Der Mainzer Rosenmontagszug ist das absolute Highlight der Fastnachtskampagne in Mainz und der drittgrößte der Republik – doch er hat ein Problem: Seit Jahren wird der närrische Lindwurm länger und länger. In der Kampagne 2025 brauchte der große Narrenzug gar ganze sieben Stunden, bis auch die Zugente das Ende erreichte, da dämmerte es schon. Der Mainzer Carneval Verein (MCV) zieht nun die Reißleine: „Der Rosenmontagszug muss kürzer werden“, teilte der MCV nun mit. Erreicht werden soll das durch eine Konzentration auf Mainzer Garden und Vereine. Auch bei der Finanzierung gibt es künftig Hilfe – und das Zugplakettcher wird endgültig zur Pflicht.

Es war 17.59 Uhr, als die Zugente den Mainzer Schillerplatz erreichte – da rollte der Mainzer Rosenmontagszug bereits seit sieben Stunden durch die Straßen von Mainz. Viele Narren bekamen von dem Ende aber gar nichts mehr mit: Lange vor dem Ende hatten viele Zuschauer erschöpft aufgegeben, oder taumelten bereits im Alkoholrausch dahin. Das traf nicht nur die Zugente: Auch die letzten Zugnummern – darunter traditionell der Gonsenheimer GCV oder der Mainzer Carneval Verein selbst samt Hofsänger – rollten bereits durch deutlich ausgedünnte Zuschauerreihen.
Dem MCV war schnell klar: Eine solche Überlänge des närrischen Umzugs war nicht mehr vermittelbar – und zudem ein Sicherheitsproblem. Denn die Zugente rollte bereits in die Dämmerung hinein, die meisten Umzugswagen haben aber keinerlei Beleuchtung, der Heimweg wurde zum Sicherheitsrisiko. Sieben Stunden habe der Zug 2025 vom Startschuss der ersten Zugnummern in der Boppstraße bis zum Eintreffen der letzten Wagen im Auflösungsbereich am Münsterplatz gebraucht, betonte nun der MCV: „Erst gegen 18 Uhr machten sich die letzten Wagen auf den Heimweg. Gerade in einer kurzen Kampagne wie etwa in 2026 wird dies zum Sicherheitsproblem.“
Rosenmontag 2025: Letzte Teilnehmer rollten in die Dämmerung
Deshalb will der MCV nun reagieren: Der Rosenmontagszug müsse im kommenden Jahr unbedingt kürzer werden, die Länge mit mehr als 9.500 Teilnehmern sie nicht mehr zu verantworten. „Die Organisation im Aufstellungsbereich stößt an ihre Grenzen, wir können das vor Ort logistisch nicht mehr händeln“, sagte MCV-Zugmarschall Thorsten Hartel. Die Anzahl der Zugnummern müsse daher dringend reduziert werden. Dazu kommt: 2026 ist Rosenmontag bereits am 16. Februar, „und da geht die Sonne bereits um ca. 17.45 Uhr unter“, betonte Hartel: „Viele Wagen sind unbeleuchtet und müssten im Dunkeln zu ihren Wagenhallen fahren, was ein erhebliches Sicherheitsrisiko birgt.“

Aber auch für das Publikum sei der siebenstündige Rosenmontagszug zu lang gewesen, das sei der allgemeine Tenor vieler Närrinnen und Narrhallesen gewesen, aber auch vieler Medien, die am Straßenrand den Rosenmontagszug mitverfolgten, so der MCV weiter. Deshalb habe sich ein Arbeitskreis über den Sommer Gedanken gemacht und ein Konzept entwickelt, wie man die Anzahl der Zugnummern reduzieren könne, ohne an Attraktivität zu verlieren.
Das Problem ist nicht neu: Schon der frühere MCV-Zugmarschall Ady Schmelz hatte immer wieder gemahnt, ein Rosenmontagszug mit Überlänge sei nicht zu verkraften, genutzt hatte es wenig: Die Teilnehmerzahlen stiegen ständig, inzwischen auf mehr als 9.500. Dabei hieß es schon vor 20 Jahren: Mehr als 9.000 Teilnehmer seien nicht mehr verkraftbar.
Rosenmontagszug nur noch für „Mainzer Vereine und Garden“
Die Lösung soll nun eine Konzentration auf Mainzer Garden und Vereine sein, „deren satzungsgemäßer Vereinszweck das närrische Brauchtum ist“, wie es beim MCV heißt. Das schließe aber ausdrücklich auch Garden und Vereine aus den rechtsrheinischen Wiesbadener Stadtteilen Amöneburg, Kastel und Kostheim ein. Dazu sollen insgesamt weniger Festwagen pro Verein zugelassen werden, Ausnahmen seien zu besonderen Anlässen wie etwa Jubiläen möglich. Auch für Musikgruppen und große Förderer der Straßenfastnacht seien Ausnahmen machbar.

