Es ist wieder einmal so weit: An Ostern könnt Ihr in der Reduit in Mainz-Kastel das mittelalterliche Osterspektakel erleben. Drei Tage lang, vom 20. bis zum 22. April, tummeln sich hier Ritter und Gaukler, Handwerker, Musiker und allerley fahrendes Volk aus der Zeit des hohen Mittelalters – sogar eine echte Falknerei ist wieder dabei. Das mittelalterliche Osterspektakel an der Reduit hat bereits eine feine Tradition in Mainz – der Markt ist wirklich liebevoll und vor allem auch weitgehend authentisch gestaltet. Keine Selbstverständlichkeit in Zeiten, da alles irgendwie Mittelaltermarkt heißen will… Wir haben schon vor zwei Jahren ausführlich über den Markt berichtet, nun wir waren jetzt noch mal da – und siehe da: Unser Bericht ist immer noch aktuell.
Erlebbare Geschichte, eine kleine Zeitreise, versprechen die Organisatoren von Pro History – und fahren dafür rund 100 Stände im Innenhof der Reduit auf. Da gibt es Gewandmacher und Krämer, Gewürzhändler, orientalische Bekleidung, Schmuck, Schwerter, Felle und Beerenweine, dazu aber auch alte Handwerkskunst und viel Wissen über die längst vergangene Zeit. Mittelaltermärkte sind nämlich nicht einfach nur Spektakel: Die Teilnehmenden beschäftigen sich oft eingehend mit der historischen Zeit, stecken viel Energie in die richtige Ausrüstung und können immer Geschichten rund um ihre Zeit und ihre Figur erzählen.
Darstellende Rollenspiele sind Mittelaltermärkte deshalb oft, Inszenierung, wie das Mittelalter gewesen sein könnte. Das ist spannend und macht Spaß – zumal das Mittelalter seinen Ruf als „finstere Zeit“ völlig zu Unrecht hat. Auch damals gab es Wissen und Schönes, und einfach hinreißend himmlisches Essen. Ritterpfanne und Spezialbiere, Holzofenbäckerei und Schwein am Spieß, all das findet Ihr an Ostern auch in der Reduit, dazu den legendären Dattelschlepper mit seinen unwiderstehlichen Süßwaren aus dem Orient. Kleine Ritter und Fräulein können sich bei Armbrustschießen und Mäuseroulette erproben, Kindertöpfern ausprobieren oder mit dem wunderbaren historischen Mini-Riesenrad fahren.
Für die großen Ritter gibt es Bogenbauzubehör und Schwerter, für die Mägde Geschmeide aus Gold, Silber und Bernstein, dazu Gewänder, Räucherwerk, edle Steine – kurz, alles, was das Herz begehrt. Dazu warten Nachtwind und Unvermeydlich mit mitreißenden Klängen auf Euch, es gibt echte Ritterkämpfe und Comedy Gaukelei, Stelzentheater und Feuershows. Ein besonderes Highlight ist die Falknerei ganz am Ende des Geländes Richtung Theodor-Heuss-Brücke: Hier könnt Ihr Falken und Eulen, Waldkauze und sogar eine Schneeeule bestaunen und gegen einen kleinen Obulus auch ganz echt auf die Hand nehmen.
Ein Tipp: Sprecht die Standbetreiber an und fragt sie, warum sie da sein, warum sie darstellen oder feilbieten, was sie eben feilbieten – die Standbetreiber und auch die Gewandeten, die in oft sehr authentische Gewandungen herum laufen, sind gerne bereit, Euch viele Hintergründe zu erzählen – auf Euch warten 1001 Geschichten aus dem Mittelalter und auch der heutigen Zeit.
Und natürlich gibt es auch allerlei Gaumenschauserei: Herrlich dicke Waffeln und süße Rosinenbrötchen, herzhafte Fladen mit Topping nach Wahl, Wutz vom Grill und auch allerlei Veganes und Vegetarisches. Dazu natürlich Bier und Met und Säfte und herrliche orientalische Tees – und vergesst bloß nicht, beim Dattelschlepper vorbei zu schauen: Hier gibt es die verführerischsten Süß-Knabbereien wie Rosenmandeln, türkischen Honig und auch frische, sauer Berberitzen.
Tatsächlich hat es all dies auch schon im Mittelalter gegeben, denn was immer Ihr vom „finsteren Mittelalter“ gehört habt: vergesst es! Das Mittelalter war vor allem eine sinnesfrohe Zeit, in der es natürlich Glaube und Aberglaube gegeben hat – aber ist das heute so anders? Die Menschen waren keineswegs so unwissend, wie wir das heute gerne glauben, es gab Forschung und Erfindungen und sehr viel hohe Handwerkskunst. Auswüchse wie Hexenverbrennungen sind keine Erscheinung des Mittelalters – sie kamen erst sehr viel später in „Mode“, in der beginnenden Renaissance-Zeit nämlich und im Dreißigjährigen Krieg von 1618-1648.
Die Ableitungen dazu – vor allem der berüchtigte „Hexenhammer“ – wurden auch durch den Buchdruck erst so richtig populär und verbreitet, um 1450 erfand den bekanntlich ein gewisser Johannes Gensfleisch zu Gutenberg in Mainz… Der Hexenhammer soll erstmals 1486 in Speyer veröffentlicht worden sein, das war die Zeit der beginnenden Renaissance, der Wiederentdeckung antiken Wissens – und in der blühte auch die Gegenbewegung: Aberglaube und die Verfolgung Andersgläubiger oder solcher, die mehr Wissen besaßen als andere… Ein hoher Wissender der Buchdruckkunst findet sich im Übrigen auch auf dem Mittelaltermarkt – also gehet hin und entdecket all die schönen Dinge und die Geschichten dazu!
Info& auf Mainz&: Mittelalterliches Osterspektakel in der Reduit vom 15. bis 17. April 2017. Infos und Programm findet Ihr hier im Internet, der Eintritt kostet für Erwachsene 10,- Euro pro Tag, gewandete Kinder und sonstige Ermäßigungen 6,- Euro. Öffnungszeiten: Samstag 11.00 Uhr – 21.00 Uhr, Sonntag 10.00 Uhr – 21.00 Uhr und Ostermontag 10.00 Uhr – 19.00 Uhr.