Erschütternde Nachricht am Donnerstag in Mainz: Marita Boos-Waidosch ist tot. Die langjährige Mainzer Behindertenbeauftragte und Stadträtin starb überraschend am 1. Oktober – ausgerechnet an ihrem 72. Geburtstag, wie die Grünen am Donnerstag mitteilten. Trauer und Entsetzen sind groß, Boos-Waidosch war eine allseits hochgradig anerkannte Kämpferin für Behindertenrechte. „Die Mainzer Stadtgesellschaft hat eine hoch geschätzte und engagierte Bürgerin verloren“, sagte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). Auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) würdigte die Verstorbene.

Marita Boos-Waidosch war 25 Jahre Behindertenbeauftragte der Stadt Mainz, hier im Jahr 2014 auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt bei einem Termin zur Barrierefreiheit. – Foto: gik
Marita Boos-Waidosch war 25 Jahre Behindertenbeauftragte der Stadt Mainz, hier im Jahr 2014 auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt bei einem Termin zur Barrierefreiheit. – Foto: gik

Eigentlich kannte sie jeder, die kleine Frau, die mit einem großen Rollstuhl durch Mainz düste, unermüdlich im Einsatz für die Belange von Menschen, die sich mit Behinderungen durchs Leben schlagen. Unvergessen dabei aber immer ihre warmherzige und zugleich energische Ansprache, ihre Vereinnahmung der Gesprächspartner – Entkommen: unmöglich. Geboren wurde Marita Boos-Waidosch aber 1953 an der Mosel, vom 1. Mai 1993 bis zum 30.09.20218 arbeitete sie als städtische Angestellte im Mainzer Sozialamt, übernahm aber schon nach kurzer Zeit das Amt der städtischen Behindertenbeauftragten, das sie bis 2018 behielt.

Boos-Waidosch habe dabei „viele Grundlagen für Debatten zur Barrierefreiheit und inklusiver Maßnahmen gelegt, die in Mainz seither fest etabliert sind“, sagte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) am Donnerstag: „Sie war omnipräsent, hartnäckig und klar in ihren Forderungen zur Reduzierung von solchen Barrieren – sowohl baulich-räumlich als auch auf der übergeordneten Ebene. Sie mischte in mannigfachen Debatten mit, viele Ver- und Nachbesserungen sowie das strategische Vermeiden früherer Baufehler gehen auf ihr Engagement zurück – sie hat markante Standards mit etabliert.“

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Hochgeschätzte Bürgerin, Gesprächspartnerin und Streiterin

Für ihr Engagement wurde Boos-Waidosch unter anderem mit  der Gutenberg-Statuette der Stadt Mainz ausgezeichnet, zudem war sie Trägerin des Verdienstordens des Landes Rheinland-Pfalz. Dazu zählte sie zu den Gründungsmitgliedern beim „Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen“ (ZsL), das 1993 entstanden war und noch heute agiert. 2007 wurde sie Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Rheinland-Pfalz und zugleich die erste Frau mit Behinderung in diesem Amt. Bis zuletzt wirkte sie als Mitglied im Landesteilhabebeirat mit.

Würdigte das Wirken von Marita Boos-Waidosch: Der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). - Foto: gik
Würdigte das Wirken von Marita Boos-Waidosch: Der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). – Foto: gik

„Die Nachricht vom Tode von Frau Boos-Waidosch lässt uns fassungslos zurück“, reagierte OB Haase auf die Todesnachricht: „Unsere Gedanken sind ob dieser tragischen Nachricht bei ihrer Familie und allen Angehörigen, denen ich das tiefe Beileid und Mitgefühl im Namen von Verwaltung und des Mainzer Stadtrates ausspreche.“ Mainz verliere „eine engagierte und hochgeschätzte Bürgerin, Gesprächspartnerin und Streiterin – nicht allein für die Interessen und Belange beeinträchtigter Personengruppen.“ Mit ihr verliere Mainz „eine kompetente, stets sachlich und nahbar agierende, klare Persönlichkeit“, die viel zu früh verstummt sei.

Die Trauer um die langjährige Stadträtin sei groß, „zumal die Nachricht während des gestrigen Stadtrates noch nicht bekannt war“, sagte Haase weiter. Boos-Waidosch saß zuletzt für die Grünen im Mainzer Stadtrat, die reagierten geschockt: Man nehme „mit tiefer Betroffenheit und großer Trauer“ Abschied von Marita Boos-Waidosch, sie habe durch ihr unermüdliches Engagement für eine barrierefreie und inklusive Welt bleibende Spuren hinterlassen.

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Unermüdliche Streiterin für Behindertenrechte

„Mit Marita Boos-Waidosch verlieren wir nicht nur eine engagierte Kommunalpolitikerin, sondern eine leidenschaftliche Verfechterin der Barrierefreiheit und Inklusion“, sagte Grünen-Fraktionschef Daniel Köbler: „Ihr unermüdlicher Einsatz für die Belange von Menschen mit Behinderung hat Mainz nachhaltig geprägt.“ Boos-Waidosch habe sich zudem als begeisterte Kulturpolitikerin unter anderem im Kulturausschuss und im Aufsichtsrat von Mainzplus Citymarketing sowie im Theaterbeirat engagiert. „Ihr Engagement und ihre Begeisterung für ein vielfältiges städtisches Leben machten sie zu einer geschätzten Persönlichkeit weit über Parteigrenzen hinaus“, sagte Köbler.

„Wir trauern um eine große Streiterin für ein barrierefreies, inklusives und gerechtes Mainz. Vor allem aber trauern wir um einen wunderbaren Menschen, dessen Stimme und Engagement in unserer Stadt schmerzlich fehlen werden“, sagte Köbler. Auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) würdigte Boos-Waidosch als „unermüdliche Streiterin für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die wichtige Weichen für Inklusion und Teilhabe gestellt hat.“

Er habe Marita Boos-Waidosch als einen warmherzigen, engagierten Menschen erlebt, der sich mit Kraft und Leidenschaft für Barrierefreiheit in den Herzen und Köpfen der Menschen einsetzte, sagte Schweitzer: „Für viele Menschen hat das Tun von Frau Boos-Waidosch das Leben verbessert. Wir in Rheinland-Pfalz werden ihr Wirken in dankbarer Erinnerung behalten und ihr ein ehrendes Andenken bewahren.“

Auch Sozialministerin Dörte Schall (SPD) unterstrich, Boos-Waidosch habe mit ihrem Engagement „einen bleibenden Beitrag für Rheinland-Pfalz geleistet und sich um das Land und die Menschen verdient gemacht.“ Ihr lebenslanges Credo sei stets das Motto „Selbstbestimmung statt Bevormundung“, sagte Haase noch, und in genau diesem Wortsinne habe sie ihr Leben und ihr vielfältiges gesamtgesellschaftliches Engagement gestaltet: „Sie wird uns auf der politischen, als auch auf der menschlichen Ebene sehr fehlen.“

Info& auf Mainz&: Auch Mainz& trauert – wir haben Marita Boos-Waidosch sehr geschätzt. Mainz verliert eine große, warmherzige Persönlichkeit mit großem Kämpferherz.