Um die Vereine möglichst frühzeitig zu informieren, seien am vergangenen Wochenende Informationsschreiben verschickt worden, betont der MCV zudem: Zum einen an Vereine, die künftig nicht mehr am Rosenmontagszug teilnehmen können, zum anderen aber auch an die teilnehmenden Vereine, um sie über die Wagenbegrenzungen zu informieren. Um wie viele Teilnehmer der Umzug dadurch reduziert werden könnte, sagte der MCV allerdings nicht – Tatsache ist nämlich auch: Schon jetzt wird die große Mehrheit der Teilnehmer im Rosenmontagszug von Mainzer Vereinen gestellt, Gruppen von außerhalb sind die Ausnahme, wie man in der Zugaufstellung 2025 nachlesen kann.
Tatsache ist auch: Die Kosten für den großen Narrenumzug sind in den vergangenen Jahren explodiert, was vor allem an den hohen Sicherheitsauflagen liegt. Doch auch hier tue sich Gutes, teilte nun MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig mit: Vor wenigen Monaten sei die Mainzer Fastnacht eG „mit einer großartigen Idee auf den MCV zugekommen“, berichtete Schönig jetzt. Demnach könnten die Mitglieder der Genossenschaft „einen großen Teil der Kosten für die Motivwagen übernehmen“, diese Initiative sei bereits in einer Sondersitzung den eG-Mitgliedern vorgestellt worden.

Mainzer Fastnacht eG sponsort Motivwagen, Zugplakettcher Pflicht
So sollen in der nächsten Kampagne fünf der elf geplanten Motivwagen kostenmäßig von der eG übernommen werden. „Der MCV ist den Mitgliedern der eG sowie dem Vorstand und Aufsichtsrat der eG für diese Initiative sehr dankbar“, betonte Schönig. Die finale Entscheidung der eG-Mitglieder hierzu soll noch im Herbst erfolgen. Die großen dreidimensionalen Karikaturen sind das Aushängeschild des Mainzer Rosenmontagszuges, die großen Motive kosten allerdings pro Stück zwischen 10.000 und 12.000 Euro. Bereits in den vergangenen Jahren hatten einzelne Fastnachtsvereine sich an der Finanzierung der Motivwagen beteiligt.

Nun will der MCV generell die Teilnehmer des Rosenmontagszuges an der Finanzierung des närrischen Lindwurms heranziehen: Auch die anderen Vereine, die nicht in der eG organisiert sind, sollten an den Kosten beteiligt werden, betonte der MCV. Künftig müssen deshalb Garden und Vereine von außerhalb, die mit einem Wagen teilnehmen, eine Teilnahmegebühr von 1.900 Euro bezahlen. Außerdem seien die Zugteilnehmer, die weder eg-Verein noch Wagenteilnehmer sind, wie auch schon bisher verpflichtet, pro Person ein Zugplakettchen als Kostenbeitrag zu erwerben. Das Umhängefigürchen gilt als „Eintrittskarte“ für den Zug und kostete zuletzt 6,- Euro. Die Regelung sei auch schon bisher Bestandteil der Zugordnung gewesen, soll aber künftig strenger kontrolliert werden.
„Wir wissen, dass es für viele Vereine eine deutliche Zäsur ist, aber leider ist die Organisation des Rosenmontagszugs ohne diese Maßnahmen nicht mehr realisierbar“, betonte Schönig: „Wir sehen uns seit Jahren mit nicht mehr händelbaren organisatorischen Problemen sowie mit ständig steigenden Kosten und Auflagen konfrontiert und müssen daher die Finanzierung auf eine breitere Basis stellen. Wir alle wünschen uns eine friedliche und ausgelassen-fröhliche Straßenfastnacht und bauen auf das Verständnis und die Solidarität der beteiligten Garden und Vereine.“
Info& auf Mainz&: Mehr zum Rosenmontagszug mit Überlänge in 2025 könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.






