf dem Gutenbergplatz aufgehängt.
Vier Tage lang feiert Mainz jetzt, was das Zeug hält – mit Buchdruckergautschen, Büchermarkt, Künstlermarkt, Kerb und ganz viel Wein. Was Ihr alles tun müsst? Nun, für jeden ist die Johannisnacht anders – aber in jedem Fall gibt es 8 Dinge, die man an der Johannisnacht getan haben muss. Alles andere zum Programm des größten Stadtfests Deutschlands und schönsten Volksfest am Rhein steht hier auf Mainz&.
Und natürlich haben wir schon ein paar erste Fotos für Euch mitgebracht. Viel Spaß, wir sehen uns